Review: DC HORROR: „Angriff der Vampire“ 2 (von 2)

Auge um Auge und Zahn um Zahn! Es dürstet uns wieder nach derber Unterhaltung. Der Schrecken der die Nacht durchflattert, steht erneut auf besonders saftige Blutorangen … oder so ähnlich. 

Enthaltene Titel:
DC VS. VAMPIRES: HUNTERS #1
DC VS. VAMPIRES: KILLERS #1
Angriff der Vampire / DC VS. VAMPIRES #7-12

Autor*in: James Tynion IV & Matthew Rosenberg
Künstler*in: Mike Bowden, Eduardo Mello, Neil Googe & Otto Schmidt

Verlag: Panini
Seiten: ca. 212
Softcover: 25,00 €
Hardcover: 44,00 €
Status: abschließendes Paperback

Erschienen am 15.08.2023

©Panini Comics Deutschland

Liebenswerterweise hat uns Panini Comics Deutschland auch den zweiten Teil der Vampir-Storyline als Rezensionsexemplar zukommen lassen. Dafür geht ein liebevolles Dankeschön raus! Nach dem stark mittelprächtigen ersten Sammelband ANGRIFF DER VAMPIRE sollte man sich bewusst machen, dass an der Grundidee und ihrer fragwürdigen Logik nichts geändert wird. Es wird demnach wieder gebissen, zerrissen, erstochen und erschossen, ohne auf die eigentliche Motivation der Vampire einzugehen. Sie sind eben böse, weil das Skript es so vorgibt.

Mit den verschiedenen Charakteren, die uns diesmal vorgesetzt werden, scheinen sich die Autoren James Tynion IV und Matthew Rosenberg jedoch deutlich wohler zu fühlen. Das spürt man vor allem in den gelungenen Dialogen. Es ist durchweg alles etwas lebhafter und leichtfüßiger. Natürlich geht der zweite Sammelband damit nicht über das „Popcorn-Comic-Niveau“ hinaus. Aber er macht einige Dinge besser als sein Vorgänger.

BLOODSUCKING VAMPIRES? HOLD MY ARROW!

Nachdem zahlreiche große Namen aus der DC-Heldenriege gestrichen wurden oder gleich selbst als Vampire ihr Dasein fristen, werden die aggressiven Blutsauger von Dick Grayson angeführt. Leider erfährt man über ihn sehr wenig. Zumindest hat er sich in und um Smallville Menschenfarmen – eine lebende Blutbank sozusagen – eingerichtet und darüber hinaus den kompletten Planeten in Dunkelheit hüllen können. Beeindruckend! Das kann Green Arrow so nicht tolerieren und wir bekommen es erneut mit einem taktisch intelligenten und mächtig coolen Bogenmann zu tun. Oliver Queen alias Green Arrow ist für mich wieder ein absolutes Highlight. Er ist bedacht, clever, witzig, schwer verliebt und geht wissentlich direkt in die Höhle des Löwen. So abgebrüht muss man erstmal sein.

©Panini Comics Deutschland

Und auch Damian hat es mal wieder geschafft, bei mir an seinem Image zu arbeiten. Es ist schon erstaunlich, wie sich der unsympathischste Robin aller Zeiten doch in mein Herz gepöbelt hat. Seine konsequente Abneigung gegen alles wurde mittlerweile so oft gebrochen, dass ich im Grunde nur noch seine verletzliche und nachdenkliche Seite hinter seinen stetigen Beschimpfungen sehe. Und ausgerechnet dieser großkotzige Teenager ist nun selbst Vampir und kämpft gegen … Vampire? I love it!

„Ich wusste immer,
dass ich besser sein würde als du,
wenn ich älter bin.“

Auch wenn die Geschichte einige nette Ideen und sogar Wendungen parat hält, ist sie nicht sonderlich originell. Die Story verlässt sich auf den blutigen und erbarmungslosen Faktor, ohne dabei tiefgründige Verlustängste oder Motivationsüberzeugungen ergründen zu wollen. Dass das deutlich besser gelingen kann, hat SCHURKEN GEGEN ZOMBIES bewiesen. Und daran scheint man sich auch mit einem Auge orientiert zu haben.

STATT KLASSE – ENORME MASSE

Es werden so unfassbar viele Charaktere der DC-Welten zusammengewürfelt, dass es für den vertrauten Fan eine wahre Wonne ist, neben großen Namen wie Martian Manhunter, Swamp Thing, Constantine, Harley, Alfred, Catwoman, Supergirl, Batgirl und Black Manta auch immer wieder weniger populäre Gesichter zu treffen. Dazu zähle ich zum Beispiel Duke Thomas, Victor Zsasz, Punchline, Frankenstein, Hawkman, Beastman oder Professor Pyg. Aber ganz nebenbei schwirren auch Big Barda, Peacemaker und der Negative Man in den Panels herum. Diese Liste könnte ich noch viel weiter ausführen, aber entdeckt die Vielfalt doch einfach selbst.

