QN_Eisenmann aus unserem Batman-Forum, hat uns seine ausführlichen Gedanken zum letzten Teil der Dark Knight-Trilogie zukommen lassen, welche ursprünglich als Antwort auf „Katsuragis kritische Kritik“ gedacht war.
„I shall become a Bat“
„This is it“ – so würde man eine Beschreibung der Konklusion einleiten, die eine mehrteilige Comic-Geschichte beendet. Nolans Batman ist aber keine comichafte Figur, doch ist sie eine Comic-Figur und der Film an sich ist nicht comichaft, doch gibt es so viele Hinweise auf verschiedene Comics. „The Dark Knight Rises“ strotzt gerade so vor Easter Eggs aus der Comic-Welt, man sieht, dass insbesondere dieser Film für die Fans gemacht worden ist, nicht dass es bei „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ nicht auch der Fall gewesen wäre, aber mir scheint, die Häufigkeit dieser Easter Eggs ist beim finalen Teil numerisch größer.
Wenngleich ich vom Filme-Machen keine Ahnung habe, so habe ich Ahnung von Literatur und letzten Endes beruht ein Film auch auf ein Schriftwerk; nein, nicht die Comics, die sind in der Neueren Deutschen Literatur mutmaßlich nicht mal Gegenstand der Betrachtung, aber sehr wohl das Skript, das man auch als Theaterstück lesen könnte.
Vor diesem Hintergrund möchte ich eine Bewertung des letzten Teils vornehmen, ohne dass Kleinigkeiten im Film zu kurz kämen.
Die Literatur kennt den Begriff der poetologischen Differenz, d.i. die Differenz zwischen der innerfiktionalen Begründung und der außerfiktionalen Begründung des innerfiktionalen Sachverhaltes, also des Handlungsablaufs, in unserem Falle die Handlung des Films. Der innerfiktionalen Begründung bedarf es der Beantwortung auf die Frage, warum etwas geschieht, also die Kausalität im Rahmen der Handlung, d.i. A führt zu B. etc. (causa efficiens), der außerfiktionalen Begründung aber bedarf es der Beantwortung auf die Frage, was der Autor bezwecken will bzw. was seine Intention ist (causa finalis). Bei Nolan ist es klar, er will eine Trilogie abschließen, eine Geschichte wird zu Ende erzählt, genauer: ein Handlungsstrang wird zu Ende erzählt, nämlich die Geschichte Bruce Waynes. Das ist in unserem Falle die causa finalis, meines Erachtens vollkommen klar und keiner weiteren Erläuterung nötig. Spannender und – so meine ich – einmalig in der Geschichte ist der Lösungsansatz auf der Ebene der causa efficiens. Die Drehbuchautoren haben hier eine Lösung präsentiert, mit der ich zufrieden sein kann und die auch eine lehrreiche Komponente besitzt, gäbe es sie nicht, ich würde den Film misslungen finden, weil er zu offensichtlich wäre und zu plump, nicht der Rede wert …
Und doch gibt es einige Aspekte am Film, die kritikwürdig sind; diese möchte ich zunächst im Einzelnen benennen, um zum Schluss dann das hervorzuheben, was die eigentliche Ursache, der eigentliche Schreibanlass dieser Schrift ist.
Wir haben zunächst eine Catwoman, die offenkundig Catwoman ist, aber so nicht genannt wird und mir will dafür partout keine Begründung einfallen, die auf der Ebene der causa efficiens Sinn ergibt. Klar, Nolan wollte Selina Kyle mutmaßlich nicht Catwoman nennen, aber wäre das für die Handlung so schlimm, wenn das doch der Fall wäre? Es gibt so viele Comic-Zitate und -Hinweise, selbst Harvey Dent wurde im Vorgänger, wenngleich für eine Szene, richtigerweise Two-Face genannt, aber Selina ist lediglich „the cat burglar“. Ein Lösungsansatz, wie man dem Namen Catwoman auch in Nolans Universum gerecht wird, wäre die Szene, in der Bruce Wayne mit Selina Kyle tanzt und Wayne in einem Nebensatz, halb im Scherze, halb im Ernste, Kyle als „Catwoman“ bezeichnet, einfach um diesem Namen die nötige Ehrerbietung zu erweisen, gewesen. Gewiss, das ist ein sehr kleiner Kritikpunkt, aber in meinen Augen durchaus vertretbar.
