Review: Batman und die Ritter aus Stahl 1

So lasset euch erzählen: In eyner anderen Zeyt, in eyner anderen Welt, begab es sich, dasz zwey Fremde, eyn Mann und seyn Weybe, nah der Burg dero zu Wayne landethen und daselbst der Welt ihre gar wunderlichen Kräfte offenbarthen. Doch damyt sey es nicht gethan, denn sie gebaren eynen Sohn und nannten ihn fürderhin beim Namen Kal. Der verehrte Schreiber Tom Taylor und die holde Maid und Malerin Yasmine Putri, berichthen hier hochwohllöblich vom Aufstieg des honetten Hauses El in eyner Welt voller Geheimkünsthe, Gewalt und Ränke. Lasset uns in aller Galanterie ein Auge auf jenes Werk werfen und zartsinnig urtheylen, ob es sich nur um eyne fagante, ridiküle Posse oder vielleycht doch um eyne honorable Lustbarkeit handelt. Wohlan!

Titel: Batman und die Ritter aus Stahl 1
Original: Dark Knights of Steel #1 – 6

Story: Tom Taylor

Zeichnungen: Yasmine Putri, Bengal

Farben: Arif Prianto, Yasmine Putri

Verlag: Panini
Seiten: 164
Preis: 19,- € (Softcover)
32,- € (Hardcover)

VÖ: 19.07.2022


„Batman und die Ritter aus Stahl” #1 ist der Erste von zwei Bänden, der bei Panini die Hefte #1 – 6 der Reihe Dark Knights of Steel sammelt. Nur so viel schon mal vorab – so richtig dunkel wird es nicht, aber mit Batman haben wir viel zu tun, weshalb ausnahmsweise mal Panini den besseren Titel für das Werk gewählt hat. Wie immer haben die Stuttgarter auch guten Geschmack bewiesen, indem sie uns mit einem Review-Exemplar bedacht haben.

Zufürderst also habet Dank, werte Fräuleins und edle Herren von Paninis Gnaden. Doch nun, frischauf, lasset uns beginnen!

©DC Comics

INHALT

Wie schon in der Einleitung erwähnt, landen Jor-El und seine Frau Lara nach der Flucht aus ihrer Heimat auf einer mittelalterlichen Erde mit Rittern, Burgen und allerlei Magie. Und ein weiterer Neuankömmling erblickt erstmals das Licht der irdischen Sonne, der frisch auf der Erde geborene Kal-El.

19 Jahre später haben sich die Verhältnisse geändert. Die Els herrschen nun über das Reich, in welchem sie einst landeten. Zu ihnen gehört ihr Sohn, aber auch der junge Bruce, Erbe der Waynes, der gern mit grimmiger Batmanmaske für Ordnung im Königreich sorgt.

Bruce‘ Eltern gehörten einst Krone und Thron dieses Landstrichs. Doch sie sind nicht mehr und Jor-El und Lara haben sowohl die Pflege des Reichs als auch die des Sohnes von Thomas und Martha übernommen (wie es dazu kam, wird bereits in diesem Band aufgeklärt).

Und ab da beginnt die große Elseworld-Reise in eine DC-Fantasy-Welt, wie man sie so wohl noch nicht gesehen hat. Alle Nase lang treffen wir auf eine weitere Figur aus der sonst bekannten DC-Welt, diesmal in mittelalterlich anmutendem Kleide. Zunächst haben wir da den getreuen Ritter Alfred, Batmans Spione – die Robins, die Hofnärrin Harley Quinn, Black Canary, Wonder Woman, Constantine und … und … und.

„Sie sind hier. Sie sind von ihrer in unsere Welt getreten. Der grüne Mann wartet. Feuer und Blut. Götter werden geboren und Götter werden getötet. Burgen fallen. Menschen zerreißen wie Pergament. Flinker als ein Armbrustbolzen. Mächtiger als Burgmauern. Über Gräben und Befestigungen schwebend. Seht … dort am Himmel … unser Ende.”

– DIE PROPHEZEIUNG

Constantine ist im Übrigen der Künder einer verheerenden Prophezeiung, die der Alien-Skeptiker, König Jefferson (eine Black Lightning Inkarnation) nur allzu ernst nimmt. Nicht nur ist er der Herrscher des angrenzenden Königreichs der Stürme, sondern er zweifelt auch an der Rechtschaffenheit der Superwesen. Denn nicht zu jeder Zeit haben sie redlich gehandelt und haben vor allem jeden Magiebegabten des Landes (das schießt auch weitere Metawesen mit ein) entweder verjagt oder in den Kerkern der Burg interniert. Schließlich ist „Der Grüne Mann” das Zünglein an der Waage, das die Ereignisse ins Rollen bringt.

