Ein junger Batman auf der Suche nach neuen Fähigkeiten und Wissen im Weltall. Was sollte da schon schief gehen?

Enthaltene Titel:
Batman – Ferne Welten / Off-World #1 – 6
Autor*in: Jason Aaron
Künstler*in: Doug Mahnke
Colorist*in: David Baron
Verlag: Panini
Seiten: ca. 168
Softcover: 22,00 €
Hardcover: 39,00 €
Status: abgeschlossene Einzelgeschichte
Erschienen am 18.03.2025
©Panini Comics Deutschland
Es gibt sie noch. Diese faszinierenden Comicgeschichten, die sich trauen auch mal etwas zu riskieren und dabei nicht unangenehm auffallen müssen. Ja, ich meine dich, Tom King. Im vorliegenden Band FERNE WELTEN bekommen wir ganz ohne drastische Neuinterpretation eine doch ganz andere Sicht auf Batman.

Wie sich der dunkle Ritter ohne Superkräfte dennoch einen Platz neben Wonder Woman und Superman verdient hat, wird hier nachvollziehbar und eindrucksvoll bebildert. Aber der Reihe nach: Einen jungen Batman verschlägt es in eine fremde Galaxie – Batman im Weltall also. Was auf den ersten Blick etwas schräg anmutet, passt schon auf den ersten Seiten grandios zusammen. Panini Comics Deutschland hat uns zum Glück ein Rezensionsexemplar zukommen lassen. Vielen herzlichen Dank dafür! Warum ich so viel davon halte, erfahrt ihr in der folgenden Review.
INTERSTELLARES BOOTCAMP
Im Grunde ist es die logische Weiterführung von Bruces Training aus DIE REISE. Nachdem er alle irdischen Fähigkeiten erlangt und etwas in die Zauberei geschnuppert hat, geht es nun in außerirdische Gefilde. Dabei sind die neuen Herausforderungen absurder, skurriler und härter. Leider darf man wirklich nicht zu viel verraten, weil der große Reiz der Geschichte die kleinen Überraschungen sind. So viel ist jedoch erlaubt: Batman befindet sich auf einem Sklaven-Rekrutierungsschiff. Alles andere sollte man sich eigenständig gönnen. Gerade die Frage, warum und wie Batman auf dieses Raumschiff gekommen ist, beantwortet sich erst nach und nach. Dazu gehört dann auch ein sehenswerter Rückblick nach Gotham City.
„Aber der einzige Mensch hier bin ich.“
Wer ein leichtes Beben in seinem Herzen verspürt, wenn er das Science-Fiction-Genre mit Batman hört, sollte hier schleunigst zugreifen. Schon zu Beginn der Geschichte wird die Tonalität eindeutig gesetzt. Es gibt unfassbar viele verschiedene Lebensformen in jeder erdenklichen Farbe und Form. Wer auf diese grelle kreative Vielfalt keine Lust hat, steigt schon auf der ersten Seite aus.

Der Science-Fiction-Aspekt wird dabei zusätzlich von einem extrem guten Worldbuilding mit allerhand Slang-Schnack unterfüttert. Sowas habe ich natürlich noch nie gehört und ich kann mir auch nur vorstellen, was die Kreaturen sich da erzählen. Aber ich bekomme dadurch ein Gefühl der Lebendigkeit dieser Welten.
„Welche Art von Widerstand?“
„Die Kettensägen-Art.“

Es ist ein Fest. Jegliche Spezies unterscheiden sich hervorragend im Design und Auftreten. Manchmal erhalten wir sogar einen Einblick in die kulturelle Prägung. Und wenn Batman dann noch einen Schritt weiter geht, erfahren wir auch ihre physischen Schwachpunkte. Wir lernen quasi mit ihm.
„Ich bin weiter von der Erde entfernt,
als mein Verstand erfassen kann.
Und doch bin ich zu Hause.“
Überhaupt ist das hier genau Batmans Ding. Ich hätte nicht daran geglaubt, wie gut sich Batman in dieses Szenario einfügen lässt. Jason Aaron hat die Wesenszüge von Batman und seine Motivation vollends verstanden. Er legt der mürrischen Figur im Fledermauskostüm nicht nur grandiose Oneliner in den Mund, sondern stellt meist in einem Nebensatz die Logik hinter dieser Aussage unter Beweis.
WARUM FUNKTIONIERT DAS ALLES SO GUT?
Wenn sich Batman über mehr als zwei Seiten einen dramatischen Monolog anhört und er darauf mit drei sehr knappen Sätzen antwortet, ist das nicht nur saucool oder humorvoll angehaucht, es spiegelt zusätzlich die Prämisse Batmans wieder: Effizienz! Ohne viele Worte handeln. Batman ist hier richtig on point und fühlt sich trotz des speziellen Settings nie fehl am Platz an.
„Glückwunsch,
Sie haben mich erfolgreich ermordet.“

