Im Bann der dunklen Magie heißt dieser Urban Legends-Teil und so werden wir in der ersten von zwei Geschichten mit den dunklen Künsten von Zatanna, John Constantine und Bruce Wayne (?!) konfrontiert. Die zweite Story wartet dann mit dem zauberhaften Band zwischen Hund und Herrchen auf, wobei das nicht der einzige quasi-magische Bestandteil der Geschichte bleibt. Ob der Comic-Band zu verzaubern weiß, lest ihr in folgender Review.
Nachdem wir mit dem ersten Urban Legends-Band zwei mindestens solide Geschichten bekommen haben, war der mit elf Kurzgeschichten versehene zweite Band mehr als enttäuschend. Da im Vorfeld für die Nummer Drei bekannt war, dass hier wieder nur zwei umfangreichere Storys auf die Lesenden warten, habe ich mir wieder von Panini ein Review-Exemplar zuschicken lassen, für das ich mich zunächst bedanke.
INHALT & WERTUNG – Story 1: „Unserem Willen untertan“
Wie bringt man jemanden wie mich dazu, der Magie-Storys in den DC Comics zunehmend langweilig findet, sich für diese Geschichte zu interessieren? Nun, indem man Batman und Zatanna mit einem Geheimnis aus ihrer gemeinsamen Jugendzeit ausstattet, das außer ihnen niemand kennt. Auch beim Lesen erfährt man nicht gleich, worum es dabei geht; nur dass die Jugendsünde zu spürbaren Konsequenzen geführt hat und sich mittlerweile auch die sonstige Magierwelt mit dieser Angelegenheit beschäftigt. Das bringt uns neben dem erwartbaren (und für mich recht sinnbefreiten) Magie-Blabla auch so ausreichend Spannung und natürlich John Constantine.
Damit haben wir auch schon meinen großen Pluspunkt dieser Story und das ist die Dynamik zwischen Zatanna, Batman und Constantine. Diese Dreierkonstellation ist witzig, geheimnisvoll und spannend, weil die Momente zwischen den Figuren sehr gut geschrieben sind. Den Magieteil vermag ich nicht angemessen zu beurteilen. Für mich ist das alles inhaltsleer und der Dämon X hat Person Y an der Seite und dass sie böse und mächtig sind, sieht man an den ständigen Energieverwirbelungen um sie herum (und den rot glühenden Augen vielleicht). Und dann wird viel über Dimensionen und mächtige Zauber usw. gesprochen und selbstverständlich müssen die einen die anderen besiegen. Und. So. Weiter.
„Hab ich je erwähnt, wie hinreißend du bist, wenn du zauberst?“
– BRUCE WAYNE
Je älter ich werde, desto weniger kann ich mit den Kämpfen von Magiern, Zauberern und Hexen in Superheldenuniversen anfangen. Da habe ich immer den Eindruck, ich hätte das schon tausend Mal gesehen oder gelesen. Speziell bei dieser Geschichte hat mich der ganze Magiekram aber besonders stark gelangweilt (und teilweise auch etwas verwirrt). Auch die (Beziehungs-)Story im Hintergrund wird trotz des starken Anfangs zunehmend belangloser und hat einfach zu viele Auslassungen, als dass sie spannend bleiben kann. Sehr bedauerlich!
Als Entschädigung gibt es am Ende nochmal ordentlich Action, die Dank Nikola Čižmešijas passendem Artwork sehr bunt und stimmig in Szene gesetzt wurde (wenn auch etwas unübersichtlich). Eine kleine Rettung gibt es dann auch noch für die Beziehungsgeschichte von Bruce und Zatanna. Sämtliche vorherige Fehltritte zu diesem Thema kann das Ende dann aber nicht aufwiegen.
INHALT & WERTUNG – Story 2: „Gejagt“
„Gejagt” ist eine 132 Seiten starke Geschichte über Ace den Bathund. Damit weiß man eigentlich, worauf man sich einlässt; zumindest in Teilen. Denn wir folgen nicht nur Ace, sondern auch Batman und sehen zu Beginn vor allem, wie die beiden miteinander agieren und wie der Dunkle Ritter seinen (hier Schäfer-)Hund auch bei einem Einsatz geschickt zu nutzen weiß (starke Person of Interest-Vibes übrigens). Außerdem erfahren wir zu Beginn auch etwas über die Anfänge der beiden, was mir sehr (und ich meine „sehr“!) gefallen hat. Dann werden die beiden getrennt und dadurch zerfasert auch die Geschichte, selbst wenn sie später wieder zusammengeführt wird.
