Review: Batman – Die Maske im Spiegel

Eine Fledermaus, ein Doppelgänger, zwei kluge Frauen und die spannende wie zugleich leidige Frage – sehen wir hier die Anfänge von einem „The Batman”, wie er uns auch bald im Kino begegnen wird?!

Titel: Batman – Die Maske im Spiegel 1
Original: Batman: The Imposter 1

Autor: Mattson Tomlin
Zeichner: Andrea Sorrentino
Farben: Jordie Bellaire

Verlag: Panini
Seiten: 60
Preis: 13,- € (Hardcover)
20,- € (Variant-Hardcover)

VÖ: 12. Oktober 2021


DC Comics hat dieses Jahr damit begonnen, einig wenige Titel in vielen Ländern der Welt am gleichen Tag zu veröffentlichen. Den Anfang machte dabei ein „Batman/Fortnite”-Crossover. Zu den Heften gehörten Bonuscodes, die durchaus einer gewissen Gleichzeitigkeit bedurften. Zum Batman-Tag erschien dann „Batman: The World”. Verschiedene internationale Künstler erstellten eine Art Reisetagebuch Batmans um die ganze Welt, jeweils für ihr Land und in ihrem spezifischen Comic-Stil. Auch hier erschließt sich die international koordinierte Veröffentlichung zum gleichen Zeitpunkt recht schnell.

Nun aber haben wir hier mit „Batman: The Imposter” (wie „Die Maske im Spiegel” im Original heißt), einen Comic, bei dem es nicht sofort augenfällig wird, warum dieser nun ebenfalls weltweit zeitgleich auf den Markt gekommen ist. In unserem Artikel zur Ankündigung hatten wir subtil vermutet, dass dies womöglich mit dem Autor dieses Dreiteilers zusammenhängen könnte, Mattson Tomlin.

Tomlin ist einer der Co-Autoren des kommenden „The Batman”-Films und ein Batmanfan frühester Stunde.

Er erzählte kürzlich in einem Interview mit Screenrant, dass er an einem ziemlich späten Zeitpunkt zum Drehbuchprozess hinzugekommen sei, als der Film „schon auf Kurs” war. Tomlin beschreibt sich dann als eine eher unterstützende Kraft. Er selbst habe bald danach die neuen Warner Bros. Kontakte genutzt, um vorzufühlen, ob er vielleicht eine Comicstory pitchen dürfte; worauf man ihn direkt zu Jim Lee geschickt habe. Tomlin habe sein Glück kaum fassen können und bedankt sich im Interview mehrfach und wortreich bei seinen Mitstreitern an diesem Projekt. Der Plattform Polygon teilte er dann auch noch die Fragen mit, die für ihn ganz am am Anfang dieser Story standen: „Tötet Batman?” und „Warum macht Batman eigentlich noch keine Therapie?

Sehen wir, ob sein Comic-Erstling adäquate Antworten auf diese Fragen hervorbringt und halten wir die Augen nach möglichen Bezügen zu „The Batman“ offen. Alles andere wäre Selbstverleugnung.


Inhalt

Batman befindet sich noch am Anfang seiner Karriere. Leider unterscheiden sich da Verlagstext und Inhalt, sodass nicht ganz klar ist, ob wir hier nun Jahr eins oder Jahr drei seiner Vigilantenkarriere sehen. Doch schon jetzt kann man feststellen – seine Anwesenheit macht einen Unterschied in der Stadt. Das schreckt nicht nur die kleinen Verbrecher auf, sondern auch weitaus mächtigere Feinde, deren Kreise der neue Verbrechensbekämpfer wiederholt stört. Da die Polizei kaum eine Hilfe bei der Beseitigung der Fledermaus ist, drohen die oberen 1% alsbald damit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Für einige Polizisten ist der Dunkle Ritter eine willkommene, neue Kraft in ihrer Stadt, der ihre Arbeit erleichtert. Doch schließlich tötet Batman drei Kriminelle auf brutale Weise und live auf Band. Bruce Wayne versichert seiner Therapeutin, Leslie Thompkins, er sei nicht der Mörder. Es gibt also einen Nachahmer. Aber wie will Bruce das beweisen, wenn beide Männer eine Maske tragen?!

