So. 11. Mai 2025

Spoilerfreie Review zu „Batman: Resurrection“

Was wäre, wenn wir wirklich einen dritten Batman-Film von Tim Burton bekommen hätten? Was wäre, wenn Michael Keaton für einen eigenen dritten Solofilm nochmal in den Batsuit geschlüpft wäre? Wir werden es leider nie erfahren, auch wenn das Thema und die Filme so populär sind, dass immer mal wieder versucht wird, hieraus noch den einen oder anderen Dollar Profit rauszuschlagen. Autor John Jackson Miller hat mit seinem Roman „Batman: Resurrection“ ebenfalls versucht, in die großen Fußstapfen der Filme zu treten. Ob es ihm gelungen ist, könnt ihr in dieser spoilerfreien Review lesen.

© Random House Worlds

Batman: Resurrection“ ist, wie uns das Cover zum Roman unschwer verrät, im „Burtonverse“ angesiedelt und soll eine Brücke zwischen den Filmen „Batman“ (1989) und „Batmans Rückkehr“ (1992) bilden.

Nach dem Tod des Jokers im ersten Film ist Gotham City zwar gerettet, aber noch immer nicht sicher. Nachts setzt das neue Symbol der Hoffnung, Batman, seinen Kampf zum Schutz der Unschuldigen und Machtlosen fort. Tagsüber fragt sich sein Alter Ego Bruce Wayne, ob es eines Tages eine Zukunft geben könnte, die über das Herumlungern über die Dächer der Stadt oder die höhlenartigen Hallen seines stattlichen Anwesens an der Seite des stets pflichtbewussten Alfred Pennyworth hinausgeht.

Doch auch nach seinem Tod sind die Spuren des Clownprinzen des Verbrechens nicht nur auf dem Bürgersteig zu sehen. Überreste der Joker-Bande, bekannt als „The Last Laughs„, die weiterhin von der bizarren Mystik ihres Anführers fasziniert sind, bedrohen die Stadt mit Brandstiftungsattacken, die gierigen Opportunisten wie dem Millionär Max Shreck dienen. Die Überlebenden der chemischen Waffe Smylex des Jokers führen zu Überfüllungen in Gothams Krankenhäusern.

Um das Chaos zu unterdrücken, braucht Batman mehr als seinen Umhang und einen gut ausgestatteten Werkzeuggürtel. Bruce Wayne wird zum Handeln gezwungen, sodass er die Smylex-Station des Gotham General Hospitals eröffnet und finanziert. Diese wird vom charismatischen Wissenschaftler Dr. Hugh Auslander geleitet. Doch während er sowohl im Schatten als auch im Licht agiert, wird Bruce tiefer in das Chaos von Gotham City hineingezogen als jemals zuvor, was seine Besessenheit, die Stadt zu retten, noch verstärkt – eine Besessenheit, die bereits einen Keil zwischen ihn und Vicki Vale getrieben hat. Der loyale Alfred, der gehofft hatte, dass Bruces Bemühungen als Batman ihm helfen könnten, einen Abschluss zu finden, erlebt das Gegenteil. Albträume veranlassen Bruce dazu, neue Fragen zu den entscheidenden Ereignissen in der Kathedrale zu stellen, und die Ermittlungen von Commissioner Gordon und Reporter Alexander Knox zu den Brandstiftungen verstärken seine Sorgen nur noch.

Nachdem er den Menschen in Gotham City gesagt hat, dass sie sich eine Pause von der Kriminalität verdient hätten, muss Batman feststellen, dass die Mächte des Bösen hinter den Kulissen immer besser organisiert – und orchestriert – werden. Der größte Detektiv der Welt muss das größte aller Rätsel lösen: Könnte der Joker irgendwie überlebt haben?

Fangen wir erstmal damit an, dass ich persönlich die Burton-Filme sehr mag, diese aber nicht den „definitiven Batman“ für mich darstellen, da ich persönlich „Batman TAS“ und „The Dark Knight“ höher ranke als Batman 89 oder Returns. Ich schätze, dass gerade der Stellenwert der Burton-Filme das Pendel beim Lesen des Romans sowohl in die eine als auch die andere Richtung ausschlagen lassen können. Für diejenigen, die (wie auch einige unserer Teammitglieder) Batman 89 verehren, könnte die Umsetzung durchaus als billiger Versuch einer Brückenbildung zwischen den beiden Filmen angesehen werden, die (inhaltlich) wenig bis gar nicht in Verbindung stehen. Also dürften die Erwartungen und Hürden durchaus hoch sein. Andererseits kann positiv oder negativ die „Nostalgiekeule“ geschwungen werden. Die Ausgangslage für John Jackson Miller ist also durchaus interessant gewesen.