Die stark geschriebene Nebenfigur Ione trägt ebenfalls ihren Teil zur gelungenen Handlung bei. Immer wieder scheitert sie am wortkargen Bruce und ist gleichzeitig auch fasziniert von ihm. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie ihre opportunistische Denkweise vollends aufgeben würde. Damit kommt sie einer Catwoman sehr nahe. Nur dass sie halt Tamaranerin ist …

Während Batman mehrere Niederlagen erleidet, wieder aufsteht, Erfolge feiert, um wieder einstecken zu müssen, kommt es zum großen Showdown, in dem sich alles Erlernte so richtig entfaltet. Selten hat sich ein Sieg so befriedigend angefühlt. Zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass gerade mal die Hälfte des intergalaktischen Ritts vorbei war und bis hier hin einfach für mich alles gepasst hat.

Die zweite Hälfte des Sammelbandes kann zwar nicht mehr so häufig überraschen, kommt aber mit cleveren Kniffs und monströsen Antagonisten daher, um nochmal kräftig an der Actionschraube zu drehen.
FAZIT: ICH MÖCHTE MEHR VON ALLEM
Die Geschichte allein wäre schon ein Garant für eine Spitzenwertung. Allerdings ist der Zeichenstil von Doug Mahnke so einwandfrei, dass ich unsere Erde eigentlich erstmal nicht mehr mit Batman betreten möchte. Ich möchte gern mehr in diesen aufregenden Welten wandeln.
„Ich hab echt noch nie jemanden erlebt,
der so schlecht im Töten war wie du.“

Was dort an allen Ecken und Enden für Details warten … Perfekt gesetzte Schraffur-Akzente, eine Farbgebung von Davon Baron, die einfach anstandslos in jedem Panel überzeugt, kontrastreiche Neonfarben, die es so wohl nur im Weltraum geben kann, machen diesen Comic auch optisch zu einem Genuss.

Ja, es ist zum Niederknien. Das Cover verdeutlicht nicht mal annähernd, welche spielerische Brillanz in diesem Sammelband steckt. Von mir aus hätte man gern das Bild abdrucken sollen, auf dem Batman abgekämpft auf einem Stachelwolf reitet und sich im Hintergrund die karge Landschaft von Akkari ausbreitet. Ein Wahnsinn, dass ich mir die Begriffe auch noch merken konnte.
BEWERTUNG
VALERIAN trifft GUARDIANS OF THE GALAXY zusammen mit den Kampfszenen aus SHERLOCK HOLMES von Guy Ritchie. Und das alles funktioniert auch noch tadellos. Ich bin hellauf begeistert und kann euch wirklich nur empfehlen, euch auf diese wilde Reise einzulassen. Wer sich Batman mit einem immensen Science-Fiction-Space-Odysee-Epos vorstellen kann, der sollte hier so schnell wie möglich seine Zeit investieren. Es lohnt sich!

Auch wenn die zweite Hälfte etwas konventioneller und damit etwas vorhersehbarer wird, bleibt der Gesamteindruck ein faszinierter. FERNE WELTEN ist eine runde Sache mit exzellenter Action, richtig guten Dialogen und einer Optik, die auch beim zweiten Durchgang eine kleine Entdeckungsreise ist.

Von mir gibt es viereinhalb von fünf Bat-Heads und eine eindringliche Kaufempfehlung. Bei eurem Comicladen des Vertrauens und Panini könnt ihr diesen grandiosen Comic bekommen. Wer diese Geschichte nicht liest, ist selbst schuld!
4 ½ von 5 Bat-Heads
Die folgende US-Covergalerie der Einzelausgaben, kann Spoiler für den besprochenen Sammelband enthalten.