Science-Fiction trifft auf richtig viele Figuren des DC-Universums. Wer den Überblick behält, darf sich auf ein intergalaktisch optisches Highlight freuen.
Enthaltene Titel:
Justice League vs. Legion of Super-Heroes: The Gold Lantern-Saga #1-6
Autor*in: Brian Michael Bendis
Künstler*in: Scott Godleweski
Verlag: Panini
Seiten: ca. 164
Softcover: 19,00 €
Status: abgeschlossene Einzelgeschichte
Erschienen am 20.12.2022
©Panini Comics Deutschland
Panini Comics Deutschland hat uns mal wieder mit einem sehr speziellen Rezensionsexemplar versorgt – Vielen herzlichen Dank dafür. Speziell ist dieses Paperback, weil es sich mit der Legion of Super-Heroes befasst, die Justice League unserer Zeit einbaut und eigentlich eine Green Lantern-Geschichte ist. Dass Batman bei einem derartigen Team-Up auch nicht komplett untergeht, sondern sogar seine Brillianz ausspielen kann, trägt zum unterhaltsamen Erlebnis dieses intergalaktischen Abenteuers bei.
Was ist die Legion of Super-Heroes? Wieso existiert sie? Und aus wem besteht sie eigentlich? Wie immer liegen die Antworten auf diese Fragen auf dem historischen Zeitstrahl von DC-Comics. Allerdings gibt es bekanntlich nicht nur einen und somit sind all die Antworten auch nur ein Versuch der Wahrheit. Allerdings steht auf jeden Fall fest, dass die Legion schon 1958 in Adventure Comics Erwähnung fand.
„Repräsentanten aus jedem Planetensystem mit verschiedenen Sichtweisen … auf alles.“
Ähnlich wie bei der Justice League haben sich mehrere Superheld*innen dem Guten verschrieben. Und je nach Phase, Zeit, Popularität sowie Kontinuität der Comicwelten sind mal mehr und mal weniger bekannte Namen darunter zu finden. Ebenfalls zur Allgemeingültigkeit zählt die Tatsache, dass es sich vornehmlich um besonders junge Persönlichkeiten innerhalb der Gruppierung handelt. Ähnlich wie bei den Teen Titans wirkt die Legion zuweilen etwas unbedarfter als die routinierten Erwachsenen.
„Oh, ihr kennt uns nicht so wie wir euch.“
In der vorliegenden Variante kennt die Legion die Justice League lediglich aus Geschichtsbüchern. Die Formation selbst stammt aus dem 31. Jahrhundert und orientiert sich moralisch an ihren verstaubten Vorbildern Batman, Wonder Woman, Superman und Co. Eine Zeitanomalie führt dann dazu, dass die Wege beider Generationen sich kreuzen. So verschlägt es unter anderem auch Black Adam und Aquaman zu den jungen Brainiac 5, Wildfire, Saturn Girl und vielen anderen der Legion nach New Earth. Ein Meet and Greet mit den größten Idolen sozusagen.
DIE BESTEN AUS ÜBER 1.000 JAHREN
„Mit Erlaubnis der United Planets reiste die Legion der Superhelden
zurück ins 21. Jahrhundert,
zur Halle der Gerechtigkeit der Justice League,
um vor dieser potenziellen Megakatastrophe zu warnen.“
Es ist unheimlich viel los – in jedem Panel tummeln sich die verschiedensten Charaktere. Der Detailgrad wird von der klaren Linienführung gefördert. Man sollte sich also wirklich Zeit nehmen, die Szenerien einzeln zu entdecken und nicht übereilt zur nächsten Seite zu hetzen. Wenn man sich an die wuselige Überfüllung erstmal gewöhnt hat, bekommt die Dynamik der Figuren einen völlig neuen Raum.
Die vorherigen Wimmelbilder mausern sich zu einer erzählerischen Collage, die Nebentätigkeiten und Charakterzüge versetzt präsentiert. Das kann eine Geste sein oder ein vielsagender Gesichtsausdruck, der mit einem eingestreuten Nebensatz an Bedeutung gewinnt. So schafft es Künstler Godlewski, mir auch die unbekanntesten Held*innen ein Stück näher zu bringen. Und das ist wichtig für die weitere Geschichte. Denn wirklich weniger Figuren werden es nie.
„Der Himmel über uns bricht auseinander,
wir taumelten durch die Zeit […]
Wir haben gar nichts im Griff!“
Besonders imposant sind die doppelseitigen Splashpages. Es gibt viele Figuren, die miteinander oder übereinander sprechen. Und das häufig in einem fließenden Übergang desselben Panels. Das verlangt mitunter von der interessierten Leserschaft, sich neu zu orientieren, um die Lebendigkeit der Gruppe überhaupt erfassen zu können. Dieser Comic ist kein Snack für den kleinen Hunger. Gelegentlich werden sogar Namensschilder unscheinbar an einzelne Figuren geheftet. Da dies aber nicht konsequent beibehalten wird, hätte man es gleich lassen sollen.