Und so sieht auch die Ausgangslage für Gotham City aus, die wir im Buch vorfinden. Gotham City befindet sich in einem Machtvakuum nach den Ereignissen aus Batman 89. Viele versuchen, aus dieser Situation einen Nutzen zu ziehen, u.a. Max Shreck mit seinem Businesspartner Fred Atkins (ja genau der, der lange Ferien machen wird). Der aus Batmans Rückkehr bekannte Exzentriker spielt hier aber nur eine untergeordnete Nebenrolle, denn im Fokus stehen vielmehr die Auswirkungen des Smylex-Angriffs durch den Joker, unter dem die Stadt weiterhin leidet. Der Fokus liegt daher eindeutig auf Batman 89 und leitet nur dezent zu Batman Returns über, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass der Nachfolger zum Buch „Revolution“ noch dieses Jahr erscheinen wird.

Und was soll ich euch sagen. John Jackson Miller hat sich den ersten Batman-Film von Tim Burton genau angesehen… sehr genau sogar und sich quasi jeder einzelnen Idee/Szene bedient, die dieser Film zu bieten hat, um sie fortzuentwickeln. Was ich damit meine, zeigt bereits die Anfangssequenz des Romans, in der ein eher erfolgloser Schauspieler und Zweitbesetzungsstar Karlo Babić sich mit einem Kontaktmann trifft, um geschmuggelte Kosmetika aus Central City zu kaufen und sie dem Theaterschauspieler Tolliver Kingston zu liefern. Die Leute, die ihm das Zeug verkaufen wollen, stellen sich als durchaus bekannte Gesichter des ersten Teils heraus… Nick und Eddie sind nämlich nach ihrer ersten folgenschweren Begegnung mit dem Dunklen Ritter in der Eröffnungsszene von Batman 89 zurück aus dem Krankenhaus respektive Gefängnis.

© Warner Bros. Discovery

Nachdem Babić endlich die Kosmetika für einen Auftritt besorgt hat, lässt Kingston Karlo sie zunächst selbst ausprobieren, was Karlo dank des Zusatzes des Jokers ins Koma versetzt und letztlich den Startpunkt für die Geschichte setzt, als Karlo auf der Smylex-Station wieder aufwacht. Was danach mit ihm passiert, möchte ich dem interessierten Leser nicht verraten, doch Karlo spielt eine entscheidende Rolle in der gesamten Handlung und ist die für mich mit Abstand am besten geschriebene Figur im Buch. Was für einen Schauspielnamen er sich selbst gegeben hat, wird nicht verraten, aber man kann es sich schon denken.

Bezogen auf die Gesamthandlung möchte ich noch folgendes betonen. Wer glaubt, man würde hier einen Abklatsch des gedanklichen Vorgängers oder eine reine auf der Nostalgiewelle reitende Neuinterpretation der gleichen Geschichte bekommen, wie es zeitgeistig gerade gehäuft vorkommt, der kann beruhigt sein. Der Roman erzählt eine eigene, mitunter spannende Geschichte, die alles hat, was eine gute Batman-Geschichte braucht.

Die Geschichte wirft ein Rätsel für den Caped Crusader auf, das es in deren Fortlauf zu lösen gilt. Also wird auch die detektivische Seite Batmans -mehr als in den filmischen Werken- gefordert. Zudem gibt es die nicht wegzudenkende Verfolgungsjagd mit dem Batmobil und die steigende Anspannung hin bis zum großen Showdown, von dem ich leider etwas enttäuscht war, da ich mir hier ein wenig mehr (Abwechslung) versprochen habe. Aber ansonsten fügt sich das Erzählte wunderbar in die Welt von Tim Burton ein und entwickelt diese moderat fort. Miller versucht sich sogar daran, eine Lösung für die Plotholes des ersten Films zu finden. Warum sind die Joker Goons auf dem Dach der Kathedrale, wenn die Abholung von Joker und Vicki nach dem Absturz des Batwings so kurz abgeordnet wurde? Warum weiß der Joker, wer Batmans Eltern sind? Wer sich die Fragen auch gestellt hat, bekommt hier Antworten serviert. Ob einem diese schmecken, darf jeder selbst entscheiden.

Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist jedoch der exzessive Versuch Millers, seine Geschichte krampfhaft mit dem Vorgänger zu verweben. Wie schon einleitend erwähnt, merkt man, dass Miller dem Ursprungsstoff viel abgewinnen kann und er versucht, seine Liebe zum Ausdruck zu bringen. Dies unter anderem dadurch, dass er auch noch so kleine Versatzstücke in diesem Buch aufgreift und in seine Geschichte einbaut. Dies gelingt für mich mal mehr mal weniger gut. Positiv wäre hier die überraschende Einbindung des Joker Goons Lawrence (mit der Boombox) zu erwähnen, der den Sturz durch den Fußboden des Dachs der Kathedrale doch überlebt hat und jetzt als Anführer von „The Last Laugh“ agieren soll (oder vielleicht doch nicht?).

© Warner Bros. Discovery

So bietet der Roman durch Bezugnahmen auf den Vorgänger immer wieder nostalgische Aha-Momente, insbesondere durch Wiedereinführung bekannter Figuren. Leider hat es Miller aus meiner Sicht mit den Verweisen jedoch etwas übertrieben, da jede noch so kleine Randfigur, die im ersten Teil einmal in Szene gesetzt worden ist, hier einen größeren Ausbau bekommt, was leider nicht immer zu überzeugen weiß. Wer sich also gefragt hat, was aus dem Doktor der bekannten Operationsszene von Jack Napier geworden ist, bekommt hier die Antwort. Gebraucht habe ich diese durchaus unglaubwürdige Behandlung dieser Figur nicht. Dies gilt im Übrigen auch für die Rückkehr von Vicki Vale, die aus meiner Sicht hauptsächlich nur zurückgebracht wurde, um dem Finale etwas mehr Würze zu geben. Vicki erfüllt noch einen anderen Zweck, aber das kommt später.

Leider wirkt auch die Einbindung des großen Gegenspielers Batmans in diesem Buch etwas arg konstruiert, soll dieser doch bereits in einer Szene in Batman 89 aufgetaucht sein, ohne damals namentlich erwähnt worden zu sein. Wenn man aber von diesem Kritikpunkt mal absieht, dann weiß die Geschichte diesen Antagonisten ganz gut aufzubauen. Der Antagonist bleibt lange im Verborgenen und zieht dort die Fäden, ohne dass seine Motive bis kurz vor Ende erkennbar sind. Wer sich aber im Batmankosmos etwas auskennt, was ich für viele unserer treuen Leserschaft annehme, der dürfte den letztendlichen Twist dennoch mindestens eine Meile vor dem Reveal voraussehen. Nichtsdestotrotz fügt sich diese Figur von der Erzählung, wie auch die weiteren Figuren gut in die Erzählweise Burtons ein, sodass ich zumindest den Eindruck hatte, das könnte hinsichtlich der Figurendarstellung wirklich ein Burtonwerk sein.

Miller gelingt es auch sonst, die Ästhetik der beiden Filme in seinem Buch zu übernehmen, aber etwas eigenes daraus zu kreieren. Während der erste Teil eher eine Mafiageschichte erzählt und Batman Returns fast in Richtung eines „Horrorfilms“ im Gothic Look (also im vollen Burton-Modus) geht, werden die Leser hier eher in eine Detektivgeschichte mit übernatürlichen Anleihen geworfen, die aufgrund der Einbindung von vorherigen Versatzstücken wie dem Smilexgas zumindest nachvollziehbar erscheint. Was mich aber meisten überrascht hat, ist die Tatsache, dass sich Miller im Gegensatz zu seinen filmischen Vorbildern im Kern seiner Geschichte mehr an der Comicgeschichte Batmans orientiert hat. Während Tim Burton bekanntlich mehr sein eigenes Ding gemacht hat, greift Miller als Ankerpunkt auf eine sehr bekannte Storyline zurück, die ihren Ursprung bereits im Jahr 1940 hat und seitdem schon ein paar Neuauflagen, u.a. jetzt in Romanform, durchlebt hat. Welcher Comic das ist, wird hier natürlich nicht verraten.

