Suicide Squad: Chaos hinter den Kulissen

Mit ‚Suicide Squad‘ startete diesen Donnerstag in Deutschland nach ‚Man of Steel‘ und ‚Batman v Superman‘ der dritte Film des DC Extended Universe. Schon zum US-Start waren dem Film nicht viele wohlwollende Kritiken vergönnt. Der renommierte ‚Hollywood Reporter‘ hatte prompt einen Artikel über die anstregenden Produktionsverhältnisse und Konflikte hinter den Kulissen von ‚Suicide Squad‘ parat.

DER WETTLAUF MIT DER ZEIT

Im Oktober 2014 gab Warner Bros ihren Fahrplan für 10 DC Filme bis 2020 bekannt, darunter auch ‚Suicide Squad‘, welcher im selben Jahr wie ‚Batman v Superman‘ starten soll. 2 Jahre Entwicklungszeit für einen Film schien für das Studio kein Problem darzustellen. Doch für Autorenfilmer Ayer begann damit ein Wettlauf mit der Zeit. Er hatte angeblich nur 6 Wochen Zeit, um das Drehbuch zu schreiben und die Produktion musste prompt starten.

Wobei diese 6 Wochen angezweifelt werden dürfen. Laut Produzent Charles Roven fanden die ersten Gespräche mit Ayer über das ‚Suicide Squad‘-Projekt bereits im Sommer 2014 statt, als Ayer gerade die Dreharbeiten zu ‚Herz aus Stahl‘ beendete. Schon damals hatte Ayer die klare Vision, eine einfache Geschichte zu erzählen, welche Freiraum für interessante Charaktere ermöglicht. Die Schauspieler bereiteten sich seit Januar 2015 auf ihre Rollen vor, während Ayer laut seinem Twitter-Account am Feinschliff seines Drehbuchs saß. Die erste Klappe fiel am 13. April 2015.

Für das Studio gab es eh nie die Option den Film zu verschieben, weil durch die Bekanntgabe der Filme die Vermarktungs-und Merchandisepartner mit großen Aufwand koordiniert werden mussten. „Große Tentpole-Projekte zu verschieben stellt ein mächtiges Unterfangen dar“, wird ein Insider zitiert.

DER REGISSEUR OHNE BLOCKBUSTER-ERFAHRUNG

David Ayer („Herz aus Stahl“,“End Of Watch“) hatte bisher keine großen Blockbuster betreut, sein teuerster Film stellte bislang „Herz aus Stahl“ mit einem Budget von 68 Millionen Dollar (Einspiel weltweit: 211 Millionen Dollar) dar. Das Budget von „Suicide Squad“ beträgt offiziell 175 Millionen Dollar, inklusive der kostspieligen aber einkalkulierten Nachdrehs.

SUICIDE SQUAD

Ein Produzent mit Franchiseerfahrung meint dazu gegenüber dem Hollywood Reporter, dass es viele erfahrene Regisseure gibt, die solch große Filme nicht betreuen wollen. Sie wollen gerne verschiedene Projekte hintereinander produzieren oder ein Projekt mit genügend Vorlauf – meist über 5 Jahre hinweg – entwickeln. Und es gibt auch wirtschaftliche Gründe für die Wahl eines Regisseurs: Erfahrene Regisseure sind teuer. So greift man auf weniger erfahrene Filmemacher zurück, die für große Blockbuster an Bord geholt werden. Machmal geht das gut wie im Falle von Colin Trevorrow und „Jurassic World“ und machmal eben auch nicht, wie im Falle von James Bobin und „Alice Through the Looking Glass“.

PROBLEMLÖSUNG IM SCHNITT

Nervös war man von Anfang an, doch dies verstärkte sich nach den negativen Reaktionen auf „Batman v Superman“. Warner Chef Kevin Tsujihara wurde als „richtig sauer über die Beschädigung der Marke“ zitiert. Zweifel kamen auf, ob der Film dem Spaß und der kantigen Tonalität der Trailer gerecht würde. So lies man Trailer Park, die Agentur, die den Teaser-Trailer geschnitten hatte, an einer eigenen Schnittfassung arbeiten, um sie gegen David Ayers düstere Version antreten zu lassen.

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David Ayers erste Schnittfassung vom 6. Februar 2016 (per Twitter)

Im gesamten Prozess sollen verschiedene Filmeditoren am Schnitt des Films gearbeitet haben. Im Abspann des fertigen Films ist aber nur John Gilroy als Filmeditor gelistet. Dieser soll aber laut Informationen von THR das Projekt noch vor Ende verlassen haben und der finale Schnitt von Michael Tronick (‚Straight Outta Compton‘) stammen.

„Es war eine außergewöhnliche Erfahrung. Wir haben ständig viel experimentiert und eng zusammengearbeitet. Aber wir sind sehr stolz auf das Ergebnis. Es ist ein David Ayer-Film. Und Warner ist stolz darauf ihn präsentieren zu dürfen.“ – Greg Silverman, Warner Bros. Production President.

Im Mai wurde Ayers düstere Version und eine fröhlichere, vom Studio favorisierte Version einem Testpublikum in Nordkalifornien gezeigt. Nachdem die Ergebnisse der Testvorführung ausgewertet wurden, war schnell klar, dass die finale Version in einer Mischung der beiden Schnittfassungen enden würde. Den Entscheidern war es allerdings wichtig, dass David Ayer weiterhin im Prozess bleibt und man sich auf einen Konsens einigt. Besonders die vom Studio favorisierte Version mit der frühen Einführung der Charaktere und den witzigen Grafiken kam gut an. Nachdem diese Schnittfassung fertig gestellt wurde, war klar, dass zusätzliche Nachdrehs nötig waren, um die Version abzurunden.

