Review: „Batman/Catwoman” #1

Panini hat uns freundlicherweise den ersten Band von „Batman/Catwoman” zur Review dagelassen. Wollen wir mal sehen, wie der Auftakt zu Tom Kings abschließendem Batman-Zwölfteiler gelungen ist.

Titel: Batman/Catwoman 1
Original: Batman/Catwoman #1 – 3

Autor: Tom King
Zeichner: Clay Mann
Farben: Tomeu Morey

Verlag: Panini
Seiten: 84
Preis: 18,- € (Hardcover)
24,- € (Variant-Hardcover)

VÖ: 17. August 2021


Viel wurde geschrieben über Tom King und „Batman/Catwoman”. Auch bei uns (z. B. hier, hier, hier oder hier). Daher das Wichtigste in Kürze:

Autor Tom King schrieb die Batman Hauptserie ab dem Rebirth-Neustart bei DC. Zunächst sehr positiv aufgenommen, nahmen mit der Zeit aber die Verkaufszahlen ab und der Unmut einiger Batman-Fans stetig zu. DC Comics entschied sich daher zu dem drastischen Schritt, Tom King von der Batman-Serie freizustellen und ließ ab da ‚Tec-Autor James Tynion IV das Flaggschiff übernehmen. Dennoch hatte Tom King weiterhin die Gunst vieler Fans und auch die des Verlages sicher, sodass DC ihm eine Abschluss-Maxiserie für seinen Batman-Mythos gewährte. Da King zuletzt vor allem die Beziehung zwischen Bats und Catwoman zentral gestellt hatte, war schnell klar, dass das Katzenweib auch eine wichtige Rolle in Tom Kings abschließender Batman-Betrachtung spielen würde – so wichtig, dass sie nun auch im Titel auftaucht. Und hier sind wir nun. Lasst uns also beginnen.


Inhalt und Wertung

Was – auch aufgrund des größeren Formats – sofort auffällt, ist Clay Manns und Tomeu Moreys Artwork. Die Zeichnungen sind üppig, verspielt und farbenfroh. Die Panelaufteilung ist interessant gestaltet; gelegentlich findet auch an den Seitenrändern etwas statt. Das Artwork dient im Großen und Ganzen der Geschichte und erzählt diese dennoch auf einer anderen Ebene weiter. Ich weiß – Clay Mann ist durchaus umstritten, auch nicht jeder mag seinen Stil – hier passt er aber ziemlich gut. Man kann ihm vorwerfen, dass die Figuren manchmal zu glatt dargestellt sind und manchmal viel zu artifiziell (Selina oftmals sexualisiert) in den Fokus gerückt werden. Doch die gesamte Seitengestaltung in „Batman/Catwoman” bietet einen eigenen erzählerischen Wert und wird eindeutig wichtiger genommen als das selbstverliebte Spiel mit einzelnen Charakteren. In dem 21 x 32 cm großen Black Label Hardcoverband von Panini kommen diese Zeichnungen auch nochmal besonders gut zu Geltung.

©Panini Comics Deutschland

Zu stark im Artwork verlieren sollte man sich als Einmalleser aber nicht. Ansonsten kann es passieren, dass man den Anschluss verpasst. Tom King etabliert von Beginn an eine ungewöhnliche Erzählstruktur, bei welcher man ganz genau aufpassen muss, auf welcher Zeitebene man sich gerade befindet. Durch Christian Endres‘ Vorwort ist man zum Glück gut vorgewarnt und kann sofort damit beginnen, bei jeder dargestellten Figur genau hinzuschauen, welches Kostüm sie trägt, welche Haarfarbe sie hat usw. So zwingt Tom King einen, seiner Geschichte mit höchstmöglicher Aufmerksamkeit zu folgen. Eine im Ansatz ausgezeichnete Idee. Allerdings wäre es schöner gewesen, wenn man für die unterschiedlichen Epochen auch Veränderungen am Gesamtstil sehen würde. Die Geschichte springt manchmal auf einer Seite zwischen 2 oder 3 Zeitebenen hin und her. Das erfordert dann mehr als nur hohe Konzentration beim Lesen. Schnell kann da der Comicgenuss zur Arbeit werden. Sowohl Clay Mann in den Zeichnungen als auch Tomeu Morey in seinen Farben hätten gern deutlichere Hinweise platzieren können, WANN man sich nun gerade befindet.

