Ein Standardinterview zu einer Animationsserie führt zu einem folgenschweren Zitat, welches – vielfach und prominent aufgegriffen – Batman plötzlich an die Spitze diverser Social Media Plattformen katapultiert. Die grundlegende Aussage ist dabei gleichermaßen banal wie substanziell und sorgt am Ende vor allem aber für (seichte) Unterhaltung. Ihr wisst nicht worum es geht? Kein Problem, wir sagen es euch. So könnt ihr am Ende selbst entscheiden, ob Batman ‚es‚ tut oder eben nicht.
Willkommen im Sommerloch! Gerade haben wir doch noch handfestes Material zum batmanlastigen „The Flash”-Film bekommen und doch lässt ein einfaches Interview Batman auf allen Social Media Kanälen hoch trenden? Was war passiert?
Letzte Woche erschien in der Variety ein Artikel über TV-Shows, die das Superheldengenre auf die ein oder andere Weise unterwandern. Darin kommt es zu einem Interview mit Justin Halpern und Patrick Schumacker, ihres Zeichens Co-Schöpfer und Produzenten der (übrigens hervorragenden) HBO Max-Animationsserie „Harley Quinn”.
Sie führen aus, dass die expliziten Gewaltdarstellungen, als auch der teils entgrenzte Humor der Serie auf dem Umstand beruhen, dass die Macher größtenteils ihre Geschichten für bekannte DC-Schurken(!) schreiben. Dies sei eine Art Rechtfertigung, die Figuren Dinge tun zu lassen, die wohl für die Helden des Konzerns nicht möglich wären.
Denn bei der Produktion der dritten Staffel seien sie seitens DC auf eine Grenze hingewiesen worden:
„A perfect example of that is in this third season of ‘Harley’ [when] we had a moment where Batman was going down on Catwoman. And DC was like, ‘You can’t do that. You absolutely cannot do that.’ They’re like, ‘Heroes don’t do that.’ So, we said, ‘Are you saying heroes are just selfish lovers?’ They were like, ‘No, it’s that we sell consumer toys for heroes. It’s hard to sell a toy if Batman is also going down on someone.’ ”
Nochmal übersetzt: Es soll keine angedeutete Oralsexszene von Batman und Catwoman in der Serie „Harley Quinn” geben, weil die Warner/DC Chefetage sinngemäß(!) meinte, man könne nach so etwas schlechter Spielzeuge verkaufen. Denn: „Helden tun das nicht!„
Sofort drängt sich der Gedanke auf, dass man mit einer R-Rated-Serie bei einem Bezahlsender nun sowieso auf ein weit älteres Publikum abzielt (bzw. abzielen sollte) als etwaig davor zu schützende Kinder. Zudem bliebe fraglich, welch eklatante Schäden beim Spielzeugverkauf wohl folgende Panel der einstmals regulär überall zu beziehenden Serie „Catwoman” verursacht haben mögen:
©DC Comics
In solchen Situationen empfiehlt es sich manchmal, auf Experten zurückzugreifen. In diesem Fall hat die stets wohlinformierte Londyn von „History of the Batman” mal die Kissenhistorie des Mitternachtsdetektivs zusammengefasst. Und ja … wer den Babs-Schock noch immer nicht verarbeitet hat, der schaut hier besser nicht rein.
Damit hätte man es letztlich auch gut sein lassen können, aber #heroesdontdothat (oder #batmanwould) ließ den Dunklen Ritter recht schnell auf den unterschiedlichen Social Media-Plattformen trenden und über DC ergoss sich (wieder einmal) eine Welle aus Hohn und Spott.
Fairerweise muss man sagen, dass die Variety einen Absatz später betont, wie Halpern und Schumacker im Anschluss mehrfach die Unterstützung durch DC loben, gerade in Bezug auf die Überschreitung von Grenzen. Aber so etwas interessiert das Internet wenig.