„Grrrrrr! […] Ruff! Ruff! Ruff!“
– ACE
Ein großer Minuspunkt ist allerdings, dass die Story – gerade im Hinblick auf Aces Werdegang im Buch – teilweise recht absurd wird und sich überdies eines erzählerischen Mittels bedient, dass es (insbesondere im Comicbereich) schon seit mindestens 20 Jahren gibt und das ich dort zuletzt auch mehrfach wieder gesehen und gelesen habe. Doch sei’s zunächst drum – davon abgesehen, ist es nicht schwer, der Story interessiert zu folgen.
Erstaunlicherweise ist es übrigens der recht hohe und sichtbare Gewaltgrad, der dieser Geschichte die nötige Gravitas verleiht und einem beim Lesen vermittelt, dass es hier und bei Batmans Mission generell um Leben und Tod geht und um nichts Anderes. Außerdem streut Mark Russell immer mal wieder (und manchmal etwas zu zufällig) kleine Nebengeschichten oder Gedanken zu Batman, Gotham oder ganz anderen Themen ein, bei denen man sich zunächst fragt, was sie da sollen. Aber irgendwie bleibt man von all dem nicht völlig unbeeindruckt, wodurch der Autor für eine interessante Leseerfahrung sorgt. Aber dann passieren leider plötzlich wieder so abstruse und lächerliche Dinge, als hätte man sie direkt der 66er-Serie entnommen.
Ein weit geringeres Auf und Ab findet sich dann im Artwork, auch wenn gerade Charaktere nicht immer hundertprozentig konsistent gezeichnet sind. Karl Mosterts Strich erinnert stark an Frank Quietly und ein bisschen an Steve Dillon. Das muss man mögen oder zumindest akzeptieren. An der holprigen Geschichte ändert sich dadurch aber bedauerlicherweise wenig. Man kommt zwar zügig voran, muss aber wiederholt kleinere Irritationen hinnehmen. Das alles ist nicht schlimm, aber wer sich für das Thema an sich nicht interessiert, wird die Geschichte schnell beiseitelegen; eben weil es auch keine anderen Highlights gibt.
Was mir hier wirklich mehrfach negativ aufgefallen ist, sind die Dialoge und das liegt, wie ich glaube, an der Übersetzung von Christian Langhagen (die erste Geschichte hat Panini-Urgestein Frank Neubauer übersetzt). Ich habe die US-Ausgaben nicht zum Vergleich herangezogen, aber es fällt schwer, sich vorzustellen, dass Mark Russel derartige Gespräche kreiert hat, über die man beim Lesen immer wieder stolpert. Mich hat das leider wiederholt rausgebracht.
Rausgebracht hat mich auch das Ende, das alle schon zuvor strapazierten Tropes und Absurditäten fast ins Unermessliche steigert und damit auch die zuvor selbst angeschlagenen ernsten Töne der Lächerlichkeit preisgibt. Insgesamt fand ich das alles höchst befremdlich.
FAZIT
MARIAN MEINT
Ein erst ziemlich ansprechendes, dann aber stark in Überfrachtung und Trivilaität abdriftendes Magieabenteuer macht den ersten Teil dieses Bandes aus. Danach folgt eine Geschichte, die nicht weiß, was und für wen sie sein will. Die Story über bzw. mit Batmans Hund Ace glänzt mit einem starken Anfang und interessanten Denkangeboten, verspielt dies aber fast komplett, als es auf das Ende zugeht und zwar mit einem zum Schluss völlig überdrehten Handlungsverlauf und insgesamt mit einem Artwork, das eindeutig Geschmackssache ist.
So fällt zwar „Im Bann der dunklen Magie“ bei weitem nicht so fragmentiert und unbefriedigend aus, wie Band Zwei der Urban Legends. Dennoch gibt es zu starke erzählerische wie qualitative Schwankungen innerhalb der beiden Storys selbst, als dass man diese ignorieren könnte. Der Band ist insgesamt in Ordnung. Interessenten sollten aber vorher unbedingt mal durchblättern.
Die Endwertung ist mir schwergefallen, aber der Umstand, dass ich zwischendrin immer lieber zu einem anderen Comic gegriffen habe, hat mich die Note um einen halben Punkt senken lassen. Beide Geschichten haben spannende Ansätze, sind aber in ihrer Ausführung inkonsistent und letztlich auch vergessenswert. Damit war das sicherlich mein letzter Ausflug in die Welt der Urban Legends.
Bei Panini liegt der Band jeweils im Soft- und Hardcover vor.
Batman: Urban Legends – Im Bann der dunklen Magie (Softcover)
Batman: Urban Legends – Im Bann der dunklen Magie (Hardcover)
DISCLAIMER
Für die vorliegende Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Panini Comics Deutschland zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank!
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