Um die Wartezeit auf das kommende Videospiel „Suicide Squad: Kill the Justice League“ sinnvoll zu nutzen, haben wir von Batmannews das bereits veröffentliche „DC Justice League: Kosmisches Chaos“ angezockt.
„Sie sind die erklärten Gegner des Bösen! Sie sind die Rächer jeder Ungerechtigkeit! Für die mächtigen Helden der Justice League of America ist jedes Verbrechen ein Schandfleck, der ausgemerzt werden muss – egal, ob es aus der Unendlichkeit des Weltalls kommt… aus den Tiefen der sieben Weltmeere… oder in seiner ganzen Abscheulichkeit den Gehirnen der Menschen selbst entspringt! Vereint im Kampf für die Menschheit stellt sich diesen mächtigsten Helden unserer Zeit ein neuer, furchtbarer Feind entgegen… STARRO, der EROBERER!“
So oder so ähnlich hätte die Zusammenfassung der Story für das am 10.03.2023 erschienene „DC Justice League: Kosmisches Chaos“ lauten können. Es handelt sich jedoch um die einleitenden Worte des ersten JLA-Comics, nämlich „The Brave and the Bold #28“, in dem auch der gedankenkontrollierende Seestern seinen ersten Auftritt hatte. Seit dem ersten Aufeinandertreffen hat Starro mehrfach versucht, die Weltherrschaft zu übernehmen… mit mäßigem Erfolg. Spätestens seit James Gunns „The Suicide Squad“ erlebt der fünfarmige Antagonist eine Renaissance über alle Medien hinweg. Starro gegen die Super Sons! Starro gegen die Gotham Knights! Starro gegen die DC Legends! Und jetzt bzw. erneut Starro gegen die Justice League! Da der erste Kampf gegen die Superheldenvereinigung nicht von Erfolg gekrönt war, hat er sich die Unterstützung von Mr. Mxyzptlk, der Nervensäge aus der fünften Dimension, gesichert, um Chaos nach Happy Harbor zu bringen.
Ob sich die Aufnahme des Kampfes gegen dieses ungleiche Duo lohnt oder ob „DC Justice League: Kosmisches Chaos“ vom Publisher Outright Games sowie Entwickler PHL Collective eher in die Kategorie „Lizenzgurke“ fällt, erfahrt Ihr in dieser Review (gespielt wurde die PS5-Version).
STORY
Lucas „Snapper“ Carr, ehemaliges Mitglied der Justice League, soll zum Bürgermeister seiner Heimatstadt Happy Harbor, Rhode Island, gewählt werden. Die weiteren Mitglieder haben sich versammelt, um an seiner Amtseinführungszeremonie teilzunehmen. Das gesellige Beisammensein wird jedoch rüde von Mr. Mxyzptlk unterbrochen, der sich anstelle von Carr selbst zum Bürgermeister ernennt. Zudem ruft er Starro herbei, den ersten Feind der Justice League. Nicht überzeugt von Starros Performance überschwemmt Mr. Mxyzptlk Happy Harbor mit einer Armee von Fischmonstern. In dem Kampf gegen diese werden Flash, Cyborg, Green Lantern und Aquaman starrofiziert. Nun liegt es an Batman, Wonder Woman und Superman, Mr. Mxyzptlks und Starros Machenschaften zu stoppen, bevor es zu spät ist. Kann die DC Trinity ihre Teamkameraden, Happy Harbor und sogar die Welt retten?
SPIELINHALT
„DC Justice League: Kosmisches Chaos“ ist ein RPG, das für die gesamte Familie gedacht ist. Der Fokus liegt -studiotypisch- auf dem jüngeren Publikum. Dies zeigt bereits das Gamedesign, das eher cartoonig nach einer Folge „Justice League Action“ aussieht, als sich an einem Blockbusterspiel wie das kommende „Suicide Squad: Kill the Justice League“ zu versuchen. Den Stil muss man mögen, aber auch Erwachsene sollten sich schnell an die bunte Spielwelt gewöhnen können.