DIE GOLD-LANTERN SAGA
Neben der Optik verlangt auch die Story einiges an Konzentration. Zum Glück hat Panini in der Beschreibung dieses Comics auch gar nicht erst behauptet, dass er einstiegsfreundlich wäre. Dieses Machwerk erscheint mir sogar als unverfilmbar. Zumal es sich im Grunde um eine Lantern-Geschichte handelt. Der aufgedruckte Titel verschweigt uns gekonnt diese Tatsache. In diesem Paperback befindet sich nämlich die GOLDEN LANTERN-SAGA, die Zeit und Raum zu sprengen weiß. Mit diesem Hintergrund sind einige Illustrationen auch besonders schick anzusehen. Die Golden Lantern inmitten einer lila und schwarz gefärbten Zeitanomalie hat was – jedes Mal.
„Mir scheint, euch hat dasselbe Finsternis-Phänomen heimgesucht wie uns in unserer Zeit.“
Erst ab dem zweiten Kapitel wird das anfängliche erzählerische Chaos geordnet. Die Geschichte beginnt sich einen roten Faden zu erarbeiten. Auch wenn die vielen Charaktere nun in Teams unterteilt werden, wird es nicht weniger fordernd. Man müsste auch weit mehr als den kompletten Justice League Rebirth-Run gelesen haben, um alle Anspielungen zu verstehen. Aber auch ohne dieses Wissen sind die Stippvisiten von Dinosauriern und Batman of the Future sowie andere ungewollte Ereignisse sehr unterhaltsam. Durch den Leitfaden der GOLDEN LANTERN-SAGA ergibt das Ganze sogar Sinn, macht aber vor allem Spaß.
FAZIT: EIN LECKERES SCIENCE-FICTION BUFFET
Es wird nie langweilig und optisch büßt dieser Comic nie in seiner ästhetischen Qualität ein. Die größeren Panels und Splashpages sind wirklich eine aufregende Sache. Auf einer Doppelseite äußern sich ganze 21 (!) Charaktere, um alle Hinweise zur Zeitanomalie zusammen zu tragen. Stimmt etwas nicht mit dem Lantern-Ring? Wurde die Golden Lantern korrumpiert? Brechen die Zeitstränge an sich zusammen? Oder gibt es ein einzelnes Wesen, dass dieses Chaos herbeigeführt hat? Jede einzelne Figur erhält an dieser Stelle auch noch sein eigenes Panel. Das finde ich beeindruckend und hätte gern öfter derartige Wagnisse in Bezug auf das Durchbrechen von Lesegewohnheiten.
Dieser Comic ist etwas gewagt, weil er sich traut, der interessierten Leserschaft etwas mehr abzuverlangen. Zum Beispiel die Bereitschaft sich mal wieder mit großen oder vielen Einzelbildern auseinandersetzen zu wollen. Denn wer nicht aufpasst, verliert sehr schnell jegliches Gespür für die übergeordnete Science-Fiction Geschichte und ihre zahlreichen Charaktere. Fans von Star Trek und den Avengers bekommen hier das uneheliche Kind, das sehr gut auf eigenen Beinen steht, auch wenn es sich mehr als einmal auf seine DC-Verwandtschaft beruft.
BEWERTUNG
Das Jugendwort des 31. Jahrhunderts wirkt etwas befremdlich und könnte auch durch zahlreiche andere Dinge ersetzt werden. Versucht es bei „QROT sei Dank!“, „Oh QROT!“ oder „… wären wir komplett im QROT!“ einmal selbst. Aber so ist das mit der Jugend aus anderen Universen und Jahrhunderten. Sie wollen immer alles anders machen als die Alten. Ich möchte allen Interessierten von fantastischen Science-Fiction Abenteuern dieses hier ans Herz legen.
Die Figuren sind unverbraucht, während die Haupthandlung einer klassischen Erzählstruktur folgt. Optisch ist man deutlich mutiger, weswegen ich gern dreieinhalb Bat-Heads vergebe. Das Paperback ist in sich stimmig und macht durchaus Lust auf vereinzelte Charaktere. Allerdings kann bei so vielen Figuren nur schwer ein wirklich emotionaler Tiefgang erzeugt werden. Zu haben ist die gesammelte DIE GOLDEN LANTERN-SAGA immer noch bei Panini und eurem Comicladen des Vertrauens.
3 ½ von 5 Bat-Heads
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