©Panini Comics Deutschland

Dieser mal mehr mal weniger kleine Stolperstein soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herren es verstehen, eine spannende und interessante Story aufs Papier zu bringen. Im Grunde geht es um einen typischen Kriminalfall, den es zu lösen gilt und der ist verknüpft mit einigen persönlichen Schicksalen und alten Bekannten. Wie gesagt, ist dieser Fall auch so bedeutend, dass er mehrere Jahrzehnte im Leben der Protagonisten berührt und überdauert. Denn es gab tiefe Verletzungen und dunkle Geheimnisse; womit man die Erfolgsrezeptur einer guten Seifenoper fast zusammengemischt hat. Nur eines fehlt noch – Beziehungen. Das ist das beständige Thema dieser Erzählung. Wer hat wann mit wem in welcher Beziehung gestanden, wie hat sich das verändert, wie blicken Charaktere später darauf, welche neuen Dynamiken haben sich dadurch ergeben?! Dieses Thema ist ein zutiefst menschliches und im Gegensatz zur handelsüblichen Soap weiß Tom King seine Bezeihungsgeflechte glaubwürdig weiterzuspinnen.

„Meine Eltern wollten, dass ich in der Kälte sterbe. […] Und jetzt bin ich die reichste Frau der Welt.”

– SELINA

King hat einen klaren Blick für seine Charaktere und scheint genau zu wissen, wo er mit ihnen hinwill.  Bereits in diesem ersten Band gibt es eine spannende Wendung in der fernen Zukunft, die ich so niemals erwartet hätte. Als Leser der deutschen Ausgabe kann man froh sein, dass man da gleich weiterlesen kann. Insgesamt ist Kings Zukunftsvision ziemlich interessant. Mit jedem weiteren Kapitel wird diese Zeitebene behutsam aufgefaltet, sodass das Bedürfnis größer wird, mehr davon sehen zu wollen. Interessanterweise wirkt der Zeitstrang am Ende des vorliegende Bandes abgeschlossen. Daher bin ich gespannt, wie es im November weitergeht.
 
Was die Geschichte für mich aber zu einer ganz besonderen macht, sind die zum Teil großen Anleihen an „Batman: The Animated Series. Zu allererst ist da natürlich Andrea Beaumont zu nennen, die hier keine unwesentliche Rolle spielt. Und ja (das Backcover verrät es schon), auch das Phantom wird seinen Auftritt haben. Darüber hinaus gibt es aber noch andere Figuren, die der Animated Series direkt entnommen wurden und in der Stadt hängen des öfteren Plakate einer beliebten TV-Serie innerhalb der BTAS-Welt. Als Fan der Serie fühlt man sich sofort heimisch in Kings Batman-Vision. Daneben gibt es auch Bilder und Verweise auf weitere bekannte Batman-Memes und -klassiker. Zuguterletzt lässt es sich King auch nicht nehmen, Anspielungen auf sein eigenes Schaffen an Batman als auch bei DC allgemein – mal mehr mal weniger subtil – unterzubringen. Als langjähriger Leser hat man so auf jeden Fall seine Freude.
©Panini Comics Deutschland | DC Comics

„Dein Todesengel wartet!”

– PHANTASM

 
Die kehrt hoffentlich auch am 23. November 2021 zurück, wenn Band 2 mit den US-Ausgaben #4 – 6 bei Panini erscheint. Es sind noch allerlei verzwickte Handlungsstränge und Rätsel offen, die gelöst werden müssen.

MARIAN MEINT

Batman/Catwoman” 1 ist auf den ersten Blick kein Meisterwerk, aber eine spannend konstruierte und sehr ansprechend gestaltete Batman-Geschichte, der man sehr gerne folgt und bei der man wissen möchte, wie sie ausgeht. Ein kleines Hindernis dabei ist hin und wieder die Darbietungsform.

