Review: „Ich bin Batman” #3

Das ist der letzte Band der eigenen Serie des Next Batman. Heißt es da nun „Ende gut, alles gut“ oder doch „lieber ein Ende mit Schrecken, statt ein Schrecken ohne Ende“. Das klären wir in dieser Rezension zum letzten Band von „Ich bin Batman”.

Titel: Ich bin Batman #3: „Mitternachtsdetektive”
Original: I am Batman #11 – 18

Story: John Ridley
Artwork: Christian Duce, Tom Derenick, Eduardo Pansica, Julio Ferreira
Farben: Rex Lokus, Romulo Fajardo Jr.

Verlag: Panini
Seiten: 212
Preis: 25,- € (Softcover)

VÖ: 13.06.2023


Das war es schon wieder mit Jace Fox als Batman, zumindest in seiner regulären Serie. Denn mit diesem dritten Sammelband (und nach 18 US-Heften) endet „Ich bin Batman. Wir danken zunächst Panini für das Review-Exemplar, das wir für diesen Abschluss bekommen haben.

Dieses Experiment, einem schwarzen Mann Maske und Cape zu überantworten, ist noch ein Überbleibsel der einstmals geplanten 5G-Initiave (noch geplant unter Dan DiDio) und hat unter all jenen, die immer noch nicht vom Kulturkampf gelangweilt sind, selbstverständlich für Kontroversen gesorgt.

Eines der schlüssigeren Gegenargumente war dabei die Frage, warum man nicht einfach Batwing, Luke Fox, zu Batman hat werden lassen, anstatt nun dessen Bruder zu erfinden, um diesen dann gleich in diese neue Rolle zu zwingen.

Denn gezwungen, so fühlte sich zumindest der Auftaktband Second Son an, den ich sowohl von Story als auch insbesondere vom Artwork schon als nah an der Grenze des Vertretbaren empfand.

Dann folgte der schon etwas stabilere Band 1 von „Ich bin Batman” und dann selbstverständlich Ausgabe 2, in der Batman/Jace Fox endlich angekommen zu sein schien, nicht zuletzt in New York, wo es für ihn und seine Verbündeten nun einfach mehr Raum zum Atmen gab. Mit dem Schwung aus seinem Vorgänger sollte also Band 3 einen fulminanten Abschluss schaffen können.

INHALT

In der ersten Geschichte erhält Batman zunächst ungebetene Unterstützung in Form von The Question, die ihn auch gleich noch dazu drängt, einen Fall aus den vorangegangenen Bänden ordentlich aufzuklären. Dabei dringen sie tief in die dunklen Machenschaften des New Yorker Polizeiapparats vor. Danach folgt ein Tie-In zu DCs Dark Crisis und schließlich folgt mit „Familiengeheimnis” der abschließende Storyarch des neuen Batman, der sich abermals intensiv um die Familie Fox dreht und für Jace ein schwer verdauliches Geheimnis offenbart.

WERTUNG

Die erste Geschichte hat mich noch sehr gut unterhalten. Sie führt den Ton aus Band 2 fort und bleibt weiterhin an den kleinen Leuten dran, ohne das große Ganzen aus den Augen zu verlieren. Auch die weiteren Personenkonstellationen sind geschickt in die Story eingewoben. Dieses Mal wird gar der Erzählstrang von Jaces Schwestern etwas interessanter. Doch leider holt nach der unsinnigen Dark Crisis-Unterbrechung der abschließende Dreiteiler wieder alles an Telenovela-Kitsch hervor, was doch im letzten Band schon so schön überwunden schien.

©DC Comics

Die vielen und großen Geheimnisse der Foxfamilie holen schließlich alle Familienmitglieder ein, da können sie nach New York oder Los Angeles oder in die Antarktis ziehen, sie entkommen all den schrecklichen Mysterien nicht. Aber wir bedauerlicherweise auch nicht. Dabei sind die Twists gar nicht so übel und man rätselt gar ein paar Seiten gern mit. Dennoch ist das nicht sonderlich ansprechend inszeniert und so erschallt im Hintergrund jedes Mal dramatisch die Cliffhanger-Musik der Lindenstraße, wenn wieder ein belastendes Geheimnis gelüftet wurde.

Sorry, das ist mir leider zu cheezy und manchmal auch unfreiwillig komisch. Schlimmer noch – jede Plotentscheidung wird um die großen Geheimnisse und die Taten der einzelnen Familienmitglieder passend gehäkelt, wie beim 90er-Jahre-Bergdoktor. Wenn man schon Familiendrama schreiben will, dann doch bitte gut. Was in dieser Familie passiert, ist noch weiter weg vom (Er)Leben normaler Leute als Prinz Harry.

Zum Ende hin wird die Geschichte auch zunehmend abstruser. Immer mehr Elemente werden hinzugefügt und die Handlung wird immer weiter gebogen, damit alles noch irgendwie zusammenpasst. Das ist einfach schlechtes Writing.

©DC Comics

©DC Comics

Wie gesagt stört außerdem, dass auch dieser Band erneut mit einem Eventeinschub unterbrochen wird. Besonders nervig ist dabei der für derartige Tie-Ins typische grafische Stilbruch. Ist dieser kurze Ausflug zu Dark Crisis nach anfänglichem Stolpern doch recht unterhaltsam, so ist er für die Hauptstory weder wichtig noch nützlich, was ihn ärgerlicherweise noch unnötiger macht.