Ich war anfangs durchaus skeptisch, ob Anne Hathaway „Catwoman“ spielen könnte, ich war aber keiner von denen, die von Anfang an wussten, dass sie es nicht könnte. Meine Skepsis wurde in dem Moment widerlegt, als sie im Film das erste Mal auf Wayne traf, „oops“ sprach und wie eine Katze aus dem Fenster verschwand. Wie sie ihre Weiblichkeit, d.i. ihre vermeintlich schwache Rolle als Frau, bewusst ausspielt, ist einfach schön anzusehen. Die Polizei taucht in einer Szene auf und Hathaway spielt von einem Moment zum anderen von der hinterlistigen, verführerischen Frau zur hilflosen Damsel in Distress. Selbst mich hat sie damit überrascht und reingelegt, obwohl ich den Charakter Catwoman und die Bipolarität eigentlich kenne – nun ja, ich werde halt alt … Hamlets Ausspruch „Frailty, thy name is woman“ – zu Deutsch: „Schwachheit, Dein Name ist Weib“ – findet bei Hathaways Darstellung jedenfalls keine Bestätigung.
Die Todesszene von Talia al Ghul ist im Besonderen kritikwürdig, gleichviel würde ich das nicht Nolan anheften, das Schema haben wir zuweilen in mehreren Filmen. Ein Protagonist enthüllt sein wahres Ich, seine Pläne in aller Ruhe, bis er stirbt. So auch Talia, sie sagt ihre Sätze auf und wenige Sekunden später ist sie tot. Das ist schon ein wenig zu offensichtlich. Die Schauspielkunst von Marion Cotillard war insgesamt gewiss nicht miserabel, aber den Tod ihres Charakters hätte sie anständiger spielen können. Ich habe nie jemanden beim Sterben zugesehen, ich habe folgerichtig keine empirische Erfahrung gemacht, aber mit Augen-Schließen und sodann Sterben ist die Sache wohl nicht gegessen.
Christian Bale gibt einen guten Bruce Wayne ab, aber seine Stimme als Batman ist teilweise lächerlich, erträglich ist sie in vielen Szenen, aber als er Bane anschrie, wo denn der Trigger/Auslöser sei, das war nicht angsteinflößend, das war nicht „the freaking Batman“, der da sprach, sondern nur einer mit Raucherstimme. Auch hier gilt: Es ist eine kleine Kritik, unterm Strich finde ich Bale jedoch gut.
Die Rolle des emotionalen Ankerpunktes im Film hatte eindeutig Michael Caine inne, der Alfred Pennyworth spielt. Wer bei seiner Trauerszene nicht mindestens gegen die Tränen ankämpfte, hat wohl kein Herz. Es schmerzt, einen treuen Freund trauern zu sehen, weil er – aus seiner Sicht – gescheitert ist, ein Kind zu retten, der ihm anvertraut worden ist. Diese Szene war tatsächlich eine der stärksten in der Trilogie, im Film sowieso. Alfred ist die menschliche Stimme im Film, er repräsentiert und sagt das, was man sich einem Menschen, dem Schlimmes widerfahren ist, wünscht.
Nein, ich empfand die sehr lange Abwesenheit Alfreds im Film nicht so kritikwürdig, quantitativ gesehen mag er dadurch weniger präsent gewesen sein, qualitativ gesehen ist die Rolle hier sogar präsenter als in den Vorgänger-Filmen, denn die letzten Szenen sind erst durch Alfreds Worte zu Beginn des Films verständlich und klar einzuordnen.
Kritisiert wurde die zu geringe Spielzeit, in der Batman, nicht Bruce Wayne, auftaucht. Diese ist im Vergleich zum Vorgänger in meinem subjektiven Empfinden durchaus geringer, aber irgendwie doch konsequent auf der Ebene der causa efficiens. Wayne war seit längerer Zeit kein Batman mehr, und wenig später, nachdem er die Maske wieder trug, hat Bane ihn verhauen. Aber auch auf der Ebene der causa finalis ergibt die geringe Spielzeit Batmans durchaus Sinn. In Batman Begins fängt – wie der Titel schon verrät – Batman erst an, die Entwicklung wird für das Publikum nachvollziehbar vorgeführt. Im zweiten Teil ist der Protagonist der dunkle Ritter, im dritten und finalen Teil geht er von der Bühne, das spiegelt sich also richtigerweise auch in der Spielzeit wieder. Gleichviel: Die wenigen Szenen, in denen Batman vorkommt, haben es in sich. Es ist wie bei Year One. Dieser Comic ist nicht wirklich eine reine Batman-Geschichte, aber die paar Szenen, in denen er vorkommt, sind einfach prägnant. Will sagen: Ich kann die Kritik verstehen, ich teile sie aber nicht.
