Nach Batman bekommt nun auch der Joker die Welt als Spielplatz und darf sich dank internationaler Künstler (nicht zuletzt Torsten Sträter und Ingo Römling) in 13 Ländern austoben. Dabei wird die ganze Bandbreite bedient, von gesellschaftskritisch über brutal bis einfach nur absurd. Ob das Spaß macht, erfahrt ihr in dieser Review.

Titel: Joker – The World
Autoren: Geoff Johns, Torsten Sträter, Satoshi Miyagawa, David Rubin uvm.
Artwork: David Rubin, German Peralta, Ingo Römling, Jason Fabok, Keisuke Gotou uvm.
Verlag: Panini
Seiten: 168
Preis:
20,- € (Softcover)
29,- € (Hardcover)
55,- € (Limitierte Premium Edition)
VÖ: 17. September 2024
Vor etwas mehr als 3 Jahren brachten DC und Panini „Batman – The World“ auf den Markt. Diese kleine Anthologie vereinigte viele internationale Künstler verschiedener Länder, die alle ihren Beitrag in Form kleiner Batman-Geschichte beitrugen.
Damals befand ich, dass es sich um ein gelungenes Experiment handelte, zwar mit zum Teil eher durchschnittlichen Batman Geschichten, aber die meiste Zeit mit einem tollen Artwork, das vor allem die einzelnen kulturellen Eigenheiten der einzelnen Länder und Künstler gut abzubilden vermochte.
Zum Glück war das ganze wohl erfolgreich genug, sodass sich DC dazu entschlossen hat, dieses Experiment noch einmal zu wiederholen. So bekommen wir nun „Joker – The World“, das neben dem vor allem hierzulande beworbenen Beitrag von Torsten Sträter und Ingo Römling auch noch Joker-Geschichten von Künstlerteams aus weiteren 11. Nationen enthält.

Der Anfang dürfte dem Titel und dem Team nach zumindest gleich ein kleines Highlight sein. Denn dabei handelt es sich um eine Art Fortsetzung der Geschichte „Die Drei Joker“ von Geoff Johns, Jason Fabok und Brad Anderson.
Sie ist wirklich sehr kurz und bildet eine Art kleinen Epilog zu der Three Jokers-Story dieses Kreativteams (die wir im Übrigen in 3 Batcasts ausführlich besprochen haben).
„Der Epilog ist der Prolog“ heißt das Ganze und hier ist der Name Programm. Denn nach diesen 6 Seiten darf man sich (wahrscheinlich) entscheiden, ob das Ende der Geschichte einen neuen bzw. weiteren Anfang einleitet oder eben nicht. Ich habe mich zufrieden für Letzteres entschieden.
In der Leseprobe am Ende der Review ist diese Geschichte übrigens komplett enthalten.
Im Weiteren sehen wir dann (etwas sehr plakativ) einen Joker, der bemerkt, dass er in der heutigen, polarisierten Welt noch extremer werden muss, um überhaupt noch bemerkt zu werden. Und so wird er sowohl im spanischen als dann auch im italienischen Beitrag (allerdings auf unterschiedliche Weise) als Agent des Chaos genutzt, um jeweils eine Gesellschaftskritik zu formulieren, die nicht ganz verfängt. Einerseits muss man wohl dort leben, um zu verstehen, worauf die Autoren teilweise anspielen. Andererseits sind durchaus Parallelen zu unseren eigenen Verhältnissen zu erkennen.


©Panini Comics Deutschland
Und das bringt uns zum deutschen Beitrag:

Ganz ehrlich – hätte ich irgendwie nicht erfahren, dass Torsten Sträter diese Geschichte geschrieben hat, spätestens beim Namen Dr. Heinz Schropottneck hätte ich einen ersten Verdacht in diese Richtung gehabt (welch eine Freude übrigens, sich vorzustellen, wie Rezipienten aus anderen Ländern sich an der Aussprache dieses Namens versuchen).
Ansonsten ist dies eine leichte, unterhaltsame Geschichte mit gefälligen Artwork; nicht mehr und nicht weniger. Ach ja – einen Cameo des Autors gibt es noch obendrauf.
In Brasilien wird der Joker medienwirksam in ein dort neu gestaltetes Prestigeobjekt verlegt – ein modernes Hochsicherheitsgefängnis namens „Arkham Kolonie“ – eine Anlehnung an das berüchtigte brasilianische Hospital Colônia in Barbacena, in dem unter den schlimmsten Bedingungen über 60.000 Menschen starben. Hierüber erhält man eine interessante Lehrstunde, die einen bei weitem nicht so ratlos zurücklässt, wie zum Beispiel die beiden zuvor besprochenen Beiträge aus Spanien und Italien.