Die Erzählung ist vielschichtig, manchmal aber leider zu schnell und unnötig komplex. Die optische Darstellung der Figuren ist schon beeindruckend, wirkt aber manchmal wie aus einem Modekatalog. Das tut aber der kreativen Panelgestaltung und dem positiven Gesamteindruck des Artworks nur selten Abbruch.

Insgesamt hat man hier eine gelungene Nummer 1, die schnell das Verlangen nach Band 2 wecken wird.


Übrigens: Tom King hat eine Art Vorgeschichte zu dieser Serie geschrieben, die in der Geburtstagsanthologie „DC Celebration – Catwoman” auch auf Deutsch abgedruckt wurde. Eine Preview dazu (in englischer Sprache und mit einem kleinen Spoiler) gibt es hier.


Bei Panini liegt der Band im Hardcover vor. Ein Variant-Hardcover gibt es auch.

Batman/Catwoman 1 (Hardcover)

Batman/Catwoman 1 (Variant-Hardcover)


Außerdem: Panini gibt in einer einer Preview Einblick in die ersten 10 Seiten des Bandes.

LESEPROBE (bereitgestellt von ©Panini Comics)


DISCLAIMER

Für die vorliegende Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Panini Comics Deutschland zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank!

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Batmanfan seit frühester Kindheit; besonders geprägt durch die Animated Series und die Dino-Comics.

5 Kommentare

  1. Sören sagt:

    Also ich oute mich mal als jemand der den Tom King Batman wirklich gemocht hat. Weil er der Batman gewesen, ist den ich lesen möchte. Es war der er Batman, der sich vor den Leuten zwar distanziert, aber auch einfühlsam und hilfsbereit gibt. Der tut, was er tut, nicht weil irgendeine Psycho-Klatsche hat oder gern Gangster verprügelt. Sondern, weil er Leuten helfen möchte. Der richtigen Bindungen und Emotionen hat, wie ein richtiger Mensch. Aber trotzdem mit seinem ganzen Trauma klarkommen muss.

    Kommen wir zu Batman/Catwoman Marian schon sagte muss man sich etwas an die ganze Zeit Ebene erzähl Stil gewöhnen muss, aber wenn das ganze dreimal gelesen hat, versteht man alles. Was übrigens hier erwähnt werden sollte. Dass Batman/Catwoman auch Verbindungen zu zwei Kurzgesichten von Tom King hat, man muss sie nicht gelesen haben, aber sie helfen aber bestimmte Ereignis, die Batman/Cartwoman eine wichtige, sogar eine sehr wichtige Rolle spielen zu verstehen.

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    • Avatar-Foto Visual Noise sagt:

      Ach du hast dir meine Tom King-Fanbrille ausgeliehen! xD Kann dir vollumfänglich zustimmen! Wo Tom King draufsteht werden bei mir sofort hohe Erwartungen ausgelöst (wenn auch nicht immer zufriedenstellend). Aber die gute Qualität seiner Arbeiten ist schon verblüffend!

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    • Avatar-Foto Marian sagt:

      „Also ich oute mich mal als jemand der den Tom King Batman wirklich gemocht hat.“

      Ich schätze mal, dass du damit nicht alleine bist. Der Verlag würde Tom King (bei aller möglicher Sympathie) wahrscheinlich nicht diesen Abschluss gönnen, wenn man da nicht daran glaube, dass das genügend Menschen kaufen.

      „Dass Batman/Catwoman auch Verbindungen zu zwei Kurzgesichten von Tom King hat, man muss sie nicht gelesen haben, aber sie helfen aber bestimmte Ereignis, die Batman/Cartwoman eine wichtige, sogar eine sehr wichtige Rolle spielen zu verstehen.“

      Meinst du damit zum einen „Süchtig nach Ärger“, die sowohl in den USA als auch hierzulande im „DC Celebration: Catwoman“-Band veröffentlicht wurde? Wenn ja – die Kurzgeschichte habe ich (unterhalb des Fazits) erwähnt.

      Und meinst du zum anderen das Batman Annual #2 von 2017 (mit „Date Nights, Last Rides“ & „Some of these days“)? Davon habe ich leider auch erst NACH meiner Review erfahren. Auf Deutsch ist das wohl in Batman #18 (2018) erschienen (vielen Dank für den Hinweis an Marco von unserem Discord-Server).

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