Wonder Woman Review: Spoilerfrei UPDATE

Das Batcast-Team hat die Gelegenheit bekommen, die Pressevorführungen von Wonder Woman zu besuchen. Lest hier die spoilerfreien Reviews.

Patrick:

Patty Jenkins ‚Wonder Woman‘ liegt auf einem Niveau mit den Comicklassikern von Donner, Burton oder Nolan.

Die Regisseurin Patty Jenkins gibt uns den ersten wirklich guten weiblichen Superheldenfilm. Die Schauspielerriege glänzt. Allen voran Gal Gadot kann man nicht gut genug Lob aussprechen. Es ist ihre Rolle, sie ist Wonder Woman. Es ist ihre Rolle, ähnlich wie bei Christopher Reeves. Zum ersten Mal kann ich auch Chris Pines Charisma nachempfinden, das Zusammenspiel von Gal Gadot und ihm strotzt vor Chemie. Besonders gefreut hat mich die kleine Rolle eines ‚Trainspotting‘-Schauspielers.

Die Musik ist überraschend stark und mutet sehr klassisch an, erfreulich ist auch die gekonnte und nicht übermäßige Benutzung des ‚Wonder Woman‘-Themes.

Auf der schwächeren Seite stehen einige Einstellungen, in denen die CGI Herkunft deutlich wird. Aber das macht der Film mit charmanten Szenen und einer packenden Handlung wett, deswegen fällt es nicht stark ins Gewicht. Des Weiteren gleitet die finale Actionsequenz in ein typisches CGI Feuerwerk ab, aber durch clevere Designentscheidungen und einem emotionalen Pay-Off rettet er sich doch in ein erfüllendes Ende.

Die 141 Minuten vergehen im Flug. Alle Szenen sind wichtig und erzählen so viel über die Charaktere und deren Weltanschauungen, dass keine Szene unnötig ist und weggeschnitten werden sollte. Sehr selten bei heutigen Blockbuster.

Der Film erzählt die emotionale Geschichte, bietet tolle Nebencharaktere und eine visuell beeindruckend inszenierte Mythologie. Besonders hervorsticht, dass Jenkins und die Autoren Geoff Johns und Allan Heinberg durch kleine, clevere Ideen glänzen, wenn die Geschichte gerade Gefahr läuft, zu klassisch zu werden. Die stark inszenierten Charaktermomente sind das Highlight der Origingeschichte. Sie zeigen Charaktere, die sich ernst nehmen und ihre hoffnungsvolle Botschaft verbreiten – ohne sich dabei selbstironisch die Ernsthaftigkeit zu entziehen.

Der Film ist nicht nur für Comicfans, sondern vorallem auch ein Film für jeden Kinogänger, der wieder mit einer wahren Comicikone im Blockbuster mitfiebern will. Schöner noch, dass es eine weibliche Heldin ist. Dieser Film war nicht nur für das DCEU nötig, sondern auch für die komplette Blockbusterlandschaft. ‚Wonder Woman‘ erfindet das Rad nicht neu, zeigt uns aber, was ein inspirierender Blockbuster zu Stande bringen kann.

Gerd:

Patty Jenkins ‚Wonder Woman‘ ist das Licht in der Dunkelheit des DCEU.

Es wäre ein Leichtes, „Wonder Woman“ seine ganzen Fehler und Schwächen vorzuwerfen. Und derer gibt es einige in Patty Jenkins Verfilmung der bekanntesten weiblichen Superheldin überhaupt. Wenn man sich den Hype anschaut, den der Film in den letzten Tagen ausgelöst hat, dann wird man in fast allen Reviews immer wieder explizite Beschreibungen seiner Schwächen lesen können. Gerade weil der Film so positiv aufgenommen wird, scheint man darauf bedacht zu sein, auf seine Makel hinzuweisen. Man kann zu der Meinung kommen, es wird bewusst tiefgestapelt, denn man hatte Warner/DC diesen Film nicht zugetraut.

Es gibt aber keinen perfekten Film, ganz im Gegenteil. Viele liebgewonnene Klassiker und Kultfilme profitieren geradezu von ihren offensichtlichen Fehlern. Sie führen dazu, dass man sie sich immer wieder anschaut, dass man über sie spricht.

Ich werde diesen Weg nicht gehen und beginne meine Review mit meinem persönlichen Fazit zu diesem wunderbaren Sommerblockbuster: „Wonder Woman“ ist für mich die beste Comicverfilmung eines Superhelden seit Richard Donners „Superman“ von 1978!

