Zum Tode von Adam West: Ein (sehr persönlicher) Nachruf auf den „wahren“ Batman

Heiliges Kanonenrohr! Adam West ist gestorben. Und damit „Kaboom“, eine Ikone der Pop-Kultur der 60er Jahre. Ich will diesem Mann auf die einzig mögliche Art die letzte Ehre erweisen: Mit einem batmäßigen, sehr persönlichen Nachruf.

Meine erste Begegnung mit Adam West als Batman fand auf einem Stück Pappe statt. In den 70er Jahren, als der Ehapa-Verlag die DC Superheldencomics nach Deutschland brachte, gab es in jedem Heft eine Redaktionsseite mit einem farblich abgesetzen Dreieck in der unteren Ecke der Seite. Das waren Sammelpunkte, mit denen man sich einige coole Goodies bestellen konnte, sofern man die angegebene Punktzahl dafür zusammen hatte. Mich interessierten weder die Tassen noch die Teller, sondern die Batman-Maske. Es muß 1974 oder 1975 gewesen sein, als ich beschlossen hatte zu Karneval als Batman zu gehen. Mein Kostüm hatte ich mir schon soweit selbst zusammengestellt, ein Blaues Badetuch als Cape, meine blaue Badehose als Überhose, eine lilafarbene Strumpfhose und ein lilafarbener Pullover sollten den Rest des Kostüms bilden. Damals wusste ich es noch nicht, dass Batman in den Ehapa-Ausgaben farblich falsch dargestellt wurde, sein graues Outfilt wurde in Deutschland lilafarben abgedruckt.

Das Batsymbol hatte ich selber aus Pappe gebastelt, es fehlte nur noch die Maske. Und da kam dann Ehapa ins Spiel. Ich hatte aus allen mir verfügbaren Heften die Coupons ausgeschnitten und es reichte für die Batman-Maske. Ich war mir ziemlich sicher, an Karneval würde ich der Hit werden. Meine Enttäuschung wurde umso größer, als ein paar Tage später ein DIN A4-Umschlag mit der heißersehnten Batman Maske bei mir eintrudelte. Es war ein Stück Pappe mit einer blau-schwarzen Batman-Maske zum Ausschneiden. In meiner kindlichen Naivität war ich davon ausgegangen, dass ich eine  richtige Haube mit großen Fledermausohren bekommen würde. Aber ich hatte mich getäuscht und so verwarf ich meinen Plan, an Karneval als Batman zu gehen. Was ich damals noch nicht wusste, die Maske war Adam Wests Filmmaske nachempfunden worden.

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Die zweite Begegnung hatte ich mit ihm über ein Spielzeugauto. Damals wurden von Matchbox auch Lizenz-Produkte verkauft und man konnte sich auch das Batmobil aus der Fernsehserie kaufen. Die Serie hatte ich noch nie gesehen, aber auf der Verpackung war ein Bild von Adam West und Burt Ward als Batman und Robin. Und ich oute mich hiermit: das Adam West-Batmobil ist bis heute das einzig wirklich wahre Batmobil. Es besaß etwas, was alle nachfolgenden Vehikel nicht mehr besaßen: Stil! Mit seinem Doppelcockpit und den Haifischflossen am Heck sieht es bis heute einfach nur grandios aus.

Und dann kam „Superman – The Movie“ in die Kinos und löste eine erste Superheldenwelle aus. Im Zuge des großen Erfolges wurden aus Amerika die Pilotfilme der TV-Serien um „Spiderman“ und „Der unglaubliche Hulk“ in Deutschland in die Kinos gebracht. In den immer an einem Sonntag stattfindenden Jugendkinovorstellungen wurden auch japanische und Hong Kong Produktionen um die „Infra-Supermen“ gezeigt und irgendwann auch „Batman hält die Welt in Atem“. Ich war begeistert, freute mich wie ein Schneekönig darauf und wurde wieder einmal bitter enttäuscht. Ich war immer davon ausgegangen, dass dies ebenfalls eine ernstgemeinte Verfilmung des düsteren Neal Adams-Runs aus den Comics war. Aber was bekam ich zu sehen? Albernen Klamauk, Männern in Strumpfhosen, die bei Bedarf das Anti-Bat-Hai-Spray aus der Tasche zogen. Andauerend wurden Sprechblasen ins Bild eingeblendet  und irgendwelche billigen Kalauer von sich gegeben. Ich war noch nicht bereit für diese Art von Satire, die gekonnt den Pop-Art Lifesyle der 60er Jahre durch den Kakao zog. Erst als Erwachsener konnte ich über den Film und auch die Serie herzhaft lachen.

