„Bis das Blut gefriert“ oder „Wenn die Belanglosigkeit zweimal klingelt“ …
Enthaltene Titel:
Es wird Blut fließen / There Will Be Blood
Lass es bluten / Let It Bleed
Grüße aus Gotham / Greetings from Gotham
Überlebenskünstler / Survivor
Alt, aber rüstig / The Brave and the Old
Die aufgehende Sonne / The Rising Sun
Autor*in: Peter J. Tomasi
Künstler*in: Doug Mahnke, Kyle Hotz, Christian Duce
Verlag: Panini
Seiten: ca. 140
Softcover: 17,00 €
Hardcover: 27,00 €
Status: abgeschlossene Einzelgeschichten
Erschienen am 21.12.2021
©Panini Comics Deutschland
Dieses Paperback fühlt sich wie drei lang gezogene Filler-Episoden einer Serie an. Überhaupt ist die Detective Comics-Reihe sehr wechselhaft in ihrer Qualität. Gute Geschichten gibt es immer mal wieder, beispielsweise in DER BATMAN-MYTHOS (4 von 5 Bat-Heads) oder DUELL DER RITTER (3 ½ Bat-Heads). Aber dazwischen kommt es auch immer wieder zu Aussetzern wie dem neunten Sammelband GESPALTEN (2 Bat-Heads). In der zwölften Ausgabe geht es nochmal einen deutlichen Qualitätsschritt zurück und die Ansammlung der Geschichten muss sich von mir den Vorwurf der Belanglosigkeit anhören.
HANDLUNG
Im Grunde werden dreieinhalb Geschichten in diesem Band erzählt. Die erste befasst sich mit einem ungewöhnlichen Team-Up von Spectre und Batman. Wer Spectre noch nicht kennt, sollte hier auch keinerlei Charaktertiefe erwarten. Denn so richtig erklärt wird hier wenig bis nichts. Mehr als kryptisches Gefasel und verrauchenden Zauber gibt es rund um diesen Charakter nämlich nicht zu erleben.
Hinter dem Namen verbirgt sich mal die menschliche Form von Crispus Allen, James Brendan Corrigan oder sogar die Green Lantern Hal Jordan. In der langlebigen Comic-Historie hat Spectre sich schon in mehrere Wirtskörper eingenistet. Seine Aufgabe als göttliche Verkörperung des Zorns: Bösewichte in dessen Namen zu bestrafen. Aktuell steckt der grollende Geist im Polizisten Corrigan, der einen Mord untersucht und dabei von grünen Kuttenträgern angegriffen wird. Warum diese dem eigentlichen Spectre zum Verwechseln ähneln, bleibt weitestgehend unkommentiert.
Spectre kann wahlweise vollständig den Wirtskörper übernehmen oder im weiteren Verlauf auch autark und von diesem losgelöst agieren. Erklärungen diesbezüglich bleibt uns diese Geschichte allerdings bis zum Schluss auch schuldig. Ist er nun an den menschlichen Körper gekoppelt? Und wurde nicht mal erwähnt, dass Corrigan eigentlich gestorben sei? Dann ist es Spectre auch noch möglich in materielle Dinge zu fahren oder sich gigantisch groß werden zu lassen. Das ist alles ein bisschen drüber und sorgt für verwirrende „Magic-Moments“, in denen auch der kleinste Hauch von Logik völlig abhanden kommt.
Dass dann Batman auch noch eine Allianz mit dem mordenden Rachegeist eingeht, um ihn davon abzuhalten weiter zu morden, könnte man irgendwie noch schlucken. Aber dazwischen ist noch so viel Hokuspokus und unsinnige Action, dass ich froh gewesen bin, als die beiden wieder getrennte Wege gingen.
„Hätte nicht gedacht, dass man mich mal für den guten Cop hält.“
Die zweite Geschichte folgt einem abermals völlig überdrehten Joker, der sich in einem Vergnügungspark ein paar Geiseln genommen hat. Ich bin mir nicht sicher, wie oft dieses Szenario schon bespielt wurde. Aber neu ist es definitiv nicht. Und so liest es sich dann auch – reizlos und uninspiriert. Im Begleittext steht allerdings geschrieben: „Die anschließende Geschichte mit dem Joker wurde von vielen Lesern und Kritikern als Hommage an BATMAN: [THE] KILLING JOKE aus dem Jahre 1988 gefeiert…“ Da bin ich wirklich fassungs- und ratlos.
Hier ist nichts von Bedeutung oder Dauer. Immerhin „genießen“ Batman und Joker gezwungenermaßen verschiedenste Attraktionsarten des Parks. Aber auch hier verpufft die Geschichte in absoluter Bedeutungslosigkeit. Es ist nicht einmal so unterhaltend, dass ich sagen könnte, was mir im Besonderen nicht gefallen hat. So viel Gleichgültigkeit hat diese Story in mir hervorgebracht.
Nachdem die Hälfte des Paperbacks mich so unzufrieden stimmte, sind meine Erwartungen an den Abschluss natürlich deutlich gesunken. Und dann kam doch noch etwas Unterhaltungswert auf. Der Dreiteiler rund um Deadshot und ein abstürzendes Flugzeug ist deutlich interessanter.
