Ja, auch mich hat der Ruf des allwissenden Batcomputers nach mehr Comiccontent ereilt. Und wer bin ich schon, diesem nicht zu folgen.
Nachdem Batman nun letztes Jahr seinen 80. Geburtstag feiern durfte, scheint es nur angemessen, mit der Review des Comics zu beginnen, der die Geburtsstunde unseres geliebten Dunklen Ritters einleitete. Außerdem wird hier in Kürze die Jubiläumsausgabe (die Nummer 1.000) der Detective Comics besprochen. Ein weiterer Grund, sich zuvor mit den Ursprüngen auseinanderzusetzen.
Wie die meisten wissen, ist Detective Comics die titelgebende Serie für das mittlerweile mit „DC Comics“ abgekürzte Verlagshaus/Comic-Label unseres Vertrauens. Zuvor wie danach hat dieses Unternehmen einige strukturelle Veränderungen (wie auch wechselnde Firmenbezeichnungen) vorgenommen. Ab Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts versorgten die Verlage, die später zu DC verschmelzen sollten, die amerikanischen Bürger mit Comicheften, mit Geschichten von Detektiven sowie fantastischer neuer Heldenfiguren wie Wonder Woman, der Justice Society oder eben Superman und Batman.
Die Reihe der Detective Comics erzählte dabei (wie der Name schon sagt) vornehmlich Detektivgeschichten herkömmlicher wie übernatürlicher Ermittler. Die Serie hat die bis heute längste Publikationsgeschichte bei DC (knapp vor Action Comics) und bietet mit Batman ihr populärstes (und mittlerweile einziges) Aushängeschild. Eben dieser Batman tauchte erstmals in der legendären Ausgabe 27 auf:
Detective Comics (Vol. 1) #27: „The Case of the Chemical Syndicate“
Die Handlung ist recht knapp, was bei 6 Seiten mit je höchstens 10 Panels kein Wunder ist. Inhaltlich bietet man uns eine typische Detektiv-Story (die obligatorische Spoiler-Warnung kann hier sicher entfallen):
Commissioner Gordon sitzt plaudernd mit seinem Kumpel Bruce Wayne gemütlich bei Pfeife und Zigarre, als man ihn zu einem Tatort ruft. Selbstverständlich nimmt er seinen reichen Freund gleich mit.
Lambert, Chef eines Chemiekonzerns, wurde ermordet und dessen Sohn ist der Hauptverdächtige. Doch im Verhör wird schnell klar, dass ein Anderer der Mörder sein muss. Lamberts Sohn sah jemanden aus dem Fenster fliehen. Die letzten Worte seines Vaters waren: „Vertrag“. Die Spur führt zu den drei früheren Kompagnons des Industriellen. Playboy Bruce hat an dieser Stelle keine Lust mehr und überlässt Gordon seinem Fall.
Die Szenerie wechselt zu Steven Crane, einem der alten Geschäftspartner, der Gordon bereits am Telefon mitteilt, dass er ebenfalls eine Morddrohung erhalten habe. Aber es ist zu spät. Wir werden Zeuge, wie Crane kaltblütig erschossen wird. Der Mörder entwendet ein Blatt Papier aus den kalten Fingern seines Opfers und flieht über die Dächer. Doch das schändliche Treiben ruft einen weiteren Mitspieler auf den Plan – den mysteriösen Bat-Man! Und der macht sofort kurzen Prozess. Er schaltet den gedungenen Mörder und seinen Komplizen aus (tatsächlich wirft er ihn vom Dach!) und ermächtigt sich des geheimnisvollen Dokuments. Dank seines detektivischen Spürsinns weiß er, wohin die Reise geht, welche er auch prompt in seinem schicken roten „Batmobil“ antritt.
Am Ziel angekommen kann er gerade so den zweiten ehemaligen Partner, Paul Rogers, vor dem dritten im Bunde, Alfred Stryker und dessen gläserner Gaskammer retten. Stryker hatte mit allen vier einstigen Geschäftspartnern heimliche Zahlungsvereinbarungen geschlossen, um schließlich alleiniger Eigentümer des Konzerns zu werden. Bald jedoch hatte er die Warterei satt und beschloss, sich durch Mord die lästigen Zahlungen zu sparen. Auch jetzt noch versucht er, sich mittels Waffengewalt aus der Situation zu befreien. Doch da hat er nicht mit Bat-Man gerechnet, dessen finaler Schlag Stryker in einen großen Bottich mit Säure(!) fallen lässt. Fall gelöst … im wahrsten Sinne.
