Im Sommer 2021 startet voraussichtlich Matt Reeves „The Batman“ in den Kinos – ohne Ben Affleck. Zum Glück lässt sich die lange Wartezeit überbrücken, denn die vorangegangenen Superhelden-Filme von Christopher Nolan sind beim wiederholten Ansehen sogar noch viel besser, als es einigen Comic-Fans vielleicht bewusst war. Die Kritik an der Dark Knight-Trilogie, sich nicht an das Original zu halten, ist nämlich nur begrenzt zutreffend.
Batfleck hört auf – für einige Fans eine Tragödie, für andere eine erfreuliche Botschaft. Aber wie unterschiedlich die Gemüter auch über den Abschied des 46-jährigen diskutieren, die meisten scheinen sich doch einige zu sein: Affleck hatte nie die Chance, sein Können in einer wirklich guten Comic-Verfilmung unter Beweis zu stellen. Das war bisher nur Michael Keaton und Christian Bale vergönnt gewesen, gerade die Dark Knight-Trilogie von Christopher Nolan hat die Figur des dunklen Ritters geprägt wie kaum ein anderes Machwerk der letzten Jahre. Trotzdem musste sich die Vision, die der Regisseur, sein Bruder Jonathan Nolan und Autor David S. Goyer mit Batman Begins im Jahre 2005 der Welt präsentierten, immer wieder harscher Kritik aussetzen: die Filme hätten nichts mit der Comic-Vorlage zu tun, die Macher haben sich zu weit vom Original entfernt. Doch wie fruchtbar ist diese Argumentation tatsächlich? Und wie viele Freiheiten stehen einem Regisseur bei einer Adaption zu? Eine erneute Sichtung der Trilogie bietet die Möglichkeit, diese Fragen zu beantworten.
Der Realismus ermöglicht die Chance, Batman in einem anderen Licht zu sehen
Als Christopher Nolan den Verantwortlichen von Warner Brothers in den frühen 2000ern seine Vision von Batman vorstellte, brauchte er nicht lange, um den Sack zuzumachen: Batman & Robin hatte Jahre zuvor das Franchise in den Abgrund gestürzt, die Konkurrenz mit den ersten beiden X-Men Filmen große Erfolge gefeiert. Das Studio ließ sich in kürzester Zeit von Nolans Idee, einen geerdeten Batman in einer realistischen Welt darzustellen, begeistern.
Gerade diese Vision bietet die Möglichkeit, Bruce Wayne (grandios verkörpert von Christian Bale) und sein Universum in einem völlig anderen Blickwinkel zu sehen: statt Superschurken mit übernatürlicher Fähigkeiten sehen wir echte Menschen, die entweder von der Gesellschaft verstoßen wurden oder diese stürzen wollen. Da wäre beispielsweise Liam Neeson in der Rolle des Ra’s al Ghul, der bei seinem ersten Auftreten in Batman #232 „Tochter des Dämons“ als Unsterblicher daherkommt, welcher mit Hilfe der Lazarus-Grube von den Toten aufersteht. In Batman Begins wird der Name Ra’s al Ghul hingegen zum Titel, der an den jeweiligen Anführer der Gesellschaft der Schatten weitergereicht wird. Nicht nur hier verstehen es Christopher Nolan und seine Spießgesellen, die Figuren aus dem Hause DC geschickt in die Realität zu „übersetzten“: Heath Ledgers Joker bringt ebenfalls auf kluge Art und Weise die Quintessenz der Figur auf den Punkt (etwas, das Jared Leto niemals vermochte). Bei seinem ersten Auftritt im Jahr 1940 wurde der diebische Joker bereits als eine Art von Terrorist porträtiert, dessen Schandtaten von ihm höchstpersönlich über die Medien bekannt gegeben werden und der sich darauf versteht, die Öffentlichkeit in Panik zu versetzten, sowie Menschen in perversen Spielchen gegeneinander auszuspielen. Könnte es eine offensichtlichere Parallele zu The Dark Knight geben? Ledgers Interpretation ist vielleicht nicht in ein Säurebecken von Ace Chemicals gefallen und verwendet auch kein Smilex-Giftgas, um seinen Opfern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern – stattdessen schminkt er sich jedoch und schneidet seinen Opfern die gleichen Narben in die Wangen, die auch ihn verunstalten. Ein Panel im ersten Joker-Comic zeigt ihn sogar in der Uniform eines Polizisten, eine Kostümierung, die beim Attentat auf den Bürgermeister durch Ledgers Joker im Film ebenfalls aufgegriffen wird.
