Seine Weltreise führt Bruce Wayne einmal mehr um den Globus. Allerdings biegt er mir einmal zu viel falsch ab. Warum das so ist, erfahrt ihr hier.

Enthaltene Titel:
Batman – Die Reise / Batman – The Knight #6 – 10
Autor*in: Chip Zdarsky
Künstler*in: Carmine Di Giandomenico
Colorist*in: Ivan Plascencia
Verlag: Panini
Seiten: ca. 164
Softcover: 19,00 €
Hardcover: 35,00 €
Status: abschließendes Paperback
Erschienen am 04.04.2023
©Panini Comics Deutschland
Wie schon im ersten Teil von DIE REISE konzentriert sich auch der zweite Band auf die Stationen, die Bruce Wayne durchläuft, um schließlich zu Batman zu werden. Doch während der Vorgänger durch eine gelungene Mischung aus Spannung, Charakterentwicklung und glaubwürdiger Erzählweise überzeugte, fällt der zweite Band qualitativ etwas ab. Warum das meiner Meinung nach so ist, verrate ich euch jetzt.

ES BLEIBT EIN ABSOLUTER HINGUCKER
Optisch bleibt DIE REISE 2 ein echter Hingucker. Carmine Di Giandomenico liefert erneut beeindruckende Arbeit ab, unterstützt von Kolorist Ivan Plascencia. Doch inhaltlich schwächelt dieser Band an einigen Stellen – und leider sind es gravierende Kehrtwendungen, die nicht so stimmungsvoll sind, wie das bisher Gelesene.

Bruce verschlägt es diesmal von der kanadischen Wildnis nach New York und schließlich in die arabische Wüste. Der Abschnitt in Kanada ist gewohnt stimmungsvoll erzählt, und ein kleiner Twist sorgt für Spannung. Bruce muss eine bittere Lektion lernen, die seine Reise prägt – ein vielversprechender Start. Doch dann geht es nach New York, wo die Geschichte eine völlig andere Richtung einschlägt.

Dort trifft Bruce auf Zatanna und ihren Vater Zatara. Hier kommt Bruce das erste Mal mit echter Magie in Berührung. Was folgt, ist magischer „Rambazamba“, der so gar nicht in das bisher bodenständige Setting passt. Zdarsky scheint zeigen zu wollen, dass Bruce die Existenz einer übernatürlichen Welt akzeptieren muss – aber diese Elemente wirken deplatziert. Beziehungsweise wurde ich als Leser davon überrumpelt. Nur Bruce scheint damit sehr schnell fertig zu werden. Da hätte ich mir ein wenig mehr Feinschliff im Pacing gewünscht.
„Es gibt … Welten fernab von dieser hier.
So echt wie dieser Boden oder du und ich.“
In einer Geschichte, die von Verlust, Selbsterkenntnis, Verrat und Ambition handelt, braucht es keinen menschenfressenden Dämon und schon gar keine halbherzige Romanze zwischen Bruce und Zatanna. Die angedeuteten „Kindheitsfreunde mit Spannungen“-Klischees wirken auf mich gezwungen und unglaubwürdig. Die daraus resultierende sexuellen Spannungen sind einfach nur eigenartig und aus der Geschichte heraus auch nicht zu erklären.
„In weniger als zwei Wochen kann ich meinem Gehirn weismachen,
dass ich keinen Schmerz verspüre.“
Ein weiterer fragwürdiger Punkt ist der Charakter Dr. Captio, ein selbsternannter akademischer Nomade, der Bruce lehrt, keinen Schmerz zu empfinden. Während seine Lektionen noch einen gewissen Reiz haben, wird es ab diesem Abschnitt zunehmend chaotischer.
WAS IST DENN MIT BRUCE LOS?
Ein alter Bekannter taucht wieder auf, und die Handlung nimmt eine so wilde Wendung, dass man sich fragen muss, ob Bruce aus den Ereignissen überhaupt etwas gelernt hat. Dramatische Niederlagen und Erkenntnisse, die eigentlich stark inszeniert waren, verpuffen innerhalb weniger Panels.

Besonders störend ist, wie beiläufig Lügen, Verrat und sogar Mord vergeben werden, nur um neu eingeführte Figuren nicht in ein negatives Licht zu rücken. Das wirft die Frage auf: Was genau kann der zukünftige Batman eigentlich aus all dem mitnehmen, wenn selbst Mord bei anderen nicht so schlimm ist?

Den unfreiwilligen Höhepunkt der Absurdität bildet eine Szene, in der Bruce nach einem blutigen Kampf vor Ra’s al Ghul Desinfektionsmittel und eine Nadel aus seiner Trainingshose zaubert, um seine Wunde selbst zusammenzunähen. Das grenzt schon an unfreiwillig magische Komik – selbst Zatanna hätte es nicht besser machen können.

Trotz der Kritikpunkte gibt es auch in diesem Band wieder Momente, die positiv überraschen, und das Ende ist durchaus gelungen. Dennoch bleibt der Gesamteindruck unrund und häufig unglaubwürdig.
„Sie halten mich für den klügsten Mann der Welt.
Ohne überheblich sein zu wollen, das bin ich.“
Carmine Di Giandomenico und Ivan Plascencia retten in der Gesamtwertung mit ihrer beeindruckenden visuellen Arbeit einiges. Die dynamische Panel-Aufteilung, die stimmungsvollen Farben und die Detailtiefe der Zeichnungen sorgen dafür, dass der Comic visuell keine Wünsche offen lässt. Leider kann die großartige Optik die inhaltlichen Schwächen nicht vollständig aufwiegen.
FAZIT: EIN BISSCHEN GUANO STECKT HIER SCHON DRIN
Nach dem unterhaltsamen ersten Band verliert sich Zdarsky im zweiten Teil in abstrusen Nebensträngen und fragwürdigen Charakterentwicklungen. Zwar ist im Comicbereich ein gewisses Maß an Überspitzung erlaubt und mir auch sehr lieb, aber in einem ansonsten relativ bodenständigen Setting wirken einfallslose Dämonen und Absolutionen, die jeglicher Lernkurve widersprechen, leider albern. Selbst eine belebende Lazarusgrube ließe sich besser in die Handlung integrieren als die überzogenen Elemente, die hier eingebaut wurden.

Die großartige Optik kann das verschenkte Potenzial leider nicht vollständig ausgleichen. Von mir gibt es für den zweiten Teil von DIE REISE nur zweieinhalb von fünf Bat-Heads. Beide Sammelbände sind weiterhin bei Panini Comics erhältlich und für Komplettisten durchaus einen Blick wert.
2 ½ von 5 Bat-Heads