Batman: The Animated Chronicles, Kapitel 6 – Ra’s al Ghul – Teil 2

Willkommen zurück zum zweiten und finalen Teil der Al Ghul Chroniken. Ich hoffe, ihr seid bereit, habt die Unterhosen fest über die Hosen gezogen und den Batgurt straffgezurrt, denn wir starten direkt mit einer Zeitreise zum

„Inferno im Wilden Westen“ (S02E13; Original: „Showdown“)
Story: Kevin Altieri, Paul Dini & Bruce Timm | Drehbuch: Joe R. Lansdale | Regie: Kevin Altieri

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Synopsis:
Die Folge beginnt in der Gegenwart auf dem Gelände eines luxuriösen Altenheims. Mitglieder der Gesellschaft der Schatten (oder eine Bande Black Spider-Men?!) leitet einschläferndes Gas in das Gebäude.

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Das dynamische Duo kommt hinzu und versucht die Schatten und den ebenfalls anwesenden Ra’s al Ghul aufzuhalten. Doch der ist beiden eine Nasenlänge voraus, entführt einen der vergreisten Bewohner und hinterlässt Batman und Robin eine Kassette. Auf dem Weg zum Flughafen (den Ra’s vermutlich ansteuert) ist es mit dem Batmobil ein weiter Weg, sodass beide entscheiden, man könne sich derweil ja die Kassette zu Gemüte führen.

Und damit wechselt die Erzählung ins Jahr 1883 nach Devil’s Hole, Utah, in den Wilden Westen. Die Szenerie und die in ihr vorkommenden Charaktere finde ich fantastisch, aber da es hier um Batman und Ra’s al Ghul geht, kürze ich etwas ab. Ich empfehle aber jedem Westernfan, sich die Folge anzuschauen.

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Wir lernen Jonah Hex kennen, einen entstellten Kopfgeldjäger. Dieser ist auf der Jagd nach Arkady Duvall, einem flüchtigen Gewalttäter „aus dem Osten“. Hex wird zu einem Berg geführt, um den herum seltsame Dinge vor sich gehen sollen. Der Kopfgeldjäger erfährt auch schnell warum. Dort wird ein riesiges Luftschiff, die „Phönix“ konstruiert. Hex entdeckt Duvall, der sich als brutaler Vorarbeiter des Projekts herausstellt. Als er versucht, einen der Arbeiter auszupeitschen, greift ein Dritter ein. Es ist Ra’s al Ghul. Schnell stellt sich dieser als Chef dieser Unternehmung heraus. Ra’s mahnt Arkady zur Zurückhaltung und geht alsbald zu einer flammenden Rede über, bei welcher sich immer mehr Arbeiter um ihn versammeln und ihm zujubeln, während Ra‘s sich vorsorglich schon mal selbst zum „Meister Amerikas“ ausruft. Dies will er schaffen, indem er die in der Nähe geplante Fertigstellung der Transkontinentalen Eisenbahnverbindung (zwischen allen Himmelsrichtungen) stört, die Eisenbahn vernichtet und so der westlichen Expansion der Regierung Einhalt gebietet. Daraufhin plant er, nach Washington zu ziehen und die Macht in Amerika an sich zu reißen. Das große Vorhaben dahinter ist natürlich die Rettung von Natur und Umwelt.

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Jonah Hex folgt dem Schauspiel von einem Felsen aus, wird aber entdeckt und festgenommen. Duvall plant, ihn auf grausame Weise zu töten. Doch wieder kommt ihm Ra’s dazwischen und erinnert den unbelehrbaren Duvall an seine Pflichten. Hex wird eingesperrt. [Anm: An dieser Stelle hat es folgende von Joe Lonsdale geschriebene Zeile nicht bis zur finalen Umsetzung geschafft. Als der Wärter die Zellentür schließt, sagt er triumphierend: „Süße Träume, Hex“ und dieser antwortet gekonnt: „Hoffentlich macht es dir nichts aus, wenn ich von deiner Mutter träume!“ ? Stellt es euch einfach vor.]

Ra’s und Arkady treiben derweil den Bau des Luftschiffes voran. Schließlich kann der Dreierphallus abheben, um Ra’s Vorhaben in die Tat umzusetzen. Hex kann derweil aus seiner Zelle fliehen und bekommt gerade noch Zugang zum abhebenden Luftschiff. Lange Rede, kurzer Sinn: Ra’s erweist sich als unbarmherzig, als er das Feuer auf die Zivilbevölkerung der nahegelegenen Stadt eröffnen lässt. Doch als es Jonah Hex gelingt, der Phönix beträchtlichen Schaden zuzufügen und Arkady Duvall zu stellen, flieht Ra’s mittels eines kleineren Fluggerätes. Das Schicksal Duvalls interessiert ihn nicht. Natürlich obsiegt Jonah Hex, lässt Duvall aber schlussendlich leben, um ihn so dem Gesetz zuzuführen.

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Die Szenerie wechselt ins Hier und Jetzt:
Batman und Robin stellen Ra’s, Ubu und deren „Beute“ auf dem Flughafen; so, wie von Ra’s geplant. Der alte Mann im Rollstuhl erweist sich als der immer noch lebendige Arkady Duvall. Es folgt ein kurzes Frage-Antwort-Spiel zwischen dem Dunklen Ritter und Ra’s. Auch Duvall habe als junger Mann Kontakt zur Lazarusgrube gehabt und sei deshalb nur so langsam gealtert. Nun aber könne ihn nichts mehr vor dem Tod retten. Der Dämon habe schon in Arkadys jungen Jahren erkannt, dass dieser zu grausam und instabil sei, um sein Erbe anzutreten. Nach dem Phönix-Debakel habe er seinen Sohn „aus den Augen verloren“ und ihn erst vor kurzem in der Altersresidenz wieder aufgespürt. Trotz, dass er ihn einst verstoßen habe, bittet er Batman nun, die kurze Zeit, die ihm noch bleibt mit seinem stark gealterten Sohn verbringen zu können. „Welcher Vater kann schon seinen Sohn vergessen“.
Er verspricht Batman, dass sie sich bald wiedersehen würden, doch „Jetzt will ich meinen Sohn nach Hause bringen.“ Ohne ein weiteres Wort, dreht sich Batman zu seinem Wagen um und lässt Ra’s mit dessen Anhang ziehen.

Zur Episode:
Diese Episode weist eine geballte Autorenpower auf und präsentiert uns auch eine stimmige wie geradlinige Story mit schönen Dialogen, einigen überraschenden Wendungen und erstaunlich brutal agierenden Antagonisten, eingebettet in ein liebevolles Wild West Setting. Vielleicht widme ich mich deshalb noch an anderer Stelle der Story um (den wunderbar designten Charakter) Jonah Hex und seine Welt, aber hier geht es um die Al Ghuls.

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Die Rahmenstory mit Batman und Robin soll das Gerüst für den Wild West Teil bilden und wirkt daher arg konstruiert. Ich meine, komm schon, Ra’s al Ghuls Sohn befindet sich zufällig in einem Altenheim in Gotham? Und bei der Abholung rechnet Ra’s mit dem Erscheinen Batmans und hinterlässt ihm dann eine eigens dafür vorgefertigte Kassette, die zufällig genauso lange dauert, wie der Weg von der Seniorenresidenz bis zum Flughafen, auf dem Ra’s auch noch auf ihn wartet; wissend, dass Batman ihn gehen lässt?!? Also bitte! Dennoch stimmen mich die Auflösung des Vater-Sohn-Verhältnisses als auch der kurze Dialog zum Schluss milde. Denn dort gewinnt Ra’s Figur noch mehr an Tiefe. Dazu gleich mehr.

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Ansonsten bietet die Folge ein erstaunliches Maß an historischer Genauigkeit (naja, ihr wisst schon, neben dem ganzen Comic-Steampunk-Zeug). Die Zusammenlegung bzw. Fertigstellung wichtiger Transcontinental Railroad Strecken (First Transcontinental Railroad, Southern Pacific Railroad + Northern Pacific Railroad) datiert tatsächlich um 1883 herum. Flugschiffe bewegten sich zu dieser Zeit auch ausschließlich mit Wasserstoff, wie hier gezeigt. Im Zweikampf mit Jonah Hex behauptet Duvall ein „Heidelberg fencing champion“ zu sein. Gerade an den großen deutschen Universitäten (eben auch in Heidelberg) war das studentische Fechten im späten 19. Jahrhundert ein großer Trend; insbesondere als Disziplin in der aufblühenden Burschenschaftsbewegung. Daher wahrscheinlich auch der Schmiss auf Duvalls Wange.

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Auch zeichnerisch gibt es nicht viel auszusetzen. “Inferno im Wilden Westen“ gehört zum letzten Produktionszyklus vor dem Redesign und das spürt man auch. Die Animationen sind flüssig und die Charaktere ordentlich ausgestaltet. Doch die Zeichnungen der Jetzt-Zeit- Sequenzen wirken dadurch sehr cartoonig. Vielleicht wurde hier ja schon für die New Adventures geübt. Die Spider-Man Ninjas hatte ich ja schon erwähnt. Aber auch die Kampfszenen tragen einen deutlichen Warner Bros. Geruch. Das bietet allerdings auch Raum für schönen Cartoonhumor. Es ist herrlich, wie Robin den letzten Schatten im Altenheim ausschaltet, indem er ihm ins Skrotum schlägt, während Batman stolz lächelnd danebensteht.

In diesem Zusammenhang beachte man bitte auch folgende Robin-Gesten:

D:\Bats\Al Ghul\Showdown\01\Collage_Fotor4.jpg1966 lässt grüßen.

Weil ich nun eben nicht weiß, ob es an dieser Stelle eine weitere Sichtung von Showdown geben wird, sei mir noch der kurze Ausflug zu den Gaststars dieser Episode (im Original) erlaubt:

Der Unbekannteste dürfte hier wohl der (mittlerweile verstorbene) Jonah Hex Sprecher William McKinney sein. Der Einsatz dieses Schauspielers ist trotzdem erwähnenswert, da er vor allem für seine Western Performances bekannt war und ist. Er spielte in nicht weniger als 7 Clint-Eastwood-Streifen mit und schaffte es auch in den dritten Western-Teil der „Zurück in die Zukunft“ Reihe.

© ABC Tele-vision | Public Domain per Wikipedia

Jene Dame, die ihm in „Showdown“ als Barfrau zur Seite steht ist Elizabeth Montgomery, hier in ihrer letzten Rolle (sie starb 4 Monate vor der Erstausstrahlung). Montgomery dürfte einigen vielleicht noch bekannt sein als die Hauptfigur Samantha in „Verliebt in eine Hexe“ (ihr Ehemann Robert Foxworth übrigens, lieh Emile Hamilton in der JLU-Serie seine

©CC BY-SA 3.0 | Georges Biard per Wikipedia

Stimme). Und schließlich haben wir noch Arkady Duvall, gesprochen von niemand geringerem als Malcolm McDowell (Uhrwerk Orange, Star Trek: Treffen der Generationen uvm.), der später in allen DCAU-Inkarnationen auch die Rolle des Superman Gegners Metallo übernimmt.

Wie Regisseur und Autor dieser Episode, Kevin Altieri, berichtet, ist Arkady das ziemlich genaue Pendant einer literarischen Figur namens Harry Flashman, basierend auf einer bisher 12-teiligen Romanserie. Einer jener Romane wurde 1975 als „Royal Flash“ verfilmt mit Malcolm McDowell(!) in der Hauptrolle des Harry Flashman. Die BTAS Voicecasterin Andrea Romano besaß also genügend Humor, jenen Schauspieler für Duvall zu casten, der buchstäblich dessen Vorlage bot. Und McDowell stimmte zu. Der schon oben zitierte Satz: „I am a Heidelberg fencing champion“ stammt übrigens eins zu eins aus dem Royal Flash Film. McDowell brachte ihn deshalb absichtlich bei Duvall unter. Das kann sich doch keiner ausdenken.

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„Flashman“ – ©George MacDonald Fraser. London: Pan Books | „Royal Flash“ – ©20th Century Fox/The Walt Disney Studios | „Batman: The Animated Series“ – ©Warner Bros. Entertainment

Ach, einen habe ich noch vergessen. Es gibt in „Showdown“ den plakativ langatmigen Kurzauftritt eines Gouverneurs zur Eröffnung der Eisenbahnstrecke. Dieser wird vertont von Patrick Leahy, einem echten (demokratischen) Senator von Vermont. Leahy war und ist ein riesen Batman-Fan und hatte schon einige Cameos in entsprechenden Filmen. Man konnte ihn in Batman Forever und Batman & Robin als ihn selbst sehen. In der Nolan-Trilogie ist er eines der Vorstandsmitglieder von Wayne Enterprises und auch in Batman v Superman taucht er als Mitglied des Senats auf. Leahy hat auch schon Batmancomics anfertigen lassen, um seine Senatsbeschlüsse zu erklären. Die Einnahmen seiner Cameos spendet er jedes Mal an die Bücherei, in der er als Kind seine Comics lesen durfte. Schön, oder?!

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„Batman: The Animated Series“ – ©Warner Bros. Entertainment | Footage from „The Dark Knight“ & „Batman v Superman: Dawn of Justice“ both ©Warner Bros. Pictures

Zu den Figuren:

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Ganz zum Schluss dieser Episode gibt es einen Bruch in der Batmanpersona, vor allem im Hinblick auf die Al Ghul Chronik, den ich so nicht stehen lassen will: Batman erlaubt Ra’s al Ghul, die letzten Momente mit dessen Sohn zu verbringen und gestattet ihm gleichzeitig, sich mit dem Flugzeug aus seiner Zugriffsreichweite zu entfernen. Was emotional gesehen ein schöner Moment für den Zuschauer ist, ist rational wie motivational überhaupt nicht nachzuvollziehen. Batman ist ein Verbrechensbekämpfer und er steht seinem (nach eigener Aussage) mächtigsten Feind gegenüber. Einem Feind, der ein paar Minuten vorher on tape gestanden hat, dass er vor über einem Jahrhundert bereits versucht hat, hunderte Menschen zu töten, um die Macht in Amerika an sich zu reißen. Batman kennt dazu alle Verbrechen, die Ra’s in der Jetztzeit begangen hat und er lässt ihn einfach so gehen?! Wir haben jetzt seitenweise betrachtet, dass Batman zu keinem Preis bereit ist, seine Mission aufzugeben. Batman hat mehrfach die Chance, auf ein glückliches Leben mit Talia ausgeschlagen, weil es ihm wichtiger war, seine Mission zu beenden. Wohl und Wehe des Batman Charakters hängen damit zusammen, Kriminellen seine Vorstellung von Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Und er lässt einen mehrfach versuchten Massenmörder ziehen, weil dieser plötzlich die Bindung zu seinem uralten Sohn wiederentdeckt hat?! Aus Rührseligkeit oder falsch verstandenem Ehrgefühl?! Weil Bruce Wayne/Batman auch ein Vater-Sohn-Thema laufen hat?! No way!!!