PANIK UND EGOS

Die nun herrschende Situation wird von einem Insider als „panisch und egoistisch“ beschrieben, anstatt an die tonalen Probleme des Films überlegt heranzugehen. Der Druck auf Ayer stieg und so kündigte er in einer Kurzschlußreaktion seinem langjährigen Agenten und seiner Agentur, um nur innerhalb eines Tages wieder zurückzukehren. Anscheinend war Ayer sehr erschöpft und benötigte Zeit, um Ideen für die Problemlösung zu finden.

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Doch es gab noch andere Spannungsfelder. Wochen, bevor die 2 Versionen getestet wurden, hatte Warner das kommende Projekt von Ayer „Bright“ abgelehnt, welches ebenfalls mit Will Smith umgesetzt werden sollte. Das Projekte landete letztendlich für 90 Millionen Dollar bei Netflix. Nachdem eine weitere ‚Suicide Squad‘-Schnittfassung vor einem Testpublikum gezeigt wurde und die Auswertung gut genug ausfiel, kehrte Ayer zu dem Projekt zurück.

Charles Roven, Produzent der Dark Knight-Trilogie, ‚Batman v Superman‘ und ‚Suicide Squad‘ kommentiert den Artikel des Hollywood Reporters im Interview mit dem Wall Street Journal wie folgt:

„Ja, es gab mehrere Schnittfassungen des Films. Aber es ging letztendlich nur darum, die richtige Form des Films zu finden. Ich mache dies nun schon seit sehr langer Zeit und sowas ist nicht das erste Mal der Fall und wird auch nicht das letzte Mal sein.

Große Tentpole-Produktionen wie ‚Suicide Squad‘ müssen ihr Startdatum einhalten. Dies erlaubt den Filmemachern nicht den Luxus von langwierigen Postproduktionen und verschiedenen Schnittfassungen. Deshalb werden manchmal mehrere Leute an Bord geholt, um nach langen Tagen und Nächten die Arbeit zu vollenden.“

EINE FRAGE DES ERFOLGS

Nun stellt sich die Frage, ob diesem Chaos hinter den Kulissen ein finanzieller Erfolg folgt oder es der Marke DCEU schaden wird. Laut einem THR-Insiders muss der Film weltweit 750-800 Millionen Dollar einnehmen, um Gewinne einzufahren. Forbes.com bezeichnet diese Einschätzung als „falsch“ und meint, 600 Mio. Dollar an weltweiten Einnahmen würden dem Film bereits reichen, um in die Gewinnzone einzufahren und untermauert dies mit typischen Faktoren eines Hollywood-Blockbusters, die gerne „vergesssen“ werden, wie  z.B. Finanzierungspartnern, Product Placement-Deals, Vertriebsaktivitäten, Steuergutschriften, Lizenzvergaben, etc.

Nach nun 2 Wochen steht ‚Suicide Squad‘ bei 509 Millionen Dollar weltweit.

Quelle: TheHollywoodReporter

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8 Kommentare

  1. Frank Drebin sagt:

    Ich war skeptisch, aber man wird manchmal eines besseren belehrt.
    Welche Fassung kommt als BD?

  2. batgadget sagt:

    @batcomputer: haben die auch Batmanszenen herausgeschnitten? Ayer hatte ja groß angekündigt, dass man Batman noch nie so in einem Film gesehen hätte und es wurde ja von 10-15 Minuten an Filmzeit gemunkelt nach einer Testvorführung für Fans, aber da blieb doch kaum etwas übrig ::(

    • Avatar-Foto Batcomputer sagt:

      Ich vermute mal, das du die Aussage meinst, Batman würde man aus der Sicht der Bösen sehen – und ja, dem ist auch so. Nein, es wurde keine Batman-Szene meines Wissens geschnitten.

      Mit den 10 bis 15 Minuten ist das so eine Sache, wenn jemand aus der Erinnerung solch eine Äußerung tätigt. Demjenigen kamen diese paar Minuten, wenn nicht sogar Sekunden, wie 10 Minuten vor – solche falschen weil gefühlte Einschätzungen passieren öfters.

  3. Gerd sagt:

    Wenn sich Warner nicht darauf einlässt, einen Directors Cut für die Heimkinowertung zu bringen, dann wird es müßig sein, darüber zu diskutieren. So ich wich den Film beurteile und was an Gerüchten und oder Fakten gerade kursiert, reden wir da nicht um ein paar zusätzliche Minuten sondern um eine komplett andere Schnittfassung und die könnte dann gegebenfalls kürzer ausfallen.

    Aber wie ich schon sagte, ohne diese Schnittfassung begutachten zu können, ist es einfach nur müßig darüber zu reden.

  4. YellowEyeDemon sagt:

    Selbst eine andere Schnittfassung kann den Film nicht retten.

  5. Visual Noise sagt:

    Egal was da nun passiert ist, oder sein soll…man wächst an seinen Aufgaben und irgendwie haben es ja fast alle überlebt (Hätte ein Spoiler werden können…)!? 🙂

  6. batman_himself sagt:

    Also, bei so Großprojekten gibt es immer irgendwelche Probleme. Schon bei „Superman der Film“ gab es die. Ganz zu schweigen davon, bis es lange dauerte, bis Superman 2006 in die Kinos kam.
    Es wundert mich eher, das es hier „nur“ um Schnittfassungen geht. Meist liegt es an der Finanzierung…

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