Review: „Merry Little Batman“

Fünf Meinungen, ein Film und eine Frage: Was taugt der aktuellste Animationsfilm aus Gotham?

©Warner Bros. Entertainment

DC verwöhnt ihre Fangemeinde in den letzten Jahren nicht gerade mit beständig guter Unterhaltung in den Kinosälen. Die Qualität der letzten finanziellen Misserfolge ist im besten Fall diskutabel. Umso irritierter war für mich die Ankündigung eines weihnachtlichen Animationsfilmes. „Merry Little Batman“ nimmt dabei Abstand von den großen Leinwänden und spricht ein heimisches Publikum an.

Über die Amazon Prime-Plattform ist der 92 Minuten lange Film direkt kostenfrei abrufbar. Natürlich habe nicht nur ich dieses kleine Machwerk geschaut. Also habe ich mich für euch auch in der internen Bathöhle umgehört und einige Stimmen zusammengetragen. Nach meiner Einschätzung findet ihr also gleich im Anschluss noch die ein oder andere Meinung aus dem Batman-News-Team.

Passend zur Jahreszeit ist auch Gotham von Schnee bedeckt und die Weihnachtsglöckchen frohlocken jung und alt zur bevorstehenden Festlichkeit. Völlig sorgenfrei können Bratäpfel und Zimtstangen die Stimmung in Gotham nur weiter nach oben treiben. Denn es gibt keine kriminellen Aktivitäten in der einst von Superschurken gepeinigten Stadt.

Batman hat es geschafft. Durch seinen eisernen Willen, dem ein oder anderen Gadget und einer völlig neuen Berufung ist Batmans Stadt dauerhaft von den Mächten des Bösen befreit. Wenn euch das unmöglich erscheint, solltet ihr euch auf weitere ungewöhnliche Dinge in „Merry Little Batman“ einstellen. Denn hier wird so einiges auf links gedreht. Es wird mit allerlei Erwartungshaltungen gebrochen und dennoch eine geradlinige (so oder so ähnlich auch schon öfter gesehene) Geschichte präsentiert.

Der Dunkle Ritter ist nun überbehütender Vater und verschwindet schnell in den Schatten der eigentlichen Handlung. Sein achtjähriger Sohn Damian ist der eigentliche Hauptcharakter und verhält sich frech, clever sowie äußerst niedlich. Dabei orientieren sich die Autoren Morgan Evans und Mike Roth eindeutig an dem Film „Kevin allein zu Haus“. Es wird sich dabei nicht nur thematisch angelehnt. Es finden sich auch immer wieder offensichtliche Bezüge zum 1990 erschienenen Klassiker. Erwartet also innerhalb der Handlung keine großen Überraschungen.

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Während Batman aus den weihnachtlichen Vorbereitungen zu einem Notfall gerufen wird, gilt es für Damian schon bald Wayne Manor vor Eindringlingen zu verteidigen. In liebevoller Verspieltheit muss Damian beweisen, zu „den Großen“ zu gehören und geiert verzweifelt nach der Anerkennung seines Vaters. 

So sehr man sich auch in beinahe allen Belangen an dem Genre der Kinder-Komödie bedient, so gegensätzlich wirkt die stilistische Umsetzung. Das Design einiger Charaktere hat meine Lachmuskeln bis zum Anschlag strapaziert. Da werden Gliedmaßen so aus ihren natürlichen Proportionen gerissen, dass es abstoßend wirken müsste. Ich persönlich mag diesen „dreckigen Look“ ganz gern. Da kommen Gefühle zu „Die Brot-Piloten“ wieder hervor. Abseits der deformierten und grotesken Darstellung bleiben alle Charaktere eindimensional. Von Beginn an ist klar, welche Figur welchen Stereotyp zu bedienen hat und macht auch genau das.

