Batman: The Animated Chronicles, Kapitel 6 – Ra’s al Ghul – Teil 1

Die Gruft der Unsterblichen

„Die Gruft der Unsterblichen“ (S02E04; Original: „Avatar“)
Story: Michael Reaves | Regie: Kevin Altieri

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©Warner Bros. Entertainment

Disclaimer: Vor Erstaustrahlung von „Die Gruft der Unsterblichen“ wurden zwei Hefte der Batman Adventures Reihe veröffentlicht. Beide hatte ich ursprünglich an dieser Stelle besprochen. Allerdings stören unterschiedliche zeitliche Abläufe als auch bestimmte inhaltliche Erwähnungen die übergreifende Kontinuität. Grundsätzlich ist auch davon auszugehen, dass diese Episode sowieso vor den Comics entworfen, geschrieben und produziert wurde. Daher habe ich jetzt eigenmächtig die Reihenfolge geändert. Es ergibt so einfach mehr Sinn.

Synopsis:
Wir befinden uns zunächst im Jahr 1898 bei einer archäologischen Ausgrabung in Ägypten. Irgendetwas dabei geht mächtig schief. Der furchtlose Entdecker scheint gar Wunderbares in einer Grabkammer vorzufinden. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, als ein grün schimmerndes Licht seine Aufmerksamkeit erregt. Das Ausgrabungsteam kann nur noch ein abgetrenntes Seil bergen.

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Die Gegenwart: Die Szenerie wechselt zu einem Gothamer Museum, welchem Bruce Wayne mehrere ägyptische Artefakte gespendet hat. Darunter befindet sich eine Hälfte der „Schriftrolle von Osiris“, dem ältesten bekannten ägyptischen Schriftstück, wie uns Lucius Fox wissen lässt. Er lobt Bruce‘ Spende als „sehr beeindruckend, sehr lobenswert“. Bruce darauf: „Es ist absetzbar“ ?

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In der Nacht verschafft sich ein Dieb mit Kapuze Zugang zum Museum und stiehlt das Dokument. Doch da tritt Batman auf den Plan. Überrascht stellt er fest, dass es sich bei dem Einbrecher um Ubu handelt. Regelrecht erschrocken ist Bats, als schließlich der als verstorben geglaubte Ra’s al Ghul den Raum betritt. Dieser ist nicht zu Erklärungen aufgelegt und attackiert Batman mit einer Kobra, die sofort zubeißt. Das Gift wirkt innerhalb von Sekunden. Zum Glück hat der Dunkle Ritter immer ein Kobra-Antidot in seinem Gürtel dabei.

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Nach Genesung in der Bathöhle macht sich Batman an die Recherche. Alfred lässt er bald wissen, dass er nach Gibraltar fliegen wird. „Da ist jemand, den ich schon länger aufsuchen wollte“. Auf Gibraltar angekommen, gibt es eine winzige Kampfsequenz, bis wir erfahren, dass dieser ominöse „Jemand“ natürlich Talia ist. Diese ist auch überrascht, dass ihr Vater noch leben soll (und sich nicht gemeldet hat) und ebenso darüber, dass Bruce sie bei seinen Nachforschungen dabeihaben will.

Talia eröffnet, dass es sich bei der Schriftrolle um den Teil einer Karte handelt, die zur Gruft der altägyptischen Königin Thoth Khepera führen soll, im sogenannten „Tal der Gräber“. Das führt die beiden direkt nach Kairo, zu einem alten Versteck von Ra’s al Ghul. Nach kurzem aber vergnüglichem Hin und Her mit einem weniger vertrauenswürdigen Ladenbesitzer und dessen Schlägertrupp, können beide (dank guter Teamarbeit) einen versteckten Kellergang finden.

D:\Bats\Al Ghul\Avatar\01\Collage_Fotor2.jpg„Ein kostbares Relikt […] Das Einzige seiner Art.“ ?