©Panini Comics Deutschland

Wertung

Das ist die Prämisse und sie ist hervorragend erzählt. Mattson Tomlins Geschichte ist dicht, sie ist spannend, sie ist tiefgründig. Andrea Sorrentinos Zeichnungen tragen einen durch die Story, bis man kurz innehalten muss. Denn sonst kann man die vereinzelten Splashpages nicht angemessen auf sich wirken lassen oder man verpasst kleine, aber wichtige Details.
 
An Sorrentinos Stil muss sich der ein oder andere vielleicht gewöhnen, aber diese Leistung ist schnell erbracht und sie ist es zudem wert. Ich kenne ihn und die fantastische Jordie Bellaire erst seit „Joker: Killer Smile“ und bin seitdem von beiden großer Fan. Sorrentinos Zeichnungen wirken oft wie nicht von dieser Welt und sind zur gleichen Zeit schnell und leicht zu konsumieren. Jordie Bellaire koloriert dabei immer recht zurückgenommen (man vergleiche dazu ihre kräftigen Farben in den Detective Comics mit Dan Mora). Bellaires Farbgebung hat hier einen deutlichen Anteil daran, dass einerseits Sorrentinos Gemäldelook auch einen solchen Anstrich bekommt und man als Leser zugleich nicht die Details aus den Augen verliert. Mit dem für „The Batman” schon jetzt charakteristischen Rotton werden da auch gern mal ganze Seiten eingefärbt.
 
Beide haben ein unglaubliches Gespür für Atmosphäre und Stimmung und unterstützen den Comic-Neuling Mattson Tomlin bei der Erschaffung dieser dreckigen, brutalen Welt, in welcher Batman nun aufräumen soll. Gotham City wirkt wie das verderbte New York der 80er Jahre, kombiniert mit der schwermütigen Noir-Stimmung aus Polanskis „Chinatown”.

©Panini Comics Deutschland

Überhaupt wirken Atmosphäre und Worldbuildung äußerst gelungen. Tomlin bedient sich auch ziemlich geschickt an dem reichhaltigen Figurenpool der Batman-Comics. Was hie und da zunächst wie simples Name-Dropping wirkt, macht einen schnell neugierig, wohin es mit diesem oder jenen Charakter gehen wird oder ob eine schon erwähnte Figur vielleicht noch auftauchen wird.
 
Was dabei auffällt – wichtige Figuren fehlen (auch, wenn sie Erwähnung finden). An Alfreds Stelle ist Leslie Thompkins getreten, die eine treibende Kraft in der Story ist, vor allem für den Leser. Leslie ist kritisch und sie ist fordernd. Sie zwingt Bruce mehr oder weniger zu einer Therapie. Sie will dabei nicht nur erfahren, warum Bruce tut, was er als Batman tut, sondern auch welche Gefahr für ihn und für andere vom Dunklen Ritter ausgeht. Leslie Thompkins erweist sich damit als eine Figur, die im Gegensatz zu Batmans sonstigen Unterstützern die Oberhand im Gespräch mit ihm behält. Sie lässt kein Ausweichen, keine Ausflüchte zu und zwingt Bruce so, sich schlussendlich zu bekennen. Das führt zu heftigen „Batman: Ego”-Vibes.
 
Auch über James Gordons Verbleib erfährt man nur wenig. Die Polizeiperspektive erhalten wir daher durch die neue Figur Detective Blair Wong. Bei ihr handelt es sich um eine eine junge, kluge Poizistin, die sich kaum zu voreiligen Schlüssen hinreißen lässt. Sie denkt eingehend auch über jene Schäden nach, die Batman dem System zufügt, kombiniert diese Überlegungen mit dessen Hinterlassenschaften in der Stadt und rückt ihm damit gefährlich nahe.
 