Obendrein verspricht ihm Ra’s, dass man ja bald wieder die Klingen kreuzen würde, so als ob man sich zum allwöchentlichen Fußballspiel verabredet. So einen kannst du als Batman doch nicht gehen lassen. Macht er aber. Nicht, weil Batman etwa glaubt, bevor Ra’s al Ghul jemandem was antut, wäre er rechtzeitig da. Nein, weil die Autoren einen geilen emotionalen Effekt zum Schluss schaffen wollten. Oder vielleicht auch, weil sie mit ihrem Kopf noch im Wilden Westen waren, wo das Wort eines Mannes noch etwas gegolten hat … bla … bla. Immerhin hat Hex auch Duvall verschont. Da ist es nur recht und billig, dass Batman diesmal auch Ra’s davonkommen lässt. Ich habe keine Ahnung, was die sich dabei gedacht haben.

Betrachtet man vor allem, wie sich Ra’s al Ghul auch innerhalb der Geschichte verhält, wird es noch unverständlicher. Spätestens als Ra’s vor Ort die komplette Zerstörung der Siedlung anordnet, kann man erkennen, wie ernst es ihm mit seinen Bestrebungen ist. Er schreckt nicht davor zurück, Menschen, die direkt vor ihm stehen zu töten, auch wenn er sich ein paar Szenen zuvor als generöser Menschenfreund geriert hat. Ra’s lässt mit unzähligen Kanonen und Gewehren auf Soldaten wie Zivilisten schießen. Ohne Gnade.

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Und doch betrachtet er sich selbst als einen mitfühlenden, großzügigen Mann, im Gegensatz zu seinem Sohn. Und lange Zeit verhält er sich (erstaunlicherweise) auch entsprechend (und ist im Übrigen sehr schick anzusehen ?). Grundsätzlich könnte es Ra’s al Ghul egal sein, ob sein Sohn Arbeiter misshandelt oder Eindringlinge um die Ecke bringt. Wenn Ra’s früher oder später seine Pläne vollendet, werden viele seiner Männer und viele, die seinen Plänen im Wege stehen sowieso sterben. Dennoch scheint er sich gern in der Rolle des wohlmeinenden Gutmenschen zu sehen. Sicherlich versucht er auch kalkuliert Zeit und Manneskraft zu sparen, damit seine Projekte gedeihen können, doch das in „Showdown“ gezeigte Verhalten wirkt zunächst mal empathisch. Dieses weniger brutale Vorgehen, ermöglicht es ihm natürlich, sich von Menschen wie Arkady abzugrenzen und sich im Recht bezüglich seiner Mission zu empfinden.

Wenn ich kein grausamer Mensch bin, dann können meine Taten (z. b. die Ausrottung der halben Menschheit) auch nicht grausam sein. Sie müssen nur gerechtfertigt bzw. hinreichend notwendig sein.

Dass eine Figur wie Ra’s al Ghul überhaupt solche Fragen aufwirft, ist natürlich in erster Linie den Autoren der Serie an sich, vor allem aber jenen dieser Folge zu verdanken. Innerhalb von „Inferno im Wilden Westen“ baut sich eine für Kinder eigentlich kaum zu fassende, ungeheure Komplexität auf, v. a. was die Frage nach Gut und Böse betrifft. Wir haben hier drei verschiedene Schattierungen, drei verschiedene Antworten darauf und keine ist per se einfach.

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Zum einen haben wir da Arkady Duvall, der ganz offensichtlich ein gewalttätiger Mann ist, Frauen gegenüber mindestens grob war, in mehreren Staaten gesucht wird und vor unser aller Augen Menschen misshandelt.

Im Weiteren ist da Ra’s al Ghul, der Mitgefühl zeigt, auch fürsorglich handelt (zumindest zeitweise), sowohl gegenüber Arbeitern als auch final bei seinem Sohn. Außer es geht um die Ausführung seiner übergeordneten Vorhaben. Dann kann und wird auch Ra‘s al Ghul mitleidlos agieren; dann kann er plötzlich Menschen opfern, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Motivation ist allerdings eine andere.

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Das ist sie auch bei Jonah Hex, immerhin ein Kopfgeldjäger. Tot oder lebendig steht auf jedem Reward-Anschlag und dies wird auch in der Episode zitiert. Doch Jonah Hex hat eine ganz andere Motivation, ist mehr ein Vigilant, ein frühzeitlicher Batman. Er versucht, eine Art Gerechtigkeit herzustellen und sich die „bösen Jungs“ zu schnappen. Dabei schreckt aber auch er nicht vor der Ermordung von Menschen zurück (zumindest wird das hier behauptet). Auch er handelt nach einem für ihn geltenden höheren Gut. Vergessen wir aber nicht, dass er den brutalen Duval zum Schluss nicht erschießt, sondern ihn der Justiz zuführt.
So komplex das auch unter Umständen sein kann, bin ich überzeugt, dass die meisten Kinder genau diese Unterschiede zwischen den drei Männern zumindest erfühlen können. Auch sie spüren, was mehr und was weniger Unrecht ist (nach unseren Maßstäben, versteht sich). Das ist großartiges Schreiben und entschuldigt fast den „Batman lässt Ra’s davonkommen“-Faux Pas.

Dank der Autoren tauchen wir in „Showdown“ zugleich etwas mehr in den Charakter Ra’s al Ghul und seine Geschichte ein. Noch in „The Demon’s Quest“ bittet Ra’s Batman, dieser möge sein Erbe antreten, da er selbst keine Söhne habe. Arkady wird hier völlig außen vorgelassen. Dank der Umstände (Arkady wird von Ra’s verstoßen und er geht „verloren“), entsteht aber kein Widerspruch. Außerdem hatte der Dämon Duvall schon früh als seinen Nachfolger ausgeschlossen (s. o.). Dass er seinen Sohn allerdings aus den Augen verloren hat, möchte man schwer glauben. Offenbar scheint ein 50jähriger Arrest (nach der Verhaftung durch Hex) dem Verstand Duvalls nachhaltig schweren Schaden zugefügt zu haben, doch Ra’s al Ghul kann doch nun wirklich jeden finden, oder?!

Verstoßen hat er ihn. Bei Ra’s Flucht vom Luftschiff fragt ihn einer der Männer, was aus Duvall werden soll. Ra’s wörtlich: “Überlassen Sie den Narren seinem Schicksal“. Gerade mit Rückblick auf „Avatar“ kristallisiert sich heraus, dass Ra’s es (aus seiner Sicht) gewohnt ist, von seinen Kindern enttäuscht zu werden. Und wenn sie der Mission nicht dienen, gelten sie als überflüssig oder als Verräter. Auch in „Showdown“ ist er abermals bereit, das Leben (s)eines Kindes zu opfern bzw. scheint sein Interesse an Arkadys Überleben nicht sonderlich groß.

Vielleicht hat Ra’s al Ghul ja auch noch mehr Kinder oder potenzielle Erben (gehabt). Immerhin sagt er zu Batman: “Glauben Sie wirklich, Detective, dass ich im Verlauf meiner 600 Lebensjahre nur einen einzigen Nachkommen gezeugt habe?“ Spannend. Vielleicht lernen wir ja im Verlauf noch ein paar andere Al Ghuls kennen ?. Gern auch mal die Mütter dazu.

Diese Episode ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Showdown für Ra’s al Ghul, Talia, Ubu und die Gesellschaft der Schatten (ebenso für Kevin Altieri übrigens). Denn dies ist ihre letzte reguläre Folge innerhalb der Serie. Auch in den New Adventures tauchen sie nicht mehr auf. Dennoch haben wir noch Einiges vor uns, was die Zukunft all dieser Charaktere betrifft und damit meine ich nicht ausschließlich Comics. Machen wir also direkt weiter mit

Batman Adventures Vol. 1 Annual  #2 “Demons“ (auch nicht auf Deutsch erschienen)
Story: Paul Dini, Glen Murakami & Bruce Timm | Gestaltung: Glen Murakami & Bruce Timm

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Synopsis
:
Die Geschichte beginnt ungewöhnlich (für ein Kinderheft). Uns werden 5 Personen vorgestellt und gleich darauf zeigt man uns die wirklich heftige Explosion eines Gebäudes in Gotham, die die Leben jener Personen eindeutig beendet (Erinnerungen an 9/11 durch ein Comicheft von 1995). Verantwortlich dafür sind Ra’s al Ghul und die Society. Batman taucht auf und es stellt sich heraus, dass Ra’s nach einem magischen Artefakt sucht. Es handelt sich dabei um einen Stein mit magischen Gravuren. Batman ist fassungslos, dass der Dämon Menschen geopfert hat, um diesen Stein zu finden. Doch lange wundern kann er sich nicht, denn er wird von einem der Schatten niedergeschlagen.

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Der ganze Hokuspokus ist dem Mitternachtsdetektiv nicht geheuer, weshalb er den Okkultismus-Berater des GCPD aufsucht – Mr. Jason Blood. Dem ist Ra’s wohl bekannt: „Seit zwei Jahrhunderten macht mir dieser Mann meine Leben schwer, indem er mit mir um Talismane und Artefakte kämpft.“ Blood erzählt Batman von einer Begebenheit vor zweihundert Jahren. Ra’s gelang es, dem ebenfalls langlebigen Jason Blood jenen magischen Stein, „Beschwörungstafel“ genannt, abzunehmen. Doch der dämonische Verbündete Bloods konnte den Kampf knapp zu seinen Gunsten entscheiden. Die Tafel war unzerstörbar, weshalb Jason Blood sie tief in den Fundamenten Gothams vergrub. Nicht tief genug, wie wir nun wissen.

Die Tafel soll dazu dienen, den Pestilenzerzdämon Haahk beschwören zu können. Natürlich plant Ra’s erneut, die Ausrottung der Menschheit zur Befreiung der Welt. Blood und Batman entscheiden daher, so schnell wie möglich Al Ghul das Handwerk zu legen. Doch der ist ihnen einen Schritt voraus. Talia stürmt unvermittelt Bloods Wohnung und schickt beide in einen teuflischen Schlaf. Über mehrere Seiten und Panels hinweg begleiten wir Batman durch eine monströse Traumwelt (mit Anleihen an vorherige Al Ghul Episoden). Nur dank der Glocken der nahen gelegenen Kirche erwacht der Dunkle Ritter rechtzeitig. Alsbald sind die beiden auf dem Weg dorthin, um das Schlimmste zu verhindern.

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Doch sie kommen zu spät. Ra’s und Talia haben Haahk bereits herbeigerufen. Das Ungeheuer kann Blood in seine Gewalt bringen. Doch der hat Batman für so einen Fall vorbereitet. Während Bats mit den Al Ghuls kämpft, ruft die Fledermaus eine Beschwörungsformel. Der schon schmelzende Blood verwandelt sich daraufhin in den Dämon Etrigan. Jetzt haben wir 3 Dämonen in einem Raum. Prima!

Es gibt einen Kampf zwischen allen Anwesenden. Batman kann Ra’s die Tafel abnehmen, indem er ihn niederschlägt. Daraufhin ohrfeigt ihn Talia, lässt ihn aber mit der Tafel ziehen. Damit kann Etrigan schließlich den Erzdämon bannen. Etrigan entscheidet, entgegen Bloods Willen, die Beschwörungstafel endgültig zu zerstören. Batman spricht die Formel, damit sich der Dämon zurückverwandeln kann.

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Talia ist mit ihrem Vater geflohen und Batman bleibt bedauernd zurück.

Heft & Figuren:
Eine Geschichte nach dem klassischen Al Ghul Schema, welches sich immer deutlicher abzeichnet. Ra’s versucht die Menschheit vom Planeten zu tilgen und findet dafür durchaus Gefallen an magischen Lösungsmöglichkeiten. Batman versucht dies zu verhindern. Er und Talia geraten dabei irgendwie aneinander oder kommen sich wahlweise näher (diesmal ja nicht). Batman kann die Pläne von Ra’s durchkreuzen. Talia oder Batman ziehen als emotionale Verlierer vom Feld. Ra’s knirscht mit den Zähnen. Soweit so bekannt.

Interessant sind hier also eher die wenigen zusätzlichen Hintergründe zu den uns bekannten Figuren sowie die Einführung Etrigans ins Animated-Universum. Es gibt vielfach unterschiedliche Verlautbarungen zu der Adventures Serie und ob sie zur Animated Kontinuität hinzugezählt wird oder eben nicht. Während sich der emsige Kelley Pucket immer wieder an den Storylines vorhandener BTAS-Episoden orientiert und teilweise logisch weiterführt, mochte einem Bruce Timm das nicht so ganz gefallen; v. a. da er in „seinem“ Universum gern den Überblick behalten wollte. Dennoch liebäugelte er hin und wieder mit der Adaption einzelner Ausgaben oder war – wie in diesem Falle – direkt an einer Storyline beteiligt. Bezüglich „Demons“ wollte er die Geschichte sogar explizit zum Kanon dazugehörig wissen, um eben Jason Blood und Etrigan schneller im Animated-Universum zu installieren. Immerhin sollte dieser bald in einer der New Adventures Episoden auftauchen. Aber dazu mehr in Etrigans eigener Chronik.

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Schön aber, dass wir ihn hier schon kennenlernen dürfen. Und damit nicht genug. Die Einbindung Bloods, liefert uns wieder eine kleine Zeitreisesequenz von und mit Ra’s al Ghul; diesmal im alten (Süd?)Amerika. Die beiden Dämonen kennen (und bekriegen) sich offenbar seit 200 Jahren. Wir bekommen aber nur diese eine Begebenheit zu sehen. Mehr gibt es sonst kaum zu sagen.  Ein solches Maß an Magie kennen wir ja schon aus “Die Gruft der Unsterblichen“. Hier sehen wir die Beschwörung eines ganz besonders üblen Zeitgenossen. Um Haahk herbeizurufen, sagt Ra’s übrigens folgende Sätze rückwärts: Kirby was the greatest. My sweet satin. Sometimes my arms turn back. I buried Paul.

Batman & Robin Adventures #9 „Tears“ (auf Deutsch in Dinos „Batman Adventures #21: Tränen“)
Story: Ty Templeton | Gestaltung: Brandon Kruse, Terry Beatty, Lee Loughridge & Rick Burchett

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Ich habe die Erzählstruktur des Comics etwas verändert, um es kurz zu halten.

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©DC Comics

Synopsis:
Talia verschafft sich Zutritt zur Universität in Gotham. Die kurz zuvor in der Haupthalle anwesende Barbara Gordon bemerkt die Fremde nicht, weil sie gerade andere Probleme hat. Talia überrascht den am Chemieinstitut lehrenden Dr. Siddiq. Es stellt sich heraus, dass es sich bei ihm eigentlich um Dr. Fazil handelt, einen Immunologieexperten und ehemaligen „Angestellten“ Ras al Ghuls; oder wie Fazil es ausdrückt: „Ich war kein Angestellter. Ich war sein Sklave“.

©DC Comics

Barbara hat indes die von Talia ausgeschalteten Wachmänner entdeckt und verwickelt die Tochter des Dämons im Unilabor in einen Kampf. Und im Grunde sehen wir uns diesen über viele Seiten und Panel an. Talia wird zunehmend brutaler, scheint aber vermeiden zu wollen, Batgirl ausversehen umzubringen. Schließlich gewinnt Talia die Oberhand und kann mit dem mit Beruhigungsmitteln vollgepumpten Dr. Fazil die Laboratorien verlassen. Batgirl rafft sich aber mit letzter Kraft auf und mischt mit den vorhandenen Chemikalien eine Art Tränengas zusammen. Tatsächlich kann sie im Treppenhaus Talia so überwältigen und den Doktor retten.

