Review: Batman – One Dark Knight

Dunkle Machenschaften, ein neuer Gegner, Batman allein im Dunkeln, all seiner technischen Spielerein beraubt, gejagt von sämtlichen Gangs der Stadt. Das ist der Ausgangspunkt dieses übergrößen Hardcoverbands, den Jock in Personalunion gestaltet hat. Klingt doch ganz spannend. Schauen wir, ob er hält, was er verspricht.

Titel: Batman – One Dark Knight
Original: One Dark Knight” #1 – 3

Story: Jock
Artwork: Jock
Farben: Jock

Verlag: Panini
Seiten: 164
Preis: 29,- € (Hardcover)
35,- € (limitiertes Hardcover)

VÖ: ursprüngl. 29.11.2022


Zunächst schicken wir aber unseren Dank an Panini für dieses Rezensionsexemplar durchs Dunkel der Nacht.

INHALT

Der Arkham-Insasse E.M.P. wird nach Blackgate verlegt. Offenbar sind sämtliche Gangs der Stadt scharf darauf, den Gefangenen in ihre Hände zu bekommen. Deshalb begleitet Batman den Gefangenentransport, welcher immerhin durch die ganze Stadt fahren muss. Natürlich geht etwas schief –  E.M.P.s Kräfte werden ausgelöst und es gibt einen stadtweiten Stromausfall. Batman hat nun die wenig dankbare Aufgabe, den Gefangenen durch das verdunkelte Gotham City zu transportieren, damit dieser nicht instabil wird und am Ende vielleicht noch explodiert. Doch die wahre Bedrohung geht von den Gangs aus, die sich gnadenlos von allen Seiten auf den Dunklen Ritter und seinen explosiven Begleiter zubewegen. Zudem heizen andere Personen die Stimmung zusätzlich an, weil sie ihre ganz eigenen, zunächst undurchsichtigen Pläne verfolgen.

©Panini Comics Deutschland

WERTUNG

Der Stromausfall hat alles verdunkelt. E.M.P. wiegt 90 kg. Es sind 6,1 km bis Blackgate. Das schaffe ich bis vor Sonnenaufgang.

– BATMAN

Tja, und damit haben wir die Prämisse schon auf dem Tisch und der Leser findet sich nach ein paar Panels schon mitten im Geschehen.

Von Beginn an wird man direkt in die Story hineingeworfen. Zwar wird von Seite zu Seite erklärt, um wen und was es hier geht und in welchem Zustand die brodelnde Stadt sich gerade befindet. Aber es gibt keinen langen Aufbau, keine ruhige Szene, sondern schon beim Aufschlagen der ersten Seite weiß man: hier passiert gleich was.

Das ist am Anfang sehr atmosphärisch, äußerst spannend und alles fühlt sich nach einem großartigen Actionfilm an. Die Spannung wird auch lange oben gehalten und das Pacing ist über weite Strecken ausgewogen. Jocks Zeichenkünste, gerade auf diesen überformatigen Seiten, sind streckenweise atemberaubend.

©Panini Comics Deutschland

Jock ist ein schon ziemlich beliebter britischer Comiczeichner, der wahrscheinlich im Batmanbereich vor allem für seine Arbeit an Scott Snyders „Batman – Der schwarze Spiegel” und an „Der Batman, der lacht“ bekannt sein dürfte. Außerdem hat er mit seinem Cover für Detectives Comics #880 wohl eines der aktuell berühmteren T-Shirt-Motive mit Batman-Bezug geschaffen.

Wie viele britische Comickünstler vor ihm, hat Jock den Sprung über den großen Teich dank dem Comicmagazin 2000 AD (und v. a. durch seine Arbeit an „Judge Dredd”) geschafft.

Der Zeichner, der sich in seinem Stil früh durch Steve Dillon, Sean Phillips & Duncan Fegredo inspirieren lassen hat, hat auch als Concept Artist für einige große Hollywoodproduktionen gearbeitet, seien es „Dredd“, „Ex Machina” oder zuletzt für „Star Wars Episode VIII”. Darüber hinaus ist er der Comickunst immer treu geblieben.

Die Story für das hier vorliegende Buch wurde mehrfach durch DC abgelehnt, sodass Jock insgesamt 7 Jahre an ihr gearbeitet hat.

Mit „Batman – One Dark Knight” durfte Jock nun seine Geschichte auf Papier bringen und das tut er auf 164 Seiten im seiner Kunst schmeichelnden Format von 25 x 32 cm.

Ja, der (passenderweise) große Pluspunkt des Bandes ist sein Format. Allein dadurch wird das Lesen zu einer mindestens interessanten Erfahrung. Stelle ich mir vor, das Ganze geschähe in normaler Heftgröße, wäre ich dem Werk gegenüber vielleicht nicht so wohlgesonnen. Wenn man Jocks Zeichenstil mag, kann man gar nicht anders, als davon beeindruckt zu sein, wie einem Batman hier beim Lesen überlebensgroß ins Gesicht springt. Natürlich erzählt Jock auch auf Bildebene sehr gut und sorgt dafür, dass beim Lesen lange Zeit ein Fluss entsteht.

