TDKR: „Wir wussten immer, wie Bruce Waynes Geschichte enden wird“

Es hat diesmal etwas länger gedauert, aber hier ist sie nun: die TDKR Cover-Story aus der April-Ausgabe des ‚Entertainment Weekly‘-Magazins in der deutschen Übersetzung:

Es ist nicht lange her, da gab es für Anne Hathaway nur eine Person, die die Rolle der Catwoman spielen könnte – und das war nicht sie selbst. Für sie wird Batmans Gegenspielerin (und manchmal auch großer Schwarm) immer Michelle Pfeiffer sein, welche sich 1992 denkwürdig durch Tim Burtons ‚Batman’s Rückkehr‘ krallte und schnurrte. „Der Film hat Spaß gemacht, war schockierend und radikal und hinterlies bei mir als Kind einen sehr großen Eindruck“, erinnert sich Hathaway. Als sie dann für Chris Nolan’s ‚The Dark Knight Rises‘ vorsprechen sollte, ohne zu erwähnen um welche Rolle es gehen wird, führte sich Hathaway selbst auf eine falsche Fährte – und beging einen strategischen Fehltritt.

Sie war fest davon überzeugt, Nolan würde sich nicht erneut an eine Figur rantrauen die bereits so überzeugend dargestellt wurde. Stattdessen rechnete sie mit einer der weniger bekannten Schurkinnen aus dem Batman-Universum: Harley Quinn, Jokers Partnerin. Von wegen. „Nach einer Stunde unseres Treffen meinte er, ‚Es geht um Catwoman‘ und ich meinte nur, ‚Oh nein! Ich hab das komplett falsch gespielt!‘, sagt Hathaway. „Ich hab nicht einmal daran gedacht, das sie diese Figur erneut bringen würden, nachdem Michelle’s Performance so großartig war. Aber Chris zieht sein eigenes Ding durch.“

 Und das hat sich sich bislang auch ausgezahlt. Die intelligente Art, wie der Regisseur den 72-jährigen Superhelden neu definierte, führte zu zwei der meist geschätzten Studio Thrill Rides der letzten 10 Jahre. Einer davon ein alles veränderndes kulturelles Phänomen. ‚The Dark Knight‘ – spielte im Sommer 2008, drei Jahre nach ‚Batman Begins‘ über 1 Milliarde Dollar weltweit ein und brachte dem verstorbenen Heath Ledger (welcher 6 Monate vor Filmstart starb) einen Oscar für seine furchtlose und beängstigende Darstellung des Jokers ein. Der Film wurde sogar so hoch als ‚Bester Film‘ gehandelt, das sich die Academy dazu gezwungen fühlte im darauf folgendem Jahr die Kategorie um 10 Nominierte zu erweitern. Solch ein Erfolg bringt natürlich eine immense Erwartungshaltung für den Nachfolger mit sich. Deshalb steht ‚The Dark Knight Rises‘ – Nolan’s dritter und letzter Bat-Film, mit einem unbestätigten Budget von 250 Millionen Dollar – unter dem immensen Blockbuster-Druck und Oscar-Hoffnungen.

Dabei lässt der Film aber kein Spektakel aus. „Er hat einen epischen Katastrophenfilm erschaffen“, meint Hathaway über einen Film, bei dem ein ganzes Football-Feld explodiert, auf beeindruckende Art ein Flugzeug entführt wird, und sich eine Stadt im Griff einer militanten Gruppierung befindet. Und wie schon in den ersten beiden Filmen, welche anhand von ausgeklügelten Ideen von Terrorismus, Gerechtigkeit und Moral handelten, scheint es Nolan wieder geschafft zu haben der echten Welt einen Spiegel vorzuhalten. Davon ist auch Joseph Gordon-Levitt überzeugt, dem Traumdieb aus Nolan’s ‚Inception‘, welcher als Police Officer John Blake zu der Besetzung stösst. „‚The Dark Knight Rises‘ bezieht sich auf unsere derzeitige Situation, sogar noch um einiges mehr als es die ersten beiden Filme taten.“