Talia gelingt es dennoch zu fliehen. Am Ende stellt sich heraus, dass Barbara keine Ahnung hat, wem sie da eigentlich gegenüberstand (und wieviel Glück sie tatsächlich hatte).

Heft & Figuren:
Bei dieser Geschichte handelt es sich eher um eine Lektion für Batgirl in ihren Heldenanfängen. Und wir dürfen dem beiwohnen. Barbara kennt Talia nicht und auch diese sagt zu Batgirl: „Wir haben nur wenig Informationen über dich“. Ansonsten ist es mal wieder schön, Talia auf einer ihrer eigenen Missionen zu erleben. Auch der Kampf und dessen Ausgang sind ansprechend gestaltet. Wir lernen aber nicht viel über die Figuren.

Warner Bros. Television

Fun Fact: Dr. Siddiq/Fazil soll wohl eine Anspielung auf Alexander Siddig sein (ein Teil seines vollen Namens lautet auch „El Fadil El Siddig“), Darsteller des Dr. Bashir in ST Deep Space Nine und natürlich von Ra’s al Ghul(!) in der Serie „Gotham“.

Batman & Robin Adventures #10 „Blood of the Demon“ (auf Deutsch in Dinos „Batman Adventures #23: Das Blut des Dämons“)
Story: Ty Templeton | Gestaltung: Rick Burchett, Lee Loughridge & Linda Medley

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Synopsis:
Das Dynamische Duo kämpft gegen ein paar Schmuggler. Talia greift ihnen unerwartet unter die Arme und bittet dann Batman darum, ihr „gegen meinen Vater“ zu helfen. Ra’s al Ghul plane, mittels des tödlichen Teli‘ Aora („Blut des Dämons“) Virus die Welt von der Menschheit zu „säubern“. Batman willigt ein, doch Talia besteht darauf, dass Robin in Gotham bleiben müsse. Bats stimmt ihr zu und mahnt Robin, zurückzubleiben, so „wie beim Roscoe-Rollins Fall, letzte Woche“.

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Gesagt, getan. Talia fliegt den Detective zur besagten pazifischen Insel. Sie küsst ihn, warnt ihn aber davor, ihrem Vater etwas anzutun (Talia: „Das werde ich nicht zulassen“). Bats landet im Süden der Insel und schaltet die dort stationierten Männer der Schattengesellschaft aus, während Talia ihrem Vater die wahren Gründe ihres Ausflugs verschweigt.

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Doch bald schon gesteht sie ihm, dass sie seine Pläne vereiteln wollte. „Ich suchte nach Dr. Fazil, in der Hoffnung, dass der Erfinder dieses Grauens ein Gegenmittel kennt.“
Ra’s antwortet, dass er ihn nicht hätte entkommen lassen, wenn Fazil ein Gegenmittel gehabt habe. Mit der Zeit geraten beide in Streit über die fürchterlichen Massenmordpläne von Ra’s. Doch dieser hat – wie immer – das letzte Wort.

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Batman indes hat sich in die Labore schleichen (und dann kämpfen) können und kann schließlich den Virus aus dem Gebäude schaffen. Doch Ra’s wartet bereits auf ihn und spekuliert, warum Talia die Fledermaus auf die Insel gebracht hat: „Brachte sie dich her, damit du meine Pläne durchkreuzt oder um dich vor meiner Seuche zu retten?“ Doch eine Antwort auf die Frage bleibt aus, denn das Labor in ihrer Nähe explodiert. Ra’s aber ist nicht beunruhigt. Ubu sei schon – mit dem Virus beladen – auf dem Weg in die Staaten … mit dem einzigen Flugzeug auf der Insel.

Doch Batman schlägt den Dämon zu Boden und rennt davon. Alsbald wird er von Robin im Batwing aufgegabelt, der (dank „Roscoe Rollins“) wusste, dass er dem Dunklen Ritter heimlich folgen sollte. Ra’s is not amused. Der Fledermaus ist das egal. Er und Robin holen das Flugzeug Ubus ein. Es folgt ein weiterer Kampf mit Ra’s‘ Leibwächter, aus dem schließlich Batman siegreich hervorgeht (Batman: „Das mag ich so an dir Ubu: Du gibst niemals auf, selbst, wenn du bereits verloren hast.“) Sodann kann Batman auch die letzten Virusüberreste an sich nehmen und rettet so den Tag.

Heft & Figuren:
Die Geschichte ist etwas schwach auf der Brust, fügt aber ebenfalls kleinere Nuancen zu den bekannten Charakterisierungen hinzu. Zum Beispiel haben wir bisher über Talia gelernt, dass sie Ra’s und seinen Plänen folgt, ihm immer wieder zu Diensten ist und auch bereit ist, seine Mission fortzuführen, eben, weil es die ihres Vaters ist. In „Das Blut des Dämons“ erfahren wir, dass Talia durchaus auch mit seinen Motiven einverstanden ist. An einer Stelle diskutiert sie offen mit ihrem Vater über dessen Welteroberungspläne. Sie erweist sich dabei als ebenso überzeugt wie er, dass die Umweltzerstörung aufgehalten und die Welt erneuert werden müsse. Mit dem durch Ra’s‘ Vorhaben entstehenden Leid und Sterben ist sie aber nicht einverstanden. Sie ist quasi die Fridays for Future zu seiner Extinction Rebellion ?.

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Als Batman zwar die beiden Al Ghuls niedergestreckt hat, aber erfährt, dass Ubu bereits unterwegs ist, rennt er in Richtung Batwing. Talia versucht ihm zu folgen. Doch Ra’s ruft ihr zu: „Nein, lass ihn. Er trauert um den Verlust seiner Welt.“ Sie antwortet: „Genauso wie ich, Vater.“ und eine Träne rinnt ihr die Wagen herunter. Als dann Batman auch noch die Flucht von der Insel gelingt, bleibt Talia lächelnd zurück.

Über Ra’s erhalten wir in dieser Geschichte noch eine kleine Info aus seinem Munde selbst: „Im Vierzehnten Jahrhundert wurde der erste Fall dieser Krankheit, die du ein Grauen nennst, bekannt. […] Auf der anderen Seite der Erde wurde ich im selben Jahr geboren.“

Batman & Robin Adventures #25 „Demon in the Sky“ (nicht auf Deutsch erschienen)
Story: Ty Templeton | Gestaltung: Bo Hampton, Rick Burchett, Terry Beatty & Lee Loughridge

Synopsis:
In der Eröffnung sehen wir den Batwing. Batman kehrt gerade von einem erfolgreichen Auftrag zurück und lässt sich im Selbstmonolog zu einem für ihn untypischen Satz hinreißen: „All is right with the world“. Doch zu früh gefreut. Er wird (bei Mach 2) verfolgt und bittet per Funk Dick am Batcomputer um Hilfe. Nach einigem Hin und Her stellt sich heraus, dass Batman von einer Art Untertasse verfolgt wird. Und schon im nächsten Moment wird er angemessen entführt.

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©DC Comics

Zu Batmans Überraschung ist es Ra’s al Ghul, der ihn aus dem Batwing gebeamt hat. Um zu erklären, wie er an diese Technologie gekommen ist, erzählt er dem Dunklen Ritter von seiner eigenen Entführung auf dieses Schiff, die an klassische Akte X Folgen erinnert. Doch der 600 Jahre alte Mann hatte ein paar mehr Tricks auf Lager, als gedacht. Er konnte sich befreien und tötete dabei ausversehen die drei Kidnapper-Aliens. Nun also verfügt Ra’s über diese herausragende Technologie und plant damit (wie soll es anders sein) die Polkappen zu schmelzen. Batman hat er ja per Traktorstrahl fixiert.

Aber der Detective hat aufmerksam der Geschichte seines Gegners gelauscht und kann sich mithilfe seiner Willenskraft befreien. Ra’s zeigt sich durchaus angetan: „Sie sind ein sehr bemerkenswerter Mann“. Dann entbrennt der Kampf zwischen den beiden. Der Dämon gewinnt die Oberhand und katapultiert Batman aus dem Ufo. Was folgt ist eine Reihe schmerzhafter Versuche, seinen Fall aus dieser großen Höhe zu stoppen oder wenigstens zu bremsen (u. a. per Batplane). Batman kommt lebend in einem kleinen Waldstück an. Aber die Strapazen der kurzen Tour de Force, rauben ihm schließlich das Bewusstsein.

Als er erwacht, findet er sich im Wayne Manor wieder. An seiner Seite sind Dick und Alfred. Dank der Batwing-Technik konnten sie ihn aufspüren und nach Hause holen.

©DC Comics

Dort warten bald auch 2 Men in Black der Regierung auf Bruce Wayne. Die scheinen genau zu wissen, wer Batman tatsächlich ist, belassen es aber bei augenzwinkernden Andeutungen. Sie wissen auch, dass Ra’s al Ghul irgendetwas mit extraterrestrischen Dingen zu tun bzw. sich an staatlich kontrolliertem, geheimen Material vergriffen hat. Da der Schurke nun aber außerhalb ihrer Zuständigkeiten agiert, versuchen sie Batman zu aktivieren. Daher hinterlassen sie Bruce und Dick zwei Kristalle (ohne Hinweis auf deren Verwendungszweck) und verraten den aktuellen Aufenthaltsort der Gesellschaft der Schatten.

Das Dynamische Duo lässt sich das nicht zweimal sagen und so kommt es schnell wieder zu einem Showdown in der Wüste. Nach Reinschleichsequenzen und dem obligatorischen Kampf mit Ubu finden sich Batman & Robin bald von bewaffneten Männern umringt. Ra’s hält erneut eine Bösewichtrede über das Übel der Menschheit samts der industriellen Revolution und gibt dann Schießbefehl. Doch Robin entdeckt im letzten Moment, dass er mithilfe der Kristalle das Ufo steuern kann.

Dann geht alles superschnell. Robin bringt riesige Treibstofftanks zur Explosion, sodass das Lager der Schatten in einem Meer aus Flammen untergeht. Batman nutzt die Kristalle schließlich, um das UFO ein für alle Mal zu zerstören. Ra’s und seine Männer können fliehen und damit endet dieses abstruse 40-Seiten-Monster.

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©DC Comics

Heft & Figuren:
Wow. Was für eine abgefahrene Geschichte, die man uns hier in der finalen Ausgabe der Batman & Robin Adventures auftischt. Bis zum Schluss dachte ich, dass sich das Ganze noch als Fiebertraum (á la Mad Hatter oder Scarecrow) herausstellt. Doch nichts da. Das wird knallhart durchgezogen.

Demon in the Sky“ wirkt auch deshalb so bizarr, weil sich Batman die meiste Zeit weigert, an Aliens zu glauben und mit dem Leser gemeinsam auf jede merkwürdige Begegnung erst einmal skeptisch reagiert. Nach allem, was Bruce schon erlebt hat (gerade auch mit den Al Ghuls) und vor dem Hintergrund der Superwesen-Welt, in welcher er lebt, wirkt seine Überraschung („This cant be happening“) etwas verwunderlich.

Trotzdem ist diese Story irgendwie etwas Besonderes im Kanon der Adventure-Comics. „Besonders“ im Sinne von „attraktiv aber seltsam“.

Deshalb bleibt auch wenig Platz für Charakterentwicklung. Lediglich Ra’s al Ghul überrascht mit der mehrfachen Behauptung, er sei schon 700 Jahre auf der Welt. Offensichtlich gab es inzwischen eine Geburtstagsfeier zu der wir nicht eingeladen waren.

Deshalb verspottet er Batman auch, als ihm dieser wieder einmal vorwirft, dass er verrückt sei. Ra’s: “Du bist so jung. Ich kann schwerlich erwarten, dass du verstehst, was ich tue.“

Bei „Demon in the Sky“ sollte man auch nicht zu sehr versuchen, etwas wirklich zu verstehen. Lesen, genießen, weitermachen.

Batman Adventures: The Lost Years #5 „You Can’t Go Home Again“ (nicht auf Deutsch erschienen)
Story:  Hilary J. Bader | Gestaltung: Bo Hampton, Terry Beatty & Lee Loughridge

Aufgrund des Alters der Serie und der Comics spoile ich hier üblicherweise alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist.  Nun aber kommen wir zu einem kleinen Schmankerl, das den Wenigsten bekannt sein dürfte, aber ein kleines Highlight innerhalb der die Serie begleitenden Comics darstellt; zur fünfteiligen Miniserie „The Lost Years“.

Zwischen den BTAS-Folgen des alten Stils und denen der „The New Batman Adventures“ liegen im Kanon ganze 3 Jahre. „The Lost Years“ füllt diese Lücke, greift dafür auch Geschehnisse aus der Serie auf und erklärt (v. a. aus der Sicht von Robin/Dick Grayson), wie die Veränderungen hin zu TNBA zustande kamen (ich will wirklich nichts vorwegnehmen). Hier werden die losen Enden des Übergangs vorzüglich zusammengebunden und auch zeichnerisch vollzieht sich der Stilwandel von Heft zu Heft; langsam aber stetig. Irgendwann werde ich diese Story in den Chronicles zu den Robins oder Batgirl spoilen müssen, aber jetzt sollen die Hardcore-Fans der Serie noch die Möglichkeit bekommen, sich das Paperback o. ä. zu beschaffen und es selbst lesen.

Zum Ra’s al Ghul Inhalt ist auch gar nicht so viel zu sagen. Ra’s findet einzig im letzten Teil der Reihe statt. Dick kommt dem Dämonenkopf auf die Schliche, als sich dieser einer magischen Statue bemächtigt. Geformt durch die Lazarus-Chemikalien, soll sie Ra’s in die Lage versetzen, sein verjüngtes Leben jahrzehntelang aufrecht zu erhalten, ohne die Gruben aufsuchen zu müssen. Dicks Weg führt ihn zum Dämon und es gelingt ihm, Ra’s die Statue wieder abzunehmen. Wie gesagt, die genauen Hintergründe sollen hier mal noch im Dunkeln bleiben.

Der Vollständigkeit halber gibt’s noch 2 erinnernswerte Zitate von Ra’s al Ghul:
1. „Es gibt Männer in Gotham, denen ich lieber nicht ins Gehege kommen möchte.“
2.„Wie lange glaubst du, kannst du gegen mich durchhalten, Junge? Weißt du, wer ich bin? Ich bin Leben. Ich bin Geschichte. Ich bin die Zeit selbst!“

Batman: Gotham Adventures #09: „A League of His Own“
Story: Ty Templeton | Gestaltung: Rick Burchett, Terry Beatty & Lee Loughridge

©DC Comics

Synopsis:
Auch hier kommen die Al Ghuls nur am Rande vor. Also in Kürze: Batman und Batgirl sind Hinweisen bis nach Tibet gefolgt, um endlich das Hauptquartier der Liga der Assassinen(!) zu finden und dort den Chefausbilder, den man lediglich den Sensei nennt, aufzuspüren und der Justiz zuzuführen. Nach vielen Seiten, die teilweise mit hoch moralischen Themen (wir sehen uns bei den Batgirl Chronicles wieder) aber auch mit satter Action gefüllt sind, trifft man auf den Sensei. Doch der kleine, alte Mann weiß sich zu wehren und der Kampf wogt hin und her. Schließlich werden die drei unterbrochen von … Ra’s und Talia. Es stellt sich heraus, dass der Sensei für Ra’s al Ghul (welchen er „Großer Meister“ nennt) in der Liga Attentäter ausbildet und ihm auch untersteht. Ra’s lässt den alten Mann wissen, dass er Batman noch brauche und er nicht mehr angerührt werden dürfe. Batman verlangt daraufhin, den Sensei mit sich zu nehmen, was der Dämon tatsächlich abnickt. Der Sensei fühlt sich nun in der Zwickmühle, zwischen seinem unbedingten Gehorsam gegenüber Ra’s und der Option noch seine letzten Jahre im Gefängnis verbringen zu müssen. Also wählt er eine dritte Möglichkeit:

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©DC Comics

Es gibt ein kurzes Abschlussgeplänkel zwischen den vier Hinterbliebenen. ENDE

Heft & Figuren:
Eine äußerst interessante Geschichte; hier vor allem, weil sie etwas die Hintergründe der Gefolgschaft des Dämonenkopfs beleuchtet. Etwas verwirrend ist der Gebrauch der Bezeichnung „League of Assassins“ (anstelle von Society of Shadows). Doch es scheint so, als seien dies zwei unterschiedliche Organisationen.