Adam West wurde 1928 geboren, machte einen College-Abschluss in Literatur und Psychologie und führte dananch ein relativ unstetes Leben mit diversen Jobs. Er arbeitete unter anderem als DJ, Cowboy und Truck-Fahrer. Mit seiner ersten Frau reiste er eine Zeit lang durch Europa, wo er unter anderem auch als Milchmann arbeitete. Nach diversen Jahren ließ er sich auf Hawaii nieder, trennte sich von seiner ersten Frau und heiratete eine Hawaiianerin. Auf Hawaii erhielt er eine Rolle in der Unterhaltungssendung „The Kini Popo Show„. Von da an übernahm er viele kleinere Rollen in diversen Filmen und Fernsehserien.

Im Laufe der 60er wurde er schließlich von William Dozier für die Rolle des Bruce Wayne/Batman engagiert. Für nur 2 Jahre spielte er nun den gar nicht so dunklen Ritter in einer Fernsehserie, die es in sich hatte. In dieser TV-Serie tobten sich damals die kreativsten Köpfe Hollywoods aus und schufen eine bis heute einmalige Kombination aus Satire, Style und ironischen Kommentaren zur Pop-Kultur. Die Serie war so erfolgreich, das man sich entschloss einen Spielfim als Spin-Off zu produzieren. Plötzlich kannte jedermann Adam West und es sollte ihm so wie vielen Stars ergehen, die einmal eine ikonische Figur spielten. Man traute ihm schlichtweg keine anderen Rollen mehr zu. Immer wieder wurde ihm bei Castings gesagt, dass die Zuschauer in ihm Batman sehen würden und sonst gar nichts.

„Ich konnte dem nicht entfliehen. Immer wenn ich gerade kurz davor stand, etwas Solides zu erreichen, etwas, das mir gefallen oder meine Karriere in Schwung gebracht hätte, dann erhob sich irgend so ein Dinosaurier und sagte: ‘Aber das Publikum wird in ihm Batman sehen.’ Es war schrecklich. Es war, als ob da eine steinerne Wand im Weg stehen würde.“ so Adam West über das Etikett Batman.

Aber Adam West nahm sein Schicksal gelassen hin. Er spielte in diversen TV-Serien immer wieder Nebenrollen und kehrte in den 70er auch wieder zu seiner Rolle als Batman zurück. In der kurzlebigen Zeichentrickfortsetzung der Kult-TV-Serie „Ein Fall für Batman“ sprach er die Rolle des Batman und 1983 kehrte er erneut in die Rolle zurück, diesmal in den „Super-Friends“ Cartoons.

Seth McFarlaine würdigte seine Verdienste mit einer festen Rolle in der beliebten Zeichentrickserie „Family Guy“, in der er den  semi-verückten Bürgermeister Adam West in der fiktiven Stadt Quahog spielt.

2012 wurde er mit einem Stern auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood geehrt.

Die vielleicht schönste Ehrung seiner Batman-Darstellung wurde ihm aber mit einer Rolle in der erfolgreichen Sitcom „The Big Bang Theory“ beschert. In der Episode „Lebe lang und in Frieden“ spielt Adam West sich selbst und streitet mit Leonard, Howard und Raj darüber, wer denn nun der beste aller Batmans ist: „Ich müsste die Liste eigentlich anführen“, sagt er grinsend, „dann erst folgen Keaton, Kilmer, der Lego-Batman und Bale. Und ganz am Ende der Liste taucht erst dieser Schönling namens Clooney auf.“ 

Eine letzte Ehrung wurde ihm 2016 zuteil, als Warner/DC den Animationsfilm „Batman: Return of the Capded Crusader“ produzierte. Zum 50jährigen Jubiläum der Serie schlüpften Adam West und Burt Ward noch einmal als Sprecher in ihre alten Rollen.