Ab da geschieht nach und nach immer wieder Unvorhergesehenes und man wohnt von Kapitel zu Kapitel einer ansteigenden Eskalation bei, die äußerst spannend inszeniert ist. Das Königreich der Stürme schickt sich an, das Reich und die Burg der Els mit Krieg zu überziehen und muss im Zuge dessen selbst einige Schicksalsslchäge wegstecken. Und auch Hippolyta, Königin Amazoniens setzt die Segel in Richtung beider Königreiche, während sie sich mit ihrer wilden Tochter Diana auseinandersetzen muss, die noch auf eine ganz andere Weise in die Geschehnisse verstrickt ist.

©DC Comics

WERTUNG

Game of Thrones im DC-Universum” lautete der Werbeslogan des Verlags für diese Miniserie. Aufgrund eines sich anbahnenden Krieges mit mehreren Parteien, schwelenden Konflikten, kleinen und großen Intrigen und Tragödien ist dies nicht nur eine hohle Phrase. Selbstverständlich ist dieser Comic bei Weitem nicht so defizil gestaltet wie „Das Lied von Eis und Feuer”. Aber wir dürfen in die Köpfe einiger Akteuere schauen, deren politisch-strategische Gedanken und Entscheidungen kennenlernen und haben teil an Erfolg und Misserfolg dieser Überlegungen.

Kleine Gesten und Blicke werden hier gekonnt herausgestellt und absichtsvoll eingesetzt. Diese Geschichte soll viel Bedeutsamkeit generieren, soll groß und episch sein und ja – das funktioniert ausgesprochen gut. Die unterschiedlichen Parteien innerhalb der jeweiligen Königreiche sind klug gewählt und eingesetzt. Jede(r) träufelt den Herrschenden eben jenes ins Ohr, woran ihr oder ihm selbst gelegen ist. Genau wie die scheinbar mühelose Integration vielzähliger DC-Charaktere in diese allumfassende Fantasy-Story, gelingt es Tom Taylor gleichermaßen kompakt und treffsicher, jenen Figuren die Worte so in den Mund zu legen, dass man sofort ahnt, welche Motivation hinter den einzelnen Köpfen schlummert.

Tom Taylor ist mittlerweile der Meister der Elseworlds und DC setzt ihn auch als solchen wiederholt ein. Nicht nur hat der Autor 86 Hefte (mit insgesamt 166 Kapiteln) der mammutgleichen Comic-Saga zu den Injustice Videospielen zu verantworten, sondern hat das gesamte DC-Universum auch schon mit Zombies überschwemmt (dazu hat Visual Noise alles Verfügbare rezensiert, hier beginnend). Nun also Fantasy. Und was soll ich sagen – das funktioniert einwandfrei. Taylor hat sichtbar großen Spaß am Genre und an der Neuordnung seiner Charaktere. Nach dem ersten US-Heft dachte ich noch „Schön, aber jetzt musst du langsam liefern”. Und Taylor liefert.

Dasselbe gilt für seine Partnerin in Fantasy-Crime, Yasmine Putri. Auch sie steigert sich ab Heft 2 spürbar. Eventuell liegt das daran, dass sie ab da Unterstützung von Kolorist Arif Prianto erhält. Das Artwork für Ausgabe 1 hatte die indonesische Künstlerin noch vollkommen in Personalunion gestaltet. In Ausgabe 4 übernimmt außer der Reihe der Franzose Bengal, das hat allerdings auch inhaltliche Gründe. Auf den ersten Blick stört das nicht. Sieht man aber genauer hin, so weisen Putris Illustrationen weit mehr Details und Spiel mit Licht und Schatten auf. Der Stil passt hervorragend zu der Geschichte und ist in Zeichnungen wie Farben auffallend hell gestaltet. So richtig Nacht will es nie werden im Reich El (oder auch sonst wo), selbst in der Nacht nicht. Aber das stört keine Sekunde. Das dynamische Artwork macht es einem leicht, die Seiten zu verschlingen und sich in diese Welt voller Magie und Abenteuer hineinzufühlen.