Beide Figuren erweitern nicht einfach nur die Geschichte um zwei diverse Charaktere. Vielmehr bieten sie recht neue Blickwinkel auf Batman und sein Handeln, wodurch Tomlin es tatsächlich schafft, der Betrachtung der Fledermaus Facetten hinzuzfügen, die man so noch nicht bzw. schon lange nicht mehr gesehen hat.
©Panini Comics Deutschland | DC Comics
Der Cliffhanger zum Schluss lässt zwar wenig Spannung aufkommen. Dafür tut dies aber die Geschichte als Gesamtes. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band in den Händen zu halten. Dieses Gotham City hier ist heiß und wir haben – neben Batman – einige Figuren, die sich allesamt ständig die Finger daran verbrennen.
 
Tomlin selbst ist nach dem ersten Band auch nicht um große Worte verlegen. Auf seinem Twitter-Account antwortete er einem Fan: „Bei all der Aufregung muss ich stets daran erinnern, dass noch zwei weitere Bücher kommen … Bruce hatte es im ersten Kapitel noch vergleichsweise leicht … ?”. Kaum vorstellbar.
 
Nun noch zur eingangs gestellten Frage: Handelt es sich hier um den Dunklen Ritter aus „The Batman”? Das kann nicht abschließend geklärt werden. Sicher ist aber – er könnte es sein. Und Sorrentino gibt sich keine Mühe das zu verbergen, u. a. bei der Ausgestaltung des Kostüms. Schließlich gibt es ein Panel, in welchem Batman die Maske absetzt und ein ziemlich eindeutiges Robert Pattinson-Portrait darunter erscheint – mitsamt den aus dem Trailer bekannten, selbst geschwärzten Waschbäraugen. Es ist fraglich, ob sich Tomlin mit seinem Erstlingswerk erzählerisch selbst so beschränken will, dass er sich damit unbedingt in den Film- und bald Serienkanon von „The Batman” integriert. Die Anlehnungen aber sind sichtbar. Was man also mit einer hohen Wahrscheinlichkeit behaupten kann: Wer es bis März nicht abwarten kann, um ein Gespür für die sogenannte geerdete Atmosphäre des Films zu bekommen, der sollte hier zugreifen.
©Panini Comics Deutschland
 

MARIAN MEINT

Batman lässt hier keinen Zweifel. Seine Mission, der Schwur, den er geleistet hat, das ist sein Lebensinhalt. Er meint es ernst, mit jeder Faser seines jetzt schon geschundenen Körpers und es packt ihn emotional, wenn er Erfolge seines Handelns sieht und den Leser packt es auch.

Mattson Tomlin erzählt mit jener großen Leidenschaft, mit der sich sein Held in die allnächtlichen Gefechte stürzt. Andrea Sorrentino und Jordie Bellaire bringen die Abgründe dieser Stadt und ihrer Figuren meisterhaft zu Papier, ohne sich in der Finsternis zu verlieren. Alles ist dunkel, alles ist düster und es gibt wenig Anlass zur Hoffnung. Doch Hoffnung gibt es. Aber die Künstler machen hier eines klar – man muss sie sich auf allen Ebenen erkämpfen.

Halten die zwei Folgebände dieses Niveau, dann wird man (auch mit Matt Reeves „The Batman“ im Rücken) noch in einigen Jahren von diesem Comic sprechen.

Teil Zwei erscheint voraussichtlich am 09. November 2021 und der abschließende, dritte Band ist für den 14. Dezember 2021 vorgesehen.


Bei Panini liegt der Comic im Hardcover vor. Ein Variant-Hardcover gibt es auch.

Batman – Die Maske im Spiegel 1 (Hardcover)

Batman – Die Maske im Spiegel 1 (Variant-Hardcover)


Übrigens: Panini gibt in einer einer Preview noch ein paar weitere Einblicke.

LESEPROBE (bereitgestellt von ©Panini Comics)

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Batmanfan seit frühester Kindheit; besonders geprägt durch die Animated Series und die Dino-Comics.

5 Kommentare

  1. Avatar-Foto Visual Noise sagt:

    Ich glaub ich warte noch bis alle Teile raus sind… Sowas lese ich gern an einem Stück! Also heißt es erstmal warten… ^^“

  2. Nico sagt:

    Das klingt ja echt vielversprechend. Marian schürt hier so große Erwartungen bei mir, ich hoffe dem wird das Comic dann auch gerecht. ?

    2

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