Die Figur des Sensei geht übrigens auf einen Charakter von Neal Adams zurück und ist sowohl im originalen Comic- als auch im BTAS-Universum für den Tod Boston Brands (Deadman) verantwortlich. Der Sensei findet sich auch in anderen bekannten DC-Interpretationen von „Young Justice“ bis „Gotham“ wieder. In der Comichistorie stellt er sich später sogar als Ra’s al Ghuls Vater heraus. So leidenschaftslos aber der Dämon hier den Tod des Sensei hinnimmt, ist das wohl für die BTAS-Kontinuität nicht anzunehmen.

Über Talia und Ra’s lernen wir hier sonst nichts Neues.

„Verbündet gegen den Dämon“ (Superman-TAS, S03E11; Original „The Demon Reborn“)
Story: Rich Fogel | Regie: Dan Riba

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©Warner Bros. Entertainment

Synopsis:
Im Museum von Metropolis findet eine Stammeskunstausstellung statt (der Daily Planet berichtet natürlich und hat Lois Lane und Clark Kent vorbeigeschickt). Doch eine Gruppe maskierter Kampfkünstler überfällt den Zug, welcher noch einige Schätze der amerikanischen Ureinwohner enthält.

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Bald stellt sich heraus, dass es sich bei den Schurken um die Gesellschaft der Schatten handelt, angeführt von Talia al Ghul. Diese hat es vor allem auf einen Stab (mit einer Art Traumfänger an der Spitze) abgesehen. Superman unterbricht den Raub. Aber Talia weist ihn auf die manipulierten Bremsen des Zugs hin, woraufhin Supie nichts Anderes übrigbleibt, als sich vordergründig um dieses Problem zu kümmern. So können die Schatten fliehen und der Stählerne bleibt mit dem kaum zu stoppenden Zug zurück. Doch da kommt ihm Batman zu Hilfe und gemeinsam können sie das Schlimmste verhindern.

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Es gibt das gewohnte Geplänkel zwischen den beiden Platzhirschen und dann „darf“ Superman Batman bei seinen Nachforschungen helfen. Dabei stellt sich heraus, dass der von Talia entwendete Stab „mystische Heilkräfte“ besitzt.

In der Zwischenzeit müssen wir mit ansehen, wie Lois (herrlich übrigens: „Ein weiterer Tag, ein weiterer Pulitzer“) in ihrer Wohnung betäubt wird. Ein TV-Bericht über die an eine Kirchturmuhr gefesselte Lois (das ist sooo geklaut von Clock King) ruft schließlich den Stählernen auf den Plan, der seiner Herzensdame zu Hilfe eilt. Doch das Ganze ist ein Trick von Talia, die sich als Lois verkleidet hat. Sie zaubert (wie auch immer) den magischen Indianerstab hervor und beginnt sofort damit, Supermans Lebenskraft zu rauben.

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Kurz darauf erwacht der geschwächte Mann aus Stahl gefesselt in einem Privatjet, sanft geweckt, durch die lieblich säuselnde Stimme Ubus: „Wach auf, du Bastard, der Meister will dich sehen.“ Und tatsächlich, Ra’s al Ghul betritt die Bühne … oder wird vielmehr hereingerollt. Der große Kopf des Dämons ist nur noch ein verblasster Schatten seiner selbst und benötigt Rollstuhl und Sauerstoff. Er erklärt Superman die heilende Wirkung der Lazarusgruben und dass der Effekt von Mal zu Mal weniger nachhaltig war. „Jetzt können mir auch die Gruben nicht mehr helfen.“ Und schnell wird klar, was der alte Mann will – Supermans Kräfte.

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Dank Lois sowie Alfred am Batcomputer (und dem unumgänglichen Kampf mit einigen der Schatten) kommt der Dunkle Ritter aber den Al Ghuls auf die Schliche. Doch bekommen wir noch ein Aufbäumen Supermans zu sehen. Dieser wurde von den Schurken in die verlorene Stadt „Mesa di Oro“ verbracht, um dort die von Ra’s geplante Kräftetransformation vorzunehmen. Supes wehrt sich natürlich nach allen Kräften, wird aber schließlich von Talia niedergeworfen. Doch für Ra’s scheint nun jede Hilfe zu spät zu kommen. Er scheint wirklich tot zu sein. Talia gibt noch nicht auf. Mittels des magischen Stabes und einer Kristallvorrichtung in der Höhle, entzieht sie Superman nach und nach die Kräfte, um diese auf seinen Vater umzuleiten.

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Das Vorhaben gelingt sogar. Ra’s kehrt wieder ins Reich der Lebenden zurück. Mehr noch – durch den Prozess gewinnt er unglaublich an Stärke und er denkt gar nicht daran, die Übertragung zu beenden. Doch Batman kommt ihm in die Quere und entfernt den Stab von der Apparatur. Der aufgepumpte Dämon ist außer sich vor Wut und ein Kampf entbrennt, in dessen Verlauf die Höhle beginnt, nach und nach einzustürzen. Talia ist es schließlich, die versucht Ra’s davon abzuhalten, ihren Geliebten zu töten. Dafür schlägt sie ihr Vater nieder und widmet sich dann erneut seinem ewigen Widersacher. Im Gefecht landet der magische Stab in der Nähe von Superman, der ihn daraufhin zerstört. Ra’s hat nun die Wahl – Superman verprügeln (oder töten) oder seine Tochter vorm sicheren Absturz zu retten. Und tatsächlich: der Dämon eilt hinüber zu Talia. Es ist jedoch zu spät und beide stürzen in einen tief gelegenen Fluss innerhalb der Höhle und bleiben bis zum Ende der Episode verschollen. Ubu sowie Superman und Batman können fliehen. Schließlich erkennen beide an, dass eine Zusammenarbeit hin und wieder ja nicht schaden könne. Und in der vorletzten Folge der Superman TAS, ein Jahr vor dem Start der Justice League Serie, ist das ja mal ne valide Aussage.

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Zu Episode und Figuren:
Verbündet gegen den Dämon“ ist die erste und einzige offizielle Überführung der Al Ghuls in denen neueren Zeichenstil bzw. zur Superman-Serie. Die Episode markiert auch das letzte Zusammentreffen von Batman und Superman innerhalb der Reihe. Wie schon gesagt, wurde dieser Serienkosmos bald von Justice League abgelöst.

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Nicht abgelöst wurde das mittlerweile bekannte Schema betreffs Ra’s al Ghul. Entweder, er versucht die Menschheit auszumerzen oder er sucht magische Orte bzw. Artefakte, die sein Leben verlängern können, um wiederum Ziel Nummer eins zu erreichen. In „The Demon Reborn“ haben wir es ein weiteres Mal mit dem zweiten Ziel zu tun, wobei wir hier eine viel agilere Talia kennenlernen dürfen. Sie wirkt ganz natürlich neben den Blacksuit-Spider-Men-Schatten der Gesellschaft und sehr aktiv beim Raub, der Überlistung Supermans und der Wiederbelebung ihres Vaters. Im Grunde sehen wir sie hier mehr agieren, als in allen BTAS-Folgen zuvor.

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Das ist auch bitter notwendig, denn Ra’s al Ghul ist kaum wiederzuerkennen. Als Superman den zusammengeschrumpelten Dämon trifft, kann er es kaum glauben. Batman hatte ihn zuvor so beschrieben: “Er ist ein kriminelles Genie. Noch gefährlicher als der Joker und Luthor zusammen“. Davon kann Supie beim besten Willen nichts mehr erkennen. In vorherigen Episoden und Comics gab es bereits Andeutungen, doch hier erfahren wir explizit, dass sich die Wirkung der Lazarusgruben mit der Zeit deutlich abschwächt. Dies wiederum rechtfertigt viele der Versuche von Ra’s auch über andere Quellen sein ewiges Überleben zu sichern (v. a. da Batman ja sein Angebot abgelehnt hat). Und in dieser eher schwachen Story ist es eben ein Schamanenstab amerikanischer Ureinwohner. Der Ursprung des Stabes findet aber keinerlei weitere Erwähnung oder führt etwa zur näheren Beschäftigung mit indigenen Riten und Artefakten, nicht einmal in der verwendeten Symbolik (wie z. B. in “Die Gruft der Unsterblichen“). Nein, der Stab ist nur (billiges) Mittel zum Zweck, um die vorliegende Episode zu konstruieren; ein weiteres Aufeinandertreffen von Superman und Batman, diesmal mit einem Gegner, der tatsächlich das Potenzial hat, beide zu besiegen bzw. die Menschheit vom Angesicht der Erde zu fegen.

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Zwei Lichtblicke gibt es trotzdem. Zum einen erfahren wir, dass der größte Teil von Ra’s al Ghuls heutigem Vermögen auf der Eroberung der unterirdischen Stadt Mesa die Oro fußt. Das heißt, Ra’s hat (Süd?)Amerikanische Ureinwohner überfallen, sehr wahrscheinlich als Konquistador. Da muss man schon spekulatives Geschick aufwenden, wenn man erklären will, wie sich so ein einstig blutrünstiger Eroberer zum heutigen Weltenretter aufgeschwungen hat. Immerhin verachtet er ja das kriegerische Treiben der ach so verkommenen Menschheit. Schwierig.

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Zweiter Lichtblick ist (wie schon angesprochen) die äußerst aktive Talia. Warum sie aber ihren immer schwächer werdenden (und offensichtlich leidenden) Vater nicht langsam mit Charon den Styx hinunterfahren lässt, ist eine andere Frage. Wie nur kann sie ihn so beständig bei seiner Todesflucht unterstützen?! Mehrfach hat sie bewiesen, dass sie seine Mission verstanden hat und dieser folgt, selbst, als sie ihn bereits für tot hielt. Wäre es nicht langsam gnadenvoller für sich und für Ra’s, den alten Mann endlich zur finalen Ruhe kommen zu lassen?! Damit würde sich vielleicht sogar ein kleines Fenster zu einem zukünftigen Miteinander mit Batman öffnen.

Demgegenüber scheint sie aber zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich offen zu sein. Und Batman augenscheinlich auch nicht.
Als Superman zu ihm sagt: “Ich hab‘ den Eindruck, als hättest du Talia ganz gut gekannt.“, antwortet Batman:
„Naja, nicht viel besser, als andere Frauen auch.“
Das ist die Untertreibung des Jahrtausends! Wahrscheinlich ist das so ein Chauvi-Quatsch unter Superkumpels.

Naja, mehr gibt’s zu den Figuren erstmal nicht zu erfahren. Und wie gesagt, war auch die Episode an sich eher vergessenswert. Besonders nervig ist diese Komplett-Umbesetzung der deutschen Synchro innerhalb der Superman TAS. Quasi jeder Batman-Charakter hat eine andere Stimme bekommen. Aber auch in den USA gab es eine kleine Veränderung. Talias Sprecherin Helen Slater wurde durch Olivia Hussey ersetzt. Die Veränderung für das deutsche Ohr finde ich aber gerade bei Talia eher passend. Hier hat Sandra Schwittau das Ruder übernommen. Mir gefällt diese (rauere) Stimme für Talia besser, auch wenn sie ab und zu an die hierzulande berühmteste Rolle Schwittaus, an Bart Simpson, erinnert.

Batman: Gotham Adventures #23: „Do the wrong thing“
Story: Scott Peterson | Gestaltung: Tim Levins, Bob Smith, Terry Beatty & Lee Loughridge

Synopsis:
Einige Geschäftspartner von Wayne Enterprises sind innerhalb kurzer Zeit wie vom Erdboden verschluckt.

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Das ruft Batman auf den Plan, welcher bald global ermittelt und dabei auf eine Art Verschwörung stößt. Insgesamt sind weltweit 17 Ölmagnaten verschwunden. Bei weiteren Nachforschungen stößt die Fledermaus auf Ra’s al Ghul, der sich in den letzten Monaten durch Entführung und Erpressung 25 % aller Ölvorkommen der Erde gesichert hat. Selbstverständlich plant er abermals die Zerstörung der Weltgesellschaft, hat sich diesmal aber etwas Besonderes dafür ausgedacht. Er will nämlich nichts tun; das Öl in der Erde belassen. Ein Viertel der weltweiten Erdölvorkommen!

©DC Comics

Ra’s: „So wird die ganze Welt in eine Energiekrise unvorstellbaren Ausmaßes hineinstürzen.“ Batman schlussfolgert, dass so natürlich (unschuldige) Menschen sterben werden und das kann er nicht zulassen. Also begibt er sich mit Ra’s in einen abermaligen Schwertkampf. Während der heißen Phase fällt Batman eine Geheimtür auf, hinter welcher sich all die vermissten Großunternehmer befinden. Der Detective ermöglicht ihnen freies Geleit aus Ra’s al Ghuls Basis. Der Dämon gratuliert ihm beim Hinausgehen (bittersüß), dass er es wieder geschafft habe, Menschenleben zu retten.
Aber: „In der Zukunft, wenn die Erde eine öde Wüste ist, werden Sie dann immer noch glauben, Sie hätten das Richtige getan?!“

Heft & Figuren:
Eine schöne, kleine Geschichte, die wieder mehr die vielleicht sympathischste Seite des Ökoterroristen und seiner Ideologie betont. Das Öl einfach unter der Erde zu lassen ist heutzutage eine mittel- bis langfristige Forderung namhafter Umweltverbände und -bewegungen (Für Kohle gilt da ja schon heute: „Leave it in the ground!“) Ra’s hat für die Zukunft teils recht ähnliche Vorstellungen: „Nur die Energieeffizientesten werden überleben. Autos, Häuser, Unternehmen … Alle werden wie nie zuvor zum Sparen gezwungen sein.“ Er lässt Batman auch ohne weitere Gewalt ziehen und redet ihm (im letzten Panel) stattdessen lieber ins Gewissen. Ein kleiner Moralintrick der Autoren. Es sei ihnen (und Ra’s) gegönnt.

