Review: „Batman – Urban Legends – Gothams dunkle Helden”

Der zweite Sammelband der Urban Legends-Reihe heißt „Gothams dunkle Helden” und versammelt ganze 11 Kurzgeschichten auf seinen 276 Seiten. Ob das dann zum Phänomen „Masse statt Klasse” führt, klären wir hier.

Titel: Batman: Urban Legends – Gothams dunkle Helden
Original: Geschichten aus Batman: Urban Legends #1-10

Storys: u. a. Matthew Rosenberg, Alyssa Wong, Kenny Porter, Christian Ward, Guillaume Singelin uvm.
Artwork: u. a. Belén Ortega, Max Dunbar, Luis Guerrero, Cian Tormey, Alejandro Sanchez, Marguerite Sauvage, Sweeney Boo, Chris Sprouse, uvm.

Verlag: Panini
Seiten: 276
Preis: 30,- € (Softcover)
44,- € (Hardcover)

VÖ: 13.09.2022


Die in den USA schon längst wieder eingestellte Anthologie-Serie „Batman: Urban Legends” sammelt (Fortsetzungs-)Kurz-Geschichten, die zum Teil über mehrere Hefte der Originalreihe verteilt waren. Hier besprechen wir die zweite Ausgabe, um uns in den nächsten Tagen auch noch Nummer drei ansehen zu können.

Den ersten Band habe ich hier besprochen und als recht unterhaltsam deklariert. Dennoch ist wichtig zu verstehen, worum es hierbei geht:

Urban Legends ist quasi das Mandalorian unter den DC-Comics. Hier werden im Kurzgeschichtenformat bereits bekannte Figuren vorgestellt, auf dass sie möglichst bald eine eigene Serie präsentiert bekommen.

Wurden aber im letzten Band mit Red Hood und Grifter nur zwei Kandidaten auf diesem Sprungbrett platziert, haben wir dieses Mal ganze elf Charaktere oder Teams in mehreren kleinen oder größeren Geschichten versammelt, weshalb ich die Inhaltsangaben kurz und die Wertung eher allgemein halten möchte. Zuvor aber geht unser Dank wieder an Panini, die uns diesen umfangreichen Band als Review-Exemplar zur Verfügung gestellt haben.

INHALT & WERTUNG

Tim Drake in: Die Summe unserer Teile
Meghan Fitzmartin (Geschichte), Belén Ortega (Zeichnungen) und Alejandro Sanchez (Farben)

Tim Drake/Robin verfolgt eine Reihe ungewöhnlicher Entführungen von Teenagern. Dabei gerät jemand in Gefahr, der ihm neuerdings sehr nahesteht. Diese kleine Selbstfindungsgeschichte Robins hat tatsächlich weltweit Schlageilen gemacht. Aus den falschen Gründen, wie ich finde. Denn viel spannender als Jugendliche, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben, sind jene Kräfte, die eigennützig und gewaltvoll genau diese Verletzlichkeit ausnutzen. Und in dieser Story sind diese hinreichend gefährlich dargestellt, damit sich eine spannende Geschichte entspinnt.


Tim Drakes Weihnachtsgeschichte
Meghan Fitzmartin (Geschichte), Alberto Jimenez Albuquerque (Zeichnungen) und Nick Filardi (Farben)

Erwartungsgemäß hat die Geschichte ein gutes Ende. Allerdings ist die Hinleitung etwas wirr und das Artwork überhaupt nicht mein Fall.


Fear State: Die Desinformations-Kampagne
Alyssa Wong (Geschichte), Vasco Georgiev (Zeichnungen) und Rain Beredo (Farben)

Hier handelt es sich um ein Batwoman-Abenteuer und eine Art Tie-In zum Fear-State-Event. Trotz dessen fand ich das Ganze lange Zeit recht spannend. Leider wird die Geschichte zum Ende hin etwas zäh und redundant.


