Special | The Dark Knight

„Weil wir für einige Action-Sequenzen die IMAX-Technik verwenden, dehnen wir beim Erzählen der Story unseren Aktionsradius buchstäblich bis zum Anschlag aus. So entsteht ein unglaubliches Filmerlebnis, das uns mitten ins Bild eintauchen lässt.“

– Christopher Nolan

Die Produktion von „The Dark Knight“ begann im Grunde schon einige Wochen vor dem offiziellen Drehstart. Darsteller und Team reisten nach Chicago, um die Eröffnungssequenz des Films zu drehen: einen dramatischen Banküberfall, der den kriminellen Amoklauf des Jokers in Gang setzt. Diese vorab gedrehten Szenen waren ein Meilenstein der Filmgeschichte, weil Christopher Nolan als erster Regisseur IMAX-Kameras für Szenen eines traditionellen Spielfilms einsetzte. „Mich interessierte seit jeher, mit IMAX-Kameras zu filmen“, berichtet Nolan. „Ich habe IMAX-Präsentationen in Museen miterlebt und finde das Format absolut überwältigend. Die Klarheit und Schärfe der Bilder ist beispiellos, und ich war überzeugt: Wenn man einen dramatischen Film mit IMAX-Kameras drehen könnte (statt das 35mm-Format zu vergrößern und dann auf die IMAX-Leinwand zu projizieren), dann könnte man die Zuschauer wirklich in die Action mit einbeziehen.“

Emma Thomas stellt fest: „An welche IMAX-Filme erinnern wir uns? Sie haben die Kameras den Mount Everest hinaufgeschleppt, haben im Meer gefilmt, die Astronauten haben sie ins All mitgenommen… wenn das möglich ist, dann können wir doch auch in den Straßen von Chicago mit der IMAX-Kamera drehen.“

Wie es bei solchen Pioniertaten üblich ist – das wussten auch Nolan und sein langjähriger Kameramann Wally Pfister –, waren auch die Dreharbeiten in den Straßen von Chicago kompliziert, weil die IMAX-Kameras sehr groß sind. „Die Kameras sind riesig und viel schwerer als 35mm-Kameras“, bestätigt Pfister. „Wir mussten also völlig umdenken. Aber man darf sich von solchen Herausforderungen nicht einschüchtern lassen. Man arbeitet die Probleme Stück für Stück ab, bis es irgendwann klappt.“

Das erste „Stück“ für Nolan und sein Team war die Eröffnungssequenz des Films. Pfister erinnert sich: „Die Woche, die wir für den Bankeinbruch brauchten, war unsere IMAX-Ausbildung.“ Den Kurs haben sie mit Auszeichnung abgeschlossen: Die Arbeit mit den IMAX-Kameras übertraf alle Erwartungen, sodass die Filmemacher beschlossen, noch etliche weitere Szenen mit IMAX-Kameras aufzunehmen, vor allem einen Großteil der wichtigsten Action-Sequenzen.

Pfisters Team musste den Umgang mit den sperrigen Kameras lernen, die die Action nicht nur aufnehmen, sondern sich hautnah auf sie einstellen sollten. Deshalb baten sie das Team der Firma Ultimate Arm um Hilfe: Es hat mit der Entwicklung von kardanisch stabilisierten, ferngesteuerten Kamerakränen Preise gewonnen. Den Technikern von Ultimate Arm gelang es, die Spitze des Krans so zu verstärken, dass man die schwere IMAX-Kamera darauf montieren konnte. Pfister verrät: „Die meisten Bat-Pod-Sequenzen haben wir mit Ultimate Arm gedreht – so konnten wir die Kamera nach oben oder nach unten schwenken und den Bat-Pod umkreisen: Dadurch haben wir umwerfende Bilder bekommen.“

Kamerabühnenmann Mike Lewis baute außerdem robuste Gestelle, mit denen man die schweren IMAX-Kameras auf der Kühlerhaube eines Wagens, außen an einem Lkw oder je nach Bedarf überall anbringen konnte. Begeistert reagierten Nolan und Pfister auch auf die Arbeit des Steadicam-Kameramanns Bob Gorelick, der laut Pfister „außergewöhnliche Leistungen zeigte, weil es ihm gelang, die riesige Kamera immer korrekt auszurichten.“

Pfister ging davon aus, dass das große Gewicht der IMAX-Kamera jeden Versuch, aus der Hand zu filmen, unmöglich machen würde. Aber Nolan dachte bereits weiter. Pfister erinnert sich: „Schon zu Anfang der Vorbereitungsphase sagte Chris: ,Irgendwann musst du die IMAX-Kamera auch mal in die Hand nehmen – nur um sagen zu können, dass du das gemacht hast.‘ Darauf sagte ich: ,Kommt gar nicht in Frage! Das Ding lade ich mir nicht auf die Schulter.‘ Aber er fing immer wieder damit an, ich sollte es doch versuchen, und schließlich gab ich nach. Tatsächlich habe ich eine Einstellung mit der Hand gedreht: Ich laufe vor dem Einsatzteam ins Gebäude. Die Einstellung selbst war wohl gar nicht entscheidend, aber Chris war schon deswegen stolz auf sich, weil er mich dazu gebracht hatte, die Aufnahme zu machen“, gibt er zu.

„Wir konnten die IMAX-Kameras genau wie die üblichen Kameras einsetzen, ohne dass dadurch die Dreharbeiten eingeschränkt wurden. Auch zeitlich gab es keinerlei Probleme – es war äußerst spannend, mitzuerleben, wie alles zusammenpasste“, sagt Nolan.

Doch nicht nur mit der Größe und dem Gewicht der Kameras musste die Crew umgehen lernen – es gab bei dem größeren Filmformat auch andere Faktoren zu bedenken. „Der Bildaufbau solcher Einstellungen ist völlig anders, weil das Bild viel riesiger ist. Man muss die Handlung also mehr ins Zentrum rücken. Und die Schärfe spielt eine größere Rolle, weil das Bild flacher wirkt“, erklärt Pfister und fügt hinzu, dass das größere Bild auch Auswirkungen auf die Beleuchtung hat. „Eines der größten Probleme beim Filmen mit IMAX besteht darin, dass man die Scheinwerfer verstecken muss. Mit dem größeren Bildausschnitt sieht man viel mehr auf beiden Seiten, auch unten und oben. Man kann die Scheinwerfer also nicht hinstellen, wo sie normalerweise stehen würden. Man muss sie hinter Gegenständen oder sonstwo verstecken.“

Weil das IMAX-Material ein derart riesiges und klares Bild liefert, waren auch andere Filmabteilungen betroffen. Dazu Nathan Crowley: „Für den Produktionsdesigner bringt IMAX den Vorteil, dass der Zuschauer Dinge erkennen kann, die er normalerweise nicht sieht. Die Perspektive ist gewaltig. Das heißt, wir haben die Decken niedrig gehalten und die Fußböden gewienert, weil sie ins Bild kommen. Alles musste blitzsauber sein, denn man sieht auf dem Boden jedes Staubkorn“, lacht er.

Alle waren sich am Ende einig: Der Aufwand der Lektion hatte sich mehr als gelohnt. „Der Unterschied ist deutlich sichtbar“, bestätigt Pfister. „Das Bild ist schärfer, hat eine höhere Auflösung, mehr Kontrast und sattere Farben. Das Bild wird auf ganzer Linie verbessert, ob man es nun auf einer IMAX- oder einer normalen Leinwand sieht. Und in jedem Kino springt uns die Action direkt ins Gesicht.

Video

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