Aus dem Schneideraum: David Brenner über die Urfassung von BvS

ProVideoCoalition traf sich mit dem Mann, der die Unmengen an BvS-Material zu einem Film formen durfte: Filmeditor David Brenner. Er gibt uns einen interessanten Einblick in die Zusammenarbeit mit Zack Snyder und was uns in etwa mit der Ultimate Edition erwartet.

Batman_Affleck_Snyder

Auf die Frage, ob sich Brenner als Schnittmeister einmischt, wenn er Ungereimtheiten in einem Drehbuch findet:

Manchmal tue ich das und manchmal auch nicht. Bei vielen Filmen dieser Größenordnung sind so viele Menschen involviert, die beim Drehbuch mitreden. Es gibt so viele Anpassungen, die ein Regisseur vornehmen muss, um eine Freigabe für das Drehbuch zu erhalten. Ich mische mich nur ein, wenn ich ein starkes Verlangen danach habe oder wenn ich glaube, dass manches mit einem zusätzlichen Dreh dem Storyaufbau helfen könnte.

Ich möchte niemandem auf die Nerven gehen, bevor wir mit dem Schnitt beginnen. Die meisten Fragen, die sich für mich dann auftun, können wir dann behandeln. Dinge reduzieren oder an eine andere Stelle setzen.

Zack wusste, dass wir beim Schnitt von ‚Man of Steel‘ viele offene Fragen des Drehbuchs lösen konnten. Deshalb war er zuversichtlich, dass wir es auch hier können.

Wie er es mit den täglich produzierten Material (Dailies) handhabt:

Bei ‚Man of Steel‘ hatten wir jeden Mittag eine Dailies-Session. Doch der Dreh wurde so intensiv, dass Zack sich die Dailies nur noch in seiner Freizeit anschauen konnte. Gleiches passierte bei BvS. Er sieht sich viele der Aufnahmen auf seinem iPad an und schneidet diese dort auch. Aber er sieht sich immer alles an. […]

Über die größte Herausforderung bei ‚Batman v Superman‘:

Im Drehbuch gibt es weitaus mehr Storylines als wir im fertigen Film sehen. Es war wohl unsere größte schnitttechnische Herausforderung, als es darum ging, den Film auf eine annehmbare Länge zu trimmen. Der Anfang des Films war für uns die verzwickteste Sektion. Bis zu dem Punkt, an dem Bruce Wayne Alfred die Wahrheit über die ‚White Portugese‘ erzählt – seinen wahren Plan. Bis dahin verfolgt der Film viele Einzelpfade, manche kreuzen sich, manche nicht. In dieser Szene werden diese Pfade zu einer Straße.

Im Vergleich zum fertigen Film gab es im Drehbuch weitaus mehr Nebenhandlungen. Auch um den Beginn des Films aufzubauen, mussten wir vieles neu anordnen. Im Drehbuch wurde Lex erst viel später eingeführt. Aber als wir uns den Film ansahen, empfanden wir es besser, ihn viel früher im Film einzubringen, weil er eine solch wichtige Rolle spielt. Zudem versprühte seine Präsenz so viel Energie, diese sinistre Comic-Energie, die dem Film mehr Fahrt verlieh.

Grundsätzlich war BvS eine einmalige Herausforderung, da wir es hier nicht nur mit einem, sondern gleich 2 Hauptdarstellern plus Alter-Ego zu tun haben. Es gab Clark Kent, Superman, Bruce Wayne und Batman. Um sie herum gibt es Lois Lane, Lex Luthor, Wallace Keefe, Perry White, Martha Kent, Senator Finch und noch mehr Figuren.

Über den Ultimate Cut:

Es musste (für die Kinofassung) viel herum jongliert werden. Erzählstränge von vielen Figuren mussten geopfert werden. Die Figuren sind zwar im Film, aber wir folgen ihnen nicht. Und das ist okay so. Später haben wir uns dann an eine erweiterte Schnittfassung gemacht, in der wir vieles von dem Zeug wieder zurück in den Film gepackt haben und dadurch den Rhythmus der Kinofassung verfeinert haben.

Aus einer ursprünglich irrwitzigen, fast 4 Stunden langen Fassung, mit absolut allem was gedreht wurde, entstand letztendlich ein 3-Stunden Cut, bei dem all diese Erzählstränge enthalten sind – nur ohne das überschüssige Fleisch drumrum.