Ja, wir wissen es: etwas mehr Details wären schön. Aber der zwanghafte Geheimniskrämer Nolan hat kein Interesse daran mehr zu verraten. („Nun, was kann ich euch nicht über den Film erzählen“, begrüßte er uns). ‚Rises‘ spielt acht Jahre nach den Ereignissen in ‚The Dark Knight‘. In Gotham City ist Frieden eingekehrt und gedeiht. Doch Bruce Wayne (Christian Bale) erholt sich immer noch körperlich wie geistig von seinem Kampf mit dem Joker und Harvey Dent, einem ambitionierten Staatsanwalt, welcher in einen zynischen Psychopathen verdreht wurde und in einem Akt der Gewalt Polizisten wie Gangster gleichermaßen ermordete. Batman übernahm hierfür die Verantwortung um die Ideale des Anwalts weiterleben zu lassen und findet sich nun zu beginn der Geschichte auf der Flucht.

Während alte Vertraute, wie Alfred (Michael Caine) und Lucius Fox (Morgan Freeman) und eine potenzielle neu Liebe in Form von Miranda Tate (‚Inception‘-Überbleibsel No. 2, Marion Cotillard) versuchen Bruce sein Vertrauen wieder zu geben, zwingen zwei neue Bedrohungen Batman dazu in’s Exil zu gehen. Die erste Bedrohung ist die High-Society-Gaunerin Selina Kyle, auch als Catwoman bekannt. Und dann natürlich Bane (‚Inception‘-Überbleibsel Nummer 3, Tom Hardy), einen gerissenen, übermenschlichen Terroristen unbekannten Ursprungs. Bane hat eine kleine Armee, einen fiesen Maulkorb (inspiriert durch ein Gemälde von Francis Bacon, welches ein Pavian-Maul zeigt) und murmelt auf theatralische Weise, wovon die meisten schon gehört haben dürften oder es selbst gehört haben, aber dafür nichts verstanden haben (gleich mehr dazu).

„Dem Joker war alles egal – er wollte nur die Welt brennen sehen. Er war ein Meister des Chaos und der Zerstörung, skrupellos und wahnsinnig. Bane ist anders“, meint Hardy, ein britischer Schauspieler, welcher für seine Performance in Independent-Produktionen wie ‚Bronson‘ und ‚Warrior‘ sehr geschätzt wird. „Bane geht sehr akribisch und kalkuliert vor. Er strebt danach es im großen Stil organisiert anzugehen. Zudem ist er eine körperliche Bedrohung für Batman. An Bane ist nichts unklar. Keine Scherze. Er ist ein astreiner Schurke.“

In den Comics wurde Bane in einem fiktiven karibischen Landstrich geboren. Er ist abhängig von einer Droge, die ihm monströse Kraft verleiht und gleichzeitig schmerzhafte Nebenwirkungen mit sich bringt. Niemand von der ‚Rises‘-Produktion verrät, wie nah Hardys Figur am Comicvorbild ist. Hardy betont aber, das seine umstrittene Stimme davon beeinflusst wurde, das Comicvorbild zu würdigen, sei es Banes Intellekt und Herkunft, wenn auch auf eine wortkarge Art. Er wollte ihn gleichzeitig böswillig und weise klingen lassen.

„Es gab zwei Türen, durch die wir hätten gehen können“, erzählt Hardy. „Wir hätten direkt durchgehen können und ihn als typischen Schurken darstellen können. Oder wir hätten durch die unbequeme Tür gehen können, die sich zwar an den Text gehalten hätte, aber auch nach hinten hätte los gehen können“. Natürlich hat sich Hardy für die zweite Tür entschieden. „Es besteht das Risiko ausgelacht zu werden – oder aber es könnte sehr erfrischend und aussergewöhnlich sein“, meint er. Auch wenn seine Dialoge in dem im Dezember vor ‚Mission: Impossible – Ghost Protocol‘ gezeigtem Prolog bei einigen wenig Anklang fand, bittet Hardy das Publikum um Geduld. „Das Publikum muss sich um die murmelnde Stimme keine Sorgen machen“, versichert Hardy, „Im Verlauf des Filmes wird man seine Stimme einordnen können“.