Die anarchistische Ader, schon immer ein Teil des Clownprinzen des Verbrechens in seiner langen Comic-Historie, kommt bei Ledger perfekt zum Vorschein. Zeitgleich bietet seine Performance weitere Charakterzüge des Originales: der Hang zum Narzissmus, der morbide Humor, die Doppelmoral, die berechnende, kaltblütige Intelligenz, mit der er seine Ziele verfolgt, und natürlich seine ambivalente Beziehung zu Batman selbst. Nicht zu vergessen die Neigung des Jokers, Lügengeschichten über seine Vergangenheit zu erzählen, die auf Alan Moores Meisterwerk „Batman: The Killing Joke“ zurückgeht („Wenn ich schon eine Vergangenheit habe, dann doch bitte mit Multiple Choice!“).
Eine freie Interpretation kann der Vorlage gerecht werden
Wo wir erneut bei der Comic-Vorlage angelangt wären. Denn die Nolan-Trilogie bezieht sich, trotz ihres realistischen Ansatzes, regelmäßig auf die Comics: wesentliche Einflüsse für die Filme waren unter anderem Frank Millers „Year One“, dessen Origin-Story sich in Batman Begins widerspiegelt. „The Long Halloween“ und „Dark Victory“, beide geschrieben von Jeph Loeb und gezeichnet von Tim Sale, waren maßgebliche Inspirationen für den zweiten Teil der Reihe. The Dark Knight Rises orientiert sich hingegen an Millers „The Dark Knight Returns“, der von 1993 bis 1994 laufenden Reihe „Batman: Knightfall“ und der Crossover-Story „Batman: No Man’s Land“. Teilweise wurden einzelne Panels, wie etwa ein brennender Geldhaufen, das Trio aus Batman, Harvey Dent und James Gordon auf dem Dach des GCPD oder der berühmte Rückradbruch durch den Schurken Bane, exakt nachgedreht. Der Vorwurf, dass der Regisseur sich nicht an die Vorlage gehalten hätte, ist dementsprechend nichtig.
Sogar Batman: The Animated Series, für viele Fans der heilige Gral des Batman-Mythos, inspirierte die Dark Knight-Trilogie: in der dritten Folge „Nothing to Fear“, bei der Boyd Kirkland einst Regie führte, trifft der dunkle Rächer zum ersten Mal auf Jonathan Crane alias The Scarecrow. Im Finale der Episode kostet Dr. Crane von seinem eigenen Angstgas, woraufhin er Batman in der Gestalt einer monströsen Fledermaus sieht und Kevin Conroys düstere Stimme verkündet: „What’s the matter, Scarecrow? Can’t handle your own medicine?”. Wer diese Szene nicht in Batman Begins wieder findet, sollte sich die Folge sowie den Film nochmals im Direktvergleich ansehen. Selbst der Joker verhält sich im zweiten Teil der Nolan-Filme von 2008 ganz ähnlich, wie es bereits Mark Hamills Inkarnation in der Zeichentrickserie von 1992 tat: sobald der größenwahnsinnige Clown im Fernsehen auftritt, spricht er direkt in die Kamera. Dadurch wirkt es so, als würde er das Publikum direkt ansprechen – ein Ansatz, der sich auch durch viele Comics mit dem Harlekin des Hasses zieht. Dort scheint es ebenfalls oftmals so, als wäre er sich seiner eigenen Fiktionalität bewusst.
Es ließen sich unzählige weitere Inspirationen und Parallelen auflisten, die Adaption und Vorlage miteinander verbinden. Doch allein diese kurze Auflistung sollte demonstrieren, wie respektvoll sich Christopher Nolan vor der von Bob Kane und Bill Finger konzipierten Comicfigur und ihrem Universum verneigt. Jedoch ist sein Bruce Wayne inklusive Alter Ego eben kein über alle Zweifel erhabener Hüne, sondern eine von tiefen Widersprüchen geplagte, menschliche Figur. Christian Bale spielt Batman genau so, wie ein Mensch im echten Leben agieren würde: Zerbrechlich, mit emotionalen Schwächen. Und dennoch gelingt es dem Duo Bale und Nolan gemeinsam, immer wieder ein klassisches Batman-Gefühl aufkommen zu lassen, sei es bei seinem ersten Kampf mit Falcones Handlangern an den Docks oder dem Verhör von Sal Maroni auf der Suche nach dem Joker. Seine düstere Seite, die unbändige Brutalität, die in Batman schlummert, kommen hier zum Vorschein. Waynes Ausbruch aus dem Pena Duro-Verschnitt in The Dark Knight Rises und sein finaler Kampf mit Bane zeigen den eisernen Willen, der dem maskierten Rächer in den Comics ausmacht.
