Batman: The Animated Chronicles, Kapitel 1 – Mr. Freeze

Abschluss und Fazit

ABSCHLUSS UND FAZIT

 

Das war es mit Mr. Freeze. In keinem TAS verbundenen Medium taucht er weiter auf. Seine hier (vor allem in den ersten beiden Episoden) erzählte Geschichte fand Eingang in den normalen Batmankanon, in einen der Live Action Filme und nicht zuletzt in die Arkham-Reihe. Die Spiele fangen sehr beeindruckend die Genialität aber auch Monstrosität des Charakters ein, sowie sein rigides und gnadenloses Vorgehen bei der Verfolgung eigener Ziele.

Im Add-On „Cold Heart“ zu Arkham Origins spielt man quasi den Plot aus „Herz aus Eis“ nach. In Arkham City wird Mr. Freeze sogar eine Schlüsselrolle zugedacht. Und klar: auch Nora muss mal wieder gerettet werden. Und schließlich hat mich auch sein Auftritt in Arkham Knight emotional gepackt. Aber dazu kann ich nicht mehr schreiben, da dies für Bernd bestimmt ein krasser Spoiler wäre. Denn zuvor muss man eine knifflige Fahraufgabe lösen ☺

Die TAS-Episoden und -Comics, in welchen Victor nur erwähnt wird oder ein paar Sekunden Screentime bekommt, habe ich hier mal ausgelassen. Witzig ist aber das unregelmäßige Auftauchen von Freeze in den Gotham Adventures. Da sieht man ihn meistens, wenn Batman (aus Gründen) durch Arkham streift. Während die meisten Insassen jeweils irgendeinen figurtypischen Satz parat haben, steht Victors Kopf (immer im eigenen Panel) grimmig und schweigend auf einem Tisch in seiner Zelle. Immer ☺

Ansonsten zeigt die Figur des Mr. Freeze bei Batman TAS exemplarisch auf, wie man gleichzeitig einen ganzen Serienkosmos aber auch einen einzelnen Charakter ansprechend und spannend erzählen kann. Dabei werden Charakterisierung und kontextuelle Einbettung konstruktiv weiterentwickelt und das über alle Medien hinweg. Am Ende jeder Folge wird nicht zwingend der Status Quo wiederhergestellt, damit man eine ähnliche Handlung einfach ein paar Episoden später wieder aufgewärmt präsentieren kann (so wie etwa in JEDER Mainstreamtrickfilmserie der 80er Jahre). Und trotzdem sind Rahmenhandlung und Motivation der Protagonisten auch für Kinder verständlich dargestellt.