Die Geschichte aus Mexiko ist ein Schlag in die Magengrube, damit aber eine echte (und abseitige) Joker-Story. Etwas flach, dafür aber brutal und ohne Pointe.
Dafür tritt das tschechische Künstlertam mit einer äußerst unterhaltsamen Meta-Geschichte an, die wunderbar den Zeitgeist persifliert.
Dieses Mal muss sich der türkische Beitrag den ersten Platz für die meisten Seiten mit Italien und Argentinien teilen, allerdings wirkt die Geschichte erneut so, als sei sie die umfangreichste im Band. Das liegt vielleicht auch daran, dass auf den 14 Seiten sehr viele Panels für einiges an Dialog genutzt werden.
Im Grunde handelt es sich um Geschichten in einer Geschichte in der Geschichte. So interessant sie auch beginnt, umso mehr zerfällt sie dann aber in plauderischer Beliebigkeit mit einem offenen Ende. Daran kann dann auch das schöne Setting nichts ändern.
Die Story aus Südkorea hat davon nichts anzubieten. Sie ist schnell, unangenehm und brutal. Also nicht für jeden geeignet.
Gleiches gilt für das Werk aus Argentinien. Da dürfte das Feld der Interessenten noch enger gefasst sein. Das Kreativteam erzählt hier die Geschichte eines Joker-Nachahmers innerhalb der Gangster-Strukturen argentinischer Hooligans. Klingt nach einem potenziell spannenden Ansatz, hat aber echt keinen Spaß gemacht.
Vom Team aus Kamerun bekommt man hingegen eine klassische Joker-Story präsentiert, nur eben im Kameruner Gewand. Am Ende gibt es einen Twist, der nicht zum ersten Mal in diesem Band vorkommt.
Der Band schließt mit dem polnischen Beitrag und ja, auch der war … irgendwas. Viele interessante Einzelelemente, die leider nicht zu einer unterhaltsamen Story zusammenfinden wollen. Wieder mal schade.
©Panini Comics Deutschland

MARIAN MEINT
„Batman – The World“ ist der Vorgänger dieses Bandes. Schon dieser war keine Offenbarung, aber insgesamt doch weit kreativer als die nun vorliegende Anthologie.
Dennoch bekommen wir auch hier wieder eine interessante Reise in fremde Kulturen mit wunderbar unterschiedlichem Artwork. Allerdings fragt man sich, ob es den Joker hierfür gebraucht hätte. „Jein” ist wohl die passende Antwort, denn ohne so eine zugkräftige Figur werden sich Mainstream-Leser wohl kaum mit diesen verschiedenen Künstlern und Nationen beschäftigen.
Allerdings weiß hier fast keiner den Joker spannend einzusetzen. Vielmehr wird der Clownprinz des Verbrechens meistens als Vehikel für die Aussage genutzt: „Wir brauchen keinen Joker. Systeme, Gesellschaften und Menschen sind so schon schlimm genug – seht her!”
Wer damit etwas anfangen kann, für die oder den wird dieser Band sicherlich interessant sein. Alle anderen wird er wohl etwas ratlos zurücklassen.





3 von 5 BatHeads
Joker – The World (Softcover)
Joker – The World (Hardcover)
Joker – The World (Premium Edition)
Übrigens: Panini hat in einer Leseprobe die komplette erste Geschichte zur Verfügung gestellt:
LESEPROBE (bereitgestellt von ©Panini Comics)
DISCLAIMER
Für die vorliegende Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Panini Comics Deutschland zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank!