„Ich bin Batman“ ist die neue Serie mit und über Jace Fox, der nun in einem Batmankostüm steckt und des Nachts Verbrecher verfolgt. Diese Nummer Eins ist sein tatsächlicher Einstand als spitzohriger Vigilant und wir prüfen mit scharfem Auge, ob bzw. inwieweit das gelungen ist.
Titel: Ich bin Batman #1
Original: I am Batman #0-5
Story: John Ridley
Artwork: Travel Foreman, Norm Rapmund, Olivier Coipel, Stephen Segovia, Christian Duce, Laura Braga, Juan Ferreyra
Farben: Rex Lokus, Arif Prianto
Verlag: Panini
Seiten: 172
Preis: 20,- € (Softcover)
27,- € (limitiertes Hardcover)
VÖ: 12.07.2022
INHALT
„Ich kann Batman nicht nachäffen. Aber ich muss das werden, was er vielleicht mal war.”
– BATMAN/JACE FOX
Die Serie „Ich bin Batman“ ist der direkte Nachfolger des bodenlosen Origin-Versuchs „Batman: Second Son“. Doch keine Angst, allein schon die Story dieser ersten Ausgabe hebt sich in mindestens einem Punkt von seinem Vorgänger ab – sie versucht relevant zu sein.
Während die neue Batman-Persona zwar aus den Verstrickungen um das eher nur leidlich interessante Familiendrama der Fox-Sippe entspringt, so ergeben sich mit der Zeit doch ganze neue Aufgaben für diesen frisch gebackenen Helden(?)
Allem, was dem Joker-War und dem sogenannten A-Day nachfolgte, hat Gotham City zu einem noch ungemütlicheren Ort werden lassen. Simon Saint, der Magistrat, die Peacekeeper und die damit einhergehende verschärfte Gesetzeslage samt Null-Toleranz-Politik gegenüber maskierten Vigilanten hat auch die Batfamily weitestgehend aus der Stadt ferngehalten.
Zu allem Überfluss mischt da noch eine als „Die Seherin“ bezeichnete Instanz mit, die einen nicht unerheblichen Teil der Gothamer Bevölkerung mit der Verschwörungsgeschichte bindet, Staat, Bürgermeister, Polizei, Magistrat und „die Masken“ würden alle unter einer Decke stecken, um die Bürger zu unterjochen. Die Anhänger der Seherin bewaffnen sich also in guter republikanischer Tradition, um abermalig „das Volk“ gegen den Deep State zu verteidigen.
Der Next Batman hat also alle Hände voll zu tun, um innerhalb der unruhigen Stadt für Ordnung zu sorgen.
„Die Leute müssen an was glauben, … an Jemanden”
– BATMAN/JACE FOX
WERTUNG
Bei „Batman: Second Son“ hatte ich mich über zwei Dinge beschwert – über die belanglose Geschichte und den unfassbar schlechten Zeichenstil von Travel Foreman. Unseligerweise wird Letzteres in diesem Band zunächst fortgesetzt; aber nur in US-Nummer #0 von „I am Batman“ (lasst euch also nicht von der Leseprobe unten täuschen). Dann übernimmt zunächst Olivier Coipel das erste Heft und danach wechselnde Künstler(teams) die Zeichnungen und Tuschearbeiten, namentlich Stephen Segovia, Christian Duce, Laura Braga, Juan Ferreyra und Norm Rapmund. Für die Farben ist mehrheitlich Rex Lokus verantwortlich, lediglich in US-Ausgabe #1 koloriert ersatzweise Arif Prianto.
Man bemerkt auch, dass die zum Teil recht ungelenk wirkende Panelaufteilung offenbar auf John Ridley Mist gewachsen ist, immerhin setzt diese sich über den gesamten Band hinweg fort. Allerdings wissen das unterschiedliche Künstler ganz anders zu nutzen. Spätestens Stephen Segovia kann mittels dieser großen Fenster filmreife Actionsequenzen inszenieren und ab da macht das Lesen auch richtig Spaß. Das liegt vielleicht auch daran, dass man Batman hier vielfach in Aktion sieht und ja, auch dieser Batman kann ordentlich austeilen.
Tatsächlich wird es auch zunehmend spannender, der Entstehung und den ersten Schritten dieses neuen Batmans zu folgen. Zudem wird die Origin von Jace hier auch mehr unterfüttert, als es der gesamte Second Son-Band konnte. Auch wenn es die ein oder andere Katastrophe innerhalb der holprigen Biografie des Fox-Sprösslings gab, so bedarf es für sein Batman-Sein nicht dieser einen, alles verändernden Tragödie in der Kindheit. Jace nutzt vielmehr den Mythos, den Batman bereits um sich herum geschaffen hat, macht aber dennoch etwas Eigenes daraus. Er will ein neuer Batman sein, einer der sich (wieder) mehr um die einfachen Leute auf der Straße kümmert.
„Ich will helfen. […] Sagt so vielen wie möglich: Ich bin kein Mythos. Ich bin real und kämpfe für das, was gerecht ist. Wenn sie das ebenfalls tun, haben sie einen neuen Partner. Und die, die es nicht tun … sagt ihnen, sie haben jetzt ein Problem.”
– BATMAN
Zum Ende hin verliert John Ridley leider etwas den Fokus für seine Geschichte, was durchaus daran liegen kann, dass dieser Batman-Neubeginn eben auch irgendwo zwischen einige der unzähligen Events passen musste, die schon seit längerem in Gotham City keine Ruhe mehr einkehren lassen. Dem muss ein Autor eben Rechnung tragen, weshalb am Schluss etwas die Luft raus ist. Das macht aber nichts, denn für Band Zwei wird hier eine Neuorientierung angekündigt, die verspricht, dass Jace Fox bald als Batman etwas mehr Zeit und Raum bekommt, um sich in seiner neuen Rolle einfinden und entwickeln zu können.
Ich habe tatsächlich Hoffnung, dass das auch gelingt. Denn in „Ich bin Batman“ #1 haben Jace, seine Familie und die Erzählung um Batman herum bereits jetzt einen Qualitätssprung (im Vergleich zum Second Son) gemacht, der weit größer ist, als man ihn hätte erahnen können. Aktuell kann ich so noch vermuten, dass sich der aktuelle Status dieser Figur zum Besseren entwickeln wird, wenn Ridley ab der zweiten Ausgabe seinen Batman endlich freier erzählen darf.
FAZIT
MARIAN MEINT
Mit „Ich bin Batman“ #1 legen John Ridley und die (meisten beteiligten) Künstler einen soliden Start für diesen anderen Batman hin, der schnell die unterirdische Qualität seines Vorgängerbandes vergessen lässt.
Es ist ausreichend Luft nach oben, aber in den Anlagen kann man schon viel Gutes erkennen. Der Hauptcharakter bleibt noch etwas blass, aber Hintergrund und Motivation von Jace Fox weiß man alsbald zu greifen. Ein jeder, dessen Interesse geweckt ist, sollte es durchaus mal riskieren, in diesen Band hineinzusehen. Trotz des wechselnden Artworks und der Unebenheiten zum Schluss bekommt man ein gutes Gefühl für diesen neuen Batman und seine Mission.
Mich macht das neugierig auf mehr. Deshalb gebe ich der Reihe etwas Vertrauensvorschuss und lasse meine schwankende Wertungstendenz zur besseren Note kippen.
Dieser Batman hat reichlich Potenzial und ich will hoffen, dass dies nun in den Folgebänden angemessene Umsetzung findet.
Bei Panini liegt der Band jeweils im Soft- und Hardcover vor.
Ich bin Batman #1 (Softcover)
Ich bin Batman #1 (Hardcover)
Übrigens: Panini gibt in einer einer Preview noch ein paar weitere Einblicke.
LESEPROBE (bereitgestellt von ©Panini Comics)
DISCLAIMER
Für die vorliegende Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Panini Comics Deutschland zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank!
Finde es etwas verwirrend, dass es jetzt zwei Batmans gibt, Batgirls kann ich das noch verstehen, weil wir hier zwei Figuren haben, die den Titel Batgirl schon für sich beansprucht hatten. Jacen Fox ist halt eine vollkommen neue Figur, und ist schon komisch jemanden zu haben der nicht im Kontakt mit irgendeinem der Batman Familie steht.
Wo bei ich schon neugierig bin, wenn Bruce Wayne Batman auf Jacen Fox Batman treffen wird.
Irritiert bin ich jetzt nicht von den zwei Batmen. Aber Jace‘ Einführung nach Future State fand ich auch äußerst ungelenk. Das hätte man alles schöner und schlauer machen können.