Banes Motivation bleibt ein großes Geheimnis, auch wenn der Trailer die Zerstörung Gothams und Bruce Waynes Tod dahinter vermuten lässt. Repräsentiert Bane eine spezielle politische oder philosophische Meinung? Die Antwort ist … vielleicht. „Ich glaube, die politischen Inhalte werden wie schon beim letzten Film  immer hier und da heiß diskutiert“, sagt Nolan.

Für Hardy kam die Rolle des Bane genau zur richtigen Zeit. Im Juni 2010 bestätigte der Schauspieler seine Rolle als Mad Max in dem Film ‚Fury Road‘, George Millers Reboot des australischen Franchises, welches Mel Gibson zum Weltstar machte. Aber nur ein paar Monate später, während den Dreharbeiten zu ‚This Means War‘ mit Chris Pinne und Reese Witherspoon in Vancouver, erfuhr Hardy, das sich die Arbeiten an ‚Fury Road‘ um ein Jahr verschieben werden (der Film hat bis heute noch kein anvisiertes Startdatum). Ein paar Stunden nach diesem Anruf klingelte wieder sein Telefon. Christopher Nolan war am Apparat. „Es war schon wirklich niederschmetternd als ich das von Mad Max hörte – und kurz darauf fühlte ich mich wie auf Wolke 7“, erinnert sich Hardy.

So wie Nolan nunmal so ist, vermeidete der Regisseur genauere Details zu Hardys Rolle preiszugeben. Zudem war Nolan recht unwohl jemanden diese Rolle anzubieten, da man als Schauspieler den ganzen Film über nur mit Maske zu sehen ist. „Ich glaube er machte sich sorgen darüber, ob das Tragen dieser Maske meine Karriere beschädigen könnte. Er dachte, ich wäre darüber besorgt, dass das Publikum nicht mein wunderschönes Gesicht sehen könnte. Als ob mich das gestört hätte. Hier geht’s um Chris Nolan! Ich würde für diesen Mann einen Müllsack auf meinem Kopf tragen.“

Für das Nolan Batman-Franchise gab es nie einen explizit ausgeklügelten Masterplan. „Es ging immer nur darum jede verdammt gute Idee in jeden einzelnen Film unterzubringen, damit man am Schluss das Gefühl hat, alles untergebracht zu haben“, erklärt Co-Autor Jonathan Nolan, Christophers Bruder. Trotzdem war es der Anspruch des Regisseurs, eine vereinheitlichte Trilogie mit einer fortsetzenden Charakterentwicklung um Bruce Wayne zu kreieren. Und ein Detail stand dabei schon seit Jahren fest: „Schon an einem sehr frühen Zeitpunkt bei der Entwicklung der drei Filme wussten wir, wie Bruces Geschichte enden würde“, offenbart Christopher Nolan.

Und so wurde ‘Rises’ als verbindender und finaler Teil des gesamten Franchises vorgesehen und geschrieben. “Der Film steht für sich alleine, obwohl er damit auch ein zyklisches Werk vervollständigt. Es sind mehr Drillinge als ein Kind nach dem anderen – sozusagen die Dark Knight Drillinge.”

Wenn man Team Nolan über den Film sprechen hört, fragt man sich schon: wird Batman überhaupt diesen Film überleben? In den Comics brach Bane Batmans Rückgrat, in dem er ihn wortwörtlich über’s Knie legte. „Er traf noch nie auf jemanden mit solch eine solch stumpfe Wucht wie Bane. Und es ist auch nicht gerade der beste Zeitpunkt auf ihn zu treffen.“