„Wonder Woman“ ist ganz klassisches Abenteuer-Kino und steht damit in direkter Tradition zur „Indiana Jones“- oder „Star Wars“-Reihe. Er versucht erst gar nicht, eine „intellektuelle“ Story mit entsprechendem „Betroffenheits-Brimborium“ zu erzählen, sondern folgt vielmehr ganz klassisch Joseph Campbell´s Heldenreise. Und weil man sich eben auf diese Geschichte konzentriert, gelingt es dem Film dann, ohne es besonders herauszuarbeiten, dem Zuschauer die verschiedensten Emotionen zu entlocken.

Gal Gadots Spiel ist dabei besonders hervorzuheben. Sie spielt Wonder Woman nicht, sie ist es. Man fiebert mit ihr, freut sich mit ihr und trauert mit ihr. Jederzeit nimmt man ihr ihre Emotionen ab. Wenn sie lächelt, lächelt man als Zuschauer fast automatisch mit und wenn man das Entsetzen der Kriegsgreuel in ihren Augen sieht, dann ist man ebenfalls entsetzt und tief berührt. Selten wurde in einem Mainstream Film ein solches Thema so stark umgesetzt.

Auch Chris Pine macht seine Sache hervorragend. Man kann sogar sagen, in diesem Film hat er endlich etwas zu tun und kann sein Können wirklich unter Beweis stellen. Die Chemie zwischen ihm und Gal Gadot ist perfekt und überträgt sich sofort auf den Zuschauer.

Überhaupt, jede Rolle ist perfekt besetzt und von manchen Figuren wünscht man sich mehr zu sehen. Aber es ist die Geschichte von Diana und Steve Trevor die hier erzählt wird, nicht die der anderen Figuren. An dieser Stelle muss man das clevere Drehbuch loben. Denn trotz der wenigen Screentime, die manche Charaktere haben, sie bekommen alle ihren Moment.

Und zu guter Letzt: Ja die Antagonisten sind nicht sehr facettenreich  und manchmal wirken sie wie Karrikaturen. Aber hey, es ist eine Comicverfilmung. Und wie fast alle Comicverfilmungen droht der Film im letzten Drittel zu kippen und allzu schablonenhaft zu wirken. Aber dank zweier weiterer cleverer Drehbucheinfälle reißt der Film im entscheidenden Moment wieder das Ruder an sich und führt zu einem befriedigenden Ende.

Am Ende beschert uns dieser Film eine einfache, tiefgründige Wahrheit: Liebe ist es, die die Welt zum Besseren verändert. Liebe ist es, die uns zu besseren Menschen macht. Wir brauchen nur entsprechende Vorbilder und den Willen nach Höherem zu streben. Und damit wird „Wonder Woman“ zum Licht in der Dunkelheit des düsteren DCEU.

Und was ist die Essenz des Films?  Ich antworte hier mal mit 2 Sätzen, die ich in amerikanischen Reviews gelesen habe: „MoS“ und „BvS“ sind vielleicht die Filme, die unsere Welt verdient. „Wonder Woman“ ist aber ganz sicher der Film, den diese Welt braucht.

Henning:

Lange habe ich überlegt, womit ich bei dieser Kritik beginnen soll. Beim abfallenden dritten Akt, beim vergleichsweise mäßigen CGI? Kritisiere ich die Szenen, die man aus meiner Sicht hätte straffen können? Nehme ich mir den schwächelnden Antagonisten vor, wie es eine Amazone wohl tun würde?!

Ich bin ganz ehrlich. Wenig von alldem spielt nun, ein paar Stunden nach dem Kinobesuch, noch eine Rolle. Stattdessen habe ich einen Superheldenfilm gesehen, wie ich ihn sehen möchte. Mit Helden, deren Werte ich teile. Mit Charakteren, die mich berühren.  Mit Emotionen, die ich fühle. Mit Herz und Seele!

Wonder Woman fühlt sich richtig an. DAS ist die Richtung für ein DC-Universum, wie ich persönlich es sehen möchte. Mit Figuren, die für etwas stehen und die für ihre Werte einstehen. Die auch mal hadern oder zweifeln, wie wir alle es tun. Die sich am Ende aber nicht unterkriegen lassen….Helden eben! Die es nicht kümmert, ob Werte nun zeitgemäß oder cool genug sind. Die nicht nach jeder Aktion einen ironischen Spruch setzen, um sich bloß nicht zu ernst zu nehmen oder sich festzulegen.