Outsiders: Die Bewahrerin
Brandon Thomas (Geschichte), Max Dunbar (Zeichnungen) und Luis Guerrero (Farben)

Eine mächtige Gegnerin ist hinter Katana her und zieht auch die anderen Outsiders, Metamorpho und Black Lightning, in ihren Rachefeldzug hinein … und das nicht ganz zufällig, wie sich bald herausstellt.
Hier haben wir es mit einer unschuldigen, klassischen Superhelden-Abenteuer-Geschichte zu tun, was von Max Dunbars Zeichnungen noch unterstrichen wird. Sie wirkt wie mitten aus einem Outsiders-Comic herausgenommen. Das braucht niemand, aber es tut auch keinem weh.


Outsiders: Der Furchtsame
Brandon Thomas (Geschichte), Cian Tormey (Zeichnungen), Raul Fernandez (Tusche) und Alejandro Sanchez (Farben)

Etwas ernsthafter geht es da schon bei der zweiten Outsiders-Story zu, sowohl was die Geschichte, als auch das kantigere und atmosphärische Artwork betrifft. Hier versuchen die Outsiders zu verhindern, dass „Fear State“ tatsächlich zum „Future State“ wird und anfangs hat das sogar ein paar schöne „X-Men – Zeit der Apocalypse“-Vibes. Irgendwann wird die Handlung aber unübersichtlich und verliert an Fahrt.

©DC Comics


Der Geist in der Maschine – Ein Oracle-Abenteuer
Cecil Castelucci (Geschichte), Marguerite Sauvage (Zeichnungen und Farben)

Eine schöne, kleine Geschichte, die auch ohne Vorwissen gut funktioniert und ansprechend gestaltet ist.


Lady Shiva in: Todeswunsch
Che Grayson (Geschichte), Alberto Jimenez Albuquerque (Zeichnungen), und David Baron (Farben)

Aus vielerlei Gründen ist dies meine Lieblingsstory in dem Band, auch wenn sie hie und da etwas flach und kitschig daherkommt.


Der Superman-Schwinger
Camrus Johnson (Geschichte), Loyiso Mkize (Zeichnungen), Trevor Scott (Tusche) und Andrew Dalhouse (Farben)

Dabei handelt es sich um eine Batwing-Kurzgeschichte, die mit Oracle, Riddler, Killer Croc und einem zu lösenden Fall „batmanniger“ daherkommt, als viele der anderen Storys im Band.


©DC Comic | Variant by Mimi Yoon

Wildcard
Margeruite Bennett (Geschichte), Sweeney Boo (Zeichnungen) und Marissa Louise (Farben)

Ein Batgirl-Abenteuer, das hier voll und ganz seinen Zweck erfüllt – nämlich als Teaser Spannungspunkte setzt, die einen dazu animieren, einen Blick in die laufende Serie zu werfen. Mehr kann die Story dann auch nicht liefern. Dafür passt Sweeney Boos Artwork wieder wie die Faust aufs Auge für das Batgirl-Dreier-Team.


Blut gegen Blut
Matthew Rosenberg (Geschichte), Chris Sprouse (Zeichnungen), Karl Story (Tusche) und Pete Pantazis (Farben)

Ebenfalls nur ein Teaser für die einstige WildC.A.T.s.-Heldin Zealot. Die Geschichte ist aber schön actionlastig und wartet mit einem Justice League-Mitglied auf. Inhaltlich ist das natürlich alles nach 5 Minuten vergessen. Länger wird Matthew Rosenberg (den ich sonst sehr schätze) auch nicht an der Story gesessen haben.


Jäger oder Gejagte
Guillaume Singelin (Geschichte & Artwork)

Erstaunlich. Die am besten funktionierende Kurzgeschichte im ganzen Band hat nur wenige Dialoge und brennt ein sehr schön inszeniertes, beinahe filmisches Actionfeuerwerk im Mangastil ab. Sehr gut!