Wer aber viel Spielzeit hat, ist Blake. Ein junger Polizist, sympathisch gespielt von Gordon-Levitt. Er heißt mit bürgerlichem Namen Robin, ist aber nicht der Robin, den wir aus den Comics kennen bzw. ist irgendwo eine Synthese aus den Robins, die wir kennen, Damian Wayne ausgeschlossen – wobei, jetzt wo der Name Damian fällt, sah Talia bei ihrer ach so vorzüglichen Sterbeszene nicht ein wenig schwanger aus? Hatte sie da kein Bäuchlein? Sie hatte mutmaßlich Geschlechtsverkehr mit Wayne und da Alfred zu der Zeit außer Haus war, hatte Bruce sicherlich keine Kondome, denn dafür wäre ja sicherlich sein Butler zuständig. Will sagen: eventuell war das Bäuchlein ein Easter Egg und es wurde auf Damian Wayne Bezug genommen? Wer weiß … nun denn, Blake hat eine Rolle inne, die durchaus ihre Berechtigung hat, seine Rolle ist eine hinreichende Bedingung dafür, dass Batman mehr ist als ein Mann mit einer Maske. Ohne Letzteres wäre Blakes Rolle dennoch eine sympathische, aber irgendwo doch eine unnötige.
Ach ja, ist aufgefallen, dass das Symbol der Fledermaus, das in Kreide gemalt wird, in seiner Form verdächtig dem Symbol Nightwings ähnelt? Aber sehr verdächtig …
Blake jedenfalls, so die nahe liegende Mutmaßung, ist nunmehr Träger des Capes. Das ist die letzte Szene, er geht in das Batcave und der Film endet. Man sieht nicht, wie er zum neuen Batman wird, es wird aber hie und da angedeutet, mehr auch nicht.
Dann ist auch noch Bane, der von vielen zu Recht gelobt wurde. Ich schließe mich dem Lob vorbehaltlos an. Ich kenne die deutsche Synchronisation noch nicht, erst in wenigen Tagen schaue ich mir den Film auf Deutsch an, aber was noch nicht zur Sprache kam, ist, dass Bane durchaus Humor hat. Insbesondere in den Szenen in der Börse. Sein „Thank You“ war schon humoristisch, seine Rede und seine Betonung witzig („do as you please“, und sein herrlicher Blick dabei …) – oder aber es liegt an meinem Humor, denn viele fanden nicht witzig, was er gemacht hat, ich hingegen schon. Und überhaupt, die berühmte Knightfall-Szene war tatsächlich dabei. Ich habe nicht damit gerechnet und war überrascht, dass sie kam. So ehrt man seine Fans.
Doch ist sein Abgang ebenso als viel zu abrupt kritisiert worden. Sein Ende kam tatsächlich plötzlich, das heißt aber nicht, dass er als Charakter nicht kurz vorm Tod gewürdigt geworden wäre – man sah nämlich einen emotionalen Bane.
Es wurde auch kritisiert, dass es zu viele Nebenfiguren gäbe, die nicht wirklich Tiefgang hätten und insgesamt eher störend wirken. Pardon, ich kann das nicht als Kritik auffassen. Das Personenverzeichnis ist durchaus umfangreich, aber so ist es auch in anderen Werken, sei es in Theaterstücken oder in Filmen. Wichtig ist nur, dass die Protagonisten eine Entwicklung durchmachen und das Publikum begeistern. In Goethes Faust, ich meine auch der Tragödie zweiter Teil, kommen so viele Figuren und Allegorien vor, ich könnte sie gar nicht aus dem ff aufzählen, aber niemand kam auf die Idee das zu kritisieren – wieso also bei Nolan? Ein wenig mitdenken darf der Zuschauer auch, insofern …
Die Macher haben sich einige Dinge erlaubt, die meines Erachtens in Ordnung sind. Wir wissen nun, dass dieser Gordon letzten Endes weiß, wer Batman ist. In „Year One“ sieht Gordon Batman ohne Maske, aber ach, die Brille hat er nicht auf und er ist ja ohne Brille praktisch blind. Die Gretchenfrage war also schon immer gewesen, ob er wirklich ohne Brille nichts sieht oder Wayne im Glauben lassen wollte, er sähe nichts und doch weiß er es. In „The Dark Knight“ gibt es eine ähnliche Szene, Bruce Wayne hat einen Autounfall herbeigeführt, wiewohl es seine Intention war, und Gordon schaut ihn mit einer leichten Ironie an, einem Lächeln auf dem Gesicht, als ob er wüsste, wer er sei.
Schaut man auf die Trilogie als Ganzes, so bildet „Batman Begins“ die These, „The Dark Knight“ die Antithese, charakterisiert durch den Joker und „The Dark Knight Rises“ die Synthese von beiden. Wir sehen zum Beispiel einige Szenen, die denen aus den Vorgängerfilmen verdächtig ähnlich sind. Im Prolog fliegt Banes Flugzeug in der selben Weise wie Bruce Waynes Privatflugzeug, als er Lau „entführte“, Blake hat die selbe Körperhaltung wie Bruce, als im Cave die Fledermäuse um ihn fliegen und dann ist noch der Farbton: wir sehen sowohl braune als auch blaue Farbtöne, was die Synthese weiter bestätigt.