Den Titel des „größten Detektivs der Welt“ verdient sich Bales Batman ebenfalls: er leistet im Laufe der drei Filme mehr Detektiv-Arbeit als es Ben Affleck in seinen Auftritten je durfte (zum Beispiel bei der Untersuchung der vom Joker verschossenen Kugeln in The Dark Knight), und selbst wenn seine optischen Maße nicht perfekt sind, passen sie zu der Idee, Batman zu vermenschlichen.
Im Rahmen seiner realistischen Interpretation schafft es Christopher Nolan also, eine Hauptfigur und ihre Welt so zu inszenieren, dass sie einerseits im Stile von großen Gangsterfilmen a la Heat von Michael Mann mehr als Oscar-würdiges Material bietet, doch gleichzeitig dem Ursprungsmaterial treu bleiben kann. Auf der Deutungsebene bieten seine Filme mit ihren unterschiedlichen Themen (Furcht, Chaos und Schmerz) interessante Gedankenspiele, insbesondere der zweite Teil punktet beispielsweise als Allegorie auf den globalen Terrorismus im 21. Jahrhundert. Die Dark Knight-Trilogie zeigt letztendlich, wie die Quintessenz eines Charakters erhalten bleiben kann, obwohl er vollkommen anders interpretiert wird. Selten wurde Batman auf so intelligente Art und Weise dargestellt und vermutlich wäre der geerdete Ansatz, einen Superhelden ins echte Leben zu versetzten, unter keinem anderen Regisseur und mit keiner anderen Comicfigur möglich gewesen.
Hardcore-Fans sollten versuchen, die Filme in einem anderen Licht betrachten
Jetzt wird es vermutlich immer noch Leute geben, die mit der Nolan-Reihe unzufrieden sind: es gibt keinen Superman oder andere Metawesen, die Batfamily sucht man vergeblich, und kaum eine der Figuren entspricht einer eins zu eins Adaption aus den Comics. Es gibt weder Superkräfte noch übernatürliche Elemente, und Batman wird auch nicht durchgängig als ein willensstarker Schrank porträtiert. Viele Fans der Comics tun sich schwer mit dem Umstand, dass das Bild der breiten Öffentlichkeit durch die Kinofilme von Nolan geprägt wurde. Man muss jedoch weder Christian Bales Version von Batman, noch die Filme, die von ihr handeln, leiden können. Es ist völlig legitim, eine direktere Adaption zu bevorzugen, denn über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten und nicht jeder muss die gleiche Meinung haben, wenn es um brisante (Nerd-)Themen geht. Aber macht es das DCEU (bisher) so viel besser? Gibt es dort nicht, trotz vieler von Zack Snyder inszenierter Comic-Momente in Batman v Superman, unzählige Abweichungen von der Vorlage? Eine freie Interpretation ist grundsätzlich nicht verwerflich und kann unter einem Regisseur mit Vision in einem großartigen Endergebnis resultieren, wie unter Nolan bereits geschehen. Aber wenn einige DC-Fans regelmäßig darauf pochen, wie sehr sich die neuen Filme doch am Original orientieren würden, fällt es schwer, nicht auf Ungereimtheiten aufmerksam zu machen: Jesse Eisenbergs Lex Luthor hat nicht nur optisch wenig mit seinem Vorbild gemein, Jared Letos Joker ist trotz zahlreicher Outfits aus den Comics lediglich ein alberner Verriss der ursprünglichen Figur. Amy Adams schafft es zu keinem Zeitpunkt, die Cleverness und Coolness einer Lois Lane auf die große Leinwand zu bringen, und so weiter, und so fort. Unbestreitbar ist zudem: aus filmkritischer Sicht sind von den DCEU-Filmen maximal Man of Steel, Wonder Woman und Aquaman brauchbar. Der Rest schafft es bestenfalls, in vereinzelten Momenten zu zeigen, wie großartig ein Extended Universe mit einer geordneten Planung hätte werden können, das nicht unter dem Größenwahn und den teils abstrusen Ideen eines Zack Snyder sowie unzähligen, durch das Studio verursachten, Problematiken gelitten hätte. Snyder mag gelegentlich geniale Momente inszenieren, die das Herz eines jeden Comic-Fans höher schlagen lassen, doch wechseln diese sich ständig mit blödsinnigen Einfällen und schlechter Schreibe ab. Probleme, die zu mindestens Batman Begins und The Dark Knight nie hatten.