Hier treffen sie schließlich auf Ubu und Ra’s und sie erfahren, was es mit der Schriftrolle auf sich hat. Der Dämon versucht die Macht von Thoth Khepera für sich zu gewinnen, „Herrscherin über zwei Kontinente“. Angeblich konnte sie mit nur einer Geste über Leben und Tod entscheiden und so über 1.000 Jahre herrschen. Als Bruce diese Vorstellung belächelt, bringt Ra’s sein eigenes 600-jähriges Leben als Totschlagargument vor. Gleich darauf lässt er eine Glaskammer auf die Turteltauben herab und schließt sie dort ein, um beide loszuwerden. Ra’s: „Es heißt, man würde die Unsterblichkeit im Leben seiner Nachkommen wiederfinden. Leider weiß ich allzu gut, dass das nicht stimmt.“ Damit lässt er beide zurück.

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Als der Sauerstoff in der Glaskammer knapp wird, konstatiert Talia: „Da wir sterben müssen, bin ich froh, dass wir zusammen sind.“ Doch der Detective hat keineswegs vor, frühzeitig abzutreten. Nach etwas Grübelei kann er Talia und sich mittels seines Sonargeräts aus dem gläsernen Sarg befreien. Jetzt aber nichts wie los zur Grabstätte der alten Herrscherin.

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In der Grabkammer mit dem Sarkophag angekommen, gibt es ein erneutes Stelldichein mit dem Dämonenkopf. Talia und Batman sind durch auf sie gerichtete MG-Läufe zum Statistendasein verdammt und müssen Ubu dabei zusehen, wie er den Sarkophag von Thoth Khepera öffnet. Doch darin findet sich keine mumifizierte Leiche, sondern jede Menge Schriftrollen, die sehr wahrscheinlich die Geheimnisse der mächtigen Königin in sich bergen. Doch als Ra’s die Rollen in die Hand nimmt, zerfallen sie zwischen seinen Fingern zu Staub – jede einzelne davon. Talia und Batman nutzen diesen Moment der Verzweiflung und versuchen zu fliehen. Doch Ubu und Ra’s‘ Männer machen es ihnen nicht zu einfach.

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Ra’s indes stützt sich – im Selbstmitleid badend – auf den Sarkophag und betätigt versehentlich einen versteckten Mechanismus. Die sich daraufhin öffnende Tür weist ihm den Weg in eine geheime Grotte. Dort trifft er schließlich auf Thoth Khepera selbst, die aus einer grünlich schimmernden Flüssigkeit emporsteigt und Ra’s zu sich bittet. Die überall herumliegenden Leichen schrecken den alten Meister nicht ab und er nähert sich der wunderschönen Gestalt. Ihr Versprechen, mit ihm alle Geheimnisse von Leben und Tod zu teilen, ist zu verlockend für ihn. Mühelos steigt er zu der Gestalt hinauf … und lässt sich von ihr küssen. Erst jetzt erkennen wir Zuschauer das wahre Ich der eigentlich schrecklichen Todeskönigin. Talia und Batman kommen hinzu und müssen mit ansehen, wie Ra’s sämtliche Lebensenergie von dem Geisterwesen entzogen wird.

Es folgt die Befreiungsaktion des mittlerweile stark gealterten Ra’s al Ghul, in deren Verlauf Thoth Khepera allerlei Flüche ausspricht und aus ihrem Wiederbelebungspool riesige Tentakel und geisterhafte Seelen entsteigen lässt, um den Eindringlingen den Gar auszumachen. Batman schafft es schließlich, eine immens große Statue umzuwerfen, weshalb bald der ganze Tempel in sich zusammenstürzt. Der erstaunlich langsame Ubu wird gerade noch so von Batman gepackt, bevor er von einer Steinsäule erschlagen wird. Thoth Khepera aber ist nun unter ihrem Tempel begraben. Daher erholt sich Ra’s auch schnell wieder und die Jugend kehrt in seinen Körper zurück.

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Auf dem Weg zurück entschuldigt sich Ra’s bei seiner Tochter: „Ich hatte dich aus meinem Herzen verstoßen. Offensichtlich hast du das nicht getan.“
Reuig blickt er nach unten. Die dankbare Talia folgt seinem Blick und bemerkt die Fesseln um die Handgelenke ihres Vaters. Nach kurzem Dialog mit Batman, hält sie diesem erneut eine Waffe vors Gesicht. „Es tut mir unendlich leid, mein Geliebter, aber er ist mein Vater.“
Und so ist es diesmal der Detective, der in der Wüste zurückgelassen wird. Der heute gerade so mit dem Leben davongekommene Ubu dreht sich ein letztes Mal zu Batman um und wirft ihm – in einem Akt der Gnade – eine Wasserflasche zu. Dann reitet auch er davon.