Ich schließe nun allmählich meine Schrift und komme nun zu dem, was wirklich hervorragend gelöst ist – das Schicksal Bruce Waynes. Ja, es wäre sehr einfach gewesen, den dunklen Ritter sterben zu lassen, als Opfer, um Gotham City zu retten, ja, Waynes Geschichte hätte mit diesem Tod ihr Ende gefunden und nein, es wäre nicht mutig von Nolan gewesen, wenn er das so gemacht hätte, es wäre zu einfallslos gewesen, ohne Liebe, Herz und Verstand. Der Tod des dunklen Ritters ist vermeintlich Gegenstand von der Geschichte „Batman: R.I.P. “, auch der Autor Grant Morrison sagte einst, dass der Tod zu einfach wäre.
Welche Erkenntnis gewönnen wir, wenn der Vigilant gestorben wäre? Selbstjustiz lohnt sich nicht? Diese didaktische Lehre braucht der gemeine Zuschauer nicht, denn die wenigsten könnten es sich finanziell leisten, Batman zu sein. Aber lebt Bruce Wayne wirklich noch? Alfreds Traum geht insofern in Erfüllung, als dass Bruce ihn – sofern ich mich richtig erinnere – ja anschaut und ein wenig nickt, als wolle er non-verbal etwas mitteilen. Die Kette der Mutter trägt Selina am Ende übrigens wirklich, man muss genau hinschauen, sie trägt eine Kette und diese ist mutmaßlich die Kette mit dem Sender, sodass Alfred ihn empfangen könnte. Der Autopilot ist auch repariert, wieso diesen Einschub im Film bringen, wenn er doch nicht so relevant wäre? Lucius Fox erfährt so, dass Wayne lebt.
Was die Beantwortung der Frage, ob Wayne überlebt hat, erschwert, ist die Erzählzeit; kurz bevor die Bombe explodiert, ist die Anzeige der Bombe bei einer Minute noch was und man sieht Batman zum letzten Mal und er ist in The Bat. Wie in aller Welt will er in so kurzer Zeit dem Radius entkommen sein? Einige meinten, er sei der „freaking Batman“, er könnte das schon hinbekommen haben, aber ich entgegne hier: Nolans Batman ist eben nicht „the freaking Batman“, er ist auch nicht „the goddamn Batman“ von Frank Miller, insofern lasse ich diese Antwort nicht gelten. Mein Lösungsansatz ist ein anderer, der aber auch nicht zufriedenstellend ist, da ich nur mutmaßen kann. Wir haben es hier womöglich mit verschiedenen Dauern einzelner Szenen zu tun, das heißt wir haben Dehnungen, wo die Erzählzeit, d. i. die reale Zeitangabe wie lange eine Szene dauert, länger ist als die erzählte Zeit und wir haben Raffungen, wo die Erzählzeit kürzer ist als die erzählte Zeit. Leider habe ich die genaue Szenenabfolge nicht im Kopf, so dass ich jetzt doch ein wenig blöd dastehe, denn ich kann das nicht ganz genau einordnen, aber mir scheint, Nolan könnte die verschiedenen Techniken verwendet haben, sodass Bruce Wayne auch tatsächlich überlebt hat und man es ohne Makel am Filmmaterial verifizieren kann.
Wie dem auch sei, es geht jetzt um die Frage, wie die Geschichte eines Charakters, den man liebt, wenngleich er fiktiv ist (ich zumindest kann von mir behaupten, dass ich Batman in gewisser Weise liebe und damit meine ich keine sinnliche Liebe, denn ich treibe es nicht mit fiktiven Charakteren), zu Ende geführt wird. Was wünscht man sich diesem Charakter? Als ich den Film das erste Mal sah, musste ich vieles schlucken, man wird ja geradezu von Informationen bombardiert, beim zweiten Schauen aber kann man vieles besser aufnehmen. Und ja, ich bin froh, dass Bruce Wayne am Ende der Trilogie tatsächlich geheilt ist. Nachdem er als Kind Schreckliches ertragen hat, nachdem die Folgen seiner Handlung als Batman den Joker und seine Greueltaten zeitigte, nach alldem wünsche ich persönlich einem Menschen, dass er am Ende ein glückliches und vor allen Dingen normales Leben führen wird.