Hardcore-Fans sollten vielleicht einfach versuchen, die Geschichten, welche Christopher Nolan erzählte, in einem anderen Licht zu betrachten: als eine Elseworlds-Story (ein Begriff, den der DC-Verlag bereits 1989 schützen ließ und dessen Konzept auch beim diesjährigen Joker Film mit Joaquin Phoenix greifen soll). Bekannte Figuren, interpretiert in einem anderen Kontext, los gelöst vom ursprünglichen Erzählstrang. Lange bevor Sonys Spider-Man: A New Universe in die Kinos kam, praktizierte DC bereits das Prinzip von Multiversen, in denen dieselben Figuren in unterschiedlichen Variationen vorkommen. Die Injustice-Spiele und Comics sind nur die populärsten Beispiele, in denen der Facettenreichtum eines solchen Multiversums zum Einsatz kommt. Wer sich mit dem Gedanken eines realistischen, in die echte Welt versetzten Batman nicht anfreunden kann, sollte also versuchen, die Dark Knight-Trilogie als ein alternatives „Was-Wäre-Wenn“-Szenario in einer Welt abseits des „Hauptuniversums“ zu sehen. Spätestens dann sollte eigentlich ersichtlich werden, worum genau es sich bei den Meisterwerken von Christopher Nolan wirklich handelt: einer genialen, durchdachten und respektvollen Umsetzung eines legendären Mythos, die in ihrem Einfallsreichtum eine bekannte Welt völlig neu inszeniert.
Anmerkung des Autors: der vorliegende Text wurde von mir ursprünglich für eine andere Plattform geschrieben, die sich nicht nur explizit dem Thema „Batman“ widmet. Deshalb sind viele Aspekte, die den Fans des Dunklen Ritters,sowie Comic-Fans im Allgemeinen, eigentlich bekannt sein dürften, nochmals erklärt und aufgegriffen worden. Zudem liegt es nicht in meiner Absicht, sinnlos gegen das DCEU zu hetzen – der Text und insbesondere der Abschnitt über Zack Snyder, Batman v Superman und Co. spiegeln lediglich Teile meiner persönliche Meinung wieder. Auch wenn einige Formulierungen etwas spitz erscheinen, bin ich vollkommen offen für Diskussionen und andere Geschmäcker. Vielleicht konnte der Text euch ja trotz allem die Möglichkeit geben, die Dark Knight-Trilogie in einem anderen Licht zu sehen oder etwas Neues über die Filme zu erfahren 🙂
Sehr interressant und super geschrieben!
Die Dark Knight Trilogie ist für mich unantastbar und das beste das wir bisher an Comic Verfilmungen (mit Man of Steel) gesehen haben.
„Durch mehrmaliges ansehen werden die Filme noch besser“ – das kann ich auch genauso unterschreiben!
Freut mich, wenn der Text dir zusagt!
Die Nolan-Reihe könnte ich gefühlt jede Woche ansehen, vermutlich würde mir immer wieder neues, geniales Detail auffallen. Mit Man of Steel habe ich ein, zwei Probleme, aber generell halte ich den Streifen für einen der besseren DCEU-Filme und vor allem Soundtrack und Hauptbesetzung finde ich äußerst gelungen 🙂
Es gibt tatsächlich negativ gestimmte Kritiker der Nolan-Trilogie gegenüber – wieder was gelernt! xD
Zunächst einmal Hut ab vor deiner wortgewaltigen und teilweise auch spitzen Feder. Für mich persönlich war der Essay ein sehr angenehmes Lesevergnügen und in so mancher Passage finde ich meine eigene Ansicht wiedergespiegelt 🙂
Auch gebe ich dir recht, dass Affleck bisher (und wohl auch weiterhin) nicht die Gelegenheit hatte, zu Höchstform aufzulaufen, obwohl es in BvS durchaus glanzvolle Augenblicke gab. Seine brutale Vorgehensweise hat mich beispielsweise sehr wohl angesprochen (obwohl diese Gegenstand heftiger Diskussionen war und ist), einfach weil sie aufzeigt, wie groß die ständige Gefahr für ihn ist, selbst zu dem zu werden, was er bekämpft und vor allem, wie nahe er hier diesem Abgrund bereits gekommen ist…
Ein dazu passendes Zitat von Alfred aus Batman und das Phantom: „Rache verdunkelt die Seele, Master Bruce. Jede Nacht wandern Sie am Rande dieses Abgrundes aber Sie sind bisher nicht gestrauchelt, dem Himmel sei Dank!“