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Die gewollte Überspitzung, die stellenweise herrlich bekloppt daherkommt, sollte man mögen, ansonsten kommt man auch nur mit Zähneknirschen damit zurecht, dass hier nie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Batman-Mythos angestrebt wird. Zwar zünden einige Gags und Referenzen bei mir leider nicht, aber der charmant-naiven Handlung konnte ich nur selten widerstehen. Gerade weil sie so vorhersehbar gewesen ist, habe ich bestimmte Handlungspunkte regelrecht erwartet.

Während sich also irgendwann ein Kampf um das Bestehen des Heiligabends entbrennt und der kleine Damian alles daran setzt, seinem Vater ein „guter“ Sohn zu sein, untermalt der klassische Soundtrack von Patrick Stump stimmungsvoll die absurden Ereignisse. Dabei werden auch mal laut knallende Songs eingeschoben. Zusammen mit der wirklich guten deutschen Synchronisation wurde ich kess unterhalten.

Ich glaube, mir wurde ein weiterer kurioser Weihnachtsfilm geschenkt. Denn für meinen Geschmack ist die etwas andere und weniger romantisierte Weihnachtsstimmung durchaus lieber. Auch wenn ich das vor Naivität strotzende Ende von „Merry Little Batman“ durchaus augenzwinkernd zu schätzen weiß.

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Die moralischen Botschaften, die über eine sehr skurrile Art vermittelt werden sollen, sind alles andere als subtil verpackt. Und im letzten Drittel bewegt sich der Film an der Schwelle zum schwachsinnigen Wahnsinn. Dennoch möchte ich gern dazu einladen, sich dieser Weihnachtsvariante zu stellen. Ich verstehe allerdings, dass die kindgerechte Erzählung und die absurde Optik abschreckend wirken kann. „Nightmare Before Christmas“ und „Batman Returns“ bestechen allerdings ebenfalls durch ihre ganz besondere Weihnachtlichkeit. Also traut euch ruhig in dieses Kuriositätenkabinett. Es könnte sich lohnen.

Für das was er ist und was er sein soll, finde ich dieses Nischenprodukt sehr gelungen. Da ich die Optik auch zu schätzen weiß, kann ich eigentlich nur irre vier Bat-Heads vergeben. „Merry Little Batman“ adressiert ein junges Publikum und kommt nicht so überladen wie ein „Batman LEGO Movie“ daher. Somit kann dieser Film eigentlich niemandem weh tun. Außer denjenigen, die ihn nicht aushalten. In diesem Sinne wünsche ich allen Interessierten ein angenehmes (skurriles) Fest.


4 von 5 Bat-Heads

Man hätte auch selbst darauf kommen können. Wenn er tatsächlich einen Sohn hätte, dann wäre Batman wohl nicht dessen General, sondern der überbehütendste Helikoptervater dieser Erde. Das lehrt uns dieser Trickfilm, indem er uns den domestizierten, aber bisweilen auch strengen Bruce vor allem aus der Sicht des genervten Damians zeigt, der doch nichts sehnlicher will, als an der Seite seines Vaters zu kämpfen.

Obwohl der mittlerweile bärtige Batman selbstverständlich die meiste Zeit im Film abwesend ist, damit Damian sein besonderes Weinachtsabenteuer erleben kann, hat mich (vor allem die spätere) „Interaktion“ zwischen Vater und Sohn sehr amüsiert. Dass der fast todesverachtende Damian dabei weit „batmanniger“ daherkommt, als Batman mit seiner glockenhellen Stimme selbst, hat mich hingegen am meisten gestört.

Davon abgesehen bekommen wir mit Merry Little Batman einen charmanten Wohlfühl-Weihnachts-Animationsfilm mit Batman-Thema. Die Autoren haben hier ihre Hausaufgaben gemacht und sowohl die bekannte Rogues Gallery als auch allerlei Batman-Tropes aus den unterschiedlichsten Genres (v. a. aber den Filmen) unterhaltsam zusammengepackt.

