Heute vor 28 Jahren startete „Batman Forever“ in den deutschen Lichtspielhäusern und sollte nach dem schlechten Abschneiden von „Batmans Rückkehr“ der Hauptfigur eine Frischzellenkur verpassen, was zumindest an den Kinokassen funktionierte und den Film zum erfolgreichsten Warner Bros.-Titel 1995 werden ließ.
Doch schon damals kursierte das Gerücht (und die Sehnsucht) nach einer düsteren, längeren und konzeptionell anders aufgebauten Fassung, die manch einer in einer Testvorführung gesehen haben will.
Jetzt, über 25 Jahre später, kam Regisseur und Popculture-Nerd Kevin Smith in den Besitz dieser frühen Fassung, die in Anlehnung an den „Snyder Cut“ von den Fans „Schumacher Cut“ bezeichnet wird. Smith zeigte diese Fassung am 1. Juli in New Jersey in einer privaten Vorführung und machte damit die Unterschiede zur Kinofassung offiziell.
Grundsätzlich: wirklich neue Erkenntnisse, die wir nicht schon seit über 20 Jahren über die längere bzw. ursprüngliche Fassung von „Batman Forever“ haben, liefert uns der „Schumacher Cut“ nicht. In unserem „Lost Scenes“-Special haben wir die nicht verwendeten Szenen aufgelistet und diese sind teilweise auch auf dem DVD- und Blu-ray-Bonusmaterial des Films zu finden.
Wie Kevin Smith in seinem Podcast-Format „Fatman Beyond“ berichtet, ist der Film in dieser Version durchaus ansehbar und er vermutet dahinter eine Version, die man Studio-Bossen und Produzenten vorsetzt, bevor sie für das breite Publikum runtergekürzt wird. Anhand der späteren Änderungen meint Smith, dass man eine leichtere, kinderfreundlichere Fassung von „Batman Forever“ ansteuerte. Der „Schumacher Cut“ fällt mit 158 Minuten über halbe Stunde länger als die 121-minütige Kinofassung aus, bietet auch neues Material, sei aber in keiner Weise mit Projekten wie „Zack Snyder’s Justice League“ zu vergleichen.
Da für diese Fassung der Score von Elliot Goldenthal noch nicht zur Verfügung stand, bediente man sich für die musikalische Untermalung an Danny Elfmans Batman-Soundtrack. Es fehlten auch noch einige „witzige Sprüche“, welche wohl erst später eingesprochen wurden, um den Ton des Films lockerer zu gestalten. Der Riddler und Two-Face sollen weitaus weniger überdreht daher kommen. Der Wachmann aus der zweiten Bank von Gotham spricht zum Beispiel kein Wort, während er in der Kinofassung die offensichtliche Todesfalle mit „kochender Säure“ klar benennen musste.
Wie wir schon in den „Lost Scenes“ festgehalten hatten, folgte der Film ursprünglich einer anderen Struktur und begann mit dem Ausbruch von Two-Face aus dem Arkham Asylum. Danach wechseln wir zu Wayne Enterprises, wo Edward Nygma an seiner „TV Maschine“ arbeitet und wenig später auf Bruce Wayne trifft. So auch beim „Schumacher Cut“, in dem man Batman erst nach 15 Minuten begegnet.
Bemerkenswert war, dass „Iron Man“-Regisseur Jon Favreau, der im Film als Komparse zu sehen ist, ursprünglich auch Dialog hatte. Er spielte einen Finanzberater, der Bruce Wayne bei seinem Wayne Enterprises-Besuch auf den aktuellen Stand der Aktien brachte. Ebenfalls ausführlicher fiel das Säureattentat auf Harvey Dent aus, welches man in einer TV-Berichterstattung sehen konnte. Wiederrum fehlte die Szene mit Dick Grayson, der Alfred beim Wäscheaufhängen seine akrobatischen Fähigkeiten unter Beweis stellte.
Und natürlich beinhaltete diese Version Bruce Waynes Gedächtnisverlust, das Geheimnis um das rote Tagebuch seines Vaters, den Auftritt der gigantischen Fledermaus, sowie die titelgebende Erkenntnis, wieso es Batman „auf ewig“ geben wird.
Dies könnt ihr alles in unserem „Lost Scenes“-Special nachlesen.