Ist Wonder Woman ernst? Ja, der Film ist ernst und nimmt sich sowie seinen thematischen Kern ernst. Gleichzeitig versprüht der Film eine Leichtigkeit im Ton und einen wunderbaren Humor, wie ich ihn schon lange nicht mehr in einer  Superhelden-Verfilmung gesehen habe. Wir erleben kein plumpes Feuerwerk der Sprüche, sondern eine wunderbare Situationskomik mit herrlichem Dialogwitz im Geiste bester Screwball-Komödien. Dabei beweist Patty Jenkins ein wahnsinnig gutes Gespür für Timing. Insbesondere die ruhigen Charakterszenen inszeniert Jenkins mit großer Klasse und der richtigen Sensibilität für den Augenblick. Es sind ohnehin eher die ruhigen, die kleinen Szenen, die mich begeistert haben. Neben der Action gibt es viele solcher Szenen, in denen die Figuren geerdet und mir als Zuschauer dadurch nah sind. Nicht jede Szene ist visuell überhöht oder bedeutungsschwanger aufgeladen. Manchmal holen sich Figuren eben einfach nur ein Eis! Und manchmal machen eben genau solche Szenen in einem Film einfach nur Spaß. Ich jedenfalls habe Jenkins‘ klassische Herangehensweise an den Film genossen. So werden Geschichten erzählt!

Dabei helfen natürlich die wirklich guten Hauptdarsteller. Gal Gadot und Chris Pine harmonieren ab der ersten Sekunde wunderbar! Es braucht nicht einmal viele Worte, es reichen bei der ersten Begegnung ihrer Figuren zwei Blicke. Gal Gadot macht ihre Sache als Wonder Woman famos und Chris Pine ist pures Gold in jeder seiner Szenen!

Das Ganze wird akustisch untermalt von einem wundervoll epischen Soundtrack, der mir als Fan klassischer Scores außerordentlich gut gefallen hat.

Dieser Superheldenfilm hat Spaß gemacht. Ein „Blockbuster alter Schule“, von dem sich viele Blockbuster der letzten Jahre gerne mehr als eine Scheibe abschneiden können.

An einer Stelle im Film sagt Steve Trevor zu Diana: „You can save the world.”

Vielleicht kann sie mit ihrem Herz und ihrer Seele sogar ein ganzes Universum retten! Der erste Schritt in die richtige Richtung ist definitiv getan.

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Grumpy Old Man, Mediengestalter Bild- und Ton, Film- und Superheldenfan seitdem ich laufen kann. Begeisterter Hobbypodcaster bei www.batmannews.de.

25 Kommentare

  1. Pia sagt:

    Ein sehr schöner Schlusssatz. Ich sehe es genauso. Habe den Film auch gesehen und bin überwältigt.
    „Und was ist die Essenz des Films? Ich antworte hier mal mit 2 Sätzen, die ich in amerikanischen Reviews gelesen habe: „MoS“ und „BvS“ sind vielleicht die Filme, die unsere Welt verdient. „Wonder Woman“ ist aber ganz sicher der Film, den diese Welt braucht.“

  2. Visual Noise sagt:

    Tatatatadaaaaa!!!! Und alle die an Wonder Woman gezweifelt haben…verneigt euch! Zieht Konsequenzen aus eurer Ketzerei! xD Erfreut euch an dem Licht, in dem ihr euch nun baden könnt! Preiset ihre Herrlichkeit! xD

    So…und nun beruhigen sich alle obsessiven Fans mal wieder… xD~

  3. RexMundi sagt:

    Toll!!! Vielen Dank für diese Reviews. Von Patrick derart Positives zu lesen, v. a. hinsichtlich der Story, lässt nun auch meine letzten Zweifel versiegen. Und Gerds Kritik ist großartig geschrieben und mit einem wunderbaren Schlusssatz versehen.

    Vielen Dank Batcast-Team!

    • RexMundi sagt:

      Ps: Dann sollte vielleicht Patty Jenkins den nächsten Supermanfilm inszenieren. Ich freue mich, dass WW schon jetzt so erfolgreich ist.

      Pps: Habt ihr den Film in 3D gesehen und wenn ja, lohnt es sich?!

      • Avatar-Foto torsilinfo sagt:

        Nein, für die Pressevorführung wurde der Film in 2D und in der Orginalfassung gezeigt. Ich selber bin kein großer 3D Fan, aber einige der schwächer wirkenden CGI Sequenzen machen auf mich den Eindruck das sie für 3D konzipiert wurden. Von daher kann es sein, das die 3D Fassung da einen besseren Eindruck macht.

        Bezüglich Patty Jenkins als Regisseurin eines weiteren Superman Films. Ich wäre dabei und würde es ihr auch zutrauen.