Darüber hinaus entspricht der (flüssige!) Animationsstil meinen Sehgewohnheiten als Heranwachsender, insbesondere was Cartoon Network und Nickelodeon-Cartoons betrifft („Rockos modernes Leben“, „Ren & Stimpy“, „Arnold“, „Dexters Laboratory“ usw). Ob das heute noch bei der jüngeren Zielpopulation verfangen kann, vermag ich nicht einzuschätzen. Was wohl aber den unversteinerten Teil des Publikums für sich gewinnen wird, ist schließlich eine Weihnachtsatmosphäre à la Kevin allein zu Haus” (und „ … in New York“).

Damit  ist „Merry Little Batman“ vor allem weihnachtlich, rotznäsig und witzig sowie teils auch arg vorhersehbar. Der Film ist kein großer Wurf, aber das soll er sicher auch nicht sein. Er eignet sich zum einen, dem Nachwuchs in der Adventszeit auf wohlige Weise die eigene Fledermausbegeisterung näherzubringen und dürfte andererseits auch dem hartgesottensten Batman-Fan hier und da ein freundliches Schmunzeln abringen.


3 ½ von 5 Bat-Heads

Ein spaßiges, abgedrehtes und recht eigenwilliges Abenteuers im weihnachtlichen Gotham. Der Animationsstil sowie das (gewollt „hässliche“) Design der Figuren, das irgendwo zwischen „Rugrats“ und „Disney’s Große Pause“ rangiert, ist sicherlich Geschmacksache. Hat man sich aber mal dran gewöhnt, stört das nicht wirklich.

Erfreulich ist, dass Bat-Bengel Damian hier weniger nervt, als normalerweise und eigentlich sogar ganz niedlich ist. Er kämpft sich durch mehrere vertraute Szenarien von „Damian allein zu Haus“ über „Auf der Suche nach dem Goldenen Gürtel“ bis zu „How the Joker stole Christmas“ oder „Fight Hard“, und lernt dabei, was es heißt, ein Superheld zu sein. Natürlich haben auch die wichtigsten Vertreter der Rogues Gallery ihren Auftritt (Highlight: Mr. Freeze mit österreichischer Synchro à la Schwarzenegger)

Auch wenn der Film eher auf eine jüngere Zielgruppe abzielt, können ältere Zuschauer und vor allem Batman-Fans dank zahlreicher Anspielungen und Seitenhiebe auf die Batman-Lore und Markenhistorie hier ebenfalls ihren Spaß haben. Während das erste Drittel recht schnell in Fahrt kommt, hat der Film im Mittelteil leichte Hänger, die allerdings im temporeichen und humorvollen Finale wieder ganz gut kompensiert werden.

Damit ist „Merry Little Batman“ ein netter kleiner Happen für die BATventszeit, der sowohl auf Weihnachten einstimmt, als auch große und kleine Bat-Fans kurzweilig unterhält.


3 von 5 Bat-Heads

Was braucht es, um ein Superheld zu werden? Nicht viel! Nur Konzentration, Verantwortungsbewusstsein und Opferbereitschaft! Doch der Weg bis zum Erreichen dieses Ziels ist steinig. Diese Lehre versucht uns, „Merry Little Batman“ zu vermitteln. Jetzt muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich auf den Trailer vorab verzichtet habe, sodass ich nicht wirklich wusste, worauf ich mich einlasse.

Der Animationsstil ist gewöhnungsbedürftig, hat mich aber bei der Erstsichtung des Films nicht unbedingt gestört. Der Stil dürfte wohl eher für ein jüngeres Publikum gemacht sein. Und da kommen wir schon zum Hauptproblem: Ich bin nicht wirklich die Zielgruppe dieses Films. Nichtsdestotrotz habe ich dem Film eine Chance gegeben und wurde in mehrfacher Hinsicht überrascht.