4 Stunden?

Ich war damals etwas besorgt. Dreieinhalb Stunden, okay, bei einem Film dieser Größenordnung ist das machbar. So arbeitet Zack am liebsten. Aber hier war es wirklich einschüchternd. Aber wir haben auch ‚Man of Steel‘ von dreieinhalb Stunden runtergekürzt. Ich war mir sicher, wir schaffen das auch hier.

Darüber, ob er seinen Schnitt mit oder ohne Ersatzmusik unterlegt:

Manche Regisseure mögen es gänzlich ohne Musik. Und ich verstehe die Reinheit und den Gedanken dahinter, dass ein guter Schnitt auch ohne Musik funktionieren muss. Ich mag aber das Zusammenspiel von Bild und Ton. Ich mag es, wenn eine Kampfszene sein Tempo findet, so dass die Tritte und Schläge musikalisch wirken. Das funktioniert nicht immer, aber manchmal klingt eine Reihe an Schlägen spaßig. Normalerweise machen Zack und ich es so: Ich fang mit Ersatzmusik an, damit er einen guten ersten Eindruck bekommt. Und in erster Linie hilft es den Produzenten, in den Film zu finden. Es hilft uns dabei, das richtige Tempo für die Montagen zu finden.

Aber später, wenn wir den Film zurechtschneiden, schalten wir die Musikspur ab. Das ist ein Trick, den uns Chris Nolan beigebracht hat. Bei ‚Man of Steel‘ meinte er, „Ihr solltet die Musik abschalten, denn ihr hängt zu sehr an dem Rhythmus, den euch die Musik vorgibt. Sie gaukelt euch vor, dass alles diese Länge haben muss. Es lässt euch glauben, alles wäre so perfekt. Schaltet es ab.“ Und als wir es abschalteten, fühlte sich so einiges viel zu lang an. Wir entfernten dadurch viel unnötiges Fleisch. Unsere fantastische Music Editorin Melissa Muik passte dann alles ein wenig anders und besser an.

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Über die Arbeit mit Zack Snyder:

Er ist ein sehr visuell arbeitender Mensch. Bevor er Regisseur wurde, war er Maler. Und mehr als jeder andere, denkt er in Bildern. Er zeichnet auch die Storyboards für seine Filme selbst. Er zeichnet den gesamten Film von Anfang bis Ende. Er hat ganze Bücher davon. BvS besteht aus drei Büchern seiner Zeichnungen.

Drehbücher geben meist nicht viele Anhaltspunkte, wenn es um den Schnitt von Action-Sequenzen geht. Bevor ich eine Action-Sequenz schneide, schau ich mir seine Storyboards an. Oder wenn ich eine Frage zu den Dailies habe, die vom Drehbuch abweichen und er nicht zu erreichen ist, weil er am Set ist.. dann brauche ich nur in seinen Zeichnungen nach den Antworten zu suchen.

Wenn es um die Arbeit am Schnitt geht, sind Zack und ich keine Theoretiker. Wir sind Macher. Wenn es sich richtig anfühlt, dann ist es auch die richtige Lösung. Aber zu Beginn von ‚Man of Steel‘ kannten wir uns noch nicht so gut und redeten deshalb viel miteinander. Ich wollte seine Erwartungen an einen Editor kennenlernen. Und er wollte wissen, wie ich ticke. Aber nicht falsch verstehen, wir sprechen immer noch viel über Szenen, Themen, Dramaturgie und so weiter. Aber wir übertreiben es auch nicht.

Gerade ist er in London damit beschäftigt, den ‚Justice League‘-Film vorzubereiten. Ich bin der letzte Mensch, den er jetzt sprechen müsste. Ich habe einige offene Fragen, also werde ich warten, bis ich selbst Ende der Woche nach London reise und meine Antworten bekomme.

David Brenner begann seine Karriere in den 80er Jahren mit ‚Talk Radio‘, ‚Geboren am 4. Juli‘ und ‚The Doors‘. Zu seinen neueren Arbeiten zählen ‚Independence Day‘, ‚Der Patriot‘, ‚Man of Steel‘ und ‚300: Rise of an Empire‘.

Das komplette Interview findet ihr in englischer Sprache bei ProVideoCoalition.com

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Gründer und Chefautor von Batmannews.de. Batman-Fan seit 1987.

1 Kommentar

  1. Captain Harlock sagt:

    Gab es da nicht mal das Gerücht, daß ein Junge mit Glatze
    (der junge Bruce) in einem Shaolin-Kloster trainiert ???

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