Batman: Gotham Adventures #40: „Colder than Arctic“
Story: Scott Peterson | Gestaltung: Tim Levins, Bob Smith, Terry Beatty & Lee Loughridge

©DC Comics

Synopsis:
Diese Ausgabe wurde bereits in den Chronicles zu Mr. Freeze zusammengefasst. Kurzum: Mr. Freeze versucht auf der Erde eine neue Eiszeit herbeizuführen, angeleitet von Talia (die ihm schöne Augen gemacht hat) und Ra’s als Strippenzieher im Hintergrund. Batman kann den eisigen Gauner stellen und führt ihm vor Augen, dass Talia (und wahrscheinlich auch ihr Vater) immer den Detective (als Erben) dem naiven Victor vorziehen würden. Daraufhin legt Mr. Freeze seine Pläne auf Eis und verschwindet.

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©DC Comics

Heft & Figuren:
Bemerkenswert ist hier lediglich, dass Talia sich vor Batman stellt, als dieser Freeze auffordert, ihn zu erledigen. Damit macht sie abermals deutlich, wie sie für den Detective empfindet. Zur Folge hat das, dass ausnahmsweise weder Talia noch Batman enttäuscht die Szenerie verlassen, sondern lediglich Mr. Freeze.

Batman Adventures Vol. 2 #1: „No Asylum“
Story: Ty Templeton | Gestaltung: Rick Burchett, Terry Beatty, Lee Loughridge & Bruce Timm


Synopsis
:
Die zweite Serie der Batman Adventures war und ist eine reguläre Fortsetzung der Batman-Kontinuität innerhalb des DC Animated Universe und führt einige neue Entwicklungen ein (also nochmal eine Spoilerwarnung), sowie diverse rote Fäden, die sich durch mehrere Ausgaben hindurchziehen. Leider wurde das Ganze schon nach 17 Ausgaben eingestellt, um der Comicreihe zur neuen Trickfilmserie „The Batman“ Vorrang zu geben. Schade.

Eine der ersten Neuerungen in dieser Ausgabe 1 ist der neue Bürgermeister Gotham Citys, ein Mann namens Oswald Cobblepot. Der verfügt gleich zu Beginn, dass Schluss ist mit Vigilantentum in Gotham City. Batman ist also geächtet. Und doch muss er sich direkt auf den Weg ins Arkham Asylum machen. Während sich gerade einige der uns bekannten Insassen durch Aufschluss auf den Fluren herumtreiben, ist Arkham Ziel eines Einbruchs, …, ja, EIN-bruchs. Mehrere Ninjas tauchen auf und attackieren wahlweise einige der Gefangenen; Andere lassen sie unbehelligt. Als schließlich Batman seinen Feinden zu Hilfe eilt, sprengen sich die Assassinen den Weg frei und können entkommen.

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©DC Comics

Heft & Figuren:
Die neue Storyline und all das Schurkengeplänkel um die Gesellschaft der Schatten herum ist nicht wichtig und trägt auch nichts zu dieser Chronik bei. Batman ist sehr schnell klar, dass er dort Ra’s al Ghuls Leute vor sich hat und teilt das auch den anderen Insassen (v. a. Two Face) mit. Warum die Gesellschaft nach Arkham kommt und versucht Batmangegner zu töten (z. B. Poison Ivy) oder einige auch verschont (z. B. Harley), bleibt für uns zunächst im Dunkeln. Vielleicht bringt ja die nächste Ausgabe mehr Licht in die ganze Angelegenheit.

Batman Adventures Vol. 2 #2: „Free Man“
Story: Ty Templeton | Gestaltung: Rick Burchett, Terry Beatty, Lee Loughridge & Dan Slott


Synopsis
:
Tatsächlich sehen wir gleich zu Beginn des nächsten Hefts abermals mehrere Assassinen. Diesmal sind sie hinter einem weiteren Schurken Gothams her. Sodass sich Batman plötzlich in der Lage befindet, den Riddler beschützen zu müssen. Es gelingt ihm, die Angreifer zu vertreiben. Und er ist sicher, dass es sich dabei um neue, amerikanische Rekruten der Gesellschaft der Schatten handelt. Denn der Mitternachtsdetektiv hat herausgefunden, dass Ra’s tatsächlich den Tod der Gothamer Unterweltprominenz geplant hat.

Batman: „Einer von euch weiß etwas, dass er nicht wissen sollte oder das irgendein Problem für Ra‘s darstellt. Und er ist Willens, jeden von euch zu töten, um dieses Problem zu lösen.“

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©DC Comics

So bleiben die Assassinen auch weiterhin dem Riddler auf den Fersen. Doch der lockt einen von ihnen schließlich in die Falle. Batman schnappt sich den Schattenmann und spritzt ihm ein Antitoxin (wegen der Giftpille im hohlen Zahn) sowie ein Wahrheitsserum. Was er dadurch erfährt, ist im Rest der Geschichte leider nicht zu sehen.

Heft & Figuren:
Grundsätzlich kann das ein interessanter Storyarch werden, der sich offenbar über mehrere Hefte aufbaut. Das Interesse für Ra’s al Ghuls Mordauftrag bezüglich Batmans Rogues Galery ist geweckt. Auch ist es interessant, dem erfolglosen Rekruten für ein paar Panels zu folgen, bis er dann schließlich vom Riddler übertölpelt wird. Mal sehen, wo das Ganze noch hinführt.

Batman Adventures Vol. 2 #3: „My Boyfriend’s Back“
Story: Ty Templeton | Gestaltung: Rick Burchett, Terry Beatty, Lee Loughridge & Bruce Timm

©DC Comics


Synopsis
:
Offenbar hat der Schatten nicht viel ausgeplaudert, denn er befindet sich in Arkham. Aber das nicht sehr lang. Harley Quinn hat den Assassinen aus der Anstalt entführt. Durch die ganzen Therapien ist der Joker lammfromm geworden, einen Tick ZU friedlich für Harleys Geschmack. Der entführte Schatten soll durch Konfrontation wieder das alte Selbst des Killerclowns zum Vorschein bringen. Um es kurz zu machen: Batman taucht auf, schaltet nach raschem Kampf den Assassinen aus und besiegt schließlich auch noch Joker und Harley. ENDE

Heft & Figuren:
Unspektakuläre, wenn auch sehr kurzweilige Geschichte. Über die Gesellschaft der Schatten, Ra’s al Ghul oder Talia lernen wir hier nichts. Aber dass Batman den Assassinen (unfair) per Joker-Handschocker erledigt, soll im nächsten Akt noch von kleinerer Bedeutung sein.

Batman Adventures Vol. 2 #4: „Need To Know“ & “The Balance“
Story: Dan Slott (I), Ty Templeton (II) | Gestaltung: Ty Templeton (I), Rick Burchett (II), Terry Beatty, Zylonol (I) & Lee Loughridge (II)


Synopsis
:
In den frühen Panels der ersten Geschichte folgen wir einem Monolog von Hassan, direkt erwählt, trainiert und indoktriniert von Ra’s al Ghul höchstpersönlich.

„Ich lebte, um zu dienen und begehrte nichts darüber hinaus.“

Hassan berichtet, wie der Dämonenkopf die Society auf die Gotham Rogues einschwor. Dabei könnten sie auch Batman, „einen würdigen Gegner“, treffen. Der sei aber um jeden Preis zu verschonen.

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Wie wir gesehen haben, sind Hassan und seine Mitstreiter schon in Konflikt mit dem Dunklen Ritter geraten. Doch der Assassine ist enttäuscht – Batman ist (für ihn) kein würdiger Gegner. Er kämpft unsauber und mit Gadgets, nicht so, wie die hochehrwürdige Gesellschaft der Schatten [sic].

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Nun befindet sich Hassan in Batmans Höhle. Letzterer versucht, Auskünfte zur Gesellschaft und ihrem Oberhaupt aus dem Auftragsmörder herauszuholen. Und während der Assassine den Detective als Feigling beschimpft und schwört, bis zum Tod nichts auszuplaudern, schafft es Batman, ihm doch die ein oder andere Information zu entlocken. Anhand dieser und einer Gewebeprobe Hassans, kann der Mitternachtsdetektiv ermitteln, dass sich die Basis der Society auf Mangareva, einer Insel im Südpazifik befindet. Dafür hat er dem Attentäter (fast) keine Gewalt antun müssen. Batman schnappt sich Robin, um mit dem Batplane dorthin aufzubrechen. Der vergnügte Tim verabschiedet sich entsprechend von deren Gast:
„Bis demnächst, Hassan. […] Und keine Sorge, wir werden Ra’s ganz sicher deine Grüße übermitteln.“

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Damit endet die erste Geschichte.
Die Zweite führt uns dann tatsächlich in die Südsee, auf die Osterinseln. Im Trainingslager auf Mangareva war Ra’s nicht zu finden. Während jetzt Robin im Batwing warten muss (warum soll es Tim besser gehen, als einst Dick), begibt sich Batman hinab (durch eine hohle Moai-Statue) in die Höhle des … Dämonen. In der Dunkelheit erwarten ihn schon Ubu und einige Schatten. Ein Kampf entbrennt. Doch Bats wird hinterrücks mit einem Betäubungspfeil beschossen. Dreimal dürft ihr raten …

Talia: „Du und mein Vater. Was mache ich nur mit euch?“

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Der demaskierte Batman erwacht am Rande einer Lazarusgrube. Jene habe (der mittlerweile auch anwesende) Ra’s schon mehrfach genutzt, seitdem er sie – zusammen mit DEM Captain Cook – entdeckt habe. Doch Bruce hat nicht die Nerven für eine Geschichtsstunde und kommt direkt auf den Punkt. „Warum?“ will er wissen. Warum hat Ra’s die Tötung einiger der schlimmsten Feinde Batmans angeordnet. Die Antwort von Ra’s ist so einfach wie überraschend: „Es war ein Geschenk“. Vielleicht sei er sentimental geworden, aber er habe sich Gedanken über Talia gemacht und dass der Detective sie glücklich mache. Solange dieser aber abgelenkt sei, durch all diese Verbrecher, habe er keine Zeit für Talia. Also habe sich Ra’s höchstselbst dazu entschlossen, diese Ablenkungen (als Zeichen seines guten Willens) zu beseitigen.

Bruce antwortet wie erwartet: „Beenden Sie das! Niemand stirbt für mich!“ Talia versucht ihm zu erklären, wie undankbar er sei. Der Tod der Schurken sei ein großes Geschenk. Er, Batman, könne ohne Blut an seinen Händen nun Zeit für sie finden. Noch während ihrer Rede, befreit sich die Fledermaus und schnappt sich sofort Ra’s al Ghul (zum Schrecken Ubus). Batman hat es satt, dass Ra’s ständig Gott spiele. Diesmal soll er bezahlen; diesmal will er ihn endgültig den Behörden übergeben. Ra’s: „Absurd. Ubu, töte ihn schnell! Komm Tochter, du solltest das nicht mit ansehen!“

Doch Talia denkt überhaupt nicht daran. Daraufhin gibt Ra’s Schießbefehl an die Assassinen in der Höhle. Und Talia wirft sich schützend vor ihren Geliebten. Tatsächlich wird sie von 2 Kugeln getroffen. Halbtot stürzt sie in die Lazarusgrube. Ra’s zieht seine Tochter bald wieder heraus. Und wahrhaftig -sie hat überlebt. Doch die Tochter des Dämons ist dem uns bekannten Lazarus-Fieber anheimgefallen. Völlig von Sinnen, erledigt sie Ubu und attackiert dann ihren Vater heftig. Schließlich schaltet Batman sie mit ihrer eigenen Betäubungspistole aus.

Jetzt kann er endlich den geschwächten Ra’s einsammeln. Der wiederum kann das gar nicht fassen. „In diesem Spiel, das wir spielen, ihren beschämenden Moment des Wahnsinns zu deinem Vorteil zu nutzen … das wird sie dir nicht verzeihen.“ Woraufhin Batman kühl antwortet: „Mord ist kein Spiel, Ra’s.“ und dann seinen gefesselten Gegner aus der Höhle führt.

Als Talia wieder erwacht ist nur noch Ubu bei ihr und drängt sie, die Insel gemeinsam zu verlassen. Sie will nur eines wissen, nämlich ob Batman ihr eine Nachricht hinterlassen. Aber das hat er nicht. Talia kann es nicht fassen. Niedergeschlagen fragt sie in den Nachthimmel: „Warum würde er mir das antun?“

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Heft & Figuren:
Fantastisch. Eine wirklich großartige Geschichte, die uns hier geboten wird. Ganz ehrlich?! Ich habe bei jeder der drei vorherigen Ausgaben gedacht: „Mein Gott, was für ein Quark. Wo bitte soll das alles hinführen?!“ Auch die erste Geschichte mit Hassan ist nett, mehr aber auch nicht. Doch dann versöhnt einen Ty Templeton in “The Balance“ mit einer wunderschönen Rückbesinnung auf den Beginn der Al Ghul Saga (der zufällig mit dem Titel „Off Balance“ seinen Kick-Off fand ?). Nicht nur finden sich alle wichtigen Protagonisten an einer Lazarusgrube ein, sondern das kleine Kammerspiel zwischen diesen starken Persönlichkeiten wird noch einmal vertieft.

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Hier werden nochmal alle wichtigen Erzählstränge und Inhalte der Serie aufgegriffen und verdichtet. Nur durch ein paar dialoglastige Panels. Wir haben die Lazarusgrube. Wir haben Ubu, der wieder ordentlich einstecken muss. Selbst den im Batwing wartenden Robin halte ich für eine Reminiszenz auf „Eine teuflische Bitte“. Wir haben den die Menschheit als „Plage“ bezeichnenden Ra’s al Ghul; ebenso Talia in ihrer Zerrissenheit zwischen Batman und ihrem Vater. Und wir haben Batman, dem die Entscheidung zwischen Talia und seiner Mission auch schwerfällt. Trotzdem ist sie ihm die ganze Zeit klar vor Augen.

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Als Bats den gefesselten Dämon aus der Höhle führt, will dieser noch einmal wissen, ob es seiner Tochter gut geht. Batman, der diese Sorge für eine Finte hält, lässt Ra’s wissen, dass Talia bald wieder auf den Beinen ist, ohne sich nach ihr umzudrehen.
Ra’s wütend: „Du drehst ihr den Rücken zu? Lässt sie zurück?! Sie hat sich für dich eine Kugel eingefangen und sie bedeutet dir so wenig?“
Batman: „Gerechtigkeit bedeutet so viel!“

Auch als Talia ihm versucht, den Tod seiner Erzfeinde schmackhaft zu machen, geht er keine Sekunde ernsthaft darauf ein. Er sagt lediglich: “Talia, du bist genauso krank wie dein Vater.“ Auch die fehlende Nachricht an sie zum Schluss, gibt schon Hinweis darauf, wo seine Prioritäten liegen. Das ist Batman, wie man ihn kennt. Er kann nicht anders und er will es auch nicht. Mit Talia wird es nie eine Beziehung geben. Die Mission ist klar und sie ist alles.

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Und damit ist dieses ganze Figurenkonstrukt auch fast schon auserzählt. Aber für solch langlebige Charaktere muss es natürlich noch einen Auftritt beim Batman der Zukunft geben. Doch bevor wir uns der allerletzten Begegnung mit den Al Ghuls zuwenden, weise ich noch auf den Animationsfilm „Batman und Harley Quinn“ hin (der für mich aus mehreren Gründen mit zum Kanon gehört). Ra’s wurde – wie gerade in „The Balance“ gesehen – endlich von Batman festgenommen. Für jemanden wie Ubu bedeutet das natürlich unter Umständen Arbeitslosigkeit. Gottseidank scheint er direkt in Gotham Möglichkeiten gefunden zu haben, einer irgend gearteten Tätigkeit nachzugehen. Seinen allerletzten Auftritt im DCAU hat er nämlich in besagtem Film. Dort treffen wir ihn fröhlich tanzend in der Henchmen-Bar. Und wenn er nicht gestorben ist, so tanzt er dort noch heute.

So, jetzt aber zum krönenden Abschluss … Zurück in die Zukunft!

„Ewige Jugend“ (Batman Beyond, S03E; Original „Out of the past“)
Story: Paul Dini | Regie: James Tucker

Diese Folge ist wirklich großartig, eine der besten der BB-Serie und auch des Timm/Dini-Verse; weshalb ich nochmal (und ausnahmsweise) jeden warnen möchte, der sie aus den verschiedensten Gründen noch nicht gesehen hat. Die Spoiler verderben einem hier wirklich den Genuss der Episode. Also: erst ansehen, dann lesen!

Synopsis:
Terry hat Bruce zu dessen Geburtstag in ein Batman-Musical(!) geschleppt. Bruce findet das erwartungsgemäß grauenvoll und verlässt vorzeitig die Show.

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In der Bathöhle sinniert der alte Mann über den Fotos verflossener Lieben und über das, was hätte sein können. Und prompt stolpert Talia in die Batcave. Die (eindeutig verjüngte) Dämonentochter berichtet, dass sie seit dem Tod ihres Vaters über dessen Imperium und ebenso die Lazarusgruben herrscht. Und sie macht ihrem einstigen Geliebten ein Angebot, dass er eigentlich nicht ablehnen kann: Sie möchte das Geschenk ewiger Jugend mit ihm teilen.

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Doch Bruce und der hinzugekommene Terry sind beide skeptisch. Der alte Batman zögert noch. Doch wie es der Zufall so will, gerät Bruce bald (dank einer Reifenpanne) mit ein paar Rowdys aneinander. Im weiteren Verlauf wird eine Frau auf die viel befahrene Straße geschubst. Zwar schafft es Bruce, sich seinen Weg zu ihr zu bahnen, doch er ist zu alt und zu schwach, beiden noch rechtzeitig das Leben zu retten. Glücklicherweise hatte er ab Beginn der Auseinandersetzung ein Notsignal an Terry/Batman abgesetzt und der Neo Dark Knight ist es schließlich auch, der beide vor Schlimmeren bewahrt.

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Bruce fühlt sich nun unglaublich hilflos und sucht Talia auf.
Diese erneuert ihr Angebot: „Seit Jahren hast du dich für diese Stadt eingesetzt. Sie hat dich deine Jugend, deine Kraft und beinahe auch das Leben gekostet. Niemand hat eine zweite Chance mehr verdient als du.“
Sehr viel mehr Überzeugungskraft braucht es dann auch nicht. Bald sitzen Talia (samt ihrem Diener Carter) und die immer noch etwas zweifelnden Bruce und Terry („Ich sag’s euch gleich: Ich ziehe auf keinen Fall das Robin-Kostüm an.“) im Flugzeug zu Talias Stützpunkt, nach Neu-Kuba.

Nach einigen Gesprächen unterzieht sich Bruce seiner ersten kontrollierten Behandlung in der Lazarusgrube, einhergehend mit den uns schon bekannten Nebenwirkungen (allerdings in abgemilderter Form). Und die ersten Ergebnisse sind recht überzeugend. Bruce befindet sich in einer ausgezeichneten Form. Seine Zweifel jedoch werden eher lauter, denn leiser: „Es ist unnatürlich. Betrug.“ Er entscheidet, abzureisen. Doch der getreue Carter versperrt ihm den Weg und hetzt schließlich jede Menge Männer auf die beiden Batmen.

Heroisch und zu den modernisierten Klängen des Original-BTAS-Themes, prügeln sich Bruce und Terry durch die Festung. Sie kämpfen sich bis zu Talia vor und müssen eine schlimme Entdeckung machen: Talia spricht plötzlich mit einer männlichen, nämlich Ra’s al Ghuls Stimme. Lange können sie aber nicht geschockt dreinblicken, denn im nächsten Moment werden beide hinterrücks niedergetasert.

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Terry, der draußen den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen wird, kann sich befreien, überwältigt seine Angreifer und eilt dann zurück zur Festung. Im Batman-Kostüm begibt er sich in eine kämpferische Auseinandersetzung mit Talias Diener Carter, um zu erfahren, wo sich Bruce befindet.

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Nahe der Lazarusgrube erwacht dieser derweil in einer neuen Apparatur. Ra’s erklärt im Bösewichtmonolog, dass sein Körper nach dem letzten Kampf gegen Batman so geschwächt gewesen sei, dass er seinen Geist in den Körper seiner Tochter übertragen habe. Nun aber sei die Technik so fortgeschritten, dass er sich auch in genetisch fremde Körper transferieren könne. Und wer bietet sich da mehr an, als ein verjüngter Bruce Wayne. Ra’s hat sogar eine Covergeschichte parat: Sobald er in Bruce Waynes jungem Körper nach Gotham zurückkehrt, wolle er erzählen, dass er der lange verschollene Sohn von Talia und Bruce sei (Damian, ick hör dir trapsen!) und damit der legitime Erbe des Wayne-Vermögens. Alles, das verführerische Angebot Talias, die inszenierte Reifenpanne oder auch das vorsichtige Bad in der Lazarusgrube, all das war Teil von Ra’s al Ghuls teuflischem Plan. Und während er weiter seine Vorhaben darlegt, beginnt er bereits mit der Übertragung seines Wesens in den Körper von Bruce.

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Doch Batman/Terry funkt rechtzeitig dazwischen. Es kommt zum finalen Schlagabtausch und Ra’s unterliegt schließlich (passenderweise mit dem Schwert in der Hand). Doch als der gesamte Komplex in Flammen aufgeht, erwacht der Dämonenkopf aus seiner Bewusstlosigkeit, reißt sich von Batman los und begibt sich in das lodernde Inferno, um eine Feuerlöschsequenz einzuleiten. Tatsächlich gelingt es ihm, die Feuersbrunst unter Kontrolle zu bringen. Aber in seiner Siegesgewissheit bemerkt er nicht das lose Stromkabel, das gefährlich nah über der brodelnden Lazarusflüssigkeit hin und herschwingt. Und so hören wir die letzten Worte Ra’s al Ghuls (im Körper seiner ausgelöschten Tochter), bevor eine riesige Explosion seine Festung verschlingt:
„Das war knapp“.
Batman: „Ich geh noch mal zurück. Vielleicht kann ich sie ja retten.“
Bruce: „Was immer da drin war, ist schon vor Jahren gestorben.“
Und beide wenden sich ab.

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Wir aber werfen einige Zeit später einen Blick auf Bruce, wie er verträumt ein gemeinsames Bild mit Talia aus einer längst vergangenen Zeit betrachtet. Terry kommt hinzu. Wir erfahren im Dialog, dass Bruce schon wieder (schnell) altert und bald seine vorherige Verfassung erreicht.

Terry (während er auf das Bild von Bruce und Talia blickt): „Schade, dass ich sie nie kennengelernt hab‘, die echte Talia“
Bruce: „Sie war eine ganz besondere Frau“
Terry. „DIE besondere Frau?!“
Bruce: „Wolltest du heute Abend nicht nochmal Streife fliegen?!“
Terry verlässt die Höhle und Bruce bricht kurz darauf ebenfalls auf. ENDE

Zu Episode und Figuren:
G R A N D I O S!  Paul Dini, Ladys and Gentleman, wie er leibt und lebt.

Dini präsentiert uns hier einen würdigen Abschluss der Al Ghul Saga, obwohl er diesen wirklich seltsam verpackt. Aber die ganze Story ist schlüssig, geht am Ende prima auf und würdigt die in BTAS entwickelten Charaktere in rührender Art und Weise. Paul Dini war zuvor nur marginal an einer der vorherigen Episoden der Al Ghuls beteiligt. Und dennoch schafft er es hier, das Wesen der Figuren richtig zu erfassen und angemessen weiterzuführen, als auch viele Bezüge zu vorherigen Teilen mit einzubauen. Wer der Saga bis hierhin gefolgt ist, wird die Zitate in dieser Folge leicht erkennen. Da haben wir zum Beispiel die offensichtliche Verbindung mit der Lazarusgrube, einen weiteren Versuch Ra’s al Ghuls, sein Leben zu verlängern, das unkomplizierte Eindringen von Talia(/Ra’s) in die Bathöhle, das (diesmal attraktiv getarnte) Angebot von Ra’s an Bruce, mit seinem Imperium und Talia glücklich zu werden, das verrückt machende Bad in der Lazarusgrube und so weiter. Sogar die Namensproblematik wird auf der Metaebene aufgegriffen. Terry nennt den Schurken immer wieder „Raahs“, woraufhin ihn Talia jedes Mal mit „Räisch“ korrigiert. 😉

Generell ist der Ton hie und da etwas lockerer (als in den bisherigen Episoden), ohne, dass das Ganze in Klamauk abdriftet. Gerade, als Ra’s damit prahlt, dass er von seiner Tochter den höchsten Treuebeweis gefordert hat, brodelt es zunächst in Bruce. Doch schnell schaltet er auf cool und versucht seinen Gegner mit scharfem Sarkasmus zu provozieren. Überhaupt bietet „Ewige Jugend“ ganz wunderbare Dialoge. Ein paar Auszüge:

Talia: „Ra’s al Ghul war ein Mann der vielen Gegensätze. Führer, Umweltschützer …“
Terry: „… Soziopath …“

Bruce: „Ich hätte wissen müssen, dass Sie dem Tod wieder ein Schnippchen schlagen“
Talia/Ra’s: „Das habe ich nicht. Ich beherrsche den Tod!“
Bruce (später): „Sie schlagen dem Tod kein Schnippchen. Sie wimmern vor Angst, vor ihm.“ Ra’s ohrfeigt ihn. Daraufhin Bruce: „Und sie schlagen zu wie ein Mädchen.“

Und dann noch Batmans früher Kommentar zur Genderthematik:

„Lady, das ist ja wohl das Perverseste, das ich je gesehen habe. Da bekommt man ja das Grausen.“
Bruce: „Du? Mich hat sie geküsst!“ 😉

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Ärgerlicherweise gibt es (im Deutschen) wieder eine stimmliche Umbesetzung für Talia und eben auch für Ra’s. Während es die amerikanischen Kollegen über den Verlauf aller Episoden geschafft haben, für die Stimme Ra’s al Ghuls, David Warner zu halten, wird der Dämon im Deutschen von wieder einer anderen und deutlich jüngeren Stimme gesprochen, was den Schockeffekt hinsichtlich des Haupttwists deutlich schmälert. Ebenso wie die plötzliche deutsche Aussprache von Talias Namen (wie der hierzulande bekannte Buchladen). Wie bitte kann denn so etwas passieren?!

Was den gewollten Stimmen-Switch in der Serie betrifft, habe es ursprünglich sogar eine Sequenz gegeben, in welcher erklärt wurde, dass Talia Ra’s‘ eigene Stimmbänder transplantiert wurden, damit er zwischen ihnen wechseln konnte. Diese Szenen seien aber der Schere zum Opfer gefallen.

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Wie immer bei Dini, gibt es in Dialogen und Handlungen auch ausreichendes Foreshadowing (mit Bezügen zur gesamten Saga). Als Talia Bruce DAS Angebot macht, gibt sie ihm im Grunde schon einen (verdeckten) Ra’s-Vorgeschmack auf die schöne neue Welt: „Denk nur, wie viel Gutes wir tun können, wenn wir zusammenarbeiten. Ein Traum für die Welt. Ein Traum für uns beide, Liebster“. Im Grunde ist das das gleiche Angebot wie einst in Ra’s al Ghuls Höhle. Auch sagt Talia nach Bruce‘ erster Lazarus-Behandlung zu ihm: „Ich habe etwas Grau stehen lassen.“ Bruce sieht sich im Spiegel und antwortet: „Wie Ra’s“. Auch wird uns wieder ein Handlungsrahmen geboten mit der Datei aller Ex-Beziehungen (Andrea Beaumont fehlt!) und dem Bild von Bruce und Talia zum Schluss, welche er dann selbst ebenfalls als „Geliebte“ bezeichnet.

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Hervorheben möchte ich nochmal eine Sache ganz besonders: Als sich Bruce mit Terry zusammen durch Talias Festung kämpft, ertönt das musikalische Thema der Original-BTAS im futuristischen BB-Style. Gänsehaut!

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Apropos Musik. Natürlich gibt es trotzdem Klamauk in „Ewige Jugend“ und zwar gleich zu Beginn – das Batman-Musical. Dort sehen wir jede Menge Bat-Gegner, Batman und Robin selbst sowie Commissioner Gordon. Der Haupt-Ohrwurm heißt: „A superstitious, cowardly lot!“ („Ein abergläubischer, feiger Haufen!“), was natürlich Batmans Blick auf Verbrecher allgemein wiedergibt und ein direktes Zitat aus Detective Comics #33 ist, in dem erstmals Batmans Origin und Motivation erzählt wird. Im Musical hier wird die Batman-Figur übrigens von Kevin Conroy himself gesungen. Weil er es kann!

Tatsächlich gab es 2002 den Versuch, Batman als Musical an den Browadway zu bringen und zwar durch niemand Geringeren als Tim Burton. Durch den anstehenden Batman Begins Start wurde dies aber angeblich verhindert. Mittlerweile gibt es die Musical Parodie „Holy Musical B@man!“, von der zuständigen Company inzwischen vollständig auf YouTube zur Verfügung gestellt [Part 1]. Je nachdem, was man so erwartet, ist es gar nicht mal so gut.

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Zurück zu Episode: Wie erwartet, bleibt Dini den Charakteren treu und vertieft abermals die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Missions-Fetischisten Ra’s al Ghul und Batman. Grafisch bekommen wir zum einen den aufgepumpten und seines Verstandes beraubten Bruce Wayne zu sehen. Zum anderen bieten sich die beiden einen Schlagabtausch darüber, wer nun der eitlere Egomane sei. Bruce zieht seinen Widersacher immer wieder mit dessen Sucht nach dem ewigen Leben auf. Ra’s kontert: “Ein kleiner Schlag gegen Ihr Ego [hat gereicht]. Die […] Reifenpanne genügte schon, um sie weich zu kriegen.“
Es ist auch nochmal zu betonen, welchen Preis Ra’s von seiner Tochter eingefordert hat. Es ist nicht nur gruselig, sondern auch unglaublich brutal, was er da durchgesetzt hat. Er hat seine Tochter getötet, ihre Persönlichkeit mitten in ihrem Leben ausgelöscht, um sich in deren Körper zu platzieren; nur, um seine wahnwitzige Mission weiterzuverfolgen, auch den Großteil aller anderen Menschen zu vernichten, um dann über die Restlichen zu herrschen. Der alte Mann kennt tatsächlich keine Grenzen mehr und irgendwie ist es von den Kreativen angenehm konsequent, dem Treiben dieses dämonischen Schurken endlich ein Ende zu setzen.

Interessant sind aber durchaus die weiteren Details, die wir hier erfahren (außer, dass man Ubu mittlerweile durch einen Carter ersetzt hat). In Gestalt von Talia hat Ra’s angeblich sein Geld genutzt, um viele der vom Dämon verursachten Schäden zu bereinigen. Dieser galt als tot seit der „Fast Katastrophe im Jahr ’09“, was zugleich wohl sein härtester Kampf gegen den Dunklen Ritter gewesen sei. In der hier noch zu besprechenden JLU-Episode „Epilog“ erwähnt Terry später, dass Bruce es nicht geschafft habe, die Welt vor der „Near Apocalypse in ’09“ zu retten. In unserer Welt sind 2009 natürlich einige weltbewegende Dinge geschehen. Michael Jackson ist gestorben, Barack Obama wurde als erster dunkelhäutiger Präsident der USA vereidigt und die Globale Banken- und Finanzkrise(!) nahm gerade ordentlich an Fahrt auf. Alle bemerkenswerten Katastrophen des Jahres, sind hier aufgeführt (u. a. der Einsturz des Kölner Stadtarchivs). Vielleicht hatte Ra’s al Ghul da ja irgendwo seine Hände mit drin ? Was das DCAU betrifft, weiß man nur, dass Talia Batman final darum bat, ihren Vater und dessen Pläne aufzuhalten. Mehr nicht. Alles, was darüber hinaus an Spekulationen möglich ist, haben die Kollegen von Watchtower zusammengefasst. Viel Spaß damit. Wir aber verbringen hier unsere Zeit nicht mit Spekulation und Rätseln, sondern mit der weiteren Analyse der vorliegenden Folge.

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Die meisten Besonderheiten und Anklänge an die vergangenen Episoden und Comics habe ich schon erwähnt. Bemerkenswert ist eventuell noch, dass diesmal mit großer Sicherheit ein (Haupt)Charakter gestorben ist und sehr wahrscheinlich auch dessen Henchmen nicht überlebt haben. Außerdem sollten wir nicht außer Acht lassen, dass Bruce diesmal ernsthaft und ohne einen Plan B auf den Vorschlag eines/einer Al Ghul eingeht und sich sogar in die Lazarusgrube eintauchen lässt. Wir können viel darüber spekulieren, warum er Talia so weit vertraut (vielleicht sehnt er sich ja doch für seinen Lebensabend nach einer Gleichgesinnten), aber wir erleben gleichzeitig, wie schnell er (nach seinen eigenen Maßstäben) wieder bei Verstand ist und die ganze Sache zu beenden versucht. Während der Handlung erwähnt er gegenüber Terry: “Ich frage mich, ob ich überhaupt das Recht dazu [Anm.: zur Verlängerung seines Lebens] habe.“ Schade, dass derartige Zweifel nicht weiter ausgeführt worden sind. Und so ist das Einzige, was an dieser Folge wirklich auszusetzen wäre, dass es sich eben nur um eine Folge handelt. Der gesamten Story hätte noch mehr Unterfütterung gutgetan. Man hätte noch detaillierter die Beziehung zwischen Bruce und Talia darstellen können, bevor sich der große Twist ereignet hätte. Das hätte die Fallhöhe um ein Vielfaches gesteigert. Außerdem hätte Dini so Ra’s‘ Rolle und die Abkehr Bruce‘ vom Lazarus-Prozess anständiger ausbauen können. Vielleicht hätten sogar ein paar Rückblenden Platz gefunden. Oder ein Kampf zwischen dem jungen Bruce und Terry. Oder sogar ein paar Batman-Einsätze des verjüngten Bruce in Gotham. All das ist aber nur Wunschdenken und Nitpicking. Ein Zweiteiler hätte diese Folge lediglich von „großartig“ zu „herausragend“ befördert.

Wie gesagt, wurde den Al Ghuls hier ein würdiger Abschied gewährt und Bruce hat seinen Frieden mit Talia finden können. Was also bleibt mir anderes, als ihm die letzten Worte zu überlassen. Als Bruce zum Schluss die Höhle verlässt, sagt er aufrecht und mit einem letzten freundlichen Blick auf das gemeinsame Bild von ihm und Talia: „Ruhe in Frieden, Geliebte.“

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Fazit

Und damit endet sie, jene Mammut-Chronik, die sich mit der langen Geschichte der Familie Al Ghul innerhalb des DCAU auseinandersetzt (sowie mit der dazugehörigen Gesellschaft der Schatten).

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Und wie schon oft erwähnt, haben die Macher der Animated Serie tatsächlich eine regelrechte Saga der Al Ghuls geschaffen. Die meisten gesichteten Materialien nehmen Bezug aufeinander. Die Geschichten einer Episode führen manchmal sogar zur Veränderung von Dynamiken in der nächsten usw. Erneut sind die Antagonisten sowie deren Beziehung zu Batman konsistent konstruiert. Wenn man die 23(!) Storys nacheinander rezipiert, ergibt sich ein roter Faden, ein großes Ganzes. Weiterhin haben es die Kreativen erneut geschafft, die meisten Storybögen so zu gestalten, dass man diese auch dann genießen kann, wenn man eben nicht jede andere vorherige BTAS-Folge gesehen oder jeden Comic gelesen hat. Ist dem aber so, dann steigert das den Genuss ungemein.

Dass Ra’s, Talia und der Rest der Bande überhaupt in der BTAS auftauchen, kam für viele Comicfans zu der damaligen Zeit überraschend, da diese Gegner nie zuvor für irgendein anderes Medium adaptiert worden waren. Immerhin birgt der global agierende Ökoterrorist auch seine erzählerischen Tücken für einen fest in seiner Stadt verwurzelten Helden wie Batman. Spätestens aber mit dem Zweiteiler „Eine tödliche Bitte“ eröffnete sich uns eine Welt außerhalb Gothams, die voller neuer Abenteuer und Wunder steckte. Batman erlangt dazu nur Zugang, weil ihm ein terroristischer Bösewicht und dessen verliebte Tochter gewogen sind. Und schon ziehen wir mit ihm in die große weite Welt, hin zu Mystizismus und Magie … und es funktioniert die meiste Zeit einwandfrei.

Ra’s al Ghul steigt auch innerhalb der Serie zu dem oder mindestens zu einem der gefährlichsten Gegner Batmans auf. Das ergibt sich nicht zwangsläufig aus seiner Art der Unsterblichkeit, sondern weil er ein gut organisierter Massenmörder ist, der weltweit operiert. D:\Bats\Al Ghul\01\ob-00266.jpgDie Macher der BTAS haben es geschafft, die Gefahr, die von diesem Charakter und seiner Junta ausgeht, angemessen einzufangen und das nicht zuletzt durch seine gruselige Verjüngung in „Eine tödliche Bitte“. Und sie haben das geschafft, obwohl er so viel Übernatürliches in Batmans Welt hineinträgt. Außerdem haben sie (allen voran Kevin Altieri) die daraus entstandenen weiteren Möglichkeiten dieser Figur genutzt. Immer wieder sehen wir Batman in Abenteuersettings, die eigentlich nicht so recht zu ihm und seiner Welt passen wollen. Und doch tun sie es. Batman funktioniert wunderbar in den einzelnen Locations, weit weg von gewohnten Gefilden.

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Ein Grund hierfür ist vielleicht auch die enge Verbindung zu Talia. Von der ersten funkensprühenden Begegnung der beiden in „Tödlicher Schwindel“ bis hin zu Talias letztem Auftritt in „Ewige Jugend“ gibt es ein unsichtbares Band zwischen ihr und Batman, welches meiner bescheidenen Meinung nach auch das stärkste zu einer Frau innerhalb des DCAU war und ist. Bis auf den hier lang und breit bejammerten Ausrutscher in „Eine tödliche Bitte“, beweist sich Talia an vielen Stellen als ein weiterer starker, weiblicher Charakter innerhalb der Serie; eine Frau, die mit Batman auf Augenhöhe agieren kann (wenn sie sich nicht gerade ihrem Vater und dessen tödlicher Mission unterwirft). Im Grunde ist Talia ein Bad-Ass wie er/sie im Buche steht. Dabei zeigt die Figur mehrere Facetten, kann gefährlich, lasziv, freundlich, unterwürfig oder auch eiskalt sein. Für mich ist sie auch ein gutes Beispiel, wie gleichwertig wir wichtige Frauencharaktere in der Serie präsentiert bekommen. Ich glaube, dass wir diese weiblichen Figuren so auf Augenhöhe wahrnehmen (ich setze einfach voraus, dass es vielen anderen genauso geht), hat damit zu tun, wie Batman auf diese Frauen reagiert. Auch von Talia ist er angetan und wirkt fasziniert. Natürlich haben auch andere Helden starke Frauenfiguren in ihrer Rogues Gallery, doch Superman z. B. kann das einfach anerkennen, kämpft und kehrt dann zu seiner grundsoliden Beziehung zu Hause zurück. Von Batman als gleichwertig angesehen zu werden (was bestimmte Skills betrifft), ist schon eine Leistung für sich. Und Talia kostet das kaum Mühe.

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Außerdem bringt sie von vornherein einen weiteren Vorteil mit: sie kennt seine Identität und sie schweigt darüber, als sei es das Natürlichste der Welt. Damit eröffnet sich Bruce überhaupt erst die Möglichkeit, sich dieser Frau zu nähern. Das steigert womöglich die Attraktivität Talias für ihn ungemein. Denn so hat sie bereits die Tür in ein mögliches gemeinsames Leben geöffnet, weil sie die Batman-Seite nicht ablehnt und obendrein akzeptiert, dass ihm eine diesbezügliche Geheimhaltung wichtig ist.

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In Batmans Welt sind Personen, denen er bei dieser Frage trauen kann, rar gesät und damit unglaublich wichtig. Darüber hinaus ist auch eine relative Bedingungslosigkeit hinsichtlich ihrer „Beziehung“ zu beobachten, die zudem von beiden auszugehen scheint. Das einzige wirkliche (dafür aber riesengroße) Hemmnis, das dieser Verbindung entgegensteht ist der wiederholt aufflammende Konflikt mit Talias Vater und die widerstreitenden Ansichten der beiden Männer. Darüber hinaus fällt mir nichts Kritisches ein. Talia bezeichnet Bruce schon recht früh als ihren Geliebten.

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Und selbst der spricht schnell von Gefühlen und scheint sich kaum an Talias persönlicher Delinquenz zu stören. Für mich ist das ein großer Unterschied zu z. B. Catwoman. Da tritt Batman immer wieder als bekehrender Retter auf. Bei Talia scheint dem nicht so zu sein. Da scheint er sich eher noch zurückzulehnen. Vielleicht wirkte deshalb auch die Beziehung zu Talia für mich immer als die natürlichere. Die Animated Series trug quasi Schuld daran, dass für mich lange Zeit feststand, dass, wenn es eine Frau ins Leben von Batman/Bruce schafft, nur Talia sein kann. Innerhalb der Serie werden alle anderen Beziehungen nur angeschnitten und v. a. nicht so romantisch dargestellt. Die Adventures-Heftreihe verstärkte dieses Bild noch zusätzlich.

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Doch wie wir gesehen haben, ist all das zum Scheitern verurteilt. Talia ist beständig hin- und hergerissen zwischen ihrem Vater und ihrem Geliebten (in welchem sie im Grunde auch ein Abbild Ra’s al Ghuls sieht). Aufgrund dieses Dilemmas können sich Batman und Talia auch nie richtig trauen, sodass am Ende der meisten Storys einer den anderen hintergeht und einer mit gebrochenem Herzen zurückbleibt. Dem Zuschauer wird schnell klar, dass es sich hierbei um eine Neverending-Story handelt, die ja in „Ewige Jugend“ recht clever und tragisch zugleich aufgelöst wurde. In der Nachbetrachtung könnte man Batman hierzu einiges vorwerfen. Zum Beispiel, dass er nicht einmal in Erwägung zieht, eine Zukunft mit Talia aufzubauen oder andere Optionen wenigstens zu durchdenken. Man könnte ihm vorwerfen, dass er seiner eigenen Mission um so vieles treuer ist und dadurch selbst so viel verliert. Aber wir haben auch gesehen, dass es Talia nicht besser macht. Eigentlich ist es in ihrem Fall noch viel schlimmer. In „Demon Seed“ führt sie die Mission ihres totgeglaubten Vaters fort. Eine Mission, die nicht die ihre ist! Außerdem weigert sie sich, neben dieser auch Ra’s al Ghul selbst sterben zu lassen. Immer wieder führt sie ihn zu den lebensspendenden Lazarusgruben. Bis jetzt ärgere ich mich darüber, dass Talia ihren Vater nicht einfach in der Superman-Episode „Verbündet gegen den Dämon“ hat seinen letzten Weg gehen lassen. Doch können wir ihr das vorwerfen? Wären wir nicht alle versucht, das Leben eines geliebten Menschen wiederherzustellen, wenn wir die Chance hätten? Ich ärgere mich nur, weil es für Batman und Talia ein Happy End hätte bedeuten können. Aber so läuft das hier nicht. Vor allem nicht, wenn Ra’s al Ghul dein Vater ist.

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Ra’s al Ghul, die selbsternannte Geißel der Menschheit. Er ist besessen von der Idee, eine Welt zu erschaffen, die frei ist von Hunger, Krankheit und Angst; eine Welt, die ihn zudem als ihren Meister anerkennt. So steht es zumindest im offiziellen Writers Guide der Animated Series geschrieben. In unserer Chronik haben wir gesehen, dass Ra’s keine Methode der Massenvernichtung und des Terrors scheut, um an sein Ziel zu kommen. Die Zerstörung vieler Millionen Leben ist seiner Auffassung nach notwendig, um unseren Planeten von der Zerstörungswut der Menschheit zu befreien. Letzen Endes hängt der Dämon genauso stark an seiner Mission wie Batman an der seinen. Manchmal wirkt Ra’s sogar völlig verloren in seiner Idee, die Menschheit von der Erde zu tilgen. Damit er dieses (bisher eher erfolglose) Vorhaben überhaupt weiterführen kann, ist es zudem nötig, dass er immer wieder nach verschiedenen Mitteln und Wegen sucht, sein Leben auf unnatürliche Weise zu verlängern oder sogar unendliche Unsterblichkeit zu erlangen. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, Letzteres geriet über die Jahrhunderte zum Selbstzweck. So dass man am Ende überhaupt nicht mehr weiß, ob es ihm tatsächlich noch um die Mission geht, oder vielmehr um seine Sucht nach Unsterblichkeit per se. Denn es stellt sich schon die Frage, wie oft er eigentlich bei der Umsetzung seiner Pläne gescheitert ist. Es kann doch nicht sein, dass dieser knapp 700 Jahre alte Charakter ständig über Widrigkeiten oder Gegner wie Jonah Hex und Batman gestolpert ist, die seine Pläne vereitelten; sodass er immer wieder dazu genötigt war, ein weiteres Bad in der Lazarusgrube zu  nehmen. Auch frage ich mich, was Ra’s eigentlich vor der Industrialisierung gemacht hat.