Aber sei es wie es sei… ich sage Danke für den sehr gelungenen Artikel und blicke mit vorsichtigem Optimismus weiteren filmischen Interpretationen des Dunklen Ritters entgegen in der (vielleicht naiven aber) aufrichtigen Hoffnung, dass die Verantwortlichen bei Warner irgendwann doch ein Einsehen haben und sich mehr um künstlerische und kreative Qualität bemühen als darum, mit Tränen und Erbrechen einen ‘Kassenschlager‘ zu produzieren…
Mit einem Quäntchen Qualität und kreativer Freiheit wären alle zufriedengestellt und der finanzielle Erfolg ergäbe sich doch sowieso von ganz allein 😉
Freut mich, wenn der Text dir gefällt 🙂
Grundsätzlich kann ich mich auch sehr gut mit einem brutalen Batman anfreunden, für mich gehört dieser Aspekt zur Figur 🙂 Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass der moralische Verfall von Bruce Wayne/Batman konkreter erzählt werden würde, ich hatte häufiger das Gefühl, der Zuschauer solle sich aus oberflächlichen Andeutungen selbst ein Bild machen, jedoch nicht, um zum nachdenken motiviert zu werden, sondern weil der Film zu faul war, einige Themen direkter zu anzusprechen. Wenn Batman beispielsweise anfängt, Verbrecher zu ermorden, sollte Alfred dieses Verhalten noch deutlicher kritisieren, als er es ohnehin schon tut. Einen Zeitungsartikel auf den Tisch zu knallen, „Neue Regeln?“ zu fragen und sich anschließend in bedeutungsschwangere Methapern über Superman & Co. zu verlieren, reicht mir persönlich nicht. Aber wie bereits im Essay andeutete, ist vieles wohl auch eine Geschmacksfrage.
Ähnlich wie du versuche ich optimistisch in die Zukunft zu blicken und hoffe das Beste für „The Batman“. Aber wenn der Film kacke wird, kann ich mir ja immer noch die Burton- und Nolan-Filme, sowie die BTAS im Loop geben. Hab ich auch kein Problem mit 😀
Finde den Bericht ganz gut. Auch das man einfach mal neutral auf die ganze Sache einlassen kann. Ich bin Batman Fan seit 1987 und habe auch sehr die Nolan Trilogie genossen. Das einzige was mich gestört hat sind folgende Punkt. Die Umbesetzung von Katie Holmes. Rachel´s Tod wäre mir näher gegangen wenn Holmes die Rolle gespielt hätte. Dann bei „Rises“ der Zeitsprung von acht Jahren. Außerdem die Tatsache das es keinen monumentalen Endkampf mit Bane am Ende des Films gab. Der z.b. auch bei Nacht spielt. Batman am Tag – das passt für mich nicht. Dann stört mich einfach Joseph Gordon Levitt. Ich kann leider mit dem Darstelle nichts anfangen. Auch die Darstellung von Michael Cain an Bruce Waynes „Grab“ war nicht so überzeugend. Aber das ist ja nur meine Meinung. Ich finde überhaupt das es DC und Warner bisher nicht geschafft haben Batman so darzustellen, was er eigentlich ist. Ein Mitternachtsdetektiv. Wenn ich bedenke das Batman 1989 10 Jahre in der Entwicklung war und das Warner dann nur wegen dem Konsum und Werbepartner wieder weiter weg von dem Konzept gegangen sind ist mir schleierhaft. Gut – Money rules the world. Aber vielleicht haben wir 2021 einen neuen Batman der uns alle vom Hocker haut.
Der Text ist gut geschrieben, doch wie ich finde an einigen Stellen etwas weit hergeholt. Es ist echt viel zu einfach zu sagen
„Hurra hurra, Chris Nolan ist so wunderbar“
Ja, in der Trilogie passte sehr vieles zusammen, angefangen bei BB. TDK ist und bleibt ein Meisterwerk aber TDKR war im Gegensatz zu den Vorgängern ein relativ schwacher Film. Von den Plot holes aus TDKR ganz zu schweigen, denn das sind echt viele. Aber egal, er ist der Fucking Batman. Irgendwie geht das schon, auch das kämpfen bei Tageslicht deutet eindeutig auf das Wort Rise. Auch dieses Geschwätz von wegen „One Rule“!!