Passend zu dem Thema konnte sich der Bingeworthy Podcast mit oscarprämierten Autor Akiva Goldsman unterhalten, der seinerzeit das Drehbuch von Lee und Janet Scott Batchler in Form goss:
„Ich hab den Schumacher Cut erst kürzlich gesehen und irgendwie ist es witzig, dass es schon vor einiger Zeit ein Thema war und ich mich da größtenteils rausgehalten habe. Abgesehen davon steckt in dieser Filmfassung etwa 35% mehr an psychologischem Realismus. Es geht mehr um Schuld und Schande. Aber das Testpublikum wollte das nicht – die Welt war noch nicht bereit dafür. In Joels erster Schnittfassung war das alles noch drin und das Publikum meinte, ‚Ja, aber uns gefällt es besser, wenn der eine Typ lustig ist, der andere beängstigend und dieses große Ding…‘ Und deshalb wurde es zu dem geschnitten, was es letztendlich wurde. Und es war cool.“
„Natürlich bin ich dafür, dass [diese Version] veröffentlicht wird – allein schon für Joel. Weil er gestorben ist und er starb leise. Da gab es keine großen Ehrungen und das wäre schon eine Möglichkeit ihm zu danken. Das würde ihm sicher gefallen.“
Was habe ich diesen Film damals geliebt (eigentlich tu ich es heute auch noch,trotz seiner „Fehler“).
Guter Mann…!!! ??
Dem kann ich mich nur zu 110% anschließen…!!! ???
Dann erzählt doch mal: Warum liebt ihr diesen Film? 🙂
Jut, dann versuche ich mal etwas ausführlicher zu antworten.
Mich hat der Film damals mit 14 Jahren auf ganzer Linie überzeugt. Trotz Umbesetzung von Michael Keaton fand ich Val Kilmer als Bruce Wayne/Batman unglaublich gut, auch das sich mal „ausgiebig“ um diese Figur gekümmert wurde, was jetzt seine Vergangenheit bzw. Geschichte angeht-klar um die Umsetzung lässt sich streiten, aber damals hat mich das alles abgeholt. Und endlich kam mit Chris O’Donnell ein Robin in einem „richtigen“ Batman-Film vor,neben seiner Origin mit den Flying Graysons die ich anno 95 wirklich spannend inszeniert gefunden habe.
Generell finde ich die Besetzung des Films stark. Wie rausgehauen wurde dass Tommy Lee Jones Harvey Two Face spielen wird hatten sie mich aufgrund seiner Auftritte in „Auf der Flucht“ und „Der Klient“ sofort am Wickel, auch seinen grellen punkigen Look habe ich sehr abgefeiert. Obwohl ich da sagen muss, dass ich mir unter seinem Two Face doch etwas anderes vorgestellt habe und ihn mir zu der Zeit „schönreden“ musste, was mir heute nicht mehr so gut gelingt. 😉 Jim Carreys Performance als Riddler mag ich aber heute auch noch, da ich persönlich mit solch schrillen Darbietungen auch leben kann-er hat in der Rolle etwas „unverschämtes“ und „freches“ was mich als 14-jähriger schon sehr gecatcht hat. Sein nicht gerade subtiler Look tat sein übriges um diese Figur zu mögen. 😉
Mit dem schrillen Produktionsdesign von Barbara Ling ,was ja völlig im Kontrast steht zu den Burton-Filmen, habe ich auch keine Probleme gehabt, konnte aber nicht mit den Look von Anton Furst und Bo Welch konkurrieren- der nach wie vor unübertroffen ist.
Elliot Goldenthal war ja wie bekannt ist, der Nachfolger von Danny Elfman und sorgte mit seinem Score für frischen Wind. Da ich aufgrund seiner Filmmusik zu „Alien 3“ und „Interview mit einem Vampir“ schon damals ein großer Fan seiner Musik gewesen bin, habe ich mich schon sehr über seine Verpflichtung gefreut. Ich weiss noch das es ziemlich umständlich war an den Score zu kommen und die CD nicht einfach so beim Karstadt oder so zu haben war und er letztendlich über Cinemabillia bestellt werden musste.
Apropos Musik: Ich weiß nicht wie es bei euch war,aber wenn ich an den „Batman Forever-Sommer“ denke kommt mir automatisch der Song „Hold Me, Thrill Me,Kiss Me, Kill Me“ von U2 in den Sinn, der bei mir in Dauerschleife lief und sich auch zu meinen persönlichen Sommerhit ’95 entwickelt hat.
Sei es wie es sei. Alle paar Jahre haue ich mir den Film sehr gerne in den Blu-ray Player und schwelge dann in Erinnerungen an eine gefühlt unbeschwertere und unkompliziertere Zeit-schon alleine dafür „liebe“ ich diesen Film.