In den Comics wäre das nicht möglich, denn hier ist Bruce allein schon wegen der causa finalis auf ewig Batman, hier geht die Geschichte weiter und jeden Mittwoch, wenn neue Comics erscheinen, darf ich Batman lesen, der noch Batman ist. Nicht so bei Nolan, er wollte zu Recht seine Geschichte beenden und hat dem Charakter auch nicht auf ewig verdammt, Batman zu sein, weil – wenn wir ehrlich sind – ist das verrückt. Eine Therapie würde auch helfen und Investitionen in eine bessere Polizei ebenso und so weiter.
Wenn wir einen autonomen Zugriff auf die Lösung der causa efficiens wagen, denn ich weiß nicht, was Nolan sich dabei gedacht hat, es sei denn, er offenbart es dem Publikum, was mir wohl entgangen ist, dann könnte die Interpretation durchaus lauten, dass eine Heilung, eine essenzielle Besserung des Zustandes nach einer so schweren Tragödie möglich ist. Nolan hat sich für einen positiven Ausgang entschieden. Wäre das nicht der Fall, ich könnte den Film nicht oft anschauen, da es meine Brust aufs Neuste schmerzen würde, sähe ich wie Batman sich opfert und am Ende seine sterblichen Überreste in der Wolke aufgehen, wie am Ende Alfred trauert und dieser arme Mann, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, keine innere Ruhe finden wird, wie am Ende die Statue gezeigt wird und man sagen könnte, „that‘s it, he‘s dead“. Nein, das wäre für meine Seele zu viel gewesen, so bin ich glücklich darüber, dass Bruce geheilt ist.
Und Batman ist nun ein Symbol, nicht mehr gebunden an die Person Bruce Wayne. Laut Goethe – und hier gilt wieder: ich unterstelle nicht, dass Nolan die Symbol-Theorie von Goethe anwendet, es ist mein subjektiv-autonomer Zugriff, ich unterstelle auch nicht, dass Goethe an Fledermäuse dachte … – verwandelt die Symbolik „die Erscheinung (hier: Fledermaus) in einen Begriff (Batman), den Begriff in ein Bild (wir wissen alle, wie geil Batman aussieht) und zwar so, dass die Idee im Bild unendlich wirksam (d.i. ohne das Gebunden-Sein an eine sterbliche Person) und unerreichbar bleibt und selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe“. Mit Sprachen sind indes keine Nationalsprachen gemeint, sondern die Sprachen der Wissenschaften etc. Batman ist nicht nur Vigilant, jemand, der Selbstjustiz übt, damit ist das Wesen der Dinge nicht erfasst, er ist etwas, das dem Menschen bei weitem übersteigt, das Symbol Batman verweist auf ein Metaphysikum. So sprach auch Ras ‘al Ghul: „If you make yourself more than just a man, […] then you become something else entirely. A legend, Mister Wayne, a legend“. Eine Legende ist zwar kein Symbol, doch gibt es zwischen Symbol und Legende durchaus eine Schnittmenge.
So viel von mir: diese Schrift erhebt nicht den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, sie enthält lediglich meine Gedanken zum Film. In diesem Sinne schließe ich frei nach Hamlet: „The rest is silence“ (Der Rest ist Schweigen).
– QN_Eisenmann
Find ich sehr toll 🙂
Phuu ich bin erst 17 daher musste ich es 2 mal lesen um alles zu verstehen 😀
Aber mir gefällts 😉
Respekt dafür, dass es auch 17-Jährige gibt, die sich die Mühe geben, etwas Anspruchvolley wiederholt zu lesen. 😉
Haha danke 🙂
Diese Zeilen sprechen mir komplett aus der Seele. Endlich jemand, der sich im Gegensatz zu irgendwelchen hitzigen fanboys gewaehlt, tiefgruendig und erwachsen ueber das Gesamtbild dieser Werke ausdruecken kann. Die Kritik ,von vor ein paar Wochen, fand ich hier auf dieser Seite zum ersten Mal auch etwas fragwuerdig….Danke fuers posten Batcomputer!
„Nolan hat sich für einen positiven Ausgang entschieden.“
-> Positiv wäre es, wenn die stadt gerettet worden wäre. Was Nolan uns bot war der Zuckerguß auf einer Kirschtorte, gefüllt mit Honig und noch mehr Zucker. Abgesehen von Foley, passierte keinem der Guten etwas schlechtes. Das Batman die bombe überlebte, hat nichts mit Erzähltempo zu tun, sondern mit einer Deus Ex Machina Praktik, um dieses Happy Happy End hinzubekommen.
„Die Rolle des emotionalen Ankerpunktes im Film hatte eindeutig Michael Caine inne, der Alfred Pennyworth spielt.“
-> Es war nicht DER emotionale Ankerpunkt des Films, sondern der einzige. Kein anderer Schauspieler schaffte es Gefühle so echt und ergreifend wirken zu lassen wie Michael Caine.
