Dieser Sammelband trägt einen traditionsreichen Namen im Titel und versucht mittels ausgedehnterer wie kürzerer abgeschlossener Geschichten, der Legende und dem Wesen von Batman auf die Spur zu kommen. Damit versucht er sich sowohl an Stamm- wie an Neuleser zu richten. Sehen wir, ob bzw. wie gut das funktioniert.
Titel: Batman – Dunkle Legenden
Original: Legends of the Dark Knight (2021) #1 – 8
Storys: Darick Robertson, Stephanie Phillips, Brandon Thomas, Becky Cloonan, Brandon Easton, Matthew Rosenberg uvm.
Zeichnungen: Max Dunbar, Giannis Milonogiannis, Cian Tormey, Karl Mostert, Belén Ortega, Nina Vakueva uvm.
Farben: Tamra Bonvillain, Jordie Bellaire, Matt Hollingsworth, David Baron, Alejandro Sánchez, Ivan Planscencia uvm.
Verlag: Panini
Seiten: 196
Preis: 22,- € (Softcover)
34,- € (Hardcover)
VÖ: 03.05.2022
„Legends of the Dark Knight“ lässt bei seiner bloßen Erwähnung das Herz vieler Batmanfans höherschlagen.
Legends wurde als dritte Batman Ongoing-Serie 1989 gestartet, als sich Tim Burtons erster Batmanfilm als einträglicher Blockbuster erwies. Mit Annuals und Specials kam die monatliche Serie auf insgesamt 225 Ausgaben, bis sie 2007 durch „Batman Confidential“ ersetzt wurde.
Das Besondere an Legends of the Dark Knight war, dass sie inhaltlich (meistens nach fünf Heften) abgeschlossene wie düstere Geschichten des Dunklen Ritters (anfangs noch viel aus dessen Anfangstagen) erzählte und lange Zeit nicht an die laufende Kontinuität gebunden war. Großartige Künstler schufen innerhalb der Reihe so bemerkenswerte Storylines wie „Prey“, „Gothic“, „Venom“, „Blades“, „Snow“ „Going Sane“ oder „Shaman“.
Im Zuge der New52 versuchte man sich für 13 Ausgaben nochmals an einem ähnlichen Projekt, aber bei weitem nicht mit dem gleichen Erfolg (oder vergleichbarem Einfluss).
Nun also liegt mit Paninis „Batman – Dunkle Legenden“ ein weiterer Wiederbelebungsversuch dieser Reihe vor, welcher in den USA zunächst in 10-seitigen Digital First Ausgaben und schließlich in acht Comicheften gesammelt wurde. Dass die bei DC nie als limitiert angekündigte Serie allerdings schon nach jenen acht Ausgaben heimlich still und leise eingestellt wurde, schmälert etwas die Hoffnung, dass diese Inkarnation von „Legends of the Dark Knight“ mit dem Original auf Augenhöhe agiert.
Aber, wir wollen mal nicht wegen ein paar Verkaufszahlen voreingenommen sein, sondern stürzen uns hinein in die frischen Dunklen Legenden. Unser Dank gilt auf jeden Fall Panini, die uns hierfür ein Rezensionsexemplar überlassen haben.
INHALT & WERTUNG
Im vorliegenden Band werden acht jeweils abgeschlossene Storys unterschiedlichen Umfangs gesammelt. Wir treffen aber auf viele klassische Feinde wie Joker, Pinguin, Riddler, Scarecrow, Mr. Freeze, Killer Croc, Ra’s Al Ghul, noch einige mehr sowie auf einige Verbündete der Fledermaus.
Die erste Geschichte namens „Eine richtig miese Nacht” (O: „Bad Night, Good Knight”), geschrieben und gezeichnet von Darick Robertson, ist unfassbar belanglos, nimmt dafür aber einen übermäßigen Umfang von ganzen drei Heften ein. Bei dem Ganzen handelt es sich eher um einen großen Überblick zu Batmans Welt, seinen Feinden, zu den Verbündeten, seinem Kodex und seiner Mission, gepaart mit Action. Für Einsteiger ist das bestimmt eine schöne Nummer, aber für altgediente Batmanfans nichts mehr als eine Aneinanderreihung von Altbekanntem, ohne erkennbaren Anspruch.
Die nächste Geschichte von Stephanie Phillips (Story), Max Dunbar (Zeichnungen, die an einen frühen Greg Capullo-Batman erinnern) und Tamra Bonvillain (Farben) erzählen dann schon eine schönere Geschichte, die in Gothams Historie eintaucht und Verstrickungen der Waynes und der Cobblepotts in Geschehnisse des frühen 20. Jahrhunderts offenlegt. „Heimgesucht” (O: „Haunted”) ist schön geschrieben und gezeichnet.
Danach geht es mit „Der Ratgeber” (O: „The Consultant”) von Brandon Thomas (Story), Giannis Milonogiannis (Zeichnungen) und Jordie Bellaire (Farben) weiter. Hier arbeitet Batman mit einem Kollegen aus der Justice League zusammen, dem er dort auch verrät, er habe am 7. Oktober Geburtstag. Irgendwann gehen die vielen Schläge auf den Kopf nicht spurlos an einem vorbei. Jeder weiß doch, dass der 17. April Batmans offizielle Feierstunde ist. Die Story ist ein nettes Team-Up. Die Zeichnungen sind mangaesk angehaucht. Teilweise wirken sie recht einfach, v. a. bei den Personen, aber dann kommt Milonogiannis mit stimmungsvollen Szenerien und gut platzierten Schattierungen um die Ecke.