Die sich wandelnde Beziehung von Victor und Nora Fries bietet sich hierfür als gutes Beispiel an. Letztlich ist der Hauptkonflikt immer der Gleiche und doch handeln, denken und fühlen die Protagonisten jeweils anders, sobald sich eben die Umstände ändern (wie im echten Leben also). Dr. Victor Fries ist ein gewissenhafter Mann, zusätzlich definiert durch die leidenschaftliche Liebe zu seiner Frau. Als diese schwer erkrankt steigern sich beide Eigenschaften zu einem fast fanatischem Streben. Unermüdlich verfolgt er den Plan, seine Frau solange in Kryostase zu halten, bis ein Heilmittel gefunden wurde. Fries übertritt dabei sowohl gesetzliche als auch ethische Grenzen und tut das, was wir alle in besonders belastenden Situationen tun – er greift zurück auf gewohnte Lösungsstrategien. Bei ihm also: sich in die Arbeit stürzen. Und glücklicherweise passt sein Berufsfeld zum Unglück seiner Ehefrau (zumindest über zwei Ecken). Als Victor glaubt, Nora verloren zu haben, verliert er damit offenbar auch DAS Identifikationselement seines Lebens. Und wenn uns so etwas Schlimmes passiert und wir auch keine adäquaten Lösungsstrategien mehr zur Hand haben, dann, ja dann verzweifeln wir. Der Eine zieht sich zurück, ein Anderer sucht Trost in der Gemeinschaft und wieder Andere teilen ihr Unglück mit jedem, der es hören will und jedem, der das nicht will. Victor „entscheidet“ sich für einen weiteren Weg: Aggression (in diesem Fall verbunden mit Vergeltung). Seine Rachepläne verfolgt er dabei genauso akribisch, wie zuvor die Rettung Noras. Wer würde sonst auf die Idee kommen, sich einen zehnfach verstärkten(!) Kälteanzug zu bauen, um dann seine Opfer mit eben jenem Element zu töten, durch welches er zuvor Leben bewahren wollte!?! Als Grant Walker die noch lebende Nora präsentiert, wechselt Freeze‘ Fokus sofort wieder zu ihr. Alles andere ist egal. Geradezu zwanghaft verfolgt er wieder das Ziel ihrer Lebenserhaltung und ignoriert dabei alle anderen geltenden Normen. Als Nora schließlich aufgetaut und geheilt wird, verliert Freeze sie erneut. Und damit seinen Bezugspunkt. Scham, Minderwertigkeitsbedenken und auch wieder sein Perfektionismus („in dieser Form kann ich nicht vor Nora treten; das Leben ist jetzt anders als zuvor; ich kann aber nur für sie richtig sein, wenn ich ihr in meiner früheren Gestalt gegenübertreten könnte“ oder so ähnlich) bringen ihn dazu, sich zurückzuziehen. Jetzt muss er sich abermals umorientieren und widmet sich minutiös neuerlichen Racheplänen.

Und so geht das hin und her. Charakteristisch sind dabei zum einen die Ambivalenz zwischen ungebrochener Liebe und Findung eines Lebenssinns und zum anderen die subtile Dramatik, die Mr. Freeze immer wieder selbst unterstreicht. Im Gegensatz zu all diesen schrillen, narzisstischen und antisozialen Gegnern Batmans, besticht Mr. Freeze durch seine ruhige, stoische Art. Seine tragische Geschichte geht einem rasch nah, man kann mit ihm mitfühlen und versteht seine Wut. Aber er trägt dies auch als ständige Rechtfertigung vor sich her. Immer wieder beklagt er seine großen Verluste und seine Frustration über alle Beteiligten und über die Gesellschaft sowieso. Es gibt fast keine der oben zusammengefassten Episoden, in welcher er nicht besonders betont, dass er emotional mittlerweile völlig erkaltet sei. Dieser fortwährende Pathos, zwingt den Betrachter regelrecht dazu, bei Mr. Freeze jetzt mal genau hinzusehen. Und … oh Wunder … er hat doch noch Gefühle, bringt sie um Ausdruck und handelt explizit affektgeleitet.

Was die Autoren damit aber gleichermaßen kenntlich machen, sind die genau konträr handelnden Personen, mit welchen sich Freeze konfrontiert sieht; Angeblich warmherzige, altruistische Wohltäter, deren Inneres sich aber schon lange in Kryostase befindet.

Der „Humanste Unternehmer des Jahres“ welcher Gewinn und Erfolg seiner Firma jederzeit über das Wohl seiner „Lohnsklaven“ stellt; ein Themenparkmogul der für die eigene Vision auch vor Massenmord nicht zurückschreckt; oder eine Ärztin, die für Geld und Ruhm bereit ist, Menschenleben zu opfern. All diese (immer noch zeitgemäßen) Personen handeln nach dem Motto, dass der Zweck eben jedes Mittel heiligt und sind damit allesamt Zerrbilder von Mr. Freeze eigener Persönlichkeit. Doch Freeze wird in seiner Zerstörungswut immer wieder durch diesen einen Faktor unterbrochen, welcher bei all diesen erkalteten Figuren schon längst abgestorben ist: seine Menschlichkeit.
[noextoc]

Video

Ein verspäteter "First Look" zum "Batman & Batmobile 89 2-Pack" von McFarlane Toys.

Kommentare