Die drei spielbaren Charaktere der Trinity, zwischen denen die Spielenden einfach wechseln kann, sind herrlich überzeichnet. Die Superman-Darstellung schreit förmlich nach „Strahlemann“, was im Kontext des Spiels stimmig ist. Auf der anderen Seite haben wir den Dunklen Ritter, der stets schlecht gelaunt ist, aber nie die strategische Planung aus dem Blick verliert. Zu guter Letzt kann man Wonder Woman spielen, die als das Gehirn des Teams bezeichnet werden kann. Die Amazone von Themyscira muss einen kühlen Kopf bewahren, um ihre beiden Teamkollegen durch die verrückte Story zu leiten. Oder wie sie es ausdrückt: „Ich arbeite mit Kindern!“. Dieser Satz, der 2017 noch für Stirnrunzeln beim Kinobesuch von Joss Whedons Justice League sorgte (wäre das nur das einzige Problem des Films gewesen), kommt in diesem Spiel locker leicht und passend daher – zeigt er doch die Grundstimmung des Spiels auf.
Das Kampfsystem ist einfach zu erlernen. Jeder Charakter hat einen Basisangriff sowie individuelle Kampffähigkeiten und Gadgets. Wonder Woman kann ihre Armbänder aufeinanderschlagen, um ein elektrisches Feld zu erzeugen und damit Feinde zu schocken. Superman fliegt in die Luft, um Feinde mit seinem Hitzeblick zu treffen. Batman schleudert Batarangs, die entweder durch die Umgebung abprallen oder an Feinden haften bleiben und explodieren. Insbesondere die Spezialangriffe sind mit Fortlauf der Geschichte bzw. auf höheren Schwierigkeitsgraden notwendig, da nicht nur die Helden aufleveln, sondern auch die Gegner (z. B. durch das Benutzen von Schilden) stärker werden. Das führt dazu, dass das Kampfsystem nicht zu eintönig wird. Die übrigen Justice League-Mitglieder sind nicht spielbar, können aber wenigstens nach der jeweiligen Entstarrofizierung zur Unterstützung herbeigerufen werden. Wer jedoch ein Kampfsystem der Arkham Games erwartet, wird hier leider enttäuscht. Dafür ist das Spiel zu einfach konzipiert.
© Outright Games
Das Spiel bietet eine bunte Open World in Form des Städtchens Happy Harbor, die es zu erkunden gilt. Neben einer ca. siebenstündigen Hauptstory kann man sich durch verschiedene Nebenquests bekannter DC-Charaktere prügeln, die abwechslungsreich gestaltet, aber eben zeitlich nicht wirklich beanspruchend sind. Die übrige Zeit kann damit verbracht werden, in Happy Harbor versteckte Items in Form von Comicbuchseiten oder Truhen zu suchen. Die Ressourcen können bei Booster Gold für alternative Outfits (u. a. den Batmananzug aus „The Dark Knight Returns“ oder den schwarzen Supermananzug aus „The Reign of Supermen“) bzw. im Pausenmenü für Fähigkeitsverbesserungen investiert werden. Zudem kann man Artefakte vieler DC-Charaktere sammeln, die den Helden zugeordnet werden können, um die Stärke (gegen Gruppengegner) zu erhöhen.
Herzstück des Spiels ist und bleibt aber die Liebe zum Produkt an sich. Die Open World, die Story und die Dialoge sind mit so vielen Referenzen gespickt, dass man ständig sein Auge bzw. Ohr offenhalten muss, um nichts zu verpassen. Snapper Carr soll Bürgermeister von Happy Harbor werden. Der Ausgangspunkt der Geschichte wirkt zufällig, ist er aber nicht. Sowohl der Charakter als auch die Stadt kommen beide in „The Brave and the Bold #28“ in zentralen Rollen vor. Und das ist nur der Anfang einer lustigen Story, die Querverweise und Easter Eggs durch den gesamten DC Kosmos beinhaltet. Oder hätte man beim Schauen des Trailers erwartet, dass Batman den ikonischen Satz „Schonmal bei blassem Mondlicht mit dem Teufel getanzt?“ in dieser Inkarnation verwendet. Das erhöht den Spielspaß ungemein.