All das könnte uns kalt lassen, hätten sich nicht nach und nach mehrere Autoren und Zeichner der Fledermaus als auch sonstige mit Batman verbundene Prominenz zu Wort gemeldet.
Selbst der Daily Show war das Thema einen Clip wert; selbstverständlich gut argumentiert.
Für Freunde pubertärer Späße haben die Kollegen von Bleedingcool noch weitere Reaktionen aus dem Netz gesammelt. Ehrlicherweise kann man bei BC den Eindruck gewinnen, da hätte man zuletzt eine Themenwoche um #heroesdontdothat herum kreiert.
Neben der Nennung einer aus dem Thema erwachsenen Fan-Petition wollen wir auch einen der aktuellen Meister viralen Ungehorsams nicht vergessen – Zack Snyder:
Sollte das von Snyder gepostete Kanon-Bild nicht sichtbar sein, so liegt das daran, dass es der „Justice League”-Regisseur abermals geschafft hat, die Grenzen seines einstigen Arbeitgebers auszuloten und das Bild wegen eines nicht näher bezeichneten Urheberrechtsanspruchs zurückziehen musste.
Durch das Thema fühlten sich diverse Blogs und Newsseiten an ein Interview mit dem britischen Autor Neil Gaiman erinnert. Bei Fortführung seiner Vertigo-Serie „Sandman” habe man sich seitens DC lediglich an einem Wort gestoßen.
„The only word that got censored was ‚masturbate‘. It was explained to me that people do not masturbate in the DC Universe. Actually, that explains a lot. That’s probably why the characters all dress in tight costumes and go around thumping the shit out of each other.”
Das Wort „masturbieren” wurde von DC Comics also gestrichen, in einem Comic Anfang der 90er Jahre, der u. a. eine Serienkiller-Convention zeigte. Dass laut Verlag die Menschen im DC-Universum nicht masturbierten, verschaffte Gaiman dann Klarheit darüber, warum sich die Charaktere dort in hautengen Kostümen regelmäßig gegenseitig zu Brei schlugen.
Nun könnte man überhastet schlussfolgern, DC verwehre seinen Helden auf derart tyrannische Weise cunnilingische wie autoerotische Freuden aufgrund einer vielzitierten amerikanischen Prüderie. Aber da kann man schnell irren. Womöglich sieht der Verlag seine Figuren schlicht als eine ganz eigene Spezies.
Autor Paul Jenkins („Wolverine: Origin”) ließ 2013 DC Comics und Marvel hinter sich, da sich die Frustrationen mit den Redakteuren beider Häuser mehrten. Kreative Entscheidungen seien nicht mehr nachvollziehbar und würden seiner Meinung nach im Wesentlichen nur noch von Aktionären getroffen. Als Beispiel zitierte er eine für ihn ärgerliche redaktionelle Anmerkung, die Batman betraf:
„I would like to relay an editorial comment that I received near the end of my time writing the Dark Knight New 52 series. In one scene, I had written that Batman is sitting on a rooftop during an intense conversation, close to a person who has been injured. The editorial comment: ‚We’re not sure you are „getting“ the character because it’s common knowledge that Batman never sits down.‘ ”
Fast am Ende seiner Tätigkeit an Batman, habe man demnach Jenkins redaktionell mitgeteilt, dass er den Charakter wahrscheinlich nicht ganz verstehe. Es sei ja gemeinhin bekannt, dass sich Batman niemals hinsetze. Batman sitzt nicht. Punkt.
Batman und die DC-Helden sind bzw. werden also recht limitiert in ihren Möglichkeiten der körperlichen Entspannung. Aber noch immer gibt es ja Comicautoren und -redakteure, die natürlich auch die menschliche Seite ihrer Helden betonen wollen. Sei es die lange mit der Beziehung von Batman und Catwoman betraute Devin Grayson …
… oder der nur selten um explizite Sprache verlegene Kevin Smith. Nicht nur stellt er in diesem Fall klar: „That’s what a hero does!”. Vielmehr hat er bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass manche Helden es eben doch tun.
