Reingeschaut: Batman ’89, Batman, Batman: Fortress & Sword of Azrael

In unserer Reihe „Reingeschaut” sammeln wir in Kurz-Reviews ein paar erste Eindrücke und Zwischenfazits zu laufenden US-(Mini-)Serien mit Batman-Bezug bzw. von DC.

 

Inhalt

  1. Batman ’89
  2. Batman
  3. Batman: Fortress
  4. Sword of Azrael
  5. Kommentare

Was diese Rubrik hier ist bzw. wie sie aufgebaut ist, haben wir im ersten Beitrag der Rubrik im Vorwort erläutert.


Batman ’89

© DC Comics

Ausgabe: Batman ’89 #6
Autor: Sam Hamm
Zeichner: Joe Quinones
Farben: Leonardo Ito

Da ist es endlich, das Finale und was soll ich sagen, … meine Lippen bleiben versiegelt. Ich verrate nichts!

Nur so als Anmerkung zu dem Projekt als Ganzes – ich habe das alles ziemlich genießen können und bin nach dem eher holprigen Start (vor allem wegen des noch in Heft #1 unfertig wirkenden Artworks) nach und nach richtig versunken in dieser Batman ’89-Welt. Sam Hamm tut dafür sein Übriges.

Ich würde schätzen, die meisten glühenden Fans des Burton-Batmans werden hiermit ihre große Freude haben. Alle, die darüber hinaus auch noch ein paar Batman-Filme mehr gesehen und außerdem ein paar Comics gelesen haben, dürften dem Ganzen mit gesteigerter Freude beiwohnen.

Erfreulicherweise erscheint die komplette Reihe bereits in wenigen Tagen, am 29. November 2022 auf Deutsch bei Panini und zwar in einem Band.


 

Batman

©DC Comics

Ausgabe: Batman (2016) #125 – 127
Autor: Chip Zdarsky
Zeichner*innen: Jorge Jiménez & Belen Ortega
Farben: Tomeu Morey & Luis Guerrero

„Chip, Chip, Chip Zdarsky … Chip, Chip, Chip Zdarsky“ hallten die von frenetischem Applaus begleiteten Sprechchöre in den Häuserschluchten der Stadt wider. Überlebensgroße Batman-, Robin-, Catwoman- und Pinguin-Figuren schmückten die riesigen Paradewagen während des festlichen Umzugs in Burbanks Straßen. Es war eine ausgelassene Stimmung. Fremde lagen sich vor Freude weinend in den Armen. Die Menschen tanzten enthemmt, viele in Kostümierung. Es war ihr Tag, ein Tag der Freude und des Feierns.

Ja, so oder so ähnlich hat es sich zugetragen, als im Februar bekanntgegeben wurde, dass Autor Chip Zdarsky fortan die reguläre Batman-Reihe schreiben würde … zumindest in den Köpfen einiger Fans.

Denn Zdarsky ist im Superheldenkosmos vor allem für seinen Daredevil-Run bekannt und wird dafür verehrt. Bevor der bisher größtenteils für Marvel tätige Autor („Spider-Man – Die Geschichte eines Lebens” ist für den langjährigen Spinnefan auch ein Muss) nun also vollends die Fledermaus begleiten darf, hat er zuvor schon mit der Maxi-Serie „Batman – The Knight“ begonnen, die die Anfänge des (Dunklen) Ritters näher beleuchten soll. Wie gesagt hat er auch schon ausreichend Anerkennung für den Batman-Stiefbruder Daredevil (kommt schon!) bei Fans wie Kritikern eingeheimst. Einem Teil des Fandoms gilt er als Hoffnungsträger, der der Fledermaus nun wieder eine glorreiche, das heißt auch konsistente Zukunft verschaffen kann. Die letzten Jahre war das ja durchaus etwas unstet.