Man weiß das Batman kein Killer ist, aber er muss seine Gegner auch nicht retten, siehe Batman Returns und Batman Begins.
Aber diese ganzen Vergleiche zu Snyders Batman sind mir alle etwas zu eintönig und etwas zu sehr Gott Nolan verliebt.
Wir sehen Afflecks Batman quasi am Ende seiner Tage. Christian Bales Batman wäre nach 20 Jahren im Suit genauso abgefuckt gewesen… hart und ohne Grenzen, wo man auf saubere Detektiv Arbeit verzichtet, die man Jahre zuvor gemacht hat. Wir sehen ja auch das dieser Batman scheinbar Kollegen verloren hat. Und klar vergisst man da seine guten Seiten. Die True Detektive Arbeit haben wir ja in allen bisherigen Filmen gesehen, wir wissen ja wie es funktioniert. Es war ein anderer Ansatz, den ich sehr gut fand. Aber immer noch im Batman Stil, nur härter.
Lex Luther, ja… ein zerbrechliches Genie mit schwerer Kindheit. Comic Variante!
Die Glatzkopf Variante hatten wir auch schon in diversen Filmen.
Über Lois Lane zu klagen ist auch etwas destruktiv. Hätte der Essay Verfasser anders schreiben können… oder garnicht erwähnen brauchen, denn sie hat das gemacht was sie am besten kann. Smart, mutig sein und ihren Reporter Job machen. Oder wolltet ihr eine Lois Lane wie aus Superman Returns ?
Jared Letos Joker… eine Figur die im Vorfeld der Produktion und im Laufe des Films leider verunstaltet wurde. Sehr schade… ich fand den Ansatz dennoch sehr interessant.
Wollte man wirklich einen zweiten Nicholson oder Ledger sehen ?
Das wäre einfach peinlich gewesen das zu kopieren. Beide Gotham Joker sind wirklich cool, nur hätte man das in einem Film nicht umsetzen können.
Mein Fazit des Essay:
gut geschrieben, nett gemeint aber etwas zu sehr Einbahnstraße. Sorry!
Würde mich dennoch freuen, wenn der Schreiberling die Kommentare lesen würde und das man sich gegebenenfalls austauschen könnte. 🙂
Ich habe ja bereits in der Anmerkung unter dem Text darauf hingewiesen, dass es nicht meine Absicht ist, flächendeckend gegen das DCEU zu hetzen. In erster Linie habe ich das Essay verfasst, weil ich regelmäßig mit Leuten diskutiert habe, die ernsthaft behaupteten, die Nolan-Trilogie wäre kompletter Schund und hätte nichts mit den Comics gemein. Gegen solche Aussagen wollte ich ein klares Ausrufezeichen setzen – nichts destro trotz sind mir natürlich auch die Schwächen der Trilogie bekannt.
„Probleme, die zu mindestens Batman Begins und The Dark Knight nie hatten“ – hier versuche ich (wenn auch sehr subtil) darauf hinzuweisen, dass zwischen den ersten beiden Teilen und dem dritten Teil aus meiner Sicht eine große Qualitätslücke klafft. TDKR hat für mich den realistischen Ansatz, der ursprünglich die Grundvorrausetzung der Batman-Reihe von Nolan war, in diversen Punkten vollkommen aus den Augen verloren.
Mit dem „One Rule-Geschwätz“ kann ich mich sehr gut anfreunden. Ob Batman grundsätzlich tötet oder nicht, ist abhängig vom jeweiligen Autor bzw. Regisseur. Ich kann mich mit einer Version der Figur, welche diese Regel respektiert, am ehesten anfreunden. Batman darf natürlich trz. brutal sein und Grenzen überschreiten, nach 20 Jahren Verbrechensbekämpfung finde ich diesen Ansatz höchst spannend. Aber The Dark Knight Returns zeigt sehr deutlich, warum ein brutaler dunkler Ritter ohne moralischen Kompass nicht gleich ein Mörder sein muss. Und auch hier verliert Batman den Detektivansatz nicht völlig aus dem Blick, trotz seines Alters (wobei er das ja auch nicht in BvS tut, nur spiegeln die Nolan-Filme diesen Aspekt deutlich wieder).