Bleibt noch das Artwork. Ridley ist zwar weiterhin nicht sonderlich kreativ bei der Anordnung der Panel, aber Christian Duce macht (mit Unterstützung von Eduardo Pansica und Julio Ferreira) weiterhin einen soliden Job. Die Panel sind oft leider wenige, dafür aber ziemlich groß und teilweise etwas detailarm. Für Kolorist Rex Lokus gibt es stellenweise nicht viel zu tun. Doch das ist nicht immer so, manchmal werden uns Ecken von New York in all ihrer Pracht gezeigt, detailliert und ausgeschmückt. Gleichermaßen trifft das auf die meisten Szenen mit Batman zu. Die sind optisch jedes Mal ein Highlight.

©DC Comics

Mir ist der Verdacht gekommen, dass diese seltsame Fluktuation im Artwork ebenfalls auf John Ridleys Konto geht. Jedes zweite Panel ist ein Close-Up von irgendjemandem (meistens wie sie oder er redet). So werden ständig die übergroßen Gesichter präsent gezeigt, während die Hintergründe an Bedeutung verlieren. Im ersten Handlungsstrang ist all das auch noch nicht so auffällig. Aber spätestens in der letzten, der soapigeren Geschichte, sieht man immer nur die Personen im Vordergrund, meistens nur deren Köpfe, wie sie aus diesem oder jenem Winkel sprechen oder sich sorgenvoll die Stirn reiben. Da ist dann eben nicht mehr viel Platz für Ambiente.

Im Dark Crisis-Einschub hat das Gastzeichner Karl Mostert (hier mit den Farben von Romulo Fajardo Jr.) übrigens etwas cleverer gelöst. Auch dieses Abenteuer ist recht dialoglastig. Mostert hat aber den Winkel vergrößert, wodurch die agierenden Personen kleiner werden und der Künstler um sie herum mehr Handlungsspielraum hat. Trotzdem ist auch da im Hintergrund nicht viel mehr los als in den anderen Geschichten. Allerdings entsteht eine andere Dynamik, sodass die Akteure, allen voran Batman, beweglicher wirken.

Alles in allem aber schlägt sich – vor allem zum Ende hin – in Story und Artwork eine gewisse Unflexibilität nieder, die es mir immer schwerer gemacht hat, den Band wieder und wieder zur Hand zu nehmen, um ihn endlich mal zu beenden. Den ersten Storyarch hätte ich, so wie er hier ist, ohne Wenn und Aber gekauft. Das unsinnige Intermezzo als auch die Story zum Schluss, haben mir dagegen schwere Kopfschmerzen bereitet und ich würde John Ridley gern mal fragen, was er sich eigentlich dabei gedacht hat.

©DC Comics | Variant Cover für I am Batman #12 von Jorge Molina

FAZIT

MARIAN MEINT

Nach meinem Start mit Jace Fox hätte ich nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich mag den richtig. Ich mag Jace, ich mag seine Inszenierung als Batman, ich mag seine selbst gewählte Mission, ich mag seine(n) Gehilfen, ich mag die Interaktion mit der Polizei und einzelnen Protagonisten dort.

Aber die Fox-Familie, die finde ich einfach unerträglich. Kein Mensch braucht diese Art theatralischer Denver-Clan-Sippe mit all ihrer hysterischen Geheimniskrämerei, rund um ihre Luxusprobleme. Die Foxes sind eine steinreiche Familie und Ridley will uns die ganze Zeit erzählen, dass sie das auch verdient sind, ABER entgegen aller heutigen modernen Entwicklungen, die selbstverständlich auch an wohlhabenden Unternehmern nicht vorbeigegangen sind, sind diese Menschen nicht in der Lage, über auch nur ein Problem konstruktiv und angemessen zu reden. Das passt nicht zusammen und (da bin ich voreingenommen) das passt auch nicht zu meinem Bild von Lucius Fox bzw. seiner Einbettung in den Batman-Mythos.

Jace Fox als Batman, selbst mit seinem Hintergrund, hätte zu meiner eigenen Überraschung (mit vielleicht etwas aufregenderem Artwork) echt was werden können, aber nicht mit dieser seltsamen unzeitgemäßen Inszenierung seiner Familie.

Ein verkorkster Start, einige Fluktuationen in Storytelling und Artwork sowie eine Menge schlechter Entscheidungen haben diese Serie schließlich völlig ihres Potenzials beraubt. Um Jace/Batman ist es etwas schade, um diese Serie allerdings nicht.


Bei Panini kann man den Band über folgenden Link erwerben:


DISCLAIMER

Für die vorliegende Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Panini Comics Deutschland zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank!

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Batmanfan seit frühester Kindheit; besonders geprägt durch die Animated Series und die Dino-Comics.

2 Kommentare

  1. Comicheld sagt:

    Für einen schwarzen Batman fände ich eigentlich eine dunkelblaue Cowl sehr passend. Zu dunkelbrauner („schwarzer“) Haut würde das meiner Meinung nach einen schönen Kontrast ergeben 🙂

  2. Jonathan Hart sagt:

    Ein Film wäre auch nett eines Tages.

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