Adam West starb am 09. Juni dieses Jahres im Alter von 88 Jahren an Leukämie. Mit ihm ist ein Stück Batman-Historie gestorben. Möge er in Frieden Ruhen. Verflixt und zugenäht.

(Gerd Richter)

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Grumpy Old Man, Mediengestalter Bild- und Ton, Film- und Superheldenfan seitdem ich laufen kann. Begeisterter Hobbypodcaster bei www.batmannews.de.

13 Kommentare

  1. Damio sagt:

    Eine traurige nachricht. Er war ein toller schauspieler.ich mochte gern die alten batman filme mit ihm.rest in peace

  2. Damio sagt:

    Es war schön zu hören:das dynamische duo !!!

  3. Jörg1978 sagt:

    Sehr schön geschrieben! Amen

  4. batman_himself sagt:

    Also, das Batmobil dürfte düfte von Corgi sein und nicht Matchbox. Mattel hat allerdings vor wenigen Jahren Matchbox und Corgi gekauft. Das Batmobil gab es in 2 Grössen (Corgi Junior hatte einige ihrer Fahrzeuge in kleineren Ausführungen veröffentlicht, allerdings ohne den Action-Features). Aprpos Action Features: in späteren Auflagen wurde auf einiges verzichtet, wie z.B. dem Hackmesser. Auch unterschieden sich auch sonst die Auflagen. Es gab auch eine Geschenk („Gift“) Box, mit Batmobil, Batboot und Batcopter.

    Was die Maske angeht, so gab es sie vorher in einem Heft als Beilage.

    Und auch in älteren „Superman/Batman“-Heften gab es den 60er-Batman, der ja auf der Serie basiert (er fuhr auch mit dem bekannten Batmobil).
    Im Kino habe Ich den Film nicht gesehen, sondern erst im Fernsehen bei der Sommer-Fernsehaktion damals.
    Die Serie gab es bei uns auch erst 1989 im Zuge des Burtonfilms auf Sat1. Haben immer damit Werbung gemacht, das sie den „wahren“ Batman hätten.

    Adam West war in den letzten Jahren sehr fleissig. Neben Synchroaufnahmen gab es viele Gastauftritte wie zuletzt bei TBBT.
    Das er an Leukämie erkrankt und daran stirbt, hätte Ich aber nie gedacht…

  5. BatBoy sagt:

    Dieser Batman mag heute vielen vor den Kopf stoßen aber er war für mich – ebenso wie für viele andere – mein erster Kontakt mit Batrman überhaupt. Jedem Samstag Morgen schlich ich mich mit meiner Decke runter ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher auf SAT.1 in der Befürchtung, Batman verpasst zu haben. Die Uhr konnte ich damals noch nicht lesen, deshalb orientierte ich mich an den gerade laufenden Sendungen, wann die Serie endlich anfängt. Ich liebte sie! In meinem Zimmer band ich mir ein blaues Handtuch um den Hals und eine Maske von Ronald McDonald verwandelte meinen damals besten Freund in den Clownprinz des Verbrechens. Wir rauften miteinander, dachten uns bedrohliche Todesfallen aus, in denen Batman sich (ich mich) sich zu Tode schaukeln musste oder im Bach vor der Haustür drohte zu ertrinken.
    Und natürlich wollte ich auch ein Superheld werden, komplett mit Maske, geheimen Stützpunkt und verrückten Gadgets. Muss ich erwähnen, dass ich es schlussendlich doch nicht wurde?
    Durch diese Serie fielen mir zum ersten Mal auch die Comicbücher auf, die einen anderen Batman zeigten; irgendwie anders, aber doch Batman; mit spitzen Ohren und Muskeln. Nachdem der Film von Tim Burton in die Kinos kam, verlor ich die Serie aus den Augen, sie lief dann eh nicht mehr in Deutschland bzw. nur selten. Bei Batman bin ich aber geblieben. Dies ist das Vermächtnis, das diese Serie mir hinterlassen hat.

    Thank you for being a wonderful part of my childhood, Mr. West. Farewell!