Die deutsche Synchro ist bei weitem schlechter und unpassender, aber das wirste demnächst noch selbst bewundern dürfen.
Im großen und ganzen eine bessere Kritik als die von Katsuragis, der dem Saal und die Toilette mehr Beachtung schenkte, als den Film.
Genau so sehe ich das auch…
Wunderbar 😉
Ich denke, es wäre gut gewesen 1 Monat mehr ins Drehbuch zu investieren, um die story mehr konsistent und logischer zu machen.
Vielleicht hätte Nolan diese Aufgabe doch nicht an seinen kleinen Bruder dekegieren sollen 🙁
Vielen Dank QN_Eisenmann.
Deine Review beweißt nämlich, dass Fanboys auch kompromissbereit und völlig frei von eitelhaften Allüren sein können. Deine Meinungen zum gesamten Film und der einzelnen Nolan-Umsetzungen kann ich 1:1 zustimmen.
In Hinblick der Comic-Hystorie Batmans ist es schier unmöglich was umzusetzen was irgendwelche trotzigen Nerds sehen wollen. Man sollte als Bat-Fan die Philosophie und alle Einzelheiten Nolans genauer analysieren. So stellt man fest, dass ein eigenes Universum erschaffen wurde, welches durchaus schön ist.
QN_Eisenmann also, ich glaub’s ja nicht. 🙂 Schön mal wieder was von Dir zu lesen!
– Der Kommentar enthält SPOILER –
Erst wollte ich es nicht machen, aber jetzt äußere ich doch kurz einige Gedanken zu deiner Kritik:
Erst einmal vielen Dank dafür insgesamt und auch vielen Dank für die kurze Einleitung zu den Begrifflichkeiten der poetologischen Differenz. Allerdings gibt es eine Sache, die bei mir den Lesefluss erheblich störte und das ist diese Abkürzung d. i.. Obwohl ich gerade an meiner Dissertation schreibe (also auch vorher schon einige wissenschaftliche Arbeiten verfasst und gelesen habe), so ist mir diese Abkürzung vorher noch nie untergekommen, so dass ich sie googeln musste. Ich frage mich, ob das in der Verfassung einer Kritik bzw. Replik in einem Batman-Fan-Forum notwendig ist, noch dazu, da „das ist“ dann auch manchmal nicht Kasuskonform wirkt (was sie sicherlich auch nicht muss). In jedem Falle steht sie aber deiner sonst in Großteilen verständlich geschriebenen Arbeit irgendwie entgegen bzw. erzeugt beim Lesen (zumindest in meinem Falle) ein Gefühl von Fremdartigkeit.
Sei‘s drum. Zum Inhalt:
Ich fand gerade die „Cat Burglar“ Anspielung (denn das ist sie) sehr gelungen. Ich kann mich erinnern, dass Catwoman anfangs in den Trickfilmen so ihren Einstand (ohne offiziell Catwoman genannt zu werden) gab und das die Cat Burglar Headline auch in mehreren Comics Verwendung fand/findet. Das und das Spiel von Heathaway (sie überzeugte mich genau in der gleichen Szene, wie dich) waren ausreichend, um meinen Catwomanhunger zu stillen. Jede Erwähnung von „Catwoman“ wäre (v. a. auch aufgrund der diesbezüglichen Vorabberichterstattung) einfach nur plump gewesen.
Im Übrigen erfüllt sie sehr wohl den Maßstab von Hamlets Satz. Nur erst sehr viel später im Film, als sie wieder zurückkehrt. Man könnte meinen, es sei eher stark von ihr, auf die Flucht zu verzichten. Aber ihrem Gewissen zu trotzen, nachdem Batman mehrmals seinen Gedanken in ihr Gehirn gepflanzt hat, stellt mMn ebenfalls einen großen Kraftakt dar. Naja, ist wohl Ansichtssache.
Zu deiner Aussage „mit Augen-Schließen und sodann Sterben ist die Sache wohl nicht gegessen“ kann ich folgendes sagen: Als ich vor sehr, sehr, seeeehr langer Zeit Zivi in einem Alten- Pflegeheim war, sind die alten Leute genauso gestorben. Einige haben davor noch geredet, manche starben im Schlaf, andere waren wach und starben einfach still. Alles andere ist mMn pure (hollywoodversaute) Romantisierung eines, für viele Menschen, furchterregenden Vorgangs.
Ein Wort zum Ende des Films: Ich glaube, dass der „not so freaking batman“ schon ausgestiegen ist, bevor er an Blake auf der Brücke vorbeirauscht und dass der Zuschauer durch bestimmte Schnitte absichtlich in die Irre geführt wird. Und auch ich habe ihm genau dieses Ende gewünscht und gegönnt. So wird es in den Comics wohl niemals enden.