@Florian: Haha, ich habe noch die Maxi-CD vom Soundtrack 😀 Sie beinhaltet das besagte Lied von U2, irgendein Lied, das keiner kennt (NICHT Kiss from a Rose, das kennt man) und den Main Thame von Goldenthal. Ich mochte den Soundtrack. Er kommt zwar nicht an den von Elfman ran, ist aber dennoch cool. Den „Marsch“ lasse ich gerade im Hintergrund laufen 😀
„Haha, ich habe noch die Maxi-CD vom Soundtrack“
Genau die habe ich mir damals auch gegönnt und auf Kassette überspielt, um die Musik auf dem Walkman hören zu können-da wurde es auf den Schulweg nicht langweilig mit. 😉
Der unbekannte Track müsste „Tell me now“ von Mazzy Star gewesen sein – hatte damals auch die U2 Single. An den Goldenthal-Track kann mich auch noch gut erinnern, weil es damals die einzige Möglichkeit war, vor dem Filmstart etwas aus dem Score zu hören. Allerdings meine ich, dass sich diese Compilation schon noch mal vom finalen Score unterscheidet und einen Ticken düsterer daher kam.
„Allerdings meine ich, dass sich diese Compilation schon noch mal vom finalen Score unterscheidet und einen Ticken düsterer daher kam.“
Yep. Ist definitiv so.
@Florian: Sie hat 12,99 DM gekostet – das Preisschild klebt noch drauf 😀
@ Bernd: Könnte sein. Wenn ich sie finde, schaue ich mal nach. Sie ist in irgendeienem Umzugskarton im Keller. Aber vielen Dank!
Damals ein obszönes Vermögen für einen Teenager. 😉
Her damit??
Diese Variante (und supergerne mit dem Score aus den Burton-Filmen) würde mich brennend interessieren!!!
Eine grobe Vorstellung davon bekommt man in den ersten Trailern zum Film. Diese wurden mit dem Soundtrack von Elfman unterlegt.
Hach ja, das leidige Thema Batman und Schumacher. Ich war damals 12 Jahre alt und sauer, dass Burton und Keaton nicht mehr dabei waren und in meinem naiven Teenager-Kopf war ich mir sicher, dass beide jetzt sehr sehr traurig sind und sofort schlug ich mich auf ihre vermeintliche Seite. Heute würde man einen Shitstorm auf Social Media starten, damals blieb nur mein bester Freund und unser „Hate“ auf Schumacher in meinem Kinderzimmer.
Heute ist klar: Keaton ging freiwillig, Schumacher fragte Burton, ob es auch wirklich okay für ihn ist, woraufhin dieser nur meinte: „Yes, I‘m done with it!“ – auch wenn Burton ursprünglich nicht gehen wollte.
Ich war damals in New York und bekam sowas wie eine Bat-Mania zu spüren. Was hier in Deutschland eher ein laues Lüftchen ist, ist in den USA ein gewaltiges Medien- und Merchandisespektakel. Entsprechend gehypet war ich danach auch. Als ich ihn im Kino sah, war ich dann doch enttäuscht.
Ich mochte den Film und Batman & Robin damals nicht und heute sehe ich die Filme zwar differenzierter, aber dennoch sind sie nicht gut als Batman-Filme. Aber: Teilweise wird Schumacher ein bisschen Unrecht getan, kritisiert von Leuten, die eher auf den Hate-Zug aufspringen und sich über Kleinigkeiten wie Nippel aufregen, anstatt den Film als ganzes zu betrachten. Er ist sein sehr guter Regisseur, „der Klient“ und „nicht auflegen!“ sind sehr gute Filme meiner Meinung nach. Er übernimmt die volle Verantwortung für beide Batman-Filme, lässt aber durchscheinen, dass er an Vorgaben gebunden war, was sich vor allem bei Batman und Robin zeigt. Er liebt Batman und wollte unbedingt „seine“ Version ins Kino bringen. Der Film wird dafür kritisiert, zu bunt zu sein, dem stimme ich auch zu, aber schaut euch mal die Comics aus den 1990ern an: Die waren knallbunt, selbst Knighfall oder Supermans Tod sind geprägt von diversen hellen Farben und wirken heute eher fröhlich, wenn nicht gar zu hell. Das wollte er auf der Leinwand zeigen, als seien die Figuren direkt aus einem Comicbuch entsprungen und wenn man es von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist ihm das gelungen – die albernen Sprüche lassen den Film nur lächerlicher und kindlicher wirken, als er vielleicht sein sollte, vielleicht war der Ansatz auch generell falsch. Übrig geblieben sind ein paar düstere Momente. Die Alptraum-Szenen von Bruce geben eine Ahnung davon, was wir noch hätten sehen können. Dass die Fans ihn so ablehnen, hat ihn tatsächlich traurig gemacht.