    • batman_himself sagt:

      Seltsam: Die Serie fing am 1.10.89 an, Tim Burtons Batman kam bei uns erstmals am 26.10.89.
      Die Serie wurde im Free-Tv auf Pro7 1997 gezeigt.
      Den Kinofilm mit Adam West gab es lange Zeit als einziges von der Serie, aber nachdem Warner sich mit Fox geeinigt hat, kam die Serie auch bei uns auf DVD und BluRay und ist auch immer billiger geworden.

      Wer wirklich mal etwas über die Hintergründe sehen will, sollte mal schauen „Back to the Batcave-the Misadventures of Adam and Burt“. Es gibt leider keine Behind-the-Scenes von damals, aber solche Szenen wurde mit 2 anderen (jüngeren) Schauspielern gezeigt. Von der Idee der Serie, dem Casting von Adam West und Burt Ward, den vielen Unfällen von Burt Ward bis zur Einstellung der Serie. Den Film gab es mal unter „Auf den Spuren Batmans“ auf Premiere…

  6. batman_himself sagt:

    Etwas noch zu den Ehapaheften:
    Bei Ehapa sieht man nicht nur das lila, sondern das das blau viel dunkler ist. Auf dem Titelbild idt eigentlich alles in Ordnung (grau statt lila). Die Sprechblasen sind auch interessant: bei Ehapa wurden die Texte stark gekürzt.
    Nicht so schlimm wie bei Condor mit den Marvels, aber schon schlecht:
    http://ralf-h-comics.de/version/bat-217.html.
    Übrigens hatte man in Deutschland vorgehabt, in den 60ern viel Merchandise auf den Markt zu werfen. Die Serie kam damals nicht auf heimischen Fernsehern, vom Merchandise kam so gut wie nichts, ausser den Sachen von Corgi.

    Adam West ist seine Rolle nie richtig losgeworden…

  7. Jonathan Hart sagt:

    Ich habe in kürzlich in einer Episode von Hart aber herzlich gesehen.

  8. dabeggagaggi sagt:

    Die Nachricht hat mich sehr traurig gemacht.
    Ich hab als Kind die Serie geliebt und mich gern im Anschluss einer Episode als Robin „verkleidet“ schwarze Augenbinde, dunkelgrüne Lederhandschuhe und ein umgebundenes Handtuch als Cape.
    Bin nach wie vor ein großer Fan und werd es auch bleiben.

    Vielen Dank für den Nachruf des „wahren“ Batman!

  9. Benjamin Souibi sagt:

    Ach…
    Soeben lief auf PRO7 BBT mit “Adam West“…
    … und es fühlt sich so an, als hätte ich die erste Folge der 60er Jahre Serie (Die Zodiak-Verbrechen) erst gestern gesehen…
    Es betrübt mich wirklich sehr vom Tode “Adam Wests“ zu hören…
    Er war neben “Lee Majors“ einer der ersten Helden meiner Kindheit…

    Jener Batman repräsentierte für mich immer die “Eigenschaften der menschlichen Dynamik“…
    Die 60er Jahre Serie poppig, bunt und voller Stars, hat so herrlich den Zeitgeist eingefangen…
    Vieles von dem, was in der Serie zu sehen war, ist heute noch besser, als in den meisten Batman-Filmen…
    Satire!!! Das ist das, was mir heute, als Erwachsener ebenfalls dazu einfällt…
    Und es ist schön, dass Regisseure wie Christopher Nolan in ihren Filmen so respektvoll mit der
    60er Jahre Serie umgehen…
    Wer diese Serie nicht mag, der kann kein “Batman-Fan“ sein…

    Hatte ja bis zuletzt gehofft “Adam West“ auf einer Comic-Con in Deutschland zu treffen…

    NUN JA…

    R.I.P.

  10. Sephiroth sagt:

    WAS?

    Uha… hätte gedacht er macht noch einige Jahre…

  11. Jonathan Hart sagt:

    Gott sei Dank hat Val Kilmer seinen Krebs besiegt.

  12. dabeggagaggi sagt:

    Der Tod von Adam West hält meine Welt immer noch in Atem.
    Ich frag mich ob das Sequel von „Return of The Caped Crusaders“ noch erscheinen wird, falls daran schon gearbeitet wurde…

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