So unspektakulär man den Mordfall auch finden mag, so wartet doch noch DIE unglaubliche Enthüllung zum Schluss:
Ich glaube, die Review dieses Titels läuft außer Konkurrenz. Wir haben hier das erste jemals niedergeschriebene Batman-Abenteuer und trotz der wenigen Seiten bekommen wir eine schöne kleine Detektivgeschichte. Wie gesagt, der Fall ist schnell aufgeklärt und wirkt insgesamt etwas schlicht. Aber das Flair ist bestechend. Sherlock Holmes hatte zu diesem Zeitpunkt ca. 50 Jahre zuvor die literarische Bühne betreten und diese kleine Heftreihe setzte mit detektivischer Atmosphäre die Aufklärung übler Mordfälle in einem Comicformat fort. Wie ungewöhnlich muss es damals für die Menschen gewesen sein, dass sich ein Mann in einem Fledermauskostüm an die Lösung solch delikater Angelegenheiten machte. Ebenso war die schlussendliche Offenbarung, dass es nun gerade der langweilige Playboy war, der als Bat-Man durch die Nacht zog, sicherlich ein kleiner Aha-Moment; für die Kinder wohl auf jeden Fall.
Dieser Bat-Man begegnet uns hier als ein kompromissloser Vigilant, der ungemein grimmig, furchtlos und recht brutal Verbrecher zur Strecke bringt. Auch vor Anwendung schwerer bis tödlicher Gewalt schreckt er nicht zurück. Als Stryker in das Säurefass fällt, sagt er: „Ein passendes Ende für einen seiner Art“. Ziemlich kaltschnäuzig.
Nichtsdestotrotz eilt er den Wehrlosen ohne mit der Wimper zu zucken zu Hilfe und stellt sich auch bei den Ermittlungen nicht dumm an. Immerhin ist er der Polizei fast immer einen Schritt voraus. Das bringt uns zu einem weiteren bekannten Charakter, welcher hier erstmals eingeführt wird – Commissioner Gordon. Der Commissioner (dessen Vornamen man hier noch nicht erfährt) ist ein weißhaariger Mann (übrigens noch ohne dicken Schnauzbart, dafür mit dünnem Clark-Gable-Bärtchen), der durchaus die richtigen Fragen zu stellen vermag. Der Kombinationsgabe des Fledermaus-mannes hinkt er jedoch immer ein Stück hinterher. All die anderen Figuren wird man in keiner der folgenden Geschichten je wiedersehen. Einzig das „Batmobil“, eine rote Limousine, taucht noch in den nächsten Heften auf. Bat-Man sollte sich allerdings hüten, dass Gordon ihn damit sieht. Immerhin fuhren beide anfangs in dem augenscheinlich gleichen Wagen zum Tatort.
Sei’s drum. Zur damaligen Zeit hat das Bat-Man-Debüt sicher Lust auf mehr gemacht und auch ich war hinreichend gut davon unterhalten.
Und damit wäre die Review eigentlich schon beendet. Doch wann bietet sich denn eine kleine historische Einordnung mehr an, als bei diesem legendären Heft (das übrigens noch neben der Bat-Man Story ganze 8 weitere Geschichten enthält).
Weiter geht es damit auf Seite 2…
Danke für den Ausflug in die Historie, Schiller! Bei diesem „Batmobil“ musste ich gleich an Donalds/Phantomias‘ 313 denken. 🙂
Haha, stimmt. Die Verbindung hatte ich noch gar nicht gezogen.
Tolles Review,Schiller. Die Story gefällt mir übrigens heute noch 🙂
Danke dir. Durch die heutigen Lesegewohnheiten war mir die Story an sich etwas zu 08/15. So verläuft gefühlt jede dritte Folge Law & Order. Aber wie gesagt, unter Berücksichtigung des Gesamtkontexts fühlt sich Nummer 27 trotzdem irgendwie großartig an 🙂
Natürlich. Ich verbinde mit dieser Story auch sehr schöne Erinnerungen. 🙂 Das die Geschichte so ziemlich 08/15 ist , dürfte klar sein. 😉