Review: „Batman/Spawn – Nacht über Manhattan“ (1994)

Haltet euch fest! Nach einer kurzen Zeitreise gibt es mit vier Fäusten kein Halleluja, sondern teuflische Sprüche und zwei Kultfiguren in einer Neuauflage.

Enthaltene Titel:
Spawn/Batman (1994)

Autor*in: Frank Miller
Künstler*in: Todd McFarlane

Verlag: Panini
Seiten: ca. 68
Hardcover: 18,00 €
Variantcover: 23,00 €
Status: abgeschlossene Einzelgeschichte

Erschienen am 30.05.2023

©Panini Comics Deutschland

Diese Neuauflage der Retroperle mit Batman und Spawn kommt im Überformat und wurde uns seitens Panini Comics Deutschland freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Doch vor dem düsteren Abstecher in eine dämonische Unterwelt im Fledermauskostüm müssen wir kurz klären, was 1994 eigentlich sonst noch so los war.

IM GRUNDE WIE JEDES JAHR IN DEN 90ERN

Das Jahr 1994: Mariah Carey trällert unverkennbar „Without You“, durch „Cotton Eye Joe“ stresst mich die Formation Rednex noch heute und DJ Bobo feiert mit seinen treuen Fans bis heute den Eurodance einfach weiter. Es gab auch ordentlich was auf die Augen. Zum Beispiel bespielten THE CROW, LEGENDEN DER LEIDENSCHAFT, LÉON DER PROFI oder auch PULP FICTION die großen Leinwände in diesem Jahr und sollten noch lange darüber hinaus gefeiert werden.

Während Nicolas Cage lediglich drei Filme mit sich selbst promoten kann, feiert Jim Carrey durch DIE MASKE, ACE VENTURA und DUMM UND DÜMMER wahre Granaten des 90er-Wahnsinns. Auch die deutschen Filmschmieden schließen sich dem an und der Hype um VOLL NORMAAAL ist Realität geworden: „Ey wat is denn mit dem los? […] Der hat zu viel gew****t!!!!“ Autsch! Dass das wirklich funktioniert, konnte damals ja niemand verhindern. Und das alles, während die im Jahr 1994 stattfindende 66. Oscarverleihung SCHINDLERS LISTE mit ganzen sieben Auszeichnungen prämierte. In allen Medienformen war also schon eine Menge los. Aber auch bei Batman gab es ordentlich Bewegung.

Hör auf, Batman.
Ich bin nicht in der Stimmung

und außerdem hab ich keine Zeit.“

Für Fans des dunklen Ritters wurde in diesem Jahr BATMAN FOREVER gedreht, der ein Jahr später nicht alle zu begeistern wusste. Der Fernsehsender ProSieben versorgte auch weiterhin beständig mit der BATMAN ANIMATED SERIES. Und während ich selbst noch ein weiteres Jahr auf meinen ersten Batman Comic warten sollte, schaute ich auch weiterhin heimlich Tim Burtons Batman-Filme.

Aber für all das seid ihr nicht hier. Ihr wollt wissen, was denn dieser Spawn nun mit Batman zu tun hat. Schlagen die sich gegenseitig zusammen, gehen sie gemeinsam gegen jemanden vor? Wie sieht das Ganze aus und gibt es eine Fortsetzung? Ja … gleich … noch einen kleinen Augenblick Nostalgie. Denn es ist wichtig zu verstehen, dass die Welt damals natürlich anders getickt hat. Sei es nun auf politischer, gesellschaftlicher oder auch medialer Ebene. Denn dämlich anmutende und deplatzierte Sprüche waren damals noch wirklich cool.

TODD MCFARLANE UND SEIN DÄMONISCHER SOHN

Todd McFarlane sollte heutigen Comicfans vor allem durch seine Firma McFarlane Toys ein Begriff sein. Dieser kultige Vertrieb ist auch bei Batmannews.de kein Unbekannter und aktuell mit einigen Batmanfiguren in den Startlöchern. McFarlane steht jedoch auch für sich selbst, als Zeichner und kreativer Autor. Und so erschuf er nicht nur Spawn, sondern gründete mit anderen auch 1992 einen Verlag, um seine Schöpfung unter die Leute zu bringen. An dieser Stelle soll die Geschichtsstunde auch schon enden. Denn die Figur Spawn hat selbst eine ganz interessante Hintergrundgeschichte bekommen.

„Magische Tricks.
So kämpft man nicht.
Keine Disziplin …“

Elitesoldat Al Simmons wird bei seinem Ausstiegsversuch von seinem Chef erledigt und handelt daraufhin in der Hölle einen Deal aus. Natürlich sollte auch schon damals jeder gewusst haben, dass ein Handel mit der Unterwelt nie gut ausgehen wird und so kam es dann auch.

Der Wunsch, noch einmal seine Frau auf der Erde zu sehen, wurde wie folgt erfüllt: Äußerlich völlig vernarbt und seiner Erinnerung beraubt, erfährt er erst viel später, worum es in dem heimtückischen Deal ging. Dieser verfolgte ursprünglich den Zweck, dass sich Simmons als General der Unterwelt einsetzen ließe – doch weit gefehlt. Anstatt sich der Unterwelt zu fügen, streift er unter dem Namen Spawn und mit einem magisch formbaren Mantel durch Manhattan und sorgt dort für übernatürliche, irdische und unterirdische Konflikte. Alles unter dem großen Ziel, möglichst keine Apokalypse anführen zu müssen. 