Ansonsten kann ich mich deinen Äußerungen nur vorbehaltlos anschließen. V. a., was die Zahl der handelnden Personen angeht. Ich kann mich erinnern, mit 4 Deutschlehrern im Theater gewesen zu sein. Gespielt wurde der komplette Faust! Einer der Deutschlehrer hat es einfach nicht verstanden und die ganze Zeit an dem Werk und der Umsetzung herumgekrittelt. D. h., manche Leute verstehen die Anspielungen, den Einsatz einer bestimmten Personenanzahl oder den Blick auf das Werk als Ganzes nicht. Wer selbst schon einmal eine Geschichte geschrieben hat, weiß, dass die Geschichte und deren Pro- und Antagonisten eine Eigendymnaik entwickeln, die der Autor zwar in die richtigen Bahnen lenken bzw. zügeln kann (und manchmal auch muss) aber dass dann nicht im Nachhinein die Personen beliebig entfernt, hinzugefügt bzw. verschoben werden können. Das ist beim Entstehungsprozess schon schwierig genug. Den meisten Leuten kann man so eine Kritik nicht übel nehmen (noch dazu, da Filme auch einen gewissen Unterhaltungswert besitzen sollen, welcher bei Überfrachtung gern auch verloren geht – genauso wie Grundaussage oder Rahmen der Geschichte), vielen „professionellen“ Kritikern allerdings schon. … Aber genug mit dem Geschwafel …
Vielen Dank also nochmal für deinen Beitrag und vielen Dank auch für den ein oder anderen Augenöffner, den ich manchmal sogar (eher ästhetisch) begriffen habe (z. B. die Synthese der beiden Vorgänger, Blakes gleiche Haltung in der Höhle etc.) aber nicht so schön hätte in Worte kleiden können, wie du. Thx.
Also Chapeau QN_Eisenmann!
Da hat jemand eine in meinen Augen sehr gut argumentierte Kritik abgegeben.
Besonders zugesagt hat mir Ihre Herangehendweise, die in in vorliegender Ausführung durch tolle Erklärungen besticht. Auch begrüße ich es besonders im Forum, das hier in absolut korrekter Weise auf andere Meinungen eingegangen wurde.
Sie treffen meine Meinung zwar nicht immer hundertprozentig( Marion Cotillards Tod kam mir überzeugend vor) aber ( wie Batman es im letzten Satz von „BB“ sagt ,, das müssen Sie auch nicht!“
Catwoman wurde doch bei ihrem debüt „The Cat Burglar“ genannt vllt. spielt Nolan darauf an?
Geile Sau! Geiler Film! Grandioser Abschluss! .
naja.
ich habe den film gesehen und ich mag ihn. kommt er an die qalität des vorgängers heran? vielleicht ja, vielleicht nein.
aber muss mann sich mit einem film so pseudo-wissenschaftlich auseinandersetzen? das bezweifle ich doch stark. ich glaube kaum, dass christopher und jonathan nolan beim schreiben des scripts, welches bei der produktion eines films übrigens keine bibel darstellt, sondern lediglich als grundlage dient, solche gedanken gemacht haben. sie mussten einfach ein ende finden. punkt aus.
mein fazit: guter film, guter abschluss einer grandiosen batman erzählung! nicht mehr aber auch keinesfalls weniger!
Oh Gott. Der Beweis dafür, dass du dich mit Filmproduktionen nicht auskennst. Natürlich gibt es ein Script (Screenplay), an das sich akribisch gehalten wird und es gibt ein vorher angefertigetes Storyboard, das die meisten Szenen und Kameraeinstellungen in gezeichneter Form enthält. Ob du es glaubst oder nicht, aber einen Film zu drehen ist mehr harte Arbeit und peinlichst genau geplant, als ein kreativer Prozess am Drehplatz! Oder meinst du eine Produktion macht 250 Millionen Euro locker für ein Script, dass nur als Grundlage dient? 😉
PUNT AUS! 😉
Script
-> dialoge und handlung
Storyboard
-> kameraeinstellungen
Der fertige film jedoch wird höchst wahrscheinlich keine 1:1 umsetzung der oben genannten dinge. dialog perspektiven in denen sich zwei charaktere unterhalten werden sicherlich nicht perfekt eztilich bestimmt, wann die kamera wen wie lange zeigt. genauso kommt es zum nachdreh oder kürzen von dialogen. gerade weil filme so komplex sind kann ein mensch sich nicht alles perfekt zuvor vorstellen und muss im nachhinein dinge ändern, bzw. anpassen, weil sie doch nicht so gut funktionieren, wie zunächst gedacht.
das jemand aber großartigen kreativen interpretations freiraum beim dreh des drehbuchs hat, ist blödsinn. (ausnahmen jedoch gibt es dennoch für einzelne szenen, bei denen schauspieler etwas improvisieren und es ungeplant in den film schafft. ein beispiel wäre heath ledgers joker szene in tdk, in der er gordon zur beförderung applaudiert… ist aber eher eine ausnahme, als die regel :] )
Apropo 17 bin ich auch, aber eine solche Kritik wie sie inzwischen mehrmals in Stil von QN_Eisenmann verfasst wurde, ist hier genau richtig am Platz.