Die jeweiligen Casting-Entscheidung sind wie so vieles natürlich eine Geschmackssache. Lex Luthor als Manipulator darzustellen, insbesondere mit dieser schlangenartigen Inszenierung, ist ein schöner Kontrast zu den breit gebauten Titelhelden des Films und passt zu den biblischen Themen, mit welchen er spielt. Luthor muss für mich dennoch ein breit gebauter, gelassener Typ sein – die Manie, die unter seiner Oberfläche schlummert, könnte dann im Laufe des Filmes immer mehr aufblitzen und ihren Höhepunkt finden, sobald er von der Bedrohung durch Steppenwolf/Darkseid erfährt. Jesse Eisenberg mag eine mutige Wahl gewesen sein, für mich ist aber gerade bei einem Universum, welches durch akkurate Interpretationen der Comics für sich werben will, wichtig, sowohl in der Optik als auch der Ausstrahlung den Figuren aus der Vorlage gerecht zu werden. Trotz vieler Parallelen, die der Luthor in BvS zu seiner Vorlage haben mag, wird er für mich persönlich genau das nicht.
Selbiges gilt für Amy Adams als Louis Lane, die ich häufig als hysterisch und mit immer panischer Mimik daherkommend wargenommen habe. Ständig ein geöffneter Mund und große O-Augen. Für mich muss Louis taff und souverän sein, Adams gelingt das nur bedingt, zudem sind Dialoge wie „Ich habe doch eine Pulizerpreis“ grauenvoll geschrieben. Optisch weicht sie auch stark vom Original ab. Kann ihr nicht wirklich viel abgewinnen.
Jared Leto als Joker wäre meiner Meinung nach auch ungeschnitten in voller Länge grauenvoll gewesen. Vermutlich wäre dadurch ein ohnehin schon schlechter Film noch schlechter geworden. David Ayers Aussagen, er habe sich echte, tättowierte Gangster bei Instagram angesehen und der Joker wäre doch von Anfang an ein Verbecherboss gewesen, zeugen für mich von einer völligen Unkenntnis gegenüber der Quintessenz des Charakters. Leto selbst kann nicht für Ayers schlecht geschriebene Szenen und Dialoge, er ist auch nicht für wegrasierte Augenbrauen und Tattos im Gesicht verantwortlich, wohl aber für seine merkwürdig verträumte und übertriebene Darstellung. Der Joker gestikuliert viel, aber Leto benimmt sich ja stellenweise fast, als würde er abstruse Sport- und Fingerübungen vollziehen. Natürlich ist der Joker verrückt, aber er sollte trotz allem eine Person sein, mit der jemand ein halbwegs „normales“ Gespräch führen kann. Letos Joker wirkt aber so, als wäre er einfach nur komplett Gaga und passenderweise einem Lady Gaga Musikvideo entsprungen. Die Tatsache, dass viele seiner Szenen geschnitten wurden, ändert nichts an der (aus meiner Sicht) vollkommen falschen Grundausrichtung, die Regisseur und Schauspieler für diese Figur gewählt haben. In dem Concept Arts wurde klassischerer Joker angedeuetet, der starke Parallelen zum Arkham-Joker aus den Spielen hatte. Das hätte mir eher zugesagt und wäre auch keine reine Kopie von Nicholson/Ledger gewesen.
Schlussendlich ist das aber auch alles nur meine Meinung. Wer dem Ganzen mehr abgewinnen kann, hat dafür sicher auch gute Gründe und Argumentationen. Ich finde das DCEU wie gesagt auch nicht komplett scheisse und Chris Nolan ist auch bestimmt kein heilliger. In Summe konnten seine Filme nur eben die Wünsche und Erwartungen, die ich an sie hatte, weitgehend erfüllen, teils sogar übertreffen – ein Gefühl, dass ich bei BvS und Co. eben nie hatte.
Hat Spaß gemacht zu lesen und generell stimme ich bei vielen Punkten hinzu aber bei einem denke ich anders…
Den Titel des „größten Detektivs der Welt“ verdient sich Bales Batman ebenfalls: er leistet im Laufe der drei Filme mehr Detektiv-Arbeit als es Ben Affleck in seinen Auftritten je durfte (zum Beispiel bei der Untersuchung der vom Joker verschossenen Kugeln in The Dark Knight), und selbst wenn seine optischen Maße nicht perfekt sind, passen sie zu der Idee, Batman zu vermenschlichen.
Den Titel the world’s greatest Detective hat noch kein Batman Darsteller gerecht werden können, weil es bisher auch noch kein Drehbuch hergab.
Genau das erhoffe ich mir vielleicht von „the Batman“.