  4. Comicheld sagt:

    Es nervt mich dass der Film in Deutschland erst in 2 Wochen rauskommt…

  5. Gordon sagt:

    Und was sagt Bernd zum Film? Seine Meinung würde mich auch sehr interessieren. Ich habe inzwischen eine riesen Vorfreude und kann es kaum erwarten den Film zu sehen. Wonder Woman + Injustice 2 = ein guter Sommer für DC Fans!

  6. Sephiroth sagt:

    Wat? Die letzten beiden Sätze klingen so, als würde da jemand MoS und BvS nicht gut finden! Pfui!

    Aber gut zu lesen alles zu WW… hoffe echt, dass er dann auch mir gefallen wird…

    • Gerd sagt:

      Nö, das steht da aber nicht. Im Gegenteil, ich bin ein glühender Verfechter von Mos und BvS. Ich sehe sie aber nicht als getreue Umsetzung der Comicfiguren sondern als alternative Versionen, eben halt Elseworld Storys als Film.

      Beide Filme lassen sich politisch mit unserer Realität vergleichen und fungieren als Spiegelbild unserer zynischen Gesellschaft, aber den Ethos den Batman und Superman in den Comics verkörpern, den repräsentieren sie nicht.

      Und das ist die große Kunst von Wonder Woman. Denn der Film spielt nun einmal in dem von Snyder geschaffenen Universum, gleichzeitig bringt er aber die moralischen Werte seiner Hauptfigur in dieses Universum oder anders ausgedrückt Wonder Woman ist die erste Heldin im DCEU die einen moralischen Ankerunkt liefert.

      • RexMundi sagt:

        „Beide Filme lassen sich politisch mit unserer Realität vergleichen und fungieren als Spiegelbild unserer zynischen Gesellschaft, aber den Ethos den Batman und Superman in den Comics verkörpern, den repräsentieren sie nicht.“

        BAM! Kurz und prägnant und schön auf den Punkt. Das würde ich gern so unter und auf alles drucken, das zu den beiden Filmen je erschienen ist. Darf man das zitieren?

      • Gerd sagt:

        Wenn Du es zitieren möchtest. Gerne.

  7. Visual Noise sagt:

    Ich bin mir nicht sicher…vielleicht bin ich auch paranoid…aber ich glaube dass mich das Update gespoilert hat… o.O Beziehungsweise hab ich eine richtig böse Vorahnung!? xD Wir werden sehen…in 8 Tagen! 🙂

    • Avatar-Foto Henning sagt:

      Hey Noise,

      mein Review ist doch komplett spoilerfrei! Von welchem Satz siehst Du Dich gespoilert?

      • Visual Noise sagt:

        Es ist eher eine Vorahnung…eine paranoide und vielleicht auch eine absurde,aber ein mulmiges Gefühl bei ‚You can save the world’… Na ich werde es ja sehen,bin bestimmt nur total aufgeregt und denke mir den Film schon vorher kaputt! xD

      • RexMundi sagt:

        Ernsthaft, du gibst vor, nicht zu wissen, wann du gespoilert hast … Ähm hellooo:

        „Manchmal holen sich Figuren eben einfach nur ein Eis!“

        Damit bin ich raus, der Film ist für mich verbrannt. Ich warte, bis er zerschnitten bei den Privaten läuft oder so. Danke Henning, danke für deine sehr Hoffnung machende aber eben absolut verspoilerte Review. Achso ja, und Danke Merkel!!!1!!

      • Avatar-Foto Henning sagt:

        Sorry Rex, Du hast recht…ich habe beim Schreiben nicht nachgedacht. Es ist einfach mit mir durchgegangen, tut mir leid. Dabei habe ich die ganzen Passagen in meiner Review, dass die Charaktere sprechen, gehen, kämpfen, schießen und sogar atmen nachträglich noch gelöscht, weil ich Spoiler auf jeden Fall vermeiden wollte. Aber das mit dem Eis ist mir durchgerutscht….verzeiht 😉

      • RexMundi sagt:

        :D. Es sei!

  8. Visual Noise sagt:

    Da können wir sowas halt nicht mehr machen! xD~

  9. Katha sagt:

    Gestern gehen. So klasse der Film. Bin immer noch überwältigt.

  10. Katha sagt:

    *gesehen

  11. Visual Noise sagt:

    Morgen…endlich…

  12. Visual Noise sagt:

    Okay…es geht los! 🙂 Alle die auch heute in den Genuss kommen – beste Unterhaltung!!! xD

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