Patrick, immer gut,wenn jemand Sachen auf den Punkt bringt. 🙂
achja marion cotillard war während den dreharbeiten schwanger. Das war vermutlich der bauch den du gesehen hast 😉
wahrlich eine ehre ein kind von batman zu bekommen ^^
Apropos Easter Eggs … die kleine und evtl. doppeldeutige Anspielung, ob Blake in der Kanalisation nicht auch „Riesenalligatoren“ gesehen hat, geht völlig unter … 😉
Keine Angst. Ich musste schon beim ersten Kino Besuch bei dieser Szene schmunzeln 😉
Ein schöne und gut geschriebene Kritik. Gut geschrieben bedeutet aber nicht, dass ich ihm Recht gebe.
Hier wird mit Fachbegriffen um sich geworfen, nur um die vielen Plotholes zu rechtfertigen.
Es geht mir aber nicht darum, ob Christopher Nolan einen vernünftigen Ausgangspunkt des Helden gefunden hat, auch nicht um die Intention der Charaktere. Diese Details müssen nämlich in einem anständig geschrieben Buch vorhanden sein.
Es ist quasi alles im Buch vorhanden. Mir geht es aber um das „wie“. Wie wurde das alles umgesetzt?
Und hier schwächelt meiner Meinung nach der Film.
Ein paar Leute hier im Forum meinten, es wäre besser gewesen, den Abschluss in zwei Teilen zu bringen. Eine hervorragende Idee!
naja, wenn der film tatsächlich in zwei teilen rausgekommen wäre, wäre das unser woodstock geworden. mir persönlich hätte es aber auch gefallen wenn der film die 3 std +x marke üerschritten hätte. ein beispiel: „der pate“ ist ja auch ein des todes langer film, der in seiner ausfürlichkeit bisher unübertroffen ist. wenn man sich das getraut hätte, wäre niemals kritik laut geworden, weil man genug zeit und mühe hätte investieren können um es perfekt zu machen. ich weiß nicht ob man nen gewissen zeitplan bei filmproduktionen einhalten muss – falls ja, bin ich mir ziemlich sicher dass dies die ursache der kleinen unzulänglichkeiten des films ist. eine gewisse kostendeckelung wird wohl auch bestanden haben, is ja auch eine frage des geldes (zumindest für WB)
Danke für diesen Kommentar, der mir aus der Seele spricht… Chapeau!
Ach, dass Catwoman nicht namentlich genannt wurde, hat mich überhaupt nicht gestört. Ich hab ohnehin das Gefühl, dass im Englischen Bezeichnungen wie „Fledermausmann“ oder „Katzenfrau“ ähnlich lächerlich klingen wie im Deutschen, deswegen wird Batman auch ständig „THE Batman“ genannt, was mir auch gefallen hat. Naja schwierig zu beurteilen, wenn Englisch nicht die Muttersprache ist. Aber Thalias schnelles Ableben war tatsächlich etwas seltsam, das hätte sicherlich besser gelöst werden können. Im Endeffekt hab ich das Gefühl, dass der Weg für einen vierten Teil mehr als geebnet wurde, nur muss dieser vierte Teil leider in unseren Köpfen stattfinden.
„Die Gretchenfrage war also schon immer gewesen, ob er wirklich ohne Brille nichts sieht oder Wayne im Glauben lassen wollte, er sähe nichts und doch weiß er es.“
Jep! Nicht zu vergessen ein Monolog aus Hush: „Perry White ist zu gut als Reporter, um Clarks Geheimnis nicht durchschaut zu haben. Und doch sagt er nichts … was mich erinnert, wie gut Jim Gordon als Detective in Gotham ist …“
Ansonsten Danke für ein gelungenes Review auf (relativ) hohem Niveau! Lang leben wir Germanisten!!!
Nur kurz zum Schluss und eine technische Anmerkung:
Beim Ausschuss aus dem „the Bat“ wird bei militärischen Helicoptern das ganz Cockpit katapultiert.
Also dürfte Batman im letzten Schnitt nicht mehr an Bord gewesen sein, da sich das Cockpit schon längst vom Luftfahrzeug getrennt hat und am Fallschirm hing.
Darum hatte Batman / Bruce ein entsprechendes Lächeln / Blick drauf, so als ob er „the Bat“ nachschaute.