SYNCHRONISATION
Die englische Orginalsynchronisation besticht durch DC-erprobte Sprecherinnen und Sprecher. Nolan North (u. a. die Stimme von Nathan Drake aus der Uncharted-Reihe sowie von Clark Kent z. B. in „Batman: Death in the Family“), Diedrich Bader (sprach Batman zuletzt in der animierten Serie „Harley Quinn“) und Vanessa Marshall (sprach Wonder Woman ebenfalls in der Serie „Harley Quinn“) wiederholen ihre Rollen als DCs Trinity. Auch der weitere Co-Cast hat größtenteils die von ihnen verkörperten Figuren vorab bereits vertont. Einzig Dana Snyder musste infolge des Todes des Komikers Gilbert Gottfried in dessen Fußstapfen als Mr. Mxyzptlks treten; tut dies aber mit derselben Nervigkeit in der Stimme wie sein Vorgänger. Und das ist positiv gemeint, wie die Synchro allgemein zu überzeugen weiß. Die deutsche Synchronisation fällt gegenüber dem originalen Pendant leider etwas ab.
KOOP
Ein weiterer Kritikpunkt ist der fehlende Koop-Modus in der Hauptstory. Spiele wie dieses sind eigentlich prädestiniert für ein gemeinsames Spielerlebnis, bei dem Eltern mit ihren Kindern die Geschichte durchspielen. Davon fehlt in „DC Justice League: Kosmisches Chaos“ jede Spur. Stattdessen ist man auf einen Modus namens „Sofortige Action“ beschränkt. In dem Modus erkundet man zusammen Happy Harbor ohne Storybezug, während die Spielenden einzig nach Belieben gegen die Armee von Feinden kämpfen. Das mag für ein kurzes Intermezzo vielleicht noch genügen, zufriedenstellend ist der Modus aber bei weitem nicht. Der Name „Sofortige Action“ ist leider kein Programm.
PREIS
Zum Releasetag ist „DC Justice League: Kosmisches Chaos“ mit einem Preis von 49,99 € auf allen gängigen Konsolen bzw. Plattformen erschienen. Das Spiel ist u. a. bei Amazon.de* als Retail-Version zum vorstehenden Preis und in den jeweiligen Stores als Download erhältlich. In Anbetracht der Spiellänge, der schwächelnden deutschen Synchro und des schwerlich als Koop-Modus zu bezeichnenden „Sofortige Action“-Modus‘ wirkt der weiterhin aufgerufene Anfangspreis abschreckend. Da größere Blockbuster-Titel mitunter für einen Aufpreis von 10,00 € zu haben sind, scheint die Preisgestaltung verfehlt. Insofern sollte jeder nach Angeboten Ausschau halten, da trotz der negativen Aspekte eine feine Perle in dem Spiel schlummert.
FAZIT
„DC Justice League: Kosmisches Chaos“ ist für das, was es sein will, ein wirklich gutes Einsteigerspiel, um die jüngere Generation an das Produkt heranzuführen. Das Gamedesign spricht zwar mehr Kinder an, aber mit der eingebrachten Liebe zum Detail lohnt sich die Spieleerfahrung auch für ältere Spielende. Leider bleibt der Wiederspielwert auf der Strecke, da die Story vergleichsweise kurz und der Koop-Modus zu vernachlässigen ist. Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt, bekommt eine unterhaltsame Story mit viel Charme, die ein jeder DC-Fan gespielt haben sollte. Denn wer schon immer mal eine (unfaire) Gameshow mit dem Host Mr. Mxyzptlk erleben wollte oder wer wissen möchte, was Supermans wahres Kryptonite ist, kommt hier voll auf seine Kosten. Allein das „Matches Malone“-Outfit von Batman war das Durchspielen wert.
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Mit dieser Review feiert der gute Maik seinen Einstand in unser kleines Redaktionsteam. An dieser Stelle nochmal ein offizielles „Herzlich Willkommen“! ?✌?