Was soll‘s, über den Film wurde die letzten 30 Jahre alles gesagt, was es zu sagen gibt. Aber einen differenzierten Blick auf Schumacher gibt es im folgenden Youtube-Video von Salazar Knight, dessen Kanal sich mit der Geschichte Batmans befasst und sehr sehenswert ist. Schaut mal rein 😉
https://youtu.be/ebGLp8kwTrs
Und da ich nunmal Batboy bin, hier ein bisschen Trivia: Schon gewusst?
– Schumacher lies neue Sets bauen und engagierte Goldenthal als Komponist, um Vergleiche mit Burton zu vermeiden, was ein bisschen seltsam ist, da man die Filme eh miteinander verglichen hat.
– Die Kostüme waren von griechischen Statuen inspiriert. Deswegen auch die Nippel.
– Nicole Kidman wurde ursprünglich als Poison Ivy gecastet – bis man das Drehbuch und ihre Rolle umschrieb.
– Tommy Lee Jones hasste Jim Carrey. Als Carrey ihn fragte warum: „Ich mag deine Albereien nicht!“
– Schumacher freute sich darauf, mit Val Kilmer zu arbeiten. Dieser erwies sich als äußerst schwierig und ging sehr unfreundlich mit der Crew um. Okay, er machte gerade eine Scheidung durch, aber dennoch: Man mault niemanden grundlos an, schon gar nicht, wenn man ein Batman-Kostüm trägt. Da kriegt man ja Angst.
– Das Kostüm wog übrigens 50 Kilo. Auch das drückte auf Kilmers Laune, zumal er fast gar nichts hören konnte und stellenweise einfach umkippte.
– Schumacher meinte danach, Kilmer habe ihm zwei sehr große Gefallen getan: Die Rolle anzunehmen und sie danach nie wieder zu spielen.
– Rene Auberjonois (?) spielt Dr. Burton in Arkham. Bekannt als Odo in Star Trek: Deep Space Nine, ein guter Freund von Schumacher.
– Billy Dee Williams und Marlon L.Wayans wurden zu Burton-Zeiten als Two Face und Robin gecastet. Beide Verträge wurden aufgelöst – gegen eine entsprechende Geldzahlung natürlich.
– Damals wäre Wayans als Robin seiner Zeit wohl weit voraus gewesen und selbst heute würde es – leider, muss man sagen! – einige Widerstände geben.
Man kann in der Val Kilmer Biographie auch nachlesen, daß Jim Carrey und Val Kilmer zu Drehstart beide fast zeitgleich ihre Väter verloren haben. Val Kilmer meinte, er hätte sich während der Dreharbeiten mit Jim Carrey deswegen auch emotional sehr verbunden gefühlt.
„BAYNE!!!“ (frei nach TDKR).
Das wusste ich noch nicht. Danke!
„In keiner Weise“ bitte. Bei „in keinster Weise“ rollen sich mir die Batnägel auf.
Bitte mal „Elativ“ googeln 😉 ob man es stilistisch schön findet oder nicht, bleibt wie bei vielem anderen eine Geschmacksfrage. Falsch ist es allerdings nicht.
wann hat Batman s Rückkehr schlecht abgeschnitten? boxoffice und Kritiken waren gut… ansonsten netter Artikel
1992. Die Erwartungen an einen Film, dessen Vorgänger für damalige Zeiten unfassbare 411 Millionen Dollar eingespielt hatte, waren entsprechend hoch – da sehen gegenübergestellte 260 Mio. entsprechend mager aus, zumal das Budget von BR um einiges höher lag (48 vs. 80 Mio.) Ein vergleichsweise schleppendes Lizenzgeschäft, wie das oft zitierte McDonalds-Beispiel, taten dann ihr übriges für den vorgenommen Kurswechsel.
„Batman Returns was considered a disappointment as a sequel to the fifth-highest-grossing film ever made, however, and fell about $114.8 million short of Batman’s $411.6 million theatrical gross. By July 1992, anonymous Warner Bros. executives reportedly said about the film, „It’s too dark. It’s not a lot of fun.“
https://en.wikipedia.org/wiki/Batman_Returns#After_release
Ich hoffe das der BF Schumacher Cut eines Tages sowie der 3 Stunden Superman Film rauskommt.
Einige von Euch werden den Film besitzen, auch wenn nur der BF Schumi-Cut von Amazon.com zu beziehen ist und Codefree ist, sowie der Superman-Film.
Was haben Barbie und Batman Forever gemeinsam, bunt, poppig, grell.
Hoffe die machen The Brave and the Bold in die Richtung, was meint ihr?