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Zur Episode:
„Avatar“ ist auf den ersten Blick eine weitere Indiana Jones-Folge. Noch mehr Wüste, noch mehr altägyptische Symbolik, noch mehr Mystizismus. Hier geht es vorrangig um Abenteuer und Übernatürliches. Dennoch erfahren wir einiges zu den Beziehungen der Figuren untereinander und können die ein oder andere Charakterentwicklung bestaunen. Darüber hinausgehende Tiefgründigkeit suchen wir in dieser Episode vergebens und das soll mir so recht sein. Ich denke, die Kids waren gut davon unterhalten und ich bin es auch. Es gibt ein paar schöne inszenatorische Elemente (z. B. die Eingangssequenz, die völlig ohne hörbaren Dialog auskommt), die Abläufe sind gut orchestriert, die Bildsprache erneut auf den Punkt und der Humor ist stimmig. Geschichte, Regie und Musik atmen den Geist des alten Hollywoods. Da darf es gern mal an lebensphilosophischen Themen mangeln. “Die Gruft der Unsterblichen“ ist somit eine Folge für die ganze Familie.

Es macht auch richtig Spaß, sich die Episode anzusehen. Zwar stört mich (etwas) das v. a. in der HD-Version ständig rot schimmernde Bat-Kostüm aber sonst schmeicheln die Animationen dem Auge. Als Bruce und Talia in der Glaskammer gefangen sind, erst gegen die Scheibe hämmern und dann das Glas sprengen, verändern sich die Reflektionen auf der Oberfläche entsprechend. Großartig! Ähnliches sehen wir später in der einstürzenden Höhle. Auch die Figuren sind schön gezeichnet und tragen ganz selbstverständlich den Humor dieser etwas leichteren Folge.

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Wie gesagt, erinnert der Abenteuer-Genre-Mix in weiten Teilen an „Jäger des verlorenen Schatzes“ oder „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ und sprüht gleichermaßen vor Witz und Action. Ich habe zwar immer noch nicht ganz verstanden, was uns die Anfangssequenz sagen sollte, aber gut. Schön orchestriert ist sie allemal.

An Übernatürlichem wird diesmal auch nicht gespart. Trotz, dass die Lazarusgruben kein einziges Mal erwähnt werden, finden wir Thoth Khepera in etwas Ähnlichem vor. Offenbar dient diese Flüssigkeit auch als gutes Konservierungsmittel für lebensaussaugende Mumien.

Die Szene zwischen ihr und Ra’s al Ghul übrigens ist laut sich hartnäckig haltender Gerüchte eine Eins-zu-Eins-Entnahme aus Stanley Kubricks „The Shining“. Dort trifft der von Jack Nicholson („Hast du je im blassen Mondlicht mit dem Teufel getanzt?”) gespielte Hauptcharakter in Raum 237 auf eine sich ähnlich unappetitlich verwandelnde Schönheit. Bildet euch eure eigene Meinung.

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©Warner Bros. Entertainment Inc. @ The Shining by Stanley Kubrick || ©Warner Bros. Entertainment Inc. @ Batman: The Animated Series

Die untote Lebensräuberin veranlasst Batman innerhalb der Serie auch das erste Mal dazu, ein (quasi-)lebendiges Wesen zu töten. Ich glaube aber, das versetzt keinen Batfan wirklich in Unruhe.

Fun-Fact am Rande: In „Avatar“ tummeln sich mehrere Sprecher mit einigen Star Trek-Auftritten. So vereint diese Folge gleich drei der Darsteller aus dem Fanliebling „Star Trek VI: Das unentdeckte Land“.

Wir finden hier David Warner – Ra’s al Ghul/Kanzler Gorkon; Brock Peters – Lucius Fox/Admiral Cartwright sowie die wunderbare Nichelle Nichols – Thoth Khepera/Commander Uhura. Batman, Indiana Jones und Star Trek in einer Folge vereint; wenn jetzt noch irgendwo ein DeLorean gelandet wäre, wäre die Episode bei mir sofort auf Platz 1 gesprungen, egal wie gaga der Inhalt gewesen wäre ?