Hernach folgen mit der Solomon Grundy-Geschichte „Der Schrecken aus dem Todessumpf” (O: „The Curse of Slaughter Swamp”) von Becky Cloonan (Story), Dike Ruan (Zeichnungen) und Dave McCaig (Farben) und mit „Die Flut” (O: „A Hard Rain’s A-Gonna Fall”) von Matthew Rosenberg (Story), Cian Tormey (Zeichnungen) und Mat Hollingsworth ebenfalls zwei kurze … na ja, nennen wir es Team-Up-Geschichten. Erstere ist okay und gestattet einen Blick auf Grundys Herkunft und Motive. In „Die Flut” sehen wir aber mit Batman und Killer Croc eine spannende Konstellation, eine ebenso spannende Idee, die am Ende aber zu kurz ist, um richtig wirken zu können. Dieser Geschichte hätte man durchaus etwas mehr Raum gönnen können.
Dann kommt mit „Katechismus” (O: „Catechism”) eine Geschichte, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Brandon Easton trifft mit der mystischen Story, der guten Auswahl wie geschilderten Dynamik der Figuren einen Nerv bei mir. Anfangs riecht das alles ein wenig nach einem Dan Brown-Roman, aber das nur im besten Sinne. Nur kommt auch hier eine Wendung am Ende viel zu abrupt, so dass ich mir hier ebenfalls noch etwas mehr Platz gewünscht hätte. Batman muss sich in „Katechismus” mit einem alten Bekannten zusammentun, der generell mein Fanherz höherschlagen lässt, deshalb bin ich vielleicht ein wenig voreingenommen. Insgesamt ist das also eine Geschichte, die überraschend gut funktioniert. Dasselbe gilt fürs Artwork. Karl Mostert zeichnet Batman und seine Welt wie einst Frank Quietly (auch das nur im besten Sinne) und David Baron verpasst der okkulten Story mit seiner Farbgebung genau die richtige Stimmung. Toll!
Zum Schluss glänzt der Band mit zwei kleineren Geschichten.
„Der Geist und der Ritter” (O: „The Ghost and the Knight”) von Che Grayson (Story), Belén Ortega (Zeichnungen) und Alejandro Sánchez (Farben) ist ebenfalls schön erzählt sowie gestaltet und stimmt den Leser wie Batman selbst ob seiner Methoden und Annahmen nachdenklich.
Die letzte Story „Heilung” (O: „Healing”) fußt auf einer bemerkenswert interessanten Prämisse (und Umsetzung derselben durch Yedoye Travis) und krankt daher gleichfalls an einem zu abrupten Ende. Da könnte man eine kleine Miniserie draus stricken. Die Zeichnungen von Nina Vakueva sind diesmal noch deutlicher an Mangas orientiert und mit der farbgebenden Unterstützung von Ivan Plascencia äußerst atmosphärisch. Diesen Abschluss fand ich ausgesprochen gelungen.
Insgesamt ist „Batman – Dunkle Legenden” ein Zeugnis des großen Talents, das bei DC unter Vertrag steht. Wozu es diese riesige Einleitungsstory von Darick Robertson braucht, die im Grunde wild und nichtssagend durch die Batmanwelt hüpft, ist daher noch unbegreiflicher. Einige der Geschichten hätten den durch „Eine richtig miese Nacht” gestohlenen Platz gut und wertiger für sich nutzen können. Sollte die Einstellung der Digital First Serie eine Entscheidung aufgrund schwindender Leserzahlen gewesen sein, schwant mir, wie das zustande gekommen ist. Schade! Letztlich muss man auch sagen, dass man hier zwar eine schöne (Kurz-)Geschichtensammlung vor sich hat, aber mit den eingangs erwähnten „Legends of the Dark Knight” hat das Ganze herzlich wenig zu tun. Folglich gewinnt man hier kaum neue Erkenntnisse oder fühlt jene Tragweite oder Bedeutsamkeit der Original-Serie.
Hinsichtlich des Artworks gibt es bei diesem Band aber überhaupt nichts auszusetzen. Zeichnungen, Tuschearbeiten und Farbgebung passen immer sehr stimmig zusammen. Rein grafisch werden hier verschiedene Stile bedient, aber es sieht immer richtig aus. Das ist nicht selbstverständlich und fast ein kleines Alleinstellungsmerkmal dieses Sammelbandes.
FAZIT
MARIAN MEINT
„Batman – Dunkle Legenden” ist eine schöne, kurzweilige Geschichtensammlung, die gut zu unterhalten weiß. Schade, dass die erste Story so blöde ist, dafür aber den Platz dreier regulärer Hefte einnimmt. Gerade zum Ende hin wird der Band immer stärker, so dass man sich wünscht, es hätte noch ein paar mehr Hefte gegeben. So ist der Band keine Enttäuschung und für Freunde von Batman-Kurzgeschichten durchaus eine Anschaffung wert. Dennoch muss ihn niemand in seinem Regal stehen haben.
Bei Panini liegt der Band jeweils im Soft- und Hardcover vor.
Batman – Dunkle Legenden (Softcover)
Batman – Dunkle Legenden (Hardcover)
Übrigens: Panini gibt in einer einer Preview noch ein paar weitere Einblicke (zur ersten Story).
LESEPROBE (bereitgestellt von ©Panini Comics)
DISCLAIMER
Für die vorliegende Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Panini Comics Deutschland zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank!
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