©DC Comic | Variant by Chris Burnham

Der Batman ohne Namen
Kenny Porter (Geschichte), Baldemar Rivas (Zeichnungen) und Alejandro Sanchez (Farben)

Ich kann mir nicht helfen, aber hier hat mich etwas die Nostalgie gepackt. „Der Batman ohne Namen“ findet im 853. Jahrhundert statt und Kenner der Materie wissen natürlich sofort, dass dies ein Rückbezug auf das einstige One Million-Event von DC war. Und diese Geschichte kommt auch mit allem daher, was dazu gehört, einschließlich Robo-Robin. Kann ich nicht schlecht finden.


Das kleine Schweinchen
Christian Ward (Geschichte & Artwork)

Experimentell, aber äußerst stimmig; gefällt mir. Leider fällt bei dieser letzten Geschichte die Übersetzung negativ auf, weil die zugrundeliegende Erzählung offenbar nicht bekannt war. Ein weiterer Wermutstropfen in diesem Band.


FAZIT

MARIAN MEINT

Ich habe wirklich mehrfach versucht, diesen Band anzufangen, wieder und wieder. Es fiel mir schwer. Hier sind ein paar unterhaltsame Geschichten enthalten, ja, aber meistens habe ich mich gefragt, warum ich dies oder das gerade lese(n soll). So werden im zweiten Urban Legends-Band die Talente all der beteiligten Künstler geradezu verbrannt. Im Gegensatz zu den DC Celebration-Bänden, die zwar auch Anthologien sind, aber immer einem bestimmten Thema folgen, bekommt man hier ein umfangreiches, aber auch sehr willkürliches Potpourri an DC-Geschichten.

Tatsächlich haben es aber ein paar der Storys weiter hinten im Band geschafft, meine Gesamtwertung ein wenig nach oben zu korrigieren. Doch als Alt-Leser fand ich den Rest meistenteils recht dröge. Für Neuleser hätte sich Urban Legends 2 eignen können, wenn die Geschichten nicht allerlei Wissen über den Status Quo der Figuren oder über aktuelle, serienübergreifende Events voraussetzen würden. Damit ist der Band weder Fisch noch Fleisch und bietet eigentlich kaum Mehrwert. Die erste Ausgabe hatte zwei(!) Geschichten. So hätte man das hier auch lösen sollen. Für „Gothams Dunkle Helden” kann ich somit leider keine große Empfehlung aussprechen.



Bei Panini liegt der Band jeweils im Soft- und Hardcover vor.

Batman: Urban Legends – Gothams dunkle Helden (Softcover)
Batman: Urban Legends – Gothams dunkle Helden (Hardcover)


DISCLAIMER

Für die vorliegende Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Panini Comics Deutschland zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank!

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Batmanfan seit frühester Kindheit; besonders geprägt durch die Animated Series und die Dino-Comics.

3 Kommentare

  1. Sören sagt:

    Mir hat die Story um Lady Shiva auch sehr gut gefallen. Ich finde sowieso, dass die Beziehung zwischen Cass und ihrer Mutter viel spannender ist. Als seiner Zeit die Beziehung zwischen Cass und David Cain. Da vor allem Shiva als eine Art Joker für Cass aufgebaut wurde, da Shiva nun mal genau weiß, welche Knöpfe sie bei Cass drücken, damit zu Killerin wird. Aber in dieser Geschichte zeigt sich Shiva, Cass in gewisser Weise liebt; sie wünscht, dass ihre Tochter glücklich ist.

    Leider gibt es bis jetzt noch keinen Hinweis darauf, ob die Comic-Serie: Batgirls nach Deutschland kommen wird.

    1
    • Avatar-Foto Marian sagt:

      Ich glaube leider, dass die auch nicht mehr kommt. Panini hat dem mehrfach eine Absage erteilt. Und irgendwann passt die Serie auch rein zeitlich nicht mehr zu den aktuell veröffentlichten Bänden.

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