Review: „Batman: König der Angst“

Was ist die größte Angst des Mannes, der sich der nächtlichen Verbrechensbekämpfung im Fledermauskostüm verschrieben hat? Dieses Paperback gibt uns die Gelegenheit zusammen mit Batman dieser Frage nachzugehen.

Enthaltene Titel:
König der Angst / Kings of Fear #1-6

Autor*in: Scott Peterson
Künstler*in: Kelley Jones

Verlag: Panini
Seiten: ca. 132
Softcover: 16,99 €
Hardcover: 26,00 €
Status: abgeschlossene Einzelgeschichte

Erschienen am 09.07.2019

©Panini Comics Deutschland

In sechs schaurig guten Kapiteln bekommen die Batman-Fans in dieser in sich abgeschlossenen Geschichte so einiges geboten! Und das möchte ich euch gern kurz etwas näher bringen. Denn so viel sei verraten: Es lohnt sich!

HANDLUNG

KÖNIG DER ANGST / KINGS OF FEAR beginnt relativ klassisch. Batman nimmt eine Verbrechenszelle mit seinen Fäusten auseinander, die vom Joker angeführt wird. Natürlich stellt dies keine große Herausforderung für ihn dar. Während also die unbedeutenderen Handlanger auf die Polizei warten, geht es für den Joker per Batmobil zurück ins Arkham Asylum. Soweit nichts Neues auf Gothams Straßen. Und auch im Asylum bleibt es bei der üblichen Routine. Der darauffolgende Ausbruch einer Vielzahl von Batmans Villains sorgt also nicht für eine große Überraschung. Actionreich werden Bane, Poison Ivy, Pinguin und andere noch in der Psychatrie zur Strecke gebracht und wieder in ihre Zellen überführt. Doch jemand fehlt…

Jonathan Crane alias Scarecrow schafft es, Batman eine wirklich große Menge seines Angsttoxins zu verabreichen und bleibt flüchtig. Damit erlebt diese Geschichte eine völlig neue Richtung und offenbart auch ihre humorvollen Seiten. Durch ein alt bekanntes Druckmittel – eine Geisel – ist es Scarecrow möglich, den immer noch durch das Gift geschwächten Batman zu einem Deal zu zwingen. Scarecrow möchte Batman in seinem Naturelement beobachten und ihn damit einer „Intensivtherapie“ unterziehen. Crane darf also mit auf Patrouille. Als immer wieder irritierter und eigentlich unerwünschter Sidekick macht Scarecrow eine überaus unterhaltsame Figur.

Eine weitere Wendung der Geschichte erfahren wir aber ungefähr ab der Hälfte des Bandes. Crane hat tatsächlich durch seine Beobachtungen gelernt, welche Knöpfe er bei Batman drücken muss. Er stellt manipulative Fragen und liefert die Antworten meist ungefragt gleich mit. Durch die verabreichte Überdosis scheint Batman besonders anfällig für ein derartiges Machtspiel zu sein und lässt Scarecrow Stück für Stück näher in seine Dilemmata eindringen. Bis es Scarecrow sogar gelingt, an der Tür zur größten Angst von Batman zu klopfen.

WORT & BILD

Die Dialoge sind wirklich grandios. Allein auf der Fahrt mit dem Joker zum Arkham Asylum gibt es schon ein kleines Highlight! Bis Batman einfach genug hat und das eher einseitige Gespräch mit einem Schlafmittel unterbricht. Das ist mindestens genauso unterhaltsam, wie die urkomischen Eindrücke durch Scarecrow. So kommt er bei den Sprüngen über Gothams Dächer zu der Erkenntnis: „Das ist dumm. Ist das echt, was du machst?“ Beim Heraneilen des Batmobils  gesteht er hingegen, dass das nicht nur ziemlich schnell, sondern auch „wirklich cool“ sei. Scott Peterson hat ein gutes Gespür für die Balance von humorvollen Einschüben und dramatischen Debatten.

Gerade in den letzten Kapiteln wird die Mitschuld Batmans einmal mehr zur Diskussion gestellt. Ist die bloße Existenz der Fledermaus für das mächtige Auftreten bekannter Bösewichte wie Mr. Freeze verantwortlich? Oder wäre dieser ohne Batman in einem Raumfahrtprogramm (durch seine sicher erforschte Kryostase) zu mehr Ruhm gekommen?  Derartig interessante Gedankenspiele werden an beinahe allen auftretenden Figuren dieses Bandes vorgenommen. „Ivy hat so viele Milliardäre ins Boot geholt, dass sie den Regenwald nicht nur retten konnte … Er dehnt sich sogar wieder aus!“ Auch Selina hätte durch ihre Wohltätigkeitsarbeit mit Kindern und Frauen eine weit noblere Zukunft haben können und sogar einen Friedensnobelpreis, ganz ohne diebisches Kostüm, erhalten. Was wäre nicht auch alles möglich gewesen, hätte Batman seine Aufopferung und seine Ressourcen für Gothams Gesundheits-, Bildungs- und Wirtschaftswesen investiert?

Hardcover ©Panini Comics Deutschland

Das alles wird dazu auch noch hervorragend bebildert! Kelley Jones trifft nicht nur Scarecrow ausgezeichnet, sondern trifft mit zahlreichen Metaphern und kreativen Bildkompositionen den Nerv dieser Geschichte. Ein Beispiel ist das Batsignal, das am Himmel von Gotham erstrahlt, aber gleichzeitig auch das Emblem auf Batmans Brust ist, der einschüchternd durch die dicke Wolkendecke bricht. Oder auch das großartige Sinnbild von Schuld, wenn Batman seine Widersacher in einem gigantischen Käfig auf seinem Rücken einen Berg hochträgt! Wenn dann auch noch die wirklich gelungenen lila und grünen Farbspektren von Michelle Madsen wirken, wird hier optisch alles richtig gemacht!

FAZIT

Dieses abgeschlossene Paperback beinhaltet eine wirklich spannende Geschichte, die mit wohldosiertem Witz, kritischem Tiefgang, exzellenten Illustrationen und einem Auftreten der bekannteren Gesichter des Batman Universums aufwartet. Bei Panini gibt es die Story zu haben und spendiert euch online sogar eine kleine Leseprobe der ersten zehn Seiten. Da hier auch der Preis absolut fair ist, möchte ich KÖNIG DER ANGST / KINGS OF FEAR mit vier Bat-Heads liebend gern empfehlen! Die Vogelscheuche hätte sich zwar auch fünf verdient, allerdings gibt es die ein oder andere Nebenhandlung, die ich persönlich nicht gebraucht hätte.


4 von 5 Bat-Heads

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“You wanna get nuts? Come on! Let’s get nuts!” – Bruce Wayne (1989) / Lego Batman (2017) / Batman (2023)

1 Kommentar

  1. Captain Harlock sagt:

    Kelley Jones ist genau der Zeichner, den ich persönlich nicht gebraucht hätte. 🙁 🙁 🙁

    2

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