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In „Showdown“ sehen wir noch, wie er versucht, sich – mit den Mitteln der Moderne – gegen die Ausbreitung derselben zu wenden. Davor scheint er aber auch als ganze Stämme auslöschender Konquistador („Verbündet gegen den Dämon“) bzw. als Verbündeter, vielleicht sogar Anführer, amerikanischer Ureinwohner („Dämonen“) den „jungen Kontinent“ unsicher gemacht zu haben. Was waren denn zu dieser Zeit seine Ziele? In „Dämonen“ plante er bereits vor 400 Jahren, einen alles zerstörenden Erzteufel auf die Erde loszulassen. Was bitte ist denn seine Motivation dahinter gewesen? Eine die Welt zerstörende Menschheit, wie Ra’s es in der Jetzt-Zeit immer wieder moniert, gab es vor 400 Jahren bei weitem nicht; nicht in diesem Ausmaß. Kann es sein, dass Ra’s al Ghul am Ende eigentlich nur scharf darauf war und ist, die Weltbevölkerung so stark zu reduzieren, damit er sich zum Anführer der verbleibenden Menschen aufschwingen kann; zum Herrscher der Welt?! Kann es sein, dass seine hehren Ziele nur Deckmantel sind für seine Allmachtsfantasien? Aber warum hat er dann Batman seine Nachfolge angeboten? Und wer bitteschön hat über die vergangenen 700 Jahre dem Kopf des Dämons Einhalt geboten? Wenn jemand Comics kennt, die derartige Fragen beantworten (gern auch außerhalb des Animated Universe), bitte her damit!

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Wie an dieser Stelle schon oft gesehen (und auch weiter oben besprochen), haben wir es bei Batman oft mit Gegenspielern zu tun, die ihm in gewisser Weise gleichen oder seine … nennen wir es „Leidenschaft“ … teilen, bestimmte Dinge zu Ende zu bringen oder „richtig“ zu machen. Und auch Ra’s ist wieder ein Gegner, in welchem diese überzogenen Eigenschaften und Einstellungen von Batman selbst angelegt sind. Diese übersteigerte, selbstgefällige Überzeugung, er selbst trage die bedeutsame Verantwortung für das Schicksal und die Reinigung der Welt, finden wir in abgeschwächter Form auch bei Batman. „Wenn ich es nicht mache, dann macht es keiner bzw. macht es keiner richtig (heißt: so, wie ich es mir vorstelle). Also muss ich die Dinge in die Hand nehmen, sonst versinkt die Welt (oder Gotham oder oder oder …) im Chaos.“ Vor diesem Hintergrund ist nochmal hervorzuheben, welch großen Respekt Ra’s vor dem Mann haben muss, den er selbst achtungsvoll den „Detective“ nennt. Wie Talia lässt er Batman sein Geheimnis. Er erkennt zudem dessen Mission an und die außergewöhnlichen Fähigkeiten die dieser „einfache“ Millionärssohn Tag um Tag beweist. So macht ihm Ra’s DAS ehrvolle Angebot, sein Erbe zu werden. Erbe seines Imperiums, seiner Vision und Mann seiner Tochter (was das unter emanzipatorischen Gesichtspunkten bedeutet, habe ich weiter oben schon ausgeführt). Nochmal möchte ich darauf hinweisen, welche Möglichkeiten der (weltweiten) Verbrechensbekämpfung Batman ohne zu zögern in den Wind schlägt, als er Ra’s bei dessen Angebot (und damit auch Talia) den Rücken kehrt. Die Ressourcen des Al Ghul Imperiums sind quasi unerschöpflich, verbunden mit einer unzähligen, bedingungslos treuen Unterstützerzahl durch die Gesellschaft der Schatten. Irgendwie aber spürt Batman zu jeder Zeit, dass Ra’s ihm versucht, seine Mission überzustülpen und für so etwas ist die Fledermaus nun überhaupt nicht empfänglich. Dennoch agiert Batman hier auf den ersten Blick nicht sonderlich schlau. Das liegt daran, dass er eben der Prinzipienreiter ist, den wir so kennen und lieben. Ein flexiblerer Mensch hätte sich das Angebot von Ra’s erstmal angehört, hätte das Ganze vielleicht sogar abgenickt, um dann die Gesellschaft der Schatten zu „etwas Besserem“ umzuformen, Tod und Verbrechen zu unterbinden und ein wirklich hilfreiches, weltumspannendes Netzwerk zu bilden. Oder vielleicht ist genau das die viel naivere Sichtweise auf solche Prozesse und Organisationen. Vielleicht kann man derartige Strukturen nicht oder nur sehr schwer von innen verändern und Batman, der alte Fuchs, hat das nach zwei bis drei Gedankengängen hierzu schon durchstiegen. Vielleicht ist es so, wie mit Gandalf, der den Einen Ring ablehnt, weil ihn die zu große Macht korrumpieren würde, völlig egal, wie aufrichtig und friedvoll seine dahinterstehende Motivation ist. Auf jeden Fall ist vor Batman der Hut zu ziehen, dass er diese Macht, die Society und alle Möglichkeiten, die sich ihm damit bieten, einfach ablehnt.

Ra’s ist bei weitem nicht so stark. Wir erleben ihn nur oft so bzw. tut er so. Selbstverständlich sind seine intellektuellen Fähigkeiten (z. B. im Hinblick auf Schaffung der Society oder die Enthüllung von Batmans Geheimidentität) beachtlich und er ist (insofern er verjüngt ist) auch ein physisch gefährlicher Gegner. Doch die mentale Stärke Batmans besitzt er nicht. Wiederholt lässt er sich provozieren oder verliert punktuell den Blick für wichtige Details. Das liegt ganz offensichtlich an seiner Selbstüberschätzung. Ra’s al Ghul ist ein (im Wesentlichen erfolgreicher) Narzisst. Wir erleben ihn die meiste Zeit kontrolliert und die Fäden in der Hand haltend. Lediglich das allerletzte, große Ziel, die Befreiung der Welt von menschlicher Ausbeutung und Überlegenheit, durch deren Ausrottung, gelingt ihm nicht. Dafür macht er Zweierlei verantwortlich: zum einen ist es Batman, der ihm in der Jetztzeit ständig dazwischenfunkt. Zum anderen sind es meist die Unzulänglichkeiten seiner Nachkommen bzw. seiner Gefolgsleute. Er selbst sieht sich selbst nie als Ursache für das Scheitern seiner Pläne an. Er selbst ist in seiner Welt das Alpha und das Omega. Und im Grunde ist das auch wenig verwunderlich. Immerhin ist er bereits seit über 600 Jahren auf der Welt. wer würde da nicht irgendwann die Überzeugung entwickeln, er sei im Gegensatz zu allen anderen etwas überragend Besonderes?! Daher schert sich Ra’s auch nicht um weltliche Normen und Regeln. Er ist übermächtig und begreift sich als Retter der Welt und der Natur. Damit stellt er sich selbst einem Gott gleich und über die gesamten betrachteten Hefte und Episoden scheint er von dieser Idee wirklich überzeugt. Ungläubige wie Batman sind hierbei lediglich zu bekehren. Denn dass er selbst der Messias ist, das weiß Ra’s al Ghul einfach. Daher schleudert ihm der Detective zu den verschiedensten Gelegenheiten entgegen, dass er wahnsinnig sei. Die Lazarusgrube habe ihm seinen Verstand geraubt. Und wenn man betrachtet, wie Ra’s der nach einer Mischung aus verdorbenem Fleisch und Jasmin stinkenden Flüssigkeit entsteigt, dann kann man Batmans Argumentation schon folgen. Doch sollten wir nicht vergessen, dass es auch die überdauerten Jahrhunderte selbst gewesen sein können, die Einfluss auf die Geistesverfassung des Dämons gehabt haben könnten (s. „Eine teuflische BitteZu den Figuren“).

Apropos Lazarusgrube: Was ich wirklich erstaunlich finde ist der Gleichmut Batmans im Umgang mit all dem Übernatürlichen, was ihm begegnet. Vor allem in den ersten Episoden, in denen noch keine anderen Metawesen im DCAU bekannt sind, erfährt er von den Gruben und ist schließlich Zeuge, wie eine fast tote Göttin/Königin die Lebenskraft aus Ra’s heraussaugt. Sehen wir ihn verwundert? Nein. Klar kennt er Magie (durch Zatanna) aber er reagiert schon sehr abgeklärt auf diese unlogischen und bisher völlig unentdeckten Phänomene. Eine generelle Frage ist auch, warum bisher nie ein Anderer die Gruben entdeckt hat. Jason Blood scheint zumindest schon mehrfach auf Ra’s al Ghul getroffen zu sein und Ra’s selbst hat bei den verschiedensten Gelegenheiten (z. B. bei einer Expedition mit Cpt. Cook) neue Lazarusgruben erschlossen. Vielleicht hat er diese dann sogleich durch die Society bewachen lassen. Man weiß es nicht.

©DC Comics

D:\Bats\Al Ghul\01\ob-00009_Fotor.jpg Ach ja, die Gesellschaft der Schatten. Sehr viel mehr, als wir in unserer allerersten Begegnung mit dieser Terrororganisation lernen, erfahren wir über den ganzen Zyklus nicht. Es handelt sich vornehmlich um folgsame Attentäter, die ohne zu Zögern für ihren Meister und die Mission ihr Leben opfern. Klar, erfahren wir hin und wieder etwas mehr, können zuletzt auch einem der Assassinen in Ausbildung folgen, aber einen wirklich gründlichen Blick auf die Society verwehrt man uns. Dabei wären ein paar Details zur Gründung der Gesellschaft der Schatten oder zu ihren (einmal kurz angedeuteten) Machtstrukturen oder zu ihrer Bindung an Ra’s al Ghul ziemlich interessant gewesen. Dafür hätte man durchaus die ein oder andere Geschichte á la „Ra’s versucht auf neue Weise sein Leben zu verlängern“ oder „Ra’s probiert eine weitere Methode zur Reinigung der Welt aus“ ersetzen können.

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©Warner Bros. & ©DC Comics

Wenigstens aber bekommen wir hin und wieder ein etwas näheren Blick auf ein Mitglied der Gesellschaft, auf den Leibwächter des Dämons – Ubu. Aber auch zu Ubu ist eigentlich nicht viel zu sagen. Es gibt über die Zeit hinweg kaum Charakterentwicklung und irgendwie ist das ja auch wünschenswert für einen gehorsamen Diener. Lediglich seine Beziehung zu Batman scheint sich über den Verlauf der Episoden ansatzweise zu verändern. Zunächst ist der Dunkle Ritter für ihn ein Ungläubiger unter vielen. Doch nach und nach entwickelt sich eine Art Spiel zwischen den beiden, das auch immer wieder zu körperlichen Auseinandersetzungen führt (die meistens Batman dominiert). Mit der Zeit scheint die Fledermaus mehr und mehr Anerkennung des Leibwächters zu gewinnen, der ihm schließlich sogar seine Trinkflasche in der Wüste hinterlässt. In den Comics sehen wir zudem, dass es auch andere – Ubu sehr ähnliche – Diener gibt. Was Ubu selbst tut, oder wo er da ist oder ob es quasi einen Pool aus gleichartigen Ubus gibt wird nie erklärt.

Auch das ist wieder schade, da in Episoden und Heften immer wieder (23) ähnliche Geschichten mit Batman, Ra’s und Talia erzählt werden, während in dem darum herum erschaffenen Kosmos noch so viele gute Story-Archs geschlummert hätten (Ausnahme hiervon ist Gotham Adventures #9). Ich will aber nicht zu laut jammern, immerhin haben wir allein durch die schiere Menge an Erzählungen eine unvergleichliche Vertiefung des opernhaften Themas zwischen den drei Hauptfiguren und den großen, wiederkehrenden Konflikten, welche aus dieser Dreierkonstellation resultieren. Nicht umsonst sind die Al Ghuls durchgehend beliebte Charaktere innerhalb der Original-Comics und haben auch eine bedeutsame Rolle in der  Arkham-Reihe eingenommen. Wie den Meisten bekannt sein dürfte, ragt das Erbe der Al Ghul Familie seit einiger Zeit unmittelbar in die laufende Batman-Serie hinein. Bereits 1996 wurde im Comic-Meisterwerk Kingdom Come (Erde 22) Ibn al Xu’ffasch (aus dem Arabischen: Sohn der Fledermaus) als Sohn von Talia und Bruce vorgestellt; sehr wahrscheinlich der gleiche Sohn aus dem nicht kanonischen „Son of the Demon“ (1987)  von Mike Barr. Aus der gleichen Quelle bediente sich dann 2006 Grant Morrison und führte den bei der Liga der Assassinen aufgewachsenen und ab seinem 10. Lebensjahr bei Bruce verbleibenden Damian Wayne als neuen/aktuellen Robin ein. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Innerhalb des DCAU durften Ra’s al Ghul und die Seinen nicht weiter verwendet werden (obwohl er sich ja wirklich sehr für die Justice League angeboten hätte), aufgrund des sogenannten Bat-Embargos. Diese Richtlinie wurde dereinst von DC-Chef Paul Levitz ausgegeben, wonach bekannte Batman-Charaktere nicht weiter im DCAU verwendet werden sollten. Grund hierfür war die neue „The Batman“-Serie sowie die sich anbahnende Nolan Filmtrilogie. Aber ich denke, wir haben hier ausreichend Material vorliegen, an dem wir uns ergötzen können.

©DC Comics

Mit der vorliegenden Chronik haben wir eine Aufstellung der vielen abwechslungsreichen und phantastischen Abenteuer, die Batman mit Ra’s, Talia und der Gesellschaft der Schatten bestreiten muss. Einige der Comics hätte ich noch Wort für Wort nacherzählen können, so eindrucksvoll waren sie gestaltet. Ferner haben einige der besprochenen Episoden über die letzten Jahrzehnte überhaupt keinen Staub angesetzt und gehören teilweise zu den besten Abenteuerfolgen des gesamten DCAU und darüber hinaus. Nach längerer wie näherer Betrachtung ist Ra’s Al Ghul wirklich ein sehr besonderer Batman-Charakter. D:\Bats\Al Ghul\Symbolfoto_1.jpgGanz ohne Kostüm, weit weg von Gotham und ausgestattet mit vollumfänglicher Kenntnis über Batmans Hintergrund. Vor allem nach „Demon’s Quest“ kann ich mir durchaus einen weiteren Live Action Movie mit diesem Gegner vorstellen, auch wenn einige Teile seiner Myhologie schon in den Nolan-Filmen ver(sch)wendet(?!) wurden. Diesmal aber gerne mit einer Talia, die sich näher am Original orientiert. Die Spannung zwischen ihr, Batman und ihrem Vater würde glatt für zwei Filme reichen; ganz zu schweigen von Ra’s al Ghuls ewigem Streben nach der Weltherrschaft, einer gereinigten Erde und ewiger Jugend. Diese Themen und Figuren bieten ein unglaublich lebensphilosophisches Potenzial und auch einen Spiegel für das verbissene, ewige Streben Batmans hin zu seiner Vision. Zum Schluss, nach Erstellung dieser Chronik erfasst mich auch wieder die bittersüße Erkenntnis, dass es schlussendlich nichts wurde mit Talia und Bruce und dass es auch nie etwas hätte werden können. Selbst, wenn sie ewig gelebt hätten.

„There’s no time for us.
There’s no place for us.
What is this thing that builds our dreams, yet slips away from us.

Who wants to live forever?!
Who wants to live forever?!“

©Warner Bros. Entertainment

[Bildrechte liegen bei DC Entertainment, Warner Bros. Animation, 20th Century Fox, Warner Bros. & DC Comics, Inc.]

Video

Ein verspäteter "First Look" zum "Batman & Batmobile 89 2-Pack" von McFarlane Toys.

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