„Wenn wir das überleben, bist du zuerst dran, du Pfadfinder.“
Durch eine höhere Naturgewalt stürzt das Flugzeug, mit den wichtigsten Wayne Industries-Mitarbeitenden und Deadshot an Bord, ab und alle Insassen finden sich auf einer scheinbar verlassenen japanischen Insel wieder. Bruce Wayne hat es dabei besonders weit abseits der Unfallstelle verschlagen. Verletzt sucht er eine Möglichkeit seine Mitarbeiter*innen aus der Geiselhaft von Deadshot zu befreien und gleichzeitig seine Vigilanten-Identität geheim zu halten. Doch die Insel birgt ein kleines Geheimnis und Batman bekommt unerwartete Unterstützung.
Zu diesen drei Storys wird zudem das Jahr des Schurken-Event angeteast. Wir bekommen immer wieder auf ein bis zwei Seiten zu sehen, was Mr. Freeze so umtreibt und vor allem mit wem er bestimmte Vorkehrungen trifft. Es könnte also im nächsten Paperback deutlich spannender werden. Was nach BIS DAS BLUT GEFRIERT nun zugegebenermaßen kein großes Kunststück ist.
WORT & BILD
Vergessenswert wie überflüssig ist die erste Geschichte rund um Spectre. Die Fragezeichen traten bei mir so schnell auf, wie dann auch das emotionslose Ende daher gekommen ist. Frei nach dem Motto: „Nochmal kurz grimmig geschaut und weiter geht es. Tschau Batman!“ „Ja tschüss, ne!“ Kyle Hotz hat sich dazu entschlossen ausschließlich Mundwinkel bis zum Kinn zu zeichnen. Das hätte den Grundton der Story vielleicht widerspiegeln können, aber dazu fehlte der ernsthafte Ansatz, eine stimmige Geschichte erzählen zu wollen. Mit der ausladenden Überspitzung der Ereignisse verkommt alles zu einem trashigen Gesamtwerk, das jedoch keinerlei Humor in sich trägt.
Die zweite Geschichte mit Joker übertrifft die erste noch an Ideenlosigkeit und reiht sich in die Riege der Vergessenswürdigen. Erst die drei Kapitel mit Deadshot lesen sich wie eine richtige Geschichte. Zwar handelt es sich dabei auch um ein eher kurzweiliges Vergnügen, aber eben auch spannend geschrieben.
Hier wird aufgrund der Seitenanzahl auf unnötige Ausschweifungen verzichtet und sich auf das Wesentliche konzentriert. Eine Handvoll Action, smarte Dialoge, eine Prise Emotionen und interessante Nebencharaktere ergeben wenigstens zum Ende des Paperbacks ein brauchbares Narrativ. Ich habe keine Ahnung, was sich Peter J. Tomasi bei den ersten beiden Storys gedacht hat, aber im dritten Anlauf konnte er sein Talent dann doch noch einmal zur Schau stellen. Zudem sind die Zeichnungen von Christian Duce deutlich klarer. Ich mag seine eindeutig definierten Strichzüge weitaus mehr als die überstrapazierten Schraffierungen zur Joker-Geschichte von Doug Mahnke.
FAZIT
Band 12 der Detective Comics-Reihe ist für mich ein kleiner Kampf gewesen. Die Hälfte des Paperbacks ist wirklich nicht zu gebrauchen und zeigt einmal mehr die schwankende Qualität des Autors. Tomasi verliert sich in überdrehten Erzählungen und bekommt dann lediglich auf den letzten Metern eine runde Einzelgeschichte zustande. Als bräuchte er ein paar Runden zum Warmwerden.
Vielleicht tue ich ihm aber auch Unrecht und seine Kreativität ist einfach nur umgelenkt worden. Eventuell ist die Essenz ja bereits in die Geschichte rund um Mr. Freeze geflossen? Das sehen wir dann aber erst im nächsten Sammelband. Bis dahin bekommt dieses Paperback leider nur 1 ½ Bat-Heads. Und diese auch wirklich nur wegen der letzten Geschichte, die einzeln veröffentlicht durchaus mehr verdient hätte.
Als Komplettist steht auch dieses Paperback bei mir im Regal. Wer seiner eigenen Sammelleidenschaft nachgeben muss, kann auch noch über Panini oder den Comicladen des Vertrauens diesen Comicband erwerben.
1 ½ von 5 Bat-Heads
Da würde mich ja von den Paperback-Sammlern interessieren, ob es ihnen lieber wäre, Panini würde auf eine deutsche Veröffentlichung solch qualitativ unterirdischen Storys verzichten. Oder dann doch imm Sinne der Komplettierung lieber nach dem Prinzip mitgefangen, mitgehangen?
Das wird wohl wieder eine Geschmackssache sein. Vielleicht gibt es ja wirklich Menschen die derartige Geschichten als seichte Kost gern konsumieren.
Ich gehöre da eher in die Richtung der Masochisten. Solche stumpfen Storys sind für mich auch ein kleiner Hochgenuss, der qualitativ so unterirdisch ist, dass das Aufregen darüber Freude bereitet. 😀 (Vielleicht vergleichbar mit SchleFaZ – Schlechtesten Filme aller Zeiten mit Oliver Kalkofe und Peter Rütten)
Zudem würde ich persönlich einen Rappel kriegen, wenn ich wüsste in der Paperback-Reihe fehlt eine Zahl… Wo kommen wir denn dahin????? 😉
Paninis (Paperback-)Veröffentlichungsstrategie halte ich nach wie vor für sinnvoll, da so für jeden Geschmack was dabei ist. 🙂