In “Die Gruft der Unsterblichen“ lassen uns die Hauptfiguren immer wieder wissen, dass sie sich bereits kennen. Immer wieder nehmen sie Bezug auf Geschehnisse aus „The Demon’s Quest“; klären sogar, dass diese kleine Reise im Grunde eine direkte Folge des letzten Zweiteilers ist. Grund genug also, uns die Figurenkonstellationen näher zu betrachten.


Zu den Figuren:
Auch wenn das Hauptaugenmerk von „Avatar“ auf Action, Abenteuer und dem mystischen Element liegt, so ergeben sich doch einige interessante Entwicklungen innerhalb der gebotenen Beziehungsdynamiken. Die Figuren bleiben im Wesentlichen dieselben (außer Talia, die bekommt gottseidank mehr Kontur), stehen aber in einem jeweils veränderten Verhältnis zu den anderen Charakteren. Ubu ist der Einzige, der in Einstellung und Verhalten ziemlich konstant bleibt (außer zum Schluss). Das Bemerkenswerte an den Veränderungen, die wir gleich besprechen, ist die Art, wie sie uns fast nebenbei präsentiert werden. Die Charakterentwicklungen finden stimmig Platz neben der eigentlich hanebüchenen Hauptstory und werden mal subtil, mal in direkter Rede installiert.

Da wäre zum einen Ra’s al Ghul. Zunächst erfahren wir von Batman, als er Talia von dem wiederauferstandenen Ra’s berichtet: „Ich kenne das Gesicht meines mächtigsten Feindes.“ Was für ein Ritterschlag. Damit sind die ganzen Gotham-Rogues und Banes und wie sie alle heißen zu Nebendarstellern degradiert worden ? Innerhalb dieser sich langsam vor uns ausbreitenden Al Ghul-Saga, macht diese Aussage aber auf jeden Fall Sinn. Und was die tatsächliche Macht angeht, bleibt Batmans Einschätzung wohl unbestritten.

Die Hand am Rande der Lazarusgrube in der letzten Episode ließ wenigstens uns wissen, dass Ra’s wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit noch lebt. In „Die Gruft der Unsterblichen“ sind sowohl Bruce als auch Alfred von dieser Tatsache überrascht. Noch erstaunlicher ist, dass es Talia genauso geht. Ihr eigener Vater hat ihr nicht mitgeteilt, dass er noch am Leben ist. Schlimmer noch, er hat sich von ihr abgewandt. In dieser Episode zeigt sich zudem deutlich, dass er seine Tochter nicht miss- sondern verachtet. Er fühlt sich von ihr ganz offenbar verraten, weil sie Batman dabei unterstützte, seinen Plan zu vereiteln. Nun trifft er zu allem Überfluss beide gemeinsam an. Der gekränkte Dämon lässt keine Zweifel über die Enttäuschung und Missbilligung aufkommen, die er gegenüber Talia empfindet.

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Er erwähnt abermals, dass er (dank der Lazarusgruben) bereits seit über 600 Jahren auf dieser Erde wandelt. Ra‘s glaubt, nun tatsächliche und anhaltende Unsterblichkeit erlangen zu können und daher keinen Erben mehr zu brauchen. Da Batman zuletzt sein Angebot ausgeschlagen hat und sich Ra‘s von seiner Tochter massiv hintergangen fühlt, steigern sich sein Selbstbezug und seine Größenideen ins Unermessliche. In seiner Vorstellung ist überhaupt niemand in der Lage, seine Vision zu verstehen oder seine Mission auszuführen. Andere Menschen bieten ihm nur Enttäuschung. Sie dienen höchstens als nützliche Werkzeuge für die Erreichung seiner Pläne; selbst wenn es sich bei diesen Menschen um seine Nachkommen handelt.
Niemand auf der Welt ist so großartig wie Ra’s al Ghul. ER ist der Auserwählte. ER ist der Weltenretter. So etwas geht natürlich nur, wenn man selbst unsterblich ist und alle Zeit der Welt hat. Doch dafür braucht er nun keine gleichwertigen Verbündeten mehr. Solche existieren in seinen Augen sowieso nicht (mehr).

Ra‘s verhält sich dann gegenüber Talia deutlich herablassend und anklagend: „Ja Talia, ich lebe noch. Aber bedauerlicherweise habe ich dir meinen gegenwärtigen Zustand nicht zu verdanken.“
Talia: „Ich habe nur versucht, den Mann zu retten, den ich liebe.“
Bruce: „Was kann denn schon in dem Grab sein, das wertvoller ist, als die Liebe Ihrer Tochter?“
Ra’s: „Macht!“
Bruce: „Sie überraschen mich, Ra’s. Der älteste Chauvinist der Welt jagt einer Frau nach“ ?

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Doch Bruce‘ Flapsigkeit täuscht nicht darüber hinweg, dass Ra’s der Vater-Tochter-Beziehung hier den Todesstoß versetzt. Gekränkt gibt er explizit der Unsterblichkeit durch Thoth Khepera den Vorzug gegenüber seinem eigenen Kind. Vom eigenen Vater so verstoßen zu werden, ist ungeheuer verletzend. Talia steht der Schmerz ins Gesicht geschrieben und doch kann sie nichts ändern an der Vergangenheit, ihren Taten und der Liebe zu diesen beiden Männern. Genau diesen Zwiespalt in der Person Talia hat man in „Die Gruft der Unsterblichen“ wunderbar herausgearbeitet. Hier ist die Disbalance zwischen der devoten, der verliebten und der Bad-Ass-Talia nicht mehr so auffällig wie in „The Demon’s Quest“. Alle drei Facetten sind glaubhaft in ihre Charakterisierung eingewoben. Jede Verhaltensänderung erscheint – je nach Situation – nachvollziehbar. Mit Batman zusammen bildet sie ein fast perfektes Team (was sie selbst im Dialog goutiert). Bei ihrem Vater rutscht sie wieder in eine kindlichere, unterordnende Rolle. Aber eben nicht so, dass es widersprüchlich wirkt (so wie zwischen „Tödlicher Schwindel“ und „Eine tödliche Bitte“). Nachdem sich Ra’s schließlich bei Talia entschuldigt, gibt sie den Tochtergefühlen nach und lässt diesmal ihrerseits Batman im Sand zurück. Ich frage mich, ob Ra’s‘ Bitte um Vergebung deshalb nicht sogar reines Kalkül war, um an Talias Herz zu appellieren und sie an die Treue zu ihrem Vater zu erinnern. … Wir werden es wohl nie erfahren.

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Trotzdem ermöglicht uns „Avatar“ einen genussvollen Blick auf eine Art gemeinsames Leben von Talia und Bruce und das ist nicht zuletzt dem Dunklen Ritter zu verdanken. Im Gegensatz zu Eine tödliche Bitte“ lässt Bruce Talia nicht zurück. Diesmal entscheidet er sich, sie bei dem folgenden Abenteuer mit dabei haben zu wollen. Vielmehr noch, er scheint die gemeinsame Zeit mit ihr sogar zu genießen. Das ist schon recht bemerkenswert, betrachtet man sein rüdes Verhalten ihr gegenüber in den letzten Episoden. Auch gegenüber Ra’s verteidigt er dessen Tochter als eine Frau mit Wünschen und Gefühlen. Für mich eine vorerst ausreichende Korrektur zu seinem chauvinistischen Verhalten aus dem letzten Zweiteiler. Interessant fand ich, dass Bruce(!) in der Zweisamkeit mit Talia zusammen seine Batmanstimme nutzt, nicht die von Bruce Wayne. Das haben sie in der deutschen Synchro leider versemmelt. Im Original finde ich das aber einen schönen Hinweis auf die Tiefe der Beziehung der beiden. Ebenfalls fällt auf, dass Bruce mehrfach in dieser Episode das Wort Liebe erwähnt.

Die Erwähnenswerteste:
Talia: „Du bist genauso wie er. Du zwingst mich, zwischen euch beiden zu wählen.“
Darauf Bruce (sie umarmend): „Das Einzige, worin er und ich übereinstimmten, war unsere Liebe zu dir.“

Bevor wir jetzt aber ausrasten, dass Batman jemandem seine Liebe gestanden hat, sei auf die Originalsynchro verwiesen. Dort endet der Satz mit: „… is our feelings towards you.“ Ich meine, das kocht es etwas runter. Trotzdem ist ein solches Bekenntnis aus dem Munde Batmans/Bruce‘ schon etwas Bemerkenswertes.

Wollen wir mal sehen, wie es mit den beiden Turteltauben weitergeht.

Video

Ein verspäteter "First Look" zum "Batman & Batmobile 89 2-Pack" von McFarlane Toys.

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