©DC Comics | Hinweis – dies ist eine Previewgrafik. Im fertigen Band findet ihr sie anders koloriert vor.

Ein anderer Vorteil dieser Actiongeschichte ist zugleich leider ein großes Minus – der isolierte Zeitraum. Von Anfang an wird man – wie gesagt – direkt hineingeworfen. Schnell hat man Spaß an der Geschichte und steckt tief drin. Die Exposition und Vorstellung der Figuren geschieht während der gnadenlos nach vorn rollenden Story.

Das ist zunächst ungewöhnlich, aber auch begrüßenswert. Jock weiß einen hier zu packen und auch lange nicht mehr loszulassen. Die Rechnung des schnellen Einstiegs geht aber nicht so richtig auf, weil man hier und da dann doch ein paar Hintergründe braucht oder wissen möchte, warum jetzt diese oder jene Figur an einer bestimmten Stelle auftaucht. Ebenso ist nicht immer klar, was die Motivation einzelner Charaktere sein soll. Deshalb agieren manche Figuren zum Teil recht platt … und dann auch wieder nicht. Ihr seht – ich tue mich schwer.

Manchmal scheint es, als würde Jock mitten in der Geschichte den Fokus verlieren, um ihn nach ein paar Seiten wiederzufinden. Dadurch wirkt das Werk erzählerisch manchmal unausgegoren, was eigentlich gar nicht nötig sein sollte. Jock eröffnet zu allem Überfluss noch zwei Nebenstränge in der Geschichte, die am Ende auch im Showdown in die Hauptstory hineinkulminieren. Aber sie stören das streckenweise gelungene Pacing. Notwendig sind sie aber trotzdem, denn sonst gäbe es gar nicht so viel zu erzählen; außer eben „Batman bringt jemanden im Dunklen von A nach B und alle sind hinter beiden her“.

Und selbst das Bedrohungspotenzial durch die Gangs verpufft irgendwie. Wahrscheinlich aus den genannten Gründen. Als Batman schließlich direkt in die finale Auseinandersetzung gerät, fühlt diese sich völlig deplatziert an oder zumindest ich habe nicht verstanden, warum dieses Szenario der Story zuträglich sein sollte. Es wäre schön gewesen, Jock hätte hier mehr Licht ins Dunkel gebracht.

Ach ja, das ist irgendwie bedauerlich. Die Charaktere sind zum Teil sehr ansprechend in ihrer Anlage, aber schließlich frage ich mich doch, warum ich mich bis zum Ende für sie und ihr Schicksal interessieren soll. Dafür kenne ich sie – wie gesagt – nicht gut genug und mir wird auch kaum nähergebracht, was das für Personen sind. Generell hat Jock tolle Ideen, aber sie werden dem Leser hingeworfen und dann nicht ausformuliert. Er scheint sich darauf verlassen zu haben, dass die letztlich sehr stereotypen Figuren, die er hier als Dreh- und Angelpunkte installiert, den Meisten schon irgendwie bekannt vorkommen und man sich dann alles Wichtige einfach zusammenreimt. Das funktioniert aber nicht. Das degradiert schließlich das Ende zu einem zwar großen, aber dennoch äußerst trivialen Bombast; da hilft auch die schnell noch hinterhergeschobene Motivation einiger Charaktere nichts mehr. 

FAZIT

MARIAN MEINT

Mit „Batman – One Dark Knight” bekommt man einen Comicband mit viel Licht aber leider noch mehr Schatten.

Der Band fängt unglaublich stark an, driftet aber circa ab der Mitte in die Belanglosigkeit ab. Der Geschichte hätte es gut getan, entweder stark gekürzt als spannender Actiontitel auf den Markt zu kommen oder eben als Actiondrama mit noch zwei drei Ausgaben mehr.

Und ja, auch das gehört zur Wahrheit – am Ende ist nicht mal das Artwork qualitativ immer auf dem gleichen Level. So bietet der Band am Ende höchstens durchschnittliche Batman-Kost, wenn auch in einer sehr schönen Präsenteschachtel. Einmal lesen reicht dann aber auch. Schade!


Bei Panini liegt der Band jeweils im normalen Hardcover und einer Variant-Hardcover-Edition vor.

Batman – One Dark Knight (Hardcover)
Batman – One Dark Knight (Variant)


Übrigens: Panini gibt in einer einer Preview noch ein paar weitere Einblicke.

LESEPROBE (bereitgestellt von ©Panini Comics)

DISCLAIMER

Für die vorliegende Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Panini Comics Deutschland zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank!

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Batmanfan seit frühester Kindheit; besonders geprägt durch die Animated Series und die Dino-Comics.

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