Als weiteren kleinen Unterschied sehe ich noch den größeren Fokus auf Bruce Wayne und dessen inneren Kampf mit dem Tod des Mörders seiner Eltern. Der Umgang hiermit nimmt zumindest in der ersten Hälfte des Buches einen größeren Teil der Handlung ein. Dies fällt positiv auf, da Tim Burton in meinen Augen seinen Fokus fast ausschließlich auf die missverstandenen Antagonisten (insbesondere in Batmans Rückkehr) gelegt hat, ohne viel auf Bruce Waynes Charakter einzugehen. Negativ sind mir ein paar Charaktermomente aufgefallen, die nicht zu der Darstellung von Micheal Keatons Bruce Wayne/Batman passen. Ein paar „Oneliner“ sind auch eher zum gedanklichen Augenrollen. Aber sonst passt die Darstellung von Bruce Wayne schon ins Gesamtbild.

An seiner Seite haben wir zu Beginn mit Julie Madison eine weitere Comicfigur als Freundin von Bruce, die von Vicki Vale im Verlauf „ersetzt“ wird, um die angespannte Beziehungsdynamik zwischen den beiden aufzulösen und sie wie die die gesamte Geschichte zu einem befriedigenden Ende zu bringen.

© Warner Bros. Discovery

„Batman: Resurrection“ ist der ambitionierte Versuch, die beiden durchaus stark verschiedenen Werke von Tim Burton sinnvoll und wertig miteinander zu verbinden. Unter dem Strich gelingt es „Batman: Resurrection“ gut, insbesondere Batman 1989 fortzusetzen. Wenn man die Geschichte unter diesem Fokus liest, wird man seine Freue damit haben können. Manches ist etwas zu sehr konstruiert und hätte auch zum Wohle einer eigenen Idee weggelassen werden können. Da wäre „weniger ein bisschen mehr gewesen“. Dennoch beantwortet das Buch in seinem sehr einfachen und verständlichen Konstrukt viele Fragen aus seinem gedanklichen Vorgänger, auch wenn der Leser nicht nach allen Antworten verlangt hat.

Kommt also der Roman an die filmischen Werke heran? Meiner Meinung nach nur bedingt. Ist Resurrection eine Vollkatastrophe wie für mich „The Flash“? Zum Glück nicht. Ich halte das Buch für eine würdige Umsetzung und Fortentwicklung der Filme, die mehr zu bieten hat als die meines Erachtens etwas dürftigere Fortsetzung in Comicform. Ich hatte persönlich insgesamt eine tolle Zeit mit dem Roman, da man die Liebe zum Ursprungsmaterial auf jeder Seite spürt. Daher meine Empfehlung: Macht euch den Score von Danny Elfman an und taucht wieder in die Welt von Micheal Keatons Batman ein. Wer ein kleiner „Lesemuffel“ ist, dem kann ich das dazugehörige Hörbuch ebenfalls wärmstens empfehlen.

Was ich mir abschließend wünschen würde, auch wenn es wahrscheinlich kurzfristig nicht möglich ist, ist eine animierte Umsetzung des Stoffes. Das hätte der Roman durchaus verdient, um ihn einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Tatsächlich habe ich schon große Lust auf den Nachfolger „Batman: Revolution“, in dem der Mini-Cliffhanger mit Sicherheit aufgelöst und die Geschichte hoffentlich auf mindestens diesem Niveau weitergeführt wird. Daher vergebe ich sehr gute (mit Tendenz nach oben)


3 ½ von 5 Bat-Heads

Maik
Maik
Batmanfan seit der Animated Series und neuster Zuwachs im Autorenteam bei Batmannews.de.

2 Kommentare

  1. Danke für das Review.
    Nachdem ich vom Batman ’89 Comic etwas enttäuscht war, wollte ich das Buch, auf das ich mich eigentlich gefreut hatte, eigentlich doch nicht kaufen.
    Aber das Review hat mich jetzt letztendlich doch überzeugt, das Buch zu bestellen.

    2
  2. Das Buch steht seit seiner Veröffentlichung stolz in meinem Regal, konnte aber leider noch keine Seite lesen. Dafür braucht es bei mir einfach die Zeit und die Muse den Soundtrack von Danny Effman einzulegen und in diese Welt einzutauchen.

    @Maik Wie lange hast du für die 400 Seiten gebraucht?

    4

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