Ich finde das geht zu weit.
Ich finde auch, dass Batman nicht sitzen sollte.
Batman don’t do this!…äh, wie ist Damian nochmal entstanden? ?
Durch Cunnilingus bestimmt nicht 😉
Im Prinzip kann man es schon.
@JH – ich bin gleichermaßen gespannt auf die Erklärung, wie ich mich vor ihr fürchte.
Ich werde das nicht näher erklären, aber google es, es geht.
Mit der Kirche ums Kreuz.
Ahja….ist klar.
Für das was Batman nicht macht, ist dann Bruce Wayne zuständig. 😉
Wozu macht man sich dann die Mühe Homosexualität im DC Universum einzuführen, wenn Helden das nicht tun ist es unerheblich mit WEM sie es nicht tun.
Naja, die Schurkinnen und Schurken dürfen ja (wie ein bald erscheinender Begleitcomic zur Harley Quinn Serie beweisen soll) 😉
Das erinnert mich an Catwoman #3 zur Zeit des New 52, dort war geplant das Selina über einen Kuss den sie Bruce Wayne gibt, erkennt das er Baman ist. (Mit Batman hat Catwoman eine heiße rein sexuelle Affäre und tragen beim Sex ihre Masken). Jedenfalls fährt Selina nach Wayne Manor stolziert auf den Rasen vor dem Haus und zieht sich vor Alfred und Bruce (Die in der Bathöle setzten über die Bildschirme alles Beobachten) nackt aus. Darauf hin erteilt Bruce Selina eine kalte abfuhr. Allerdings hat hier der Verlag eingegriffen und nein gesagt. Allerdings kann man die 9 gezeichneten Seiten von Guillem March heute nach sehen, da er mitten beim Zeichen war als der Verlag eine Änderung des Comic Drehbuchs wünschte.
Ich bin ehrlich gesagt bin ich froh dass man es gemacht hat, weil so Cool ich die Idee wie Catwoman die Wahrheit über Batman herausfindet auch finden. Der Rest. Nein. Auch wie Batman auf den 9 Seiten dargestellt wurde hat mir nicht gut gefallen, da bin ich froh, dass der Rebirth die Batman/Catwoman Beziehungen besser aus gearbeitet hat.
Danke für den Hinweis. Ist tatsächlich auch eine spannende Sache; auch was Guillem March dazu sagt.
>…Wenn der „Tabu-Bruch“(?) zur „Obsession“ wird – oder: …“Brauch“ ich in einem „Superhelden“-Comic(!) … „mal so gar nicht“…!? o.O
Nicht nur das es Helden tun,ich behaupte sogar sie machen es besonders gut!
Also langsam geht das mit dem Sex Thema zu weit. Sorry aber seit der LGBT hype überall eingebaut wird kommt jegliche Art was mit Sex(Orientierung) zu tun hat hervor. Es ging früher ohne und kann auch weiter ohne damit auskommen.
Batman hat seit knapp 40 Jahren Sex, Affären und dergleichen. Mal von Talia ganz abgesehen. Andere Helden auch. Da ist der Zug wohl abgefahren.
Weiß auch nicht, was das mit irgendwas anderem zu tun haben soll, außer dass Autoren wie Leser ihren Helden gern menschliche Gefühle, Bedürfnisse und Verhalten zugestehen wollen.
Davon abgesehen ist nun DIESES Thema hier nicht mehr als eine Posse 🙂
Wie man an den Zitaten und Berichten im Artikel zu erkennt, ist das mitnichten ein neues Thema und steht auch in keinem direkten Zusammenhang mit der LGBTQ-Community.
Es geht hier schlichtweg und die gute alte Bigotterie der US-Amerikaner in Bezug auf Sexualität und deren Darstellung.
Gewalt anwenden ist für Batman und alle anderen Figuren total in Ordnung, aber gelebte Sexualität ist ein Tabu….und natürlich sitzen!