©Panini Comics Deutschland

Die Geschichte selbst liefert dafür auch vielerlei Anlässe, denn sie schreitet stetig fließend voran und ganz natürlich werden altbekannte Figuren etabliert oder neu interpretiert, eingewoben in diese fantastisch konstruierte Welt. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen. Erzählweise und Artwork sorgen dafür, dass man den Band schnell durchblättert und trotzdem alles erfasst hat. Die Dialoge sind kurzweilig und unterhaltsam gestaltet, sind aber keineswegs bedeutungslos. Daneben gibt es eine schöne Historylesson und allerlei Wendungen, einige leicht vorhersehbar, andere plötzlich und überraschend.

Und wie immer bei Tom Taylors Elseworld-Ausflügen gilt – keiner ist sicher; wirklich keiner. Es kann jeden treffen. Auch auf gewohnte Charakterisierungen kann man sich nur bedingt verlassen. Das Beste aber ist, dass Band Eins jede Menge Fragen aufwirft, die es noch zu beantworten gilt. Denn einige Puzzlestücke passen sehr eindeutig nicht zusammen. Mystery mit Mantel und Degen. Was will man mehr?!

Auf diese Frage gibt es nur eine vernünftige Antwort: Band Zwei; bitte den abschließenden Band Zwei. Der ist erfreulicherweise bei Panini schon für Anfang Dezember vorgesehen und bis dahin werde ich den ersten Teil bestimmt noch ein- oder zwei Mal aus dem Regal ziehen, um in die fantastische, aber auch gnadenlose Fantasywelt eintauchen.

Eines nur ist schade. Dark Knights of Steel bringt in den USA jede Menge großartiger Variant-Cover mit sich. Warum man sich aber hierzulande dafür entschieden hat, im hinteren Teil nur einige wenige davon abzudrucken und das auch noch besonders klein, will sich mir nur schwerlich erschließen.

Davon abgesehen schwärme ich regelrecht für diesen Comic. Was da vor einem liegt, versetzt mich keineswegs in Ekstase, aber ich verspüre selten so eine große Freude und so ein wohlig immersives Gefühl beim Lesen eines Comics.

FAZIT

MARIAN MEINT

Batman und die Ritter aus Stahl” ist eine äußerst bekömmliche, fantastische Elseworldgeschichte; spannend, ideenreich, sehr schön gezeichnet und auf allen Ebenen wunderbar (anders) erzählt. Zudem nimmt die Geschichte mit jedem Kapitel mehr und mehr an Fahrt auf und geizt nicht mit plötzlichen Wendungen oder immer wieder neuen, vertrauten Figuren aus dem reichhaltigen DC-Kosmos. Das tolle, klare und zugleich märchenhafte Artwork tut sein Übriges.


Ich vergebe nur deshalb keine volle Punktzahl, weil ich das Ende noch nicht kenne. Einen weiteren Punktabzug, weil Lesern, die mit Fantasy nichts anfangen können, dieser Band vielleicht nicht zusagt, spare ich mir. Das kann sich jeder vorher denken, der das Cover sieht oder den Klappentext liest. Für mich war das rundum gute Comicunterhaltung – für mich als DC-Fan, als Comicleser und als Fantasynerd. Für Leser, die etwas Frisches aus dem DC-Universum haben wollen und Fantasysettings mögen, ergibt sich hier ein Pflichtkauf!

Aber Vorsicht – nicht den Buchrücken lesen! Da wartet ein kleiner Spoiler.


Bei Panini liegt der Band jeweils im Soft- und Hardcover vor.

Batman und die Ritter aus Stahl 1 (Softcover)

Batman und die Ritter aus Stahl 1 (Hardcover)



Übrigens: Panini gibt in einer einer Preview noch ein paar weitere Einblicke. Gehabt euch wohl!

LESEPROBE (bereitgestellt von ©Panini Comics)

DISCLAIMER

Für die vorliegende Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Panini Comics Deutschland zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank!

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Batmanfan seit frühester Kindheit; besonders geprägt durch die Animated Series und die Dino-Comics.

3 Kommentare

  1. Sören sagt:

    Auch ganz wichtig, wenn man diesen Comic liest, man sollte immer die Charaktere, die im Hintergrund stehen, im Auge haben, also Diener u.s.w., weil nämlich Batman hier auch so eine Art Lord Varys ist, er ist jetzt kein Eunuch, aber hat wie Varys ein Netz aus Spionen aufgebaut bei einigen ist offensichtlich aber anderen ist weniger offensichtlich. Und man muss wirklich darauf achten, besonders später, als der Konflikt immer mehr eskaliert.

    2

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