Nach Tom Kings (durch den Verlag wegen schwindender Verkaufszahlen erzwungenem) Tätigkeitsabbruch an der Batman-Reihe übernahm James Tynion IV, dem der Ruf anhaftet, in jeder Serie außerhalb von DC wahnsinnig gut zu schreiben, die Fledermaus aber lediglich als eine Art Nebenprojekt mitlaufen zu lassen. Tynion IV war allerdings auch gezwungen, den Mitternachtsdetektiv durch allerlei wilde Events begleiten zu müssen, wofür er allerdings nicht viel noch wildere neue Gegner hätte schaffen müssen, die zum Teil arg auf Kosten von Substanz und Übersichtlichkeit gingen. Hernach übernahm für ein paar Hefte der selten großartige, aber immer stabile Joshua Williamson, um so ein neues Zeitalter für Batman und somit auch die Bühne für Chip Zdarskys Run vorzubereiten und hier sind wir nun.

Mit der Storyline „Failsafe” startet man jetzt in ein Abenteuer, das vor allem auch die mittelalten Leser:innen nach Hause kommen lässt. Denn nach den Irrungen und Wirrungen der letzten Jahre kämpft Batman gemeinsam mit Robin (Tim Drake) in Gotham City gegen bekannte Gegner aus Batmans Rogues Gallery. Allerdings ist das stark verkürzt, denn es gibt ein paar neue Umgebungsbedingungen und die Rogues dienen zunächst nur als Vehikel. All das aber wird humorvoll, actionreich und schön batmännig präsentiert und zwar so, dass man da reinlegen kann, was man möchte. Einer der klassischen Villains geriert sich in meinen Augen z. B. deutlich als Trump-Pendant. Dieses Augenzwinkern ist vor allem amüsant; wenn’s einen aber nicht interessiert, wird man es kaum bemerken. Aus Spaß wird hier aber schnell ernst und die Story nimmt nicht nur an Dramatik zu, sondern rasch auch an Fahrt auf. Spannend und unterhaltsam und von Jorge Jiménez und Tomeu Morey sehr, sehr ansprechend in Szene gesetzt fand ich diese ersten drei Hefte, über die man schnell hinwegfliegen, sie sich aber auch mit Zugewinn noch mal näher beschauen kann.

Alsbald braucht es etwas Hintergrundwissen zu einer maßgeblichen Storyline der JLA und zu einem bestimmten Charakter aus der Batman-Historie. Für Neueinsteiger ist dieser Run also nicht unbedingt geeignet. Drumherum ist das aber alles superspannend, sehr gefühlvoll und actionreich gestaltet. Zdarsky macht hier also Grant Morrison light.

Zunächst war ich dann auch enttäuscht, dass die Haupthandlung in den einzelnen Heften jeweils schon eher als gewohnt endet, um Platz für eine Backup-Story zu machen. Aber auch diese dort platzierte Catwoman-Geschichte wurde ebenfalls von Chip Zdarsky geschrieben (und ebenfalls schön gestaltet von Belen Ortega und Luis Guerrero) und fungiert eher als eine Art zweiter Teil. Zunächst folgt man lediglich den paar unterhaltsamen Seiten. Schließlich ergibt sich aber ein größerer Bezug zur Hauptstory. Auch das ist sehr ansprechend gemacht und wirft einige neue Fragen zum großen Ganzen auf.

Insgesamt machen es mir die drei Hefte unglaublich leicht, endlich wieder in Batmans Hauptreihe einsteigen zu können. Die Story wirkt sortiert, öffnet sich möglicherweise ab den folgenden Heften auch zum größeren DC-Universum hin und sie bietet mir viel Vertrautes, aber auch Neues, das mich mit Spannung dabeibleiben lässt. Ich habe im Tynion IV-Run immer wieder versucht einzusteigen und habe dann die Hefte frustriert zur Seite gelegt. Dieses Mal aber war ich sofort dabei und habe mich über einen Batman gefreut, der mehr Batman ist, als es lange Zeit zuvor der Fall zu sein schien.


 

Batman: Fortress

© DC Comics

Ausgabe: Batman: Fortress #2
Autor: Gary Whitta
Zeichner: Darick Robertson
Farben: Diego Rodriguez

Oh. Mein. Gott. Was um alles in der Welt habe ich da bitte gelesen?! Wartet, ich sag’s euch …

Folgende Geschichte hat sich so oder so ähnlich tatsächlich zugetragen: Ein Mann geht in Burbank, Kalifornien auf die Straße und spricht dort ihm fremde Menschen an:
„Hey, hat jemand Lust, mal einen Comic zu schreiben? Es soll sich so anfühlen, als würden Sie ironisch ein 80er-Jahre-Actionfilm-Drehbuch schreiben wollen, mit Aliens und wahnsinnig klischeehaften, dummen Dialogen.“
„Ich würde es versuchen, ruft da ein zufällig vorbeischlendernder Passant.“
„Großartig „, meint da der erste. „ABER – sie müssen das bitte alles irgendwie ins DC Comic-Universum transferieren. Die Hauptfigur soll Batman sein, Superman und Green Lantern sind nicht da, sodass Batman mit den weniger übermächtigen oder kosmischen Ligisten die Welt retten muss. Schaffen Sie das?“
„Klar“, sagt da der andere „ich könnte ja auch den Spannungsbogen etwas ziehen und die Action erst ab dem zweiten Heft beginnen lassen. Im ersten Heft lasse ich Batman unter erschwerten Bedingungen durch Gotham stromern und konfrontiere ihn alle paar Sekunden mit einem neuen Erzfeind, sodass Batman in Textkästen immer wieder über seine Herkunft, seine Mission und seine ethisch-moralischen Grundlagen sinnieren muss.“
Mann 1: „Das darf aber auf keinen Fall Auswirkungen auf Heft #2 haben. Da will ich nichts von all dem lesen“
Mann 2: „Keine Angst, es wird sein, als hätte ich innerhalb dieser Mini-Serie zwei völlig voneinander unabhängige Geschichten mit unterschiedlichen Batmen erzählt.“
Mann 1: „Ja, toll. Vergessen sie aber nicht die Justice League.
Mann 2: „Hm? Wen?”
Mann 1: „Die anderen Helden, die Justice League”
Mann 3: „Achso, jaja. Da lese ich mich zur Not nochmal ein.”
Mann 1: „Fantastisch. Sie haben den Job. … Ich bin übrigens Redakteur der Batman-Abteilung bei DC. Wie heißen Sie?”
Mann2: „Gary Whitta
Mann 1: „Gary Whitta – sie sind engagiert. Kommen Sie, ich stelle sie dem Zeichner der Serie vor, Darick Robertson. Der hat extra, passend zum Konzept von „Batman Fortress“, versprochen, sich auf keinen Fall zu viel Mühe zu geben”
Mann 2: „Fein!”

Zugegeben, diese Zusammenfassung klingt etwas despektierlich, aber alles Geschriebene ist nah an der Wahrheit. „Batman Fortress“ #2 – ja, explizit Ausgabe 2 – ist mit das Schlechteste im Comic-Bereich, was ich die letzten 10 Jahre gelesen habe. Locker! Dass es im Grunde nicht mal ein Aufgreifen der pseudophilosophischen Grundlagen Batmans gibt, die in Heft #1 so exzessiv ausgebreitet wurden, ist eine Frechheit. Daneben scheint der Comic völlig aus der Zeit gefallen zu sein, sowohl was die Story als auch was das Artwork betrifft. Auf dem Cover steht die Empfehlung „Ages 13+“. Mein Rat an DC lautet: Streicht das Plus. Meine Empfehlung an euch wiederum: Nicht lesen und erst recht nicht kaufen!


 

Sword of Azrael

© DC Comics

Ausgaben: Sword of Azrael (2022) #1
Autor: Dan Watters
Zeichner*in: Nikola Cizmesija
Farben: Marissa Louise

Mein Lieblingsracheengel der 90er-Jahre ist zurück – Azrael. Und das auch noch in seinem Originalkostüm. Fantastisch! Jean-Paul Valley, einstmals (ultrabrutaler) Ersatzmann des originalen Batman, nachdem Bane Bruce Waynes Rückgrat gebrochen hatte, darf oder vielmehr muss in dieser sechsteiligen Mini-Serie (die den gleichen Titel trägt wie seine Debüt-Reihe) das Rachekostüm erneut überstreifen. Und das, obwohl er dem Vigilantentum und der Gewaltherrschaft seines einstigen Ordens St. Dumas abgeschworen hat. Ein bisschen mehr Hintergrund dazu hatte ich bereits hier zusammengeschrieben.

Autor Dan Watters liefert mit Sword of Azrael” #1 ein typisches erstes Heft ab. Es dient der Exposition und muss den lange vergessenen Charakter Azrael wieder mit Schmackes in die DC-Welt zurückbefördern. Jean-Paul Valley hat sich in ein Kloster zurückgezogen, doch unerwartete Umstände erfordern, dass er den Racheengel Azrael erneut in sich weckt. Lange versucht er, diese teuflische Seite zu unterdrücken, doch schließlich hat er keine Wahl. Allerdings kommt es anders, als Jean-Paul sich das alles gedacht hat. An dieser Stelle endet dann schon das Heft und das ist auch Beste an dieser Nummer 1 – der Cliffhanger.

Die Ankündigung für diese Reihe weckte in mir schon ein, zwei Vorhersagen, die sich nun glücklicherweise nicht bestätigt haben. Generell freue ich mich darüber, (den hier wirklich gut in Szene gesetzten) Azrael endlich mal wieder in eigener Serie zu sehen. Der Beginn der Geschichte als auch das Artwork sind solide, der Story Verlauf hat mich bekommen. Ausgabe #2 kann also kommen.

Randnotiz:
Was schon kam, war der One-ShotSword of Azrael: Dark Knight of the Soul“ vom gleichen Kreativteam, der vor allem nochmal den religiösen Hintergrund der Figur näher beleuchtet und widerstreitende Parteien innerhalb dieser … nennen wir es „Community“ … vorstellt. Die Geschichte ist ganz nett, aber weder die alten Hasen, noch Neuleser brauchen diese tatsächlich; zumindest bisher. Es kann durchaus sein, dass Beteiligte aus „Dark Knight of the Soul“ nochmal in der Hauptserie aufgegriffen werden. Dennoch kann ich mir nur schwerlich vorstellen, dass man die dann nicht auch so einordnen kann.


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Batmanfan seit frühester Kindheit; besonders geprägt durch die Animated Series und die Dino-Comics.

3 Kommentare

  1. Batboy sagt:

    Eine Frage an diejenigen, die die restlichen Ausgaben von Batman 89 gelesen haben: Wird es noch besser im Sinne von Eigenständigkeit und origineller Story? Habe bisher nur Ausgabe 1 gelesen und abgesehen von den Zeichnungen unterscheidet sich der Comic meiner Meinung nach nicht von anderen Batman Storys.

    • Avatar-Foto Marian sagt:

      Ich weiß nicht genau, wie sich die Geschichte für dich von anderen Batman-Storys abheben soll, allerdings war ich schon der Meinung, dass sich die Qualität ab Heft 2 spürbar steigert und dann ungefähr gleich bleibt. Die Figuren sind alle bekannt und es ist eine Art Neuinterpretation derselben innerhalb der Burton-Welt und das fand ich recht überzeugend. Für mich würde der Comic auch gut als Spielfilmumsetzung funktionieren. Ob das Konzept damit nun sonderlich originell ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

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      • Batbo sagt:

        Genau das meine ich. IMO war Ausgabe 1 eine normale Batman-Story, wie sie auch in den regulären Heften hätte erscheinen können. Wenn die anderen Ausgaben auch wirklich Burtons Welt wiederaufleben lassen und einen eigenen Stil entwickeln, ist es für mich einen Blick wert.

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