BATMAN IN NEW YORK CITY

Batman ermittelt aufgrund von illegalem Waffenhandel außerhalb seines Habitats und trifft ziemlich schnell auf Spawn. Man scheint sich auch nicht völlig fremd zu sein. Und so wird ganz schnell rumgefrotzelt, damit man vor dem Fresse-Polieren wenigstens etwas ausgetauscht hat. Das ist plump und effektiv – sowas wollten Fans sehen.

„Deine Disziplinlosigkeit ist geradezu peinlich“

Autor Frank Miller hat sich mit seiner abgebrühten Rohheit durch THE DARK KNIGHT RETURNS immerhin unsterblich gemacht. Denn zu Miller gehört, neben seiner Vorliebe für raue Brutalität, auch das Verständnis gegenüber seinen Charakteren. Und hier erzählt er die vielen Parallelen von Batman und Spawn. Seien es die inneren Monologe, die höher gestellten Ziele oder der Hang zum Alleingang, alles trieft vor Liebe zu den Figuren, die man aneinander krachen lässt. Selbst Alfred bekommt einen netten Cameo spendiert.

Du kämpfst ungenau.
Dumm.
Keine Disziplin.“

Jeder Schlag und jeder Tritt wird meist durch unterschwelligen trockenen Humor begleitet, was jegliche Handlung zur Randnotiz werden lässt. Ja, da gab es mal etwas mit den Waffen und irgendwie gibt es da auch einen Bösewicht – ja, komm! Hau dem nochmal eine rein. Und McFarlane bebildert das auch noch in einer akribischen Freude, dass man zweimal hinschauen muss. Der Detailgrad ist enorm und seine Darstellungen von Mimik schon damals legendär.

FAZIT: ES WIRD GEGESSEN WAS AUF DEN TELLER KOMMT!

Es gibt eigentlich nicht viel zu sagen, da der Titel schon alles beinhaltet, was man wissen sollte. Batman trifft zum ersten Mal auf Spawn. Es kracht und die zeitgenössischen Sprüche begleiten den überschaubaren Inhalt. Das ist auf keinen Fall sinnbefreit und beinhaltet sogar eine Rahmenhandlung, die gerade mal ausreichend dazu beiträgt, dass die beiden Figuren sich an den Ledermantel wollen. Denn das hätten sie im Grunde auch von ganz allein geschafft.

Variantcover©Panini Comics Deutschland

Wer mit der überschaubaren Handlung ein Problem hat, duscht zu warm oder sollte mal das Internet verlassen, damit ich telefonieren kann. Vielleicht kann man durch die dargestellte Überspitzung auch einen parodistischen Beitrag zu glorifizierten Männlichkeitsvorstellungen herstellen. Ich kann es nicht. Ich sehe hier einen Klassiker, der sich zu keiner Zeit zu ernst nimmt, sondern unterhalten möchte.

BEWERTUNG

Ich kann hier nur völlig überzeugte volle vier Retro-Bat-Heads vergeben. Denn auch wenn bei euch keine nostalgischen Erinnerungen hochgekommen sein sollten, ist McFarlanes Artwork immer noch spitze. Und es handelt sich hier immerhin um das erste Aufeinandertreffen von Batman und Spawn!

Leider ist die Variant-Cover Ausgabe dieses brachialen Meilensteins in Batmans Vita bei Panini bereits vergriffen. Die nicht weniger starke reguläre Ausgabe könnt ihr aber auch weiterhin direkt über Panini Comics Deutschland oder den Comicladen eures Vertrauens bekommen


4 von 5 Bat-Heads

„Wenn ich etwas nicht leiden kann,
dann ist es ein Toter,
der nicht die Klappe halten kann.

Im Übrigen wurden die Erzählungen mit Batman und Spawn bereits erweitert. So gab es mit McFarlane als Autoren und Greg Capullo als Zeichner ein Abenteuer das hierzulande unter TODESZONE GOTHAM vermarktet wird. Da dachte sich Panini wahrscheinlich auch: Wie viele Variant-Cover wollen wir rausgeben? Ja!

Für die unter euch, die immer noch nicht genug bekommen können, hat Panini Comics Deutschland auch noch einmal eine Erweiterung unter dem Namen DÄMONENFLUCH herausgebracht. Hier war wiederum das Trio bestehend aus Alan Grant, Chuck Dixon und Doug Moench federführend. Klaus Janson kümmerte sich um das Artwork.

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“You wanna get nuts? Come on! Let’s get nuts!” – Bruce Wayne (1989) / Lego Batman (2017) / Batman (2023)

1 Kommentar

  1. Avatar-Foto Bernd sagt:

    Nostalgisch ergänzt sei noch gesagt, dass das Heft seinerzeit erst im Januar 1998 hierzulande im Infinity-Verlag erschienen ist. Da war noch „Barbie Girl“ von Aqua und „Angels“ von Robbie Williams in den Charts, „Titanic“, „Spiceworld“ und „Event Horizon“ liefen im Kino.

    Hach, was hab ich den Hype um Spawn im Mai 1997 damals gefeiert, der dann leider mit dem grottigen Film im Oktober 97 auch ganz schnell wieder bei mir verflogen ist.

    7

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