…und dann kam Affleck…
Tja, auch ich war überzeugt von Nolans Batmanfilmen. Bis dann TDKR kam. ich war mehr als enttäuscht von dem Streifen ! Man merkte schon, dass keiner mehr so richtig Bock drauf hatte. Schlecht gespielt, mittelmäßiges Drehbuch und der Film zu überladen für das, was in kürzester Zeit alles passierte. Für mich ist BB immer noch ungeschlagen. Da kann auch kein Heath Ledger was reißen in TDK. Mittlerweile gefällt mir seine Joker-Darstellung auch nicht mehr so wie damals. Mehr Psycho und weniger Anarchistist sind mir dann schon lieber. Und natürlich die Story mit dem Säurebad ein Muss bei der Joker-Origin. Aber Nolan wollte es ja realistisch machen. Ansatz und Umsetzung waren schon gut.
Tja, und dann kam Affleck und ließ Batman für mich in ein neues Licht rücken. Schade, dass er sein Können nicht in einem Solostreifen unter Beweis stellen kann. Wir werden sehen, was Reeves mit einem neuen Schauspieler bringen wird. Ich hoffe es bleibt weiter im Comicstil wie bei BvS und JL.
Dieser „Nolan-Realismus“ ist mir einfach nichts im Batmanuniversum.
TDKR hat mir auch nicht besonders zugesagt. Auf der Deutungsebene kann ich dem Film viel abgewinnen und die Charakterentwicklung von Bruce Wayne finde ich ebenfalls sehr stark, auch vereinzelte Ideen und Szenen sind gelungen umgesetzt. Insgesamt ist mir die Handlung jedoch zu spektakulär und fügt sich nicht mehr in die realistische Herangehensweise der Vorgänger ein.
Mir gefällt TDK besser als BB, unter anderem wegen Ledger. Chaos und Anarchie waren schon immer Elemente, die mit der Figur des Jokers in Verbindung stehen. Die Nolan-Reihe setzt sich zudem mit Themen wie Terrorismus, Massenüberwachung und kapitalistischen Gesellschaftssystemen auseinander – auf dieser Ebene betrachtet ergibt es also absolut Sinn, dass Hauptaugenmerk auf diese Eigenschaften des Jokers zu legen. Vor allem, weil dass eine das andere nicht ausschließt: Ledgers Joker ist sowohl ein psychopathischer Anarchist als auch ein anarchistischer Psychopath. Beide Wesenzüge sind in seinem Charakter miteinander verbunden und werden meiner Meinung nach im Film sehr gut beleuchtet – die „Why So Serious?“-Szene ist beispielsweise einer von vielen Momenten, in denen wir erkennen können, wie viel Wahnsinn in ihm schlummert, trotz oder gerade wegen seiner teilweise sehr berechnenden Vorgehensweise. Der Unfall in Ace Chemicals hätte, wie du schon erwähnt hast, natürlich nicht zur Realitätsnähe der Filme gepasst.
Für „The Batman“ wünsche ich mir ebenfalls eine Interpretation, die den Comic eher eins zu eins umsetzt bzw. auch Comic-Elemente (Superkräfte usw.) verwendet. Mir gefällt der realistische Ansatz der Nolan-Trilogie und empfinde ihn als überaus interessant, aber diese Filme stehen für sich. Jetzt würde ich gerne eine weniger geerdete Version sehen, eine, die auch mal „abgefahren“ und übernatürlich sein darf, eine typische Comic-Verfilmung eben, die dem Kern der Charaktere jedoch gerecht wird (was BvS, SS und JL aus meiner Sicht nicht gelang).
Sehr gut geschrieben. Und kann ich so zu 100% unterschreiben. Für mich war Batman eigentlich immer die einzig interessante Superhelden Figur die mich interessierte, gerade weil er keine Superkräfte hatte oder einen speziellen Anzug. So waren auch für mich die Comics immer am interessantesten, die ohne Metawesen waren und Batman und seine Feinde als Menschen zeigten.
Ich muss ehrlich sagen, dass alle anderne Superhelden mich herzlich wenig interessierne und ich so immer auf viel Unverständnis stosse, wenn ich von Freunden Superheldenserien und Filme empfohlen bekomme, ich aber null Interesse dafür aufbringen kann. Da finde ich Disney’s Phantoas und Darwking Duck einiges unterhaltsamer.
Für mich war und ist Nolans Trilogie, genau das was für mich Batman ausmacht und ich hoffe, dass „The Batman“ wieder ein bisschen mehr in diese Kerbe schlägt.