„Hey, denkst du noch an die guten alten Zeiten, Canary?“

Besonders positiv ist die Tatsache, dass kaum ein Charakter sich so anfühlt, als sei er gezwungenermaßen hineingeschrieben worden. Für die Zeit seines Auftretens erhält auch Killer Croc eine sinnvolle Aufgabe, während er dann wieder völlig von der Bildfläche verschwindet. Und so bekommt jeder mal mehr und mal weniger zu tun. Für den ganz großen Opfertod bleibt dann leider keine Zeit mehr. Die emotionale Fallhöhe ist demnach besonders niedrig.

©Panini Comics Deutschland

In der chaotischen Vampirwelt ergeben die wildesten Zusammenstellungen aber auch irgendwie Sinn und so bin ich als Leser gar nicht dazu gekommen, einer Figur hinterherzutrauern. Das kann man durchaus so machen, aber Standing Ovations sollte man bei diesem literarischen Tiefflug nicht erwarten. 

„Harley, was machst du denn?!
Wieso bist du nackt?“

Zu dem durchweg guten Artwork gesellt sich dann noch eine Extraportion Humor, der bei mir unerwartet häufig gezündet hat. Damit meine ich nicht nur Damians verbale Ausraster, sondern vor allem die gekonnte Situationskomik, die sich aus den Charakteren ergibt. Allerdings muss man eben auch damit klarkommen, dass kaum zwei Seiten vergehen, wo nicht wieder eine sarkastische Bemerkung oder ein flacher Witz gestreut wird.

FAZIT: IN VIELEN DINGEN BESSER ALS SEIN VORGÄNGER

Der lockere Ansatz, die verschiedenen Charaktere, ihr Zusammenspiel, die kompromisslose Action und ein paar richtig nette Ideen machen diesen Sammelband deutlich besser als seinen Vorgänger. Ich kann mir diese Ausrichtung innerhalb der Reihe nur dadurch erklären, dass man die A-Riege der DC Charaktere nicht mehr sensibel bedienen musste, sondern jetzt deutlich rabiater im Umgangston werden konnte

„Hier ist ein hübscher Junge mit ’nem tollen @%§#$,
aber er manipuliert dich, Lady.“

©Panini Comics Deutschland

Wen kümmert noch, was Flash im ersten Sammelband angestellt hat, wenn der Thinker mit Hugo Strange Menschenexperimente durchführt, während Jayna mit einem Skelett Selbstgespräche führt und Plastic Man als Kobra Eingeweide zerdrückt? Hier geht es eindeutig um Schauwerte und nicht um einen tiefgründigen Inhalt. Fairerweise muss man dazu sagen, dass der erste Sammelband uns auch nichts anderes versprochen hat. Zwar hat dieser sich deutlich ernster genommen, konnte die versprochene Schwermütigkeit aber nicht transportieren. Allerdings bleiben auch bei Band Zwei die großen ikonischen Momente leider auf der Strecke und so wird die gesamte Vampir-Reihe nicht lange im Gedächtnis bleiben. Man sollte zudem wissen, dass es noch einen Begleitband namens BLUT-KOMMANDO gibt, der sich als Prequel inszeniert.

BEWERTUNG

Ich bin positiv überrascht. Mit dem abschließenden Paperback zum ANGRIFF DER VAMPIRE wurde ich durchweg gut unterhalten. Am ehesten ist die Ausrichtung des Comics mit DIE ZOMBIE-APOKALYPSE zu vergleichen. Es darf also wieder mehr als einmal gelacht werden, auch wenn bei den Vampiren der Gewaltgrad nicht zurückgeschraubt wurde.

Hardcover©Panini Comics Deutschland

Dieses Actionspektakel hat zudem noch ein „schönes“ Ende und den Pathos deutlich zurückgefahren. Damit fühlt sich dieser Band auch ganz anders an als sein Vorgänger und das muss sich in der Wertung ebenfalls widerspiegeln. Damit bekommt der zweite ANGRIFF DER VAMPIRE von mir gut gelaunte dreieinhalb Bat-Heads. Die gering gehaltene intellektuelle Anforderung sollte niemanden davon abhalten, mal in dieses blutige Potpourri der guten Laune hineinzuschauen. Bei eurem Comicladen des Vertrauens und direkt über Panini Comics Deutschland könnt ihr diesen Comic noch erwerben.


3½ von 5 Bat-Heads

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“You wanna get nuts? Come on! Let’s get nuts!” – Bruce Wayne (1989) / Lego Batman (2017) / Batman (2023)

1 Kommentar

  1. Martin sagt:

    Weil ihr gesagt habt der Joker sei die Paraderolle eines Schurken , der Trickster usw –

    Es gibt – das ist jetzt ein ganz anderes Genre – aber es gibt ein Videospiel (Persona 5) was ich ziemlich genial fand…
    ist halt ein RPG da geht es um eine Diebesbande die quasi Träume und Begierden von Menschen stiehlt und dadurch deren Charakter verändern – alles sehr surriel, abgedreht, comichaft – aber geniales Spiel – also absolute Empfehlung wer ein Herz für Rpgs hat – hat auch echt coole Wendungen und tausend frei spielbare Enden usw –

    und da heisst die Hauptfigur die du spielst eben auch anfangs „Joker“ und später „Trickster“ 😉

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