Nolan meint, das er von den berühmten Schurken angezogen wird – solange sie mit einer bestimmten Glaubwürdigkeit in sein mehr realistisches, Neo-Noir Gotham City passen. „Am Anfang fragen wir uns immer, wer könnte diese Person in der echten Welt sein?“, erzählt Nolan. Demzufolge war Catwoman für Nolan aufgrund ihres Bekanntheitsgrades und der Tatsache, das sie Batmans bodenständigster Gegner ist, ein sicherer Kandidat. Nolans Selina Kyle (bis jetzt ist noch nicht klar, ob sie im Film überhaupt Catwoman genannt wird) wird als Rätsel präsentiert, wahrscheinlich auch für sie selbst. Wie Hathaway es kryptisch erklärt, „Wer ist Selina Kyle? Sie ist jemand, die dich glauben lassen möchte, das sie selbst diese Frage beantworten kann“. Nolan besetzte Hathaway, weil er daran glaubte, das die Schauspielerin die größte Herausforderung meistern könnte: vorzugeben eine Hintergrundgeschichte zu haben, die nicht im Drehbuch steht und auch nicht dem Publikum erklärt wird.

Hathaway bereitete sich mit alten Comicheften und Filmen von Schauspielerinnen vor, die Batman-Schöpfer Bob Kane zu Catwoman inspirierten: Hedy Lamarr und Jean Harlow. Sie suchte sich auch selbst einen Trainer. „Ich musste mich körperlich verändern“, meint Hathaway. „Chris erzählte mir am Anfang, das Joseph Gordon-Levitt all seine Kämpfe in ‚Inception‘ selbst gemacht hätte. Für den Kampf in der Schwerelosigkeit habe er 2 Monate trainiert. Also bin ich aus seinem Büro raus und direkt ins Fitness-Studio gegangen, aus dem ich gerade erst 5 Minuten vorher rauskam.“

Nach 115 Drehtagen, welche im Frühjahr in England begannen und letzten November in New York City endeten, sitzt Nolan nun in Los Angeles und sitzt nun am Schnitt des wohl heißerwartesten Film des Jahres. Er versucht sich von all den Rummel um den Film abzuschotten: dem Twitter-Genörgel über Banes Stimme, den übermäßigen Erwartungshaltungen und den wilden Theorien aus den Foren. Trotzdem konnte er sich einem viralen Video-Hit nicht verschließen: der Dark Knight Rises-Trailer mit Filmmaterial aus ‚Der König der Löwen‘. „Dieser Trailer hat mich richtig erwischt“, meint er. „Ich fand den richtig episch.“

httpvh://youtu.be/1NRsPDhyHrc

Während viele Filmfans es gar nicht mehr erwarten können das große Finale von Nolans Batman-Epos zu sehen, kann Hathaway das sehr wohl. Sie gehört zu den Schauspielern, die sich selbst nicht in einem Film sehen können. Ihre Performance als Catwoman zu sehen bringt sie jetzt schon ins schwitzen. „Ich werde einen Helm tragen müssen und Chris muss neben mir sitzen und immer einen Knopf drücken, wenn ich auf der Leinwand zu sehen bin“, scherzt Hathaway. „Ich weiß wie das läuft.“ Und sollte die Technik nicht bis zum Filmstart erfunden sein, dann kann sie ja immer noch die Augen schließen und sich Michelle Pfeiffer vorstellen.

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GOTHAM CITY’S NEUE EINWOHNER

SELINA KYLE / Anne Hathaway
„Sie kann sich sehr gut selbst und die, die ihr was bedeuten, verteidigen, was ihr auch etwas düsteres verleiht“ – Christopher Nolan

BANE / Tom Hardy
„Er repräsentiert eine beeindruckende körperliche Stärke in Kombination mit bösen Vorhaben“ – Christopher Nolan

JOHN BLAKE / Jospeh Gordon-Levitt
„Für mich war es, als wäre ich in die Oberstufe gesprungen. Am Set spürte man, das es um einen Abschluss ging, aber es war auch Zuversicht zu spüren“ – Joseph Gordon Levitt

MIRANDA TATE/ Marion Cottilard
„Sie verkörpert die Hoffnung, die Bruce wieder am Leben teilnehmen lässt“ – Christopher Nolan

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Gründer und Chefautor von Batmannews.de. Batman-Fan seit 1987.

76 Kommentare

  1. d-kun sagt:

    Echt nicht?
    Hm, dann tut es mir Leid, dass ich ein Gerücht verbreitet habe!
    Wäre aber irgendwie cool, wenn es so ist.

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