Die Darstellung des Dunklen Ritters ist ungewöhnlich, da dieser Bruce Wayne von Beginn an eher in die Kategorie „Helikopter-Dad“ – besser „Batcopter-Dad“ – fällt. Der Film erklärt das Verhalten zwar gut, ich finde die Darstellung dennoch out of character. Allerdings geht es nicht um Batman, sondern um seinen Sohn Damian. Daher wird der Dunkle Ritter auch schnell aus der Handlung genommen, was nicht schlimm ist.

Damian ist kein mordender Dämon, sondern ein „normaler“, leicht naiver Junge, der aufgrund seiner Vaterliebe zwanghaft versucht, Batman von seinen Fähigkeiten zu überzeugen, um an seiner Seite kämpfen zu dürfen. Das ist erfrischend im Vergleich zu seinen multiversalen Varianten aus den Comics oder anderen Animationsfilmen.

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Trotz der vermeintlich sicheren Ausgangslage wird Damian in eine kunterbunte Geschichte verwickelt. Wer bei dem Satz sofort an „Kevin – Allein zu Haus“ denkt, liegt nicht falsch. Denn „Merry Little Batman“ mixt diesen Film mit „Der Grinch“ und den verschiedensten Batman-Referenzen. Von „Batman ´66“ über „Batman Returns“ bis hin zu „The Dark Knight“ ist alles dabei. Leider auch viel zu viele Anspielungen auf „Batman und Robin“, der in meinen Augen wirklich in der Mottenkiste bleiben sollte.

Ist „Merry Little Batman“ der beste (Kinder-)Animationsfilm über Batman? Ich finde den „The Batman LEGO Movie“ deutlich besser. Ist es der beste weihnachtsthematische Batman-Film? Da kann man nur „Batman Returns“ anführen. Ist es die beste Kombination aus beidem? Auch nicht, da „Weihnachten mit dem Joker“ bei mir zum guten Ton an Weihnachten gehört. Apropos Ton, die Musikzusammenstellung aus klassischen Weihnachtsmelodien und deplatzierten neuen „Weihnachtshits“ passt nicht wirklich zu dem Gesehenen. Aber für mein Herz aus Eis war es eine Wonne, den zeitlosen Klassiker …

… zu hören. Da hatte der Film mich und brachte alles zu einem ordentlichen Ende. In mir wurde eine gewisse Vorfreude auf die Serie „Bat-Family“ geweckt. Aber vorher mache ich meine liebste BTAS-Folge an und singe lauthals mit.


3 von 5 Bat-Heads

Ein für die Kleinsten entwickelter Animationsfilm mit absolut belangloser zuckersüßer Story, die jeden Erwachsenen in den Wahnsinn oder in den Schlaf treibt. Das Letztere ist für die Nerven definitiv die bessere Lösung. Was den Film besonders macht, ist der Umstand, dass er abgrundtief hässlich aussieht und die Animationen wohl mit einem Flash Tool gemacht wurden. Ich gebe hier jedem Erwachsenen den Tipp, einen weiten Bogen um diesen schleimigen Mist eines sogenannten Films zu machen .


0 von 5 Bat-Heads

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“You wanna get nuts? Come on! Let’s get nuts!” – Bruce Wayne (1989) / Lego Batman (2017) / Batman (2023)

4 Kommentare

  1. Mathias sagt:

    Gerd. Dieser Hass…

    😁

    7
  2. Laschinho sagt:

    Batcopter-Dad und vor allem die (für mich) eeeextrem häßliche Optik haben mich schon mehr als ordentlich gestört.

    Ansonsten haben mich die vielen Gags und Anspielungen durchaus amüsiert.

    Aber in die Riege meiner Weihnachtsfilme,die ich jedes Jahr quasi traditionell schaue,kommt er sicherlich nicht.
    Dafür gibt’s ja den „Batman returns“ …

    3,0/5,0

    5
  3. Hangman(s)laughter sagt:

    ich bin da voll bei Bernd